Benutzer:Commander-pirx/Entwurf Conrad Geißler

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Conrad Geißler (auch Geissler) (* 18. Mai 1825 in Eilenburg; † 24. Mai 1897 ebenda) war ein bedeutendter Orgelbauer in Sachsen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sein Name steht für bedeutende sächsische spätromantische Orgel. des 19. Jahrhunderts.

Über das Leben Geißlers ist noch wenig bekannt. Sein Vater Gottfried Geissler war kirchlicher Seminardirektor in Eilenburg. Die Schreibweise des Namens lautet wahrscheinlich zuerst Geissler, während die spätere Orgelbauliteratur die Schreibweise Geißler benutzt.

Conrad Geißler spielte selbst Orgel. Von ihm ist bekannt, dass er mit 20 Jahren im Juni 1845 die Orgel seines Lehrmeisters Ludwig Weineck zum Einweihungskonzert der neuen Eilenburger Stadtkirchenorgel gemeinsam mit seinem Vater ein vierhändiges Orgelstück spielte.

Geißler war verheiratet mit einer Auguste Itelena Ernstina Kaldrack und hatte (soweit nachweisbar) fünf Kinder: davon vier Söhne, von denen (soweit nachweisbar) drei ihren Vater nicht überlebten, und eine Tochter Margarete verh. Platen, die noch 1935 lebte und Kantorin in Eilenburg war.

Das Orgelbauhandwerk erlernte er wahrscheinlich bei dem ebenfalls aus Eilenburg stammenden und dort seit mindestens 1839 ansässigen Orgelbauer Ludwig Weineck. Als dieser Ende 1844 oder Anfang 1845 den Weineckschen Betrieb nach Bayern verlegte, folgte ihm Geißler kurzzeitig [1], begab sich danach aber auf Wanderschaft, die damals übliche Methode, um bei anderen Orgelbauern Erfahrungen zu sammeln, Neues kennenzulernen und seine Ausbildung zu vervollkommnen.

In dieser Zeit der Wanderjahre arbeitete er von 1846 bis 1848 bei dem bedeutenden J. G. Mende in Leipzig, bei dem Orgelbauer Ullmann in Wien von etwa 1848 bis 1850, danach bei Maerz in München 1850/51 und wohl anschließend im selben Jahr noch kurz bei der seinerzeit schon berühmten Werkstatt E. F. Walcker in Ludwigsburg. Die letzte bekannte Station seiner Wanderjahre war bei G. Schlimbach in Speyer 1851/52.

1852 gründete Conrad Geißler inzwischen Orgelbaumeister, in Eilenburg eine eigene Orgelbaufirma. Sein Erstlingswerk stand in der katholischen Kirche in Torgau.

Geißlers erste Orgeln besitzen das damals hochmoderne System der mechanischen Kegellade, das erst 1842 von Eberhard Walcker in Ludwigsburg erfunden wurde. Die große Orgel in Profen bei Zeitz von 1853 - Geißlers opus 2 - ist somit wahrscheinlich die älteste noch heute erhaltene größere Kegelladenorgel in Ostdeutschland. Diese Orgel verschaffte Geißler Anerkennung und Beachtung, so dass auch in der Urania, der damals bedeutendsten Orgelbauzeitschrift Deutschlands, 1854 eine sehr lobender Artikel über ihn erschien. Für den jungen Orgelbauer mit frisch gegründeter Firma war das ein guter Start, so dass es ihm in den nächsten Jahren nicht an Neubauaufträgen mangelte.

Dies war keine Selbstverständlichkeit. Eilenburg war für Sachsen Provinz und inzwischen auch politisch im Abseits: seit 1815 in der Folge der politischen Umwälzungen aus Napoleonischen Kriegen und der Mediatisierung war die Stadt als Provinz Sachsen zu Preußen gekommen. Nur wenig industriell ausgeprägt, war die Landschaft im Flusstal der Mulde südlich der Dübener Heide am östlichen Rand der Leipziger Tieflandsbucht für einen Orgelbauer ein mühsames Brot. Wenn überhaupt konnten sich die ländlichen Kirchengemeinden nur kleine Orgeln leist. Conrad Geißler schaffte es dennoch nicht nur 120 (121) Orgeln zu vollenden, sondern er behauptete sich auch zeitlebens gegen Nicolaus Schrickel, einen ebenfalls guten Orgelbaumeister, der auch kurz zuvor in Eilenburg ansässig wurde.

Geißlers Orgelbauten und -prinzipien

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Nach nur wenigen Kegelladenorgeln zwischen 1853 und 1856 (u.a. in Profen, Elsnig (OT Mockritz), Schöna und Hohenlubast) kehrte Geißler zur klassischen mechanischen Schleiflade zurück, dem System der Windverteilung in der Orgel, das bereits seit Jahrhunderten im Orgelbau angewandt wurde und auch heute als Ideal gilt.

Anders als der experimentierfreudige Nicolaus Schrickel ist die Konstruktion seiner Orgeln nach bewährten Prinzipien angelegt gewesen. Bessere Funktionssicherheit und noch heute sich in gutem Zustand befindliche und gut spielbare Orgeln sind die Früchte dieser Arbeit. Conrad Geißler hat sowohl klassische Wellenbretter bzw. -rahmen, als auch Strahlenmechaniken mit Winkeln oder Wellenrahmen mit querliegenden Wellen gebaut. [2] Zweckmäßigkeit bestimmte bei ihm die auszulegende Funktion.

Bei ihm haben große zweimanualige Orgeln haben Oberwerke, kleinere ein Hinterwerk als II. Manual, wobei die Hinterwerkslade stets mit der Hauptwerkslade verbunden, aber nicht durchschoben ist. Sein wohl härtester Konkurrent Schrickel baute dagegen für seine Hinterwerke stets separate Laden oder legte er das II. Manual als Unterwerk unter die hochgestellte Pedallade.

Bei Geißler steht das Pedal immer ebenerdig hinten in der Orgel. Fast durchweg sind die Windladen in C- und Cs-Seite aufgeteilt. Bei einmanualigen und Orgeln mit Hinterwerk stehen die tiefen Pfeifen überwiegend außen, in den Pedal- und den Oberwerken dagegen fast immer in der Mitte. Als Gebläse bevorzugte Geißler bei größeren Orgeln die zu seiner Zeit modernen Kastenbälge. Diese sind an vielen seiner Orgeln noch erhalten: so in Kirchen in Elsnig (OT Mockritz), Krostitz, Seyda und Schweinitz. Kleinere Orgeln haben Parallelfaltenbälge mit zwei darunterliegend Keilschöpfbälgen, die mit einem Handhebel wechselweise zugleich bedient werden. Bei seinen kleineren einmanualigen Orgeln sind diese direkt im Unterbau der Orgel untergebracht, so in Gentha und Zemnick.

Auf das Calcentenglöckchen in Form eines richtigen Messingglöckchen hat Geißler nie verzichtet, selbst wenn der Calcant nur um die Ecke stand. Manual- und Pedalkoppel sind die einzigen Spielhilfen. Viele Orgeln haben zur Symmetriewahrung noch einen funktionslosen vacat-Zug. Die Klaviaturen haben stets weiße Untertasten. Diese wurden mit gebleichten Knochen, die Obertasten mit Ebenholz belegt.

Seine frühen großen Orgeln haben noch farbige Registerschilder, später sind alle Schilder weiß, dafür mit HW, OW und P gekennzeichnet. Seine Spieltischgestaltung in Form von rötlichem Mahagonifurnier und schwarzem Leistenrahmen um das Vorsatzbrett hat Geißler zeitlebens kaum verändert. Typisch sind auch die Firmenschildchen, auf den ab opus 100 die Opusnummer verzeichnet ist. Einige seiner Orgeln zwischen 1885 bis 1893 besitzen außerdem auf der Rückseite der Spieltischfüllung handgeschriebene Erbauerinschriften von ihm, wie z.B. in Döbern, Staupitz oder Dahlenberg). Technische Raffinessen wie Oktavkoppeln oder Schwebungsregister hat Geißler nie gebaut. Auch Schwellwerke hat Geißler ( im Gegensatz zu Schrickel, der sie teilweise bereits bei kleinsten Orgeln mit 10 Registern einbaute) nur in seinen größten 3-manualigen Orgel sowie in der Eilenburger Bergkirchenorgel gebaut. Das Schwellwerk in Jessen (1868 II+P/21) ist laut den Akten erst 1932 von Sauer gebaut worden, hatte aber möglicherweise einen Vorgänger von Conrad Geißler).

Geißlers Vorbilder und Klangbilder

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Klanglich orientierte sich Geißler bei seinen ersten Orgeln an seinem Leipziger Lehrmeister Johann Gottlob Mende, dem Erbauer der großen Universitätskirchenorgel in Leipzig, technisch hingegen an Eberhard Friedrich Walcker, dem großen Protagonisten der mechanischen Kegellade. Sein Lehrer Mende hat sehr stark die sächsische Orgelbautradition aufgegriffen und an Geißler weitergegeben. Eine Beziehung Geißlers zur sächsischen Silbermannschule ist aber nicht feststellbar. Sein einziger nachgewiesener sächsischer Lehrmeister Mende war Schüler von Karl Heinrich Albrecht von Knoblauch, von dem ebenfalls keine Beziehung zu einem Silbermannschüler bekannt ist.

Viele Ähnlichkeiten bestehen auch zu Friedrich Ladegast aus Weißenfels, für den Geißler zwischen 1864 und 1873 mehrere Orgelneubauten ausgeführt hat, so in Mölkau-Zweinaundorf, Groß Särchen, Knautnaundorf und im heutigen Leipzig-Thonberg). Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass Geißler, wie gelegentlich in der Literatur behauptet, ein Schüler Ladegasts war, denn 1852 war die Ladegast-Werkstatt noch eine unbedeutende, erst wenige Jahre alte kleine Werkstatt.

Typisch für Geißler ist der noch ganz in klassisch-sächsischer Orgelbautradition gebaute kräftige, markige Plenumklang der Prinzipalregister und der kraftvolle, füllige Tuttiklang seiner Orgeln. Der Prinzipalchor ist, einschließlich Octaven 4`und 2` und Mixtur, bei mittleren Orgeln Quinte 2 2/3`und bei großen Orgeln auch in Terz 1 3/5`oder Cornett voll ausgebaut. Die Oberwerke der größeren zweimanualigen Orgeln besitzen noch einen Prinzipalchor (einschließlich Mixtur) auf Geigenprinzipalbasis. Bei kleineren zweimanualigen Orgeln fehlt dieser allerdings im 2. Manual. Mixturen sind meist 3- bis 4-fach und beginnen bei kleineren und mittleren Orgeln auf 1 1/3`, bei großen Orgeln (ab circa 18 Registern) auf 2`, und repetieren auf c, c`und c``. Pedale haben die übliche Besetzung Subbaß 16´und Octavbaß 8`, bei mittelgroßen Orgeln noch Violon 16`und danach Posaune 16`.[3]

Im Principalchor ist der typische Grundbestand charakteristischer Register[3] der Romantik dargestellt: Gedackt, Hohl-, Doppel-, und Traversflöte, Viola da Gamba, Salicional, bis um 1880 auch ein Quintatön in 8`-Lage, Geigenprincipal, Fugara, Gemshorn, Rohrflöte, Hohlflöte oder Flaut minor, gedeckt in 4`-Lage, Bordun und Violon in 16`-Lage. Die Traversflöten hat Geißler aus Holz gebaut, jedoch fast immer im Diskant ab g` überblasend ([4] Dabei sind teilweise runde gebohrte Pfeifen (diese meist in Ahorn, z.T. Birne ausgeführt), aber auch traditionelle viereckige Pfeifen (jeweils mit kreisrunden Labien und Anblasvorrichtungen von außen) zu finden. Bordun 16`[3] ist bei kleineren Orgeln oft erst ab c gebaut, die tiefe Octave ist nach einem der 8`-Register verführt. Auch das Principal 8` ist bei vielen kleinen Orgeln erst ab c (bestenfalls schon ab B, A oder G) gebaut - die tiefen Töne sind meist gedeckt aus Holz, seltener offen aus Holz. Im Nebenwerk sind fast durchweg die 8`-Register paarweise von C-H zusammengeführt. Interessant sind die tiefen Pfeifen (meist C-E, in Jessen 1868 aus Platzgründen sogar in C-A) der Violonbässe 16` im Pedal bei kleinen und mittleren Orgeln: Sie bestehen aus hölzernen Zwillingspfeifen: einem offenen 8`, auf dessen Vorderseite eine gedeckte 5 1/3`-Pfeife angeklebt ist (mit Windzuführung in der Pfeifenwand), und die zusammen einen sehr gut täuschenden 16`-Kombinationston ergeben.

Zungenstimmen treten nur in den größeren zweimanualigen und in den dreimanualigen Orgeln auf: zuerst Posaune 16` im Pedal, später Trompete 8` im Hauptwerk[3]. Nebenwerke haben kaum Zungen. Bei dreimanualigen Orgeln hat nur das 2. Manual eine Zunge (Oboe 8`in Torgau), das 3. Manual nicht. Im Pedal kommt hier als 2. Zungenstimme Trompete 8` hinzu. Die Posaunen 16`im Pedal sind teilweise klassisch sächsisch gebaut: aufschlagend mit Holzbechern (z. B. in Schweinitz 1876 und Profen 1853), teilweise aber auch in der modernen durchschlagende Bauweise mit Zinkbechern (z.B. in Eilenburg 1864, in Jessen 1868, Tiefenfurth 1873 und in Krostitz 1875/76). Von den Hauptwerkstrompeten 8`ist diejenige in Eilenburg (1864) in französischer Bauweise aufschlagend gebaut mit sehr engen, am oberen Rand trichterförmigen Bechern in voller Länge, während die Tiefenfurther Trompete 8` (1873) durchschlagend in der Art einer Klarinette gebaut ist mit Bechern in 1/4 -Länge.[3] Von ersterer sind ca. 15 überwiegend beschädigte Pfeifen, letztere vollständig mit Ausnahme eines Teils der Zinnbecher erhalten und gehören damit zu den sehr seltenen Zeugnissen vom Manualzungenstimmen aus dieser Zeit.

Conrad Geißler, der zu Beginn seiner Tätigkeit technisch und klanglich sehr fortschrittlich war, blieb im Alter dann zunehmend konservativ und vertraute Althergebrachtem. Obwohl am Ende des 19. Jahrhunderts pneumatische Trakturen, ausgeklügelte Registerkombinationsschaltungen, Schwellwerke, zarte Streicherschwebungen und ein füllig-mächtiger Tuttiklang fast schon zum Muss des damaligne modernen Orgelbaus gehören, werden diese bei Geißlers Orgeln mit Ausnahme der wenigen Schwellwerke kaum eingesetzt. Bis zuletzt behält Geißler seinen Klangstil mit relativ geringen Reminiszenzen an den Zeitgeschmack bei. Ab etwa 1880 beginnt sich aber die Intonation der Orgeln im Sinne der Spätromantik zu ändern: Die Intonation der Prinzipale wird kraftvoller und härter, die Streicher erhalten mehr Schärfe, Terzen und Cornette werden kaum mehr gebaut, die selbständige Quinte wird mit der Octave 2` zur Rauschquinte vereint.[3] Der Klang der vollen Orgel wird nun dunkler und wuchtiger ("nachzuhören in Seyda (1881)"). Ab 1888 werden bereits ab neun Registern zwei Manuale mit Bordun 16` und Principal 8`gebaut[3] (in Weidenhain, Wörblitz und Boragk), während die frühen gleichgroßen Orgeln nur 1 Manual mit Viola da Gamba 8` als größte offene Grundstimme haben (z.B. in Schöna, Gorsdorf und Dörstewitz). Dennoch behält Geißler selbst bei kleineren Orgeln den voll ausgebauten Prinzipalchor bis zum Lebensende bei (z.B. die Sitzenrodaer Orgel von 1897). Modische spätromantische Register wie Konzertflöte, Aeoline und Vox coelestis[3] hat er nie gebaut.

Die Experimentierfreude des Orgelbaus im 19. Jahrhundert ersetzte Geißler durch eine vorzügliche handwerkliche Arbeit und eine robuste, dauerhafte Funktionsweise seiner Orgeln. Kleinere Orgeln ähneln sich oft. Conrad Geißler hat bewährte Bauschemata wiederholt und dadurch Kosten gespart, ist jedoch nie in die Gefahr der Serienbauweise verfallen. Geißler war so der ganze Gegensatz seines Eilenburger Konkurrenten Schrickel, dem auf der Suche nach Neuartigem "nichts heilig" war, und der damit oft Lösungen schuf, deren Funktionssicherheit wenig befriedigte oder eben teuer war. [5]

Orgeln und Werkstatt

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Insgesamt 120 Orgeln hat Conrad Geißler in seinem Leben gebaut. Er gehörte damit zu den produktivsten Orgelbauern Sachsens. Den Höhepunkt seiner Produktivität erreichte er in den 1870er Jahren. 1873 entstand dann seine größte und einzige neu erbaute dreimanualige Orgel in der Stadtkirche in Torgau mit 44 Registern auf 3 Manualen und Pedal.

Der Großteil seiner Orgeln befindet sich um Delitzsch, Eilenburg und Torgau sowie im Landkreis Wittenberg (jeweils rund 30 Orgeln). Geißler lieferte aber weit über eien eigentliches Verkaufsgebiet hinaus. Orgeln von ihm standen oder stehen im Leipziger und Grimmaer Gebiet, in Cainsdorf (heute Ortsteil von Zwickau), bei Naumburg, Apolda, Cottbus, Dresden und Neuruppin, im heute polnischen Sorau und sogar eine Orgel in Russland. Er baute vor allem mittlere und kleinere Orgeln für die Dorfkirchen; seine kleinsten haben nur vier Register auf einem Manual und angehängtem Pedal (Zemnick). Von diesen sind die meisten noch heute, meist sogar unverändert, erhalten, während die großen Stadtkirchenorgeln meist stark verändert oder ganz durch Neubauten ersetzt wurden (letzteres trifft für alle dreimanualigen Werke zu).

Umbauten und Reparaturen hat Geißler dagegen nur in wenigen Fällen durchgeführt. Auf diese wenig dankbaren Aufträge konnte er Dank seiner guten Neubauauftragslage verzichten. Die Zahl der Mitarbeiter dürfte zweitweilig bis zu 15 erreicht haben. 1880 erwähnt er zehn Gesellen, 1881 hat er zeitweilig nur acht Gesellen, nachdem zwei Gesellen zum Militärdienst eingezogen wurden. Die Werkstatt befand sich (spätestens seit 1863) in der Rinckartstraße in Eilenburg. Dieses Haus wurde im April 1945 mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört.

Die Werkstatt hatte bereits einen Saal, in dem die Orgeln komplett aufgebaut und vormontiert wurden. Das erspart einen Großteil der Arbeiten vor Ort, so dass die Aufstellung der Orgeln auf wenige Wochen verkürzt werden konnte und Kosten sparte. Modern war Geißler hinsichtlich der Werbung. Erstmals 1879 (ergänzte Nachauflagen sind von 1883 und 1890) ließ er ein Heftchen mit einem Verzeichnis aller seiner Orgeln und einem Bild der Torgauer Orgel drucken, welches er seinen Bewerbungen beilegte (jeweils um die neuesten Orgeln handschriftlich ergänzt). Seine Kostenangebote und Schreiben schrieb Geißler selbst in gediegener Ausdrucksweise und sauberer Schrift. Die Kostenanschläge sind teilweise bis in Details ausformuliert und entsprechend lang.[6] Für die Gehäuse, die er selbst fertigte, legte er farbige Zeichnungen bei (z. B. in Leipzig-Plaußig, nicht ausgeführt). Ein ebenfalls sehr moderner Service seit etwa 1890 war das Angebot einer Leihorgel für die Zeit der Aufstellung neuer Orgeln. Bei dieser Leihorgel könnte es sich um die heute in Mehlsdorf befindliche Orgel (I+P/5) handeln, die in allen Werkverzeichnissen fehlt und kein Frimenschild hat. Es wäre Geißlers 121. opus.

Drei Viertel der gebauten Geißlerorgeln sind heute noch erhalten.

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Orgelbaumeister Conrad Geißler



Größere Orgelneubauten ab 20 Register von Conrad Geißler:

- Profen, 1853, II/24 - Bad Schmiedeberg, Stadtkirche, 1855, II/26* - Freyburg a.U., 1861, II/25 - Eilenburg, Bergkirche, 1863, II/22 - Großsärchen (mit Ladegast), 1867, II/21 - Jessen, 1868, II/21 - Cainsdorf, 1869, II/20 - Hartenstein b. Zwickau, 1870, II/24 - Kreischa, 1870, II/21 - Torgau, Stadtkirche, 1871-73, III/44 - Tiefenfurt (bei Bunzlau/Schlesien), 1873, II/23 - Leipzig-Thonberg (mit Rühlmann/Ladegast), 1873, II/23 - Klein Wanzleben, 1874, II/20 - Schweinitz, 1876, II/23 - Thum, 1877, II/29 - Mühlberg a.d. Elbe, 1887, II/25 - Thallwitz, 1897, II/21

Die Orgeln in Schweinitz und Thallwitz sind die einzigen größeren Orgeln, die unverändert erhalten sind. Umdisponiert, aber mit wesentlichem Klangbestand sind erhalten: Profen, Bad Schmiedeberg, Freyburg, Groß Särchen, Jessen, Cainsdorf, Hartenstein, [[Klein Wanzleben]]. Nicht umgebaut, dafür auseinandergenommen und desolat ist die hochinteressante Orgel der Eilenburger Bergkirche erhalten - sie wurde im Jahr 2000 restauriert. Technisch erhalten, jedoch mit überwiegend fehlenden Pfeifen ist die Orgel in Tiefenfurt erhalten. Völlig umgebaut ist die Orgel in Kreischa. Nicht erhalten sind die Orgeln in Torgau, Leipzig-Thonberg und Thum.

Bedeutendere Umbauten von Conrad Geißler (Auswahl):

- Schkölen, Stadtkirche, 1857, II/26 - Wittenberg, Stadtkirche, 1864, II/26 - Schlieben, 1879, II/25 - Sorau, Stadtkirche (heute in Polen), 1880, III/45 - Eilenburg, Stadtkirche, 1883, III/44 - Bad Düben, Stadtkirche, 1894, II/25*

  • bedeutet : 2 Manuale und Pedal mit 25 Registern

In den letzten Jahren von Geißlers Tätigkeit nahm die Zahl und Größe der neuerbauten Orgeln ab, obwohl der Konkurrent Nicolaus Schrickel 1893 starb; dies mag vor allem darin begründet liegen, dass etwa ab 1890 die große Firma Rühlmann in Zörbig mit ihren ausgereiften, modernen pneumatischen Systemen eine zunehmende Anzahl von Aufträgen an sich zog.


Die Einweihung seines letzten opus 120 in Hohenroda bei Borna am 7.11.1897 erlebte Conrad Geißler nicht mehr - er starb bereits am 24.5.1897. Seine Werkstatt wurde geschlossen, der versuchte Verkauf an einen Nachfolger misslang.

Erhalten geblieben ist uns der größte Teil seiner Orgeln. Ideal lässt sich auf Geißler-Orgeln romantische Musik des 19. Jahrhunderts darstellen: Mendelssohn-Bartholdy, Liszt, Schumann, Merkel und Rheinberger.

Die 77. Orgel fand ihren Platz in Kreischau Von Werner Taupitz

Kreischau (TZ). Seit der feierlichen Orgelweihe in der Kreischauer Kirche am 15. September 2007 sind gut zwei Jahre vergangen. Nach vier Jahrzehnten des Schweigens und nach mehrjähriger umfassender Restaurierung erklang die Geißlerorgel nun wieder in der Kirche zu Kreischau. Um Näheres über Leben und Werk des Orgelbauers Conrad Geißler zu erfahren, gab es am 3. Oktober dieses Jahres einen Vortrag in der Dorfkirche. Dafür konnte Jiri Kocourek aus Dresden, der in Fachkreisen als ausgesprochener Orgel- und Geißlerexperte gilt, gewonnen werden. Conrad Geißler wurde im Mai 1825 in Eilenburg geboren. Sein Vater war Direktor am Gymnasium in Eilenburg. Zunächst war Conrad Geißler Organist. Durch diese Tätigkeit begeisterte er sich für den Orgelbau. Nach Lehr- und Wanderjahren gründete er 1852 eine eigene Werkstatt in Eilenburg. In 45 Jahren wurden in dieser Werkstatt 120 Orgeln gefertigt. Noch vor Vollendung der 120. Orgel, die dann in Hohendorf bei Borna eingebaut wurde, starb Conrad Geißler im Alter von 72 Jahren. Die Fertigstellung dieser Orgel erfolgte durch seinen Gesellen. Die Geißlerorgel in der Kreischauer Kirche ist im Jahre 1880 als 77. Instrument eingebaut worden. Sie befindet sich seit 1881 in Kreischau. Bisherige Überlieferungen, dass diese Orgel zunächst in der Schlosskirche Torgau war und dann erst nach Kreischau kam, müssen korrigiert werden. Die Nachforschungen von Jiri Kocourek belegen, dass die 77. Geißlerorgel für Kreischau gebaut worden ist und ohne Zwischenaufenthalt in Torgau hierhergekommen ist. Äußerlich sichtbar einer Orgel sind das Gehäuse mit Prospekt (Teil des Pfeifenwerks) und der Spieltisch mit Manualen sowie Pedal- und Registerzüge. In seinem Lichtbildervortrag zeigte Jiri Kocourek nicht nur das Äußere zahlreicher Geißlerorgeln, sondern auch das Innenleben dieser Instrumente. Mit großer Fachkompetenz erläuterte er die Wirkungsweise des Windwerkes (Windladen, Kanäle und anderes) und der Pfeifen – ein interessanter und eindrucksvoller Vortrag. Die Orgel als größtes Musikinstrument ist ein wahrhaft faszinierendes Kunstwerk. Abschließend spielte Jiri Kocourek einige Musikstücke und demonstrierte damit die musikalischen Möglichkeiten der relativ kleinen Kreischauer Geißlerorgel.


Conrad Geißler (1825 - 1897)

Der Eilenburger Orgelbaumeister Conrad Geißler (1825 - 1897) war ein wirklicher Meister seines Faches. Fachleute vermuten in ihm sogar einen Schüler der Silbermann-Werkstatt. Geißler baute vor allem in Sachsen und Sachsen-Anhalt über 100 Orgeln. Er kombinierte solide und robuste Bauart mit vorzüglicher handwerklicher Arbeit. So können seine Orgeln auch noch im 21. Jahrhundert gespielt werden. Seine größte Orgel baute Conrad Geißler für die Stadtkirche Torgau. Auch in seiner Heimatstadt selbst hat Geißler Spuren hinterlassen. So war er als Gehilfe beim Neubau der Orgel in der Nikolaikirche dabei. 1883 baute er diese völlig um. Doch während diese Orgel im April 1945 zerstört wurde, ist die 1864 von ihm gebaute Orgel der Marienkirche noch heute erhalten. Sie wird bis zum Oktober 2000 durch die evangelische Kirchengemeinde aufwendig restauriert und soll dann durch den berühmten Organisten Matthias Eisenberg in einem Konzert eingeweiht werden.

Conrad Geißler - Die Jugend

Conrad Geißler wurde am 18. Mai 1825 in Eilenburg als Sohn des Seminardirektors Gottfried Geißler geboren. Nach dem Besuch der Bürgerschule erlernte er bei Ludwig Weineck von 1839 - 1846 den Orgelbau. Zum Ende seiner Lehrjahre war Conrad Geißler bereits beim Neubau der Orgel für die Eilenburger Nikolaikirche dabei. Nach seiner Lehrzeit ging Geißler auf Wanderschaft. Von 1846 - 1848 war er bei Mende in Leipzig. Es folgten Stationen in Wien und München. 1851 kam er schließlich zu dem sehr bedeutenden Walcker nach Ludwigsburg. Anschließend war er bei Gustav Schlimbach in Würzburg. Insbesondere Walcker übte Einfluss auf Geißler aus. So lernte Geißler 1855 die von Walcker erstmals 1842 gebaute mechanische Kegellade mit aufschlagenden Kegeln kennen. 1855 baute Geißer selbst die erste mechanische Kegelladenorgel in Mitteldeutschland, die auch schon mit einem Rollschweller ausgestattet war. Vier Kegelladenorgeln von Geißler sind heute nachgewiesen. Bei der in Profen (bei Zeitz) von 1854 dürfte es sich um die wohl älteste erhaltente Kegelladenorgel in Ostdeutschland handeln. Mit ihren 24 Registern ist sie zudem eine der größten älteren Kegelladenorgeln deutschlandweit. Geißler selbst baute ab 1857 bis zu seinem Lebensende nur noch Schleifladenorgeln.

Conrad Geißler - Die Meisterjahre

1863 ließ sich Geißler in der Rinckartstraße als selbstständiger Meister nieder. Heute befindet sich in diesem Räumen übrigens das Stadt-Café. Da sich zuvor bereits der Orgelbaumeister Nicolaus Schrickel (1820 - 1893) in Eilenburg niedergelassen hatte, gab es von Anfang an zwischen beiden eine harte Konkurenz. Conrad Geißler hatte dennoch immer genügend Aufträge, um 12 bis 15 Gesellen in seiner Werkstatt zu beschäftigen. Conrad Geißler, der über ein sehr feines musikalisches Gehör verfügte, übernahm das Intonieren und Stimmen der Pfeifen immer selbst. Das Zinn für die Pfeifen wurde in großen Blöcken gekauft, dann von einem Zinngießer geschmolzen und anschließend in der Zinnwerkstatt zu den Pfeifen verarbeitet. Sein erstes Werk in seiner Heimatstadt war die 22-stimmige Orgel für die Marienkirche auf dem Berge. 1888 baute Geißler bereits sein 100. Instrument. Über seine persönlichen Verhältnisse ist nur wenig bekannt. Auskunft geben wenige Briefe seiner Tochter Margarete Platen. Fest steht, dass Geißler verheiratet gewesen sein muss. Bekannt ist, dass zwei seiner Kinder zu Hause verstarben, als er 1874 eine Orgel nach Russland lieferte. Conrad Geißler war der letzte in der Reihe der in Eilenburg ansässigen Orgelbauer.

Geißlers Orgelbauten

112 Orgeln hat Conrad Geißler nachweislich vor allem in Sachsen und Sachsen-Anhalt gebaut. Experten schätzen noch heute ihre solide Bauweise. Im Gegensatz zu seinem Eilenburger Konkurrenten Nicolaus Schrickel, der keine Neuartigkeiten ausließ, setzt Geißler auf eine robuste dauerhafte Funktionsweise seiner Orgeln. Kleinere Orgeln ähneln sich daher oft, da Geißler immer wieder bewährte Bauschemata wiederholte. Ein Großteil von Geißlers Instrumenten ist erhalten und befindet sich meist auch in bespielbarem Zustand. Ein Teil der Orgeln wurde allerdings auch während der Kriege zerstört. Dazu gehört leider auch die größte von Geißler geschaffene Orgel. Diese schuf er von 1871 -1873 für die Stadtkirche in Torgau. Sie verfügte über 44 Register auf drei Manualen und Pedal. Wie seit über 100 Jahren vesehen aber noch heute andere Geißler-Orgeln in der Umgebung ihren Dienst. Dazu gehören die Klein-Orgel in Priester oder die in der Krostitzer Kirche. Letztere besitzt heute noch ihren originalen Kastenbalg von Geißler. Aufwändig restauriert wurde 1998 die aus dem Jahre 1855 stammende Orgel in der Bad Schmiedeberger Stadtkirche. Mit zwei Manualen und 26 Kling-Stimmen gehört sie zu den größeren.

Die Geißler-Orgel in der Marienkirche

1864 erbaute Conrad Geißler die Orgel für die Marienkirche. Sie verfügt mit den noch erhaltenen Prospektpfeifen aus Zinn über eine besondere Rarität. Über 100 Jahre war das handwerkliche Können ihres Erbauers hier zu hören. Erst Vandalismus und staatliche Intoleranz zerstörte die Eilenburger Orgel in den 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts. 1998 fasste der Gemeindekirchenrat St. Marien den Beschluss zum schrittweisen Wiederaufbau der Geißler-Orgel. Im Frühjahr 1999, und damit genau 1000 Jahre nach der Kirchweihe St. Marien, begann er tatsächlich. Neben Fördermitteln mussten für die rund 300 000 Mark teure Restauration aber auch von der Kirche erhebliche Eigenmittel aufgebracht werden. Die Kirchenmitglieder bewiesen dabei viel Einfallsreichtum. So brachten sie eine Gedenkmünze heraus oder gewannen den ehemaligen Gewandhaus-Organisten Matthias Eisenberg für ein Benefiz-Konzert. Derzeit wird die Orgel von Orgelbaumeister Voigt aus Bad Liebenwerda liebevoll restauriert. Am 20. September entlockte er ihr nach 25 Jahren des Schweigens wieder die ersten Töne. Am 29. Oktober 2000 fand die Orgelweihe innerhalb eines Gottesdienstes statt. Matthias Eisenberg gab am Nachmittag ein Benefizkonzert.

...

Im Orgel-Glossar sind viele der verwendeten Begriffe erläutert. Die verschiedenen Werkprinzipien sind hier erklärt. Eine Liste von Orgelregistern hilft zum Verständnis der Begriffe, die verschiedenen Register (also eine Reihe von über den gesamten Tonumfang reichenden Pfeifen gleicher Klangfarbe, die als Einheit ein- oder ausgeschaltet werden können) zu verstehen.

Referenzen / Einzelnachweise

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  1. Eine Windladeninschrift Geißlers von 1846 in Bayreuth ist bekannt. Orgelbaumeister Conrad Geißler: Spätromantische Orgeln des 19. Jahrhunderts
  2. Bei einem großen Teil von Geisslers Orgeln sind sogar mehrere Bauweisen nebeneinander in einer Orgel realisiert.
  3. a b c d e f g h zu den verschiedenen Fachbegriffen diverser Register siehe vor allem in der Liste von Orgelregistern
  4. Eine Ausnahme ist die Eilenburger Orgel von 1864.
  5. Natürlich sind Schrickels oft exotisch anmutende Orgeln heute eine Fundgrube für Orgelinteressierte, für die nicht besonders reichen Kirchgemeinden werden wohl eher Klang und Funktionssicherheit entscheidend gewesen sein. Dass die meisten größeren Orgelbauaufträge an Geißler gingen, spricht zumindest für ihn.
  6. vgl. auch die schriftlichen Zeugnisse des Vortrages zur Orgeltagung 2000 in Seyda: [Werk und Wirkung - das Schaffen des sächsischen Orgelbaumeisters Conrad Geissler im Raum Jessen]

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