Benutzer:ChoG/Überarbeitung Religionssensible Erziehung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Religionssensible Erziehung ist ein religionspädagogisches Handlungskonzept für Erzieherberufe. Hiernach hat ein junger Menschen das Recht auf Orientierung und Begleitung in religiösen Belangen. Das Ziel von Erziehung ist Befähigung junger Menschen zur eigenen Lebensführung. Dem Ansatz des Konzepts zur Folge kann religionssensible Erziehung eine Dimension von Erziehung sein.

Geschichte des Konzepts

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Konzept einer religionssensiblen Erziehung wurde im Rahmen des Forschungsprojektes „Religion in der Jugendhilfe“ am Jugendpastoralinstitut Don Bosco Benediktbeuern in den Jahren 2005 bis 2008 speziell für die Heimerziehung entwickelt. Mittlerweile ist dieses Konzept auch in andere pädagogische Felder übertragen worden, etwa auf die Kindertageseinrichtungen.

Inhalte des Konzeptes

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Religionssensible Erziehung setzt eine Haltung der Achtsamkeit, Feinfühligkeit, Behutsamkeit und des Respekts gegenüber dem gesellschaftlichen Phänomen der Religion voraus. Ebenfalls erforderlich ist das Interesse für religiöse Spuren in der eigenen Biografie und im Leben der jungen Menschen.

Dementsprechend beginnt eine religionssensible Erziehung nicht beim Sozialisationsinteresse einer Kirche oder Religionsgemeinschaft, sondern beim Existenz- bzw. Lebensglauben junger Menschen. Sie versucht, die Hoffnungen, die spirituellen Momente, die existenziellen Sehnsüchte und die Unbedingtheits- und Transzendenzerfahrungen im Leben von Kindern und Jugendlichen „wahrzunehmen, herauszufordern und zu begleiten“[1]. Hierbei können die Erzieher in einem zweiten Schritt auch auf religiöse Traditionen, Symbole, Rituale, Werte und religiöse Gemeinschaften zurückgreifen und deren „objektiven Glauben“ in pädagogischer Absicht ins Spiel bringen. Wie in der gesamten pädagogischen Arbeit gilt dann auch hier: Die Person des Erziehers/der Erzieherin und eine vertrauensvolle Beziehung zum jungen Menschen sind der Schlüssel für die Entwicklung einer Lebensfähigkeit, die auf dem Vertrauen (fides, d.h. auch Glaube!) zu sich selbst, zu Mitmenschen, zur Welt und in Gott basiert.

Praxis einer religionssensiblen Erziehung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die fünf Grundsätze einer religionssensiblen Erziehung lauten:

  1. Die Lebensgeschichte der Kinder und Jugendlichen, ihre Lebenswelt und ihr existenzielles Ringen – ihre Sehnsüchte und Hoffnungen, ihre Sorgen und Ängste – wahrnehmen, wertschätzen, herausfordern und begleiten sowie die darin vorhandenen religiösen Spuren identifizieren und versprachlichen.
  2. Die alltägliche pädagogische Arbeit als basale, indirekte Form religiöser Erziehung begreifen. Eine hohe fachliche Qualität und eine vertrauensvolle Nähe zu den Kindern und Jugendlichen sind in theologischer und religionspädagogischer Hinsicht höchst bedeutsam.
  3. Den Sozialraum „Jugendhilfe-Einrichtung“ als Lernwelt anregend gestalten – auch in religiöser Hinsicht:
    1. hinsichtlich der Raumgestaltung
    2. hinsichtlich der Beziehungsgestaltung
    3. hinsichtlich der Regelgestaltung
  4. Besondere Anlässe im Lebensraum und deren Bildungspotential auch für religiöse Aneignungsprozesse nutzbar machen:
    1. Biografische Stationen und Anlässe
    2. Feste und besondere Ereignisse in der Einrichtung
    3. Jahreszyklus mit den „Festen“
    4. Öffentliche Ereignisse (Gesellschaft, Kirche, Kommune)
  5. Die Einrichtung mit geeigneten sozialen, kulturellen und religiösen Institutionen des Umfeldes vernetzen und deren Ressourcen für die religiöse Erziehung/Bildung sowie für die soziale Einbettung junger Menschen nutzbar machen.

Rezeption und weitere Entwicklungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im neuen Handbuch der Hilfen zur Erziehung (Freiburg, Lambertus Verl., 2014, S. 509-515) wird im Rahmen der Darstellung von religionspädagogischen Ansätzen als neuester Ansatz die Religionssensible Erziehung aufgeführt.

Das „Rauhe Haus“ in Hamburg hat das Konzept aufgegriffen und in Zusammenarbeit mit der in Hamburg ansässigen Akadamie der Weltreligionen zu einer „kultur- und religionssensiblen Erziehung“ in ihren Einrichtungen weiterentwickelt.

Der Bundesverband katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe e.V. (BVKE) mit Sitz in Freiburg hat den Ansatz für situationsgerecht beurteilt und trägt zu seiner Verbreitung im ganzen Bundesgebiet bei, zum Beispiel im Rahmen einer bundesweiten Fachtagung in Augsburg 2013

An der Pädagogischen Hochschule Freiburg wurde im Jahr 2014 eine Dissertation mit dem Titel Religionssensible Bildung in Kindertageseinrichtungen: Eine empirisch-qualitative Studie zur religiösen Bildung und Erziehung im Kontext der Elementarpädagogik angenommen. Diese Arbeit rezipiert explizit den Ansatz von Lechner/Gabriel und integriert ihn in die wichtigsten konzeptionellen Ansätze der Frühpädagogik. Auch im Sammelband Wohnt Gott in der Kita wird der Ansatz der Religionssensiblen Erziehung aufgegriffen.

Weltanschaulich neutrale Zeitschriften wie die „Deutsche Jugend“ (H. 10/2007, S. 436-443) und „Jugendhilfe“ (H. 5/2007, S. 232-239) zeigten Interesse an dem Ansatz der Religionssensiblen Erziehung und publizierten Ergebnisse des Forschungsprojektes.

Mehrere Fachhochschulen für Soziale Arbeit (u.a. Darmstadt; Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin) lehren und verbreiten den Ansatz der religionssensiblen Erziehung als adäquate (religions-) pädagogische Antwort auf heutige multikulturelle Bedingungen.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Vgl. Friedrich Schweitzer, Die Suche nach eigenem Glauben. Einführung in die Religionspädagogik des Jugendalters, Gütersloh 1996.
  • Martin Lechner/Angelika Gabriel (Hg.), Religionssensible Erziehung. Impulse aus dem Forschungsprojekt, „Religion in der Jugendhilfe“ (2005-2008), München 2009 - ISBN 978-3-7698-1741-6
  • Martin Lechner/Martin Schwer (Hg.), Werkbuch Religionssensible Erziehungshilfe, „Religionssensible Erziehung in den Diensten und Einrichtungen der Erziehungshilfen in der Diözese Rottenburg-Stuttgart“, Berlin 2009 - ISBN 978-3-8680-5341-8
  • Martin Lechner/Angelika Gabriel (Hg.), Anstößiger Glaube – Anstöße zum Glauben. Spirituelle Impulse aus einer Fotostudie mit Jugendlichen, München 2009 - ISBN 978-3-7698-1740-9
  • Katrin Bederna/Hildegard König (Hg.), Wohnt Gott in der Kita? Religionssensible Erziehung in Kindertageseinrichtungen, Berlin 2009 - ISBN 978-3-5892-4670-0
  • Martin Lechner/Angelika Gabriel (Hg.), Brennpunkte. Religionssensible Erziehung in der Praxis, München 2010 - ISBN 978-3-7698-1832-1
  • Angelika Gabriel, Inspirationskarten für Jugendliche, München 2012
  • Judith Weber, Religionssensible Bildung in Kindertageseinrichtungen. Eine empirisch qualitative Studie zur religiösen Bildung und Erziehung im Kontext der Elementarpädagogik, Münster 2014 - ISBN 978-3-8309-8150-3
  • Martin Lechner, Norbert Dörnhoff, Stephan Hiller (Hg.), Religionssensible Erziehung in der Jugendhilfe. Benachteiligte Kinder und Jugendliche in ihrer religiösen Entwicklung fördern.; Freiburg 2014 - ISBN 978-3-7841-2624-1


[[Kategorie:Religionspädagogik]] [[Kategorie:Salesianer Don Boscos als Thema]]