Benutzer:Corradolah/Martin Teimer (Entwurf)
Teimer von Wildau – ein Tiroler Napoleon
Das bewegte Leben eines kaisertreuen Tiroler Patrioten.
Vor 200 Jahren fand der Südtiroler in der Steiermark eine neue Heimat.
Er ruhte sich auf den Lorbeeren eines österreichisch – tirolischen Freiheits-Helden aus und wurde ein erfolgreicher Agronom.
Mit seinen Töchtern und Schwiegersöhnen entstanden in den Jahren 1812 – 1838
die Vereinigten Herrschafts-Schlösser von Herbersdorff Allerheiligen und Umgebung In der Nähe die schönen Landeshauptstadt Graz, die eine Reise wert wäre !
An der Außenwand der Pfarrkirche sind die Grabdenkmale von Major Teimer und seiner Familie.
Der große Tag des Tirolers Martin Teimer
Wen man die Reihe der großartigen Tage im Leben Martin Teimers durchgeht, ist es nicht leicht, DEN großen Tag herauszufinden.
War dieser Tag im Jahr 1802?
Damals hatte man ihm, dem 24 jährigen Philosopiestudenten aus Südtirol, nach seiner Heirat mit der Innsbruckerin Maria Veronika MAYR an der Innsbrucker Universität das Stipendium gestrichen und er sah mit gemischten Gefühlen der Zukunft entgegen.
Schon als Maturant und Offiziersanwärter in Meran hatte er freiwillig und erfolgreich an der südtiroler Grenze gegen Napoleons Eroberungsarmee gekämpft.
Vielleicht konnte er in gefahrvoller Zukunft dem Vaterland dienen?
Er bewarb sich um eine Stelle im Bereich der Tiroler Schützen – Verbände, für die sich auch ein mit der goldenen Tapferkeitsmedaille ausgezeichneter Offizier namens Marth interessierte.
Damals erhielt aber der junge Teimer diese Stelle und zwar in seinem Geburts- und Heimataort Schlanders im südtiroler Vinschgau.
Er hatte als junger Miliz-Hauptmann dann die Aufgabe, dort die vom österreichischen Kaiser Franz II. befohlene Reorganisierung der Tiroler Landmiliz durch zu führen.
Als dann im Jahr 1805 mit Hilfe Napoleons Südtirol zu Südbayern gemacht wurde, hätte er im Dienste der Bayern bleiben können.
Aber er wählte lieber das Exil und tauchter auf Anraten von ERZHERZOG JOHANN in Klagenfurt bei der Österreichischen Tabakregie unter.
War der große Tag Teimers im Jahr 1807, als Erzherzog Johann ihn in Klagenfurt persönlich aufsuchte und ihn bat, als sein geheimdienstlicher Sonderbevollmächtigter Verbindung mit maßgeblichen Leuten in Tirol auf zu nehmen?
Ergänzend zu Andreas HOFER, der die bäuerlichen Schützenvereine befehligte, suchte Teimer heimlich Verbindung zu maßgeblichen Leuten im bürgerlichen und städtischen Bereich, zu namentlich bekannten Richtern und Ärzten, Beamten, Händlern und Industriellen.
Eine revolutionäre Heimholung Tirols ins Habsburgerische Kaiserreich sollte einvernehmlich geschehen.
Zielstrebig gewann Teimer, getarnt als Tabakhändler, die Unterstützung einflussreicher Kreise, hauptsächlich in Innsbruck und Nordtirol.
Teimers Freund und Landsmann, der Priester DANEY aus Schlanders, meinte dazu, dass der Erzherzog keinen Tauglicheren finden konnte. Teimer sein ein Mann mit eisernen Nerven, geistesgegenwärtig, kaltblütig und tapfer.
War der große Tag TEIMERS der, an dem er zusammen mit Andreas Hofer als Bevollmächtigter des des Erzherzogs JOHANN die berühmte „Offene Order“ ausgearbeitet hatte und am 9. April 1809 veröffentlichte?
Die „Offene Order“ enthielt die Bekanntgabe des Einmarsches der Österreichischen Heereskontingente, die am 11. oder 12. April in Innsbruck und Brixen sein würden.
Den einzelnen Abschnittskomandanten der Landwehr-Schützen wurde befohlen, Straßensperren zu errichten und bayrische Beamte festzusetzen mit der strengen Auflage, keinen Bayern zu misshandeln.
Dieses veröffentlichte Startsignal zur Volkserhebung trug die Unterschriften von Andreas HOFER und Martin TEIMER.
Wenn das nicht der große Tag TEIMERS war, welcher sonst?
Wir sind nicht weit davon entfernt. Martin TEIMER, der den Oberbefehl über die Nordtiroler Milizen übernahm, eilt zuerst noch nach Meran, in den Milizdistrikt, den er vor ein paar Jahren noch befehligte.
In seiner Heimat Schlanders scharen sich seine wehrhaften Freunde um ihn, unter ihnen der spätere Adjutant Hofers, der Lehrer Mathias PURTSCHER.
Teimer lässt die von den Bayern geführten Staatskassen beschlagnahmen, setzt zwei Vertraue an die Spitze des Meraner Distrikts und verlangt kategorisch:
„Vier bis fünf Tage müssen jetzt dem Vaterland, dem Kaiser und der Religion ganz gewidmet sein!“
Teimer hat nicht unrecht, wenn er strategisch längerfristig denkt und handelt.
Er requiriert für alle Fälle sogar Geld und Getreide bei der kirchlichen Güterverwaltung des Deutschen Ordens in seinem Geburtssort Schlanders.
Wird sein großer Tag bald gekommen sein, wenn man ihn im Zillertaler Ried als Befehlshaber der Nordtiroler Milizen feiert, bei allen Fenstern bunte Tuchenten zur Begrüßung hinaushängt und ihm im Gasthaus Schweigl einen goldenen Becher reicht, dass er einen Trinkspruch auf Österreich halte ?
Fühlte er da seinen großen Tag, als ihn bald darauf die Nachricht erreicht: Landstürmer unter der Führung des Dr Anton SCHNEIDER, ehemaliger Studienkollege TEIMERS in Innsbruck, würden sich an die Seite der Tiroler Freiheitskämpfer stellen ?
NEIN, sein großer Tag wird erst der 13. April sein, der Dienstag nach der Osterwoche des Jahres 1809.
Wir finden TEIMER aber schon am 12. April als obersten Befehlshaber mit den Milizstreitkräften am Berg Isel zur Befreiung der Tiroler Hauptstadt Innsbruck.
Der Befehlshaber der Bayrischen Militärgarnison, General KINKEL will Innsbruck nicht kampflos übergeben Umzingelt von den Tiroler Schützen kämpft die Bayrische Garnison verbissen, aber erfolglos.
General KINKEL, der bayrische Kommansdant, muss sich nach dieser Ersten- Berg-Isel-Schlacht TEIMER und seinen Leuten ergeben, viele seiner tapfersten Leute beklagen, Fahnen und Material den Siegern überlassen.
Auf seine Frage, wer denn diesen Aufstand angezettelt habe, wird der altgediente bayrische General Georg August Heinrich, Freiherr von KINKEL gefragt, ob er den wirklich glaube, dass sich die Tiroler alles gefallen lassen ?
Der bayrische König habe feierlich versprochen, er werde das Land nach seiner alten Verfassung regieren und jetzt habe er ihnen sogar den alten Landesnamen weggenommen und das Land Tirol zu „Südbayern“ gemacht.
Der Siegesrausch der Tiroler in Innsbruck kennt keine Grenzen. Sie fühlen sich nach dem Sieg als die neuen, alten Herren. Manche nehmen das zu wörtlich.
Die Bauernkämpfer verfluchen jenen Pöbel, der mit seinen Exzessen ihren glänzenden Sieg in den Schmutz zerrt.
TEIMER, der um die Mittagszeit ins Stadtzentrum gefahren wird, erfährt, dass sich Unbefugte in der Hofburg an die öffentlichen Gelder heranmachen.
TEIMER schreitet als „Kommisär des Erzherzogs“ zunächst energisch und erfolgreich ein.
Aber dann geht es ihm von Seiten des Pöbels selbst fast an den Kragen. Mit seinem abgenützten Wetterfleck, mit dem er sich unauffällig ins Land begeben hat, macht er auf einige keinen erhabenen Eindruck.
Seine Freunde suchen nach einer kaiserlichen Uniforn, die seine Autorität unterstreichen kann. Ein pensionierter Offizier, Graf SPAUR, stellt Uniform, Kuppel und Säbel zur Verfügung.
TEIMER schwingt sich auf ein Pferd und als Stabsoffizier verkleidet, gelingt es ihm, sich glaubhaft als Abgesandter von Erzherzog JOHANN zu präsentieren.
DIE FRANZOSEN KOMMEN
Die Gefahr, von den eigenen Leuten in Innsbruck gelyncht zu werden, ist bis auf weiteres gebannt. TEIMER und seine Schützen aus dem Oberinntal gelingt es, in Innsbruck einigermaßen Ruhe und Ordnung zu schaffen. Aber der Siegestaumel geht weiter und keiner ahnt die Gefahren, die der 13. April bringen wird.
Die meisten Bauernkämpfert sind schon als Sieger auf dem Heimweg. Den Rest würden die anrückenden regulären Österreichischen Armeetruppen besorgen. Die aber noch ziemlich weit weg, in KUFSTEIN waren.
Bis ein anonymer Zettel in die Hände Martin TEIMERS kommt, ist der 13. April schon angebrochen.
Ein größeres Heereskontigent sei schon über den Brenner gezogen im Anmarsch auf Innsbruck.#
TEIMER reagiert blitzartig auf diese vage Meldung. Er lässt um 3 Uhr früh die Innsbrucker Sturmglocken läuten, er schickt den abgezogenen Schützen schnelle Reiter nach, um der ungeahnten Gefahr zu begegnen.
Denn er weiß genau, dass die ins südtiroler Pustertal einrückenden Österreicher keinen Befehl haben, über den Brennerpass nach Innsbruck zu gehen. Es können nur Franzosen und/oder Bayern sein.
TEIMERS Befürchtungen bestätigen sich, der große Franzosengeneral Baptiste Pierre BISSON (der Monate später über den Freiheitshelden Andreas Hofer zu Gericht sitzen wird) schlägt sein Lager im Dorf Wilten, schon in bedrohlicher Nähe bei Innsbruck auf.
BISSON, der eigentlich bis Augsburg durchmarschieren wollte, kann nicht glauben, was ihm berichtet wird: Der bayrische General KINKEL sei mit seinen Soldaten am Berg Isel von Bauernkämpfern besiegt worden? Er könne KINKEL nicht mehr retten? Die österreichischen Soldaten seien schon im Anmarsch? „Unmöglich“ denkt BISSON.
Aber der Verlust eines Spähtrupp-Offiziers und eine Nachricht des in Hötting bei Innsbruck gefangen gehaltenen General KINKEL verfehlen nicht ihre Wirkung.
BISSON denkt jetzt ernsthaft an Verhandlungen. Denn inzwischen ist es Tag geworden und die französisch-bayrische Streitmacht ist von Tiroler Schützen umzingelt.
Dass es sich hier nicht um bloße Drohgebärden, sondern um wilde Entschlossenheit handelt, hat BISSON schon begriffen.
Er schickt den mit Französisch- und Italienisch-Kenntnissen ausgestatteten jungen Buchhalter Jakob LENER, der sein Vertrauen gewonnen hat, mit einer weißen Fahne und sechs Soldaten nach Innsbruck, um die Verhandlungen einzuleiten und Zeit zu gewinnen.
Die drei Verhandler aus der Stadt, ein Milizmajor und zwei bürgerliche Honoratioren treffen bei BISSON ein.
Auf einmal kommen dem General Bedenken, ob er mit nichtmilitärischen Verhandlungspartnern überhaupt einen Waffenstillstand oder eine Kapitulation für tausende französische und bayrische Soldaten abschließen könne.
Scheinbar glaubt er, dass schon eine Vorausabteilung der Österreichischen Armee eingetroffen sei und verlangt, um nochmals Zeit zu gewinnen, nach einem hohen kaiserlichen Offizier.
Jetzt schlägt die Stunde MARTIN TEIMERS, der seine Rolle in der geliehenen Uniform des Major SPAUR kaltblütig zu Ende spielt.
An der Spize der Stadthäupter und einiger Bauernvertreter tritt TEIMER in der Uniform eines kaiserlichen Stabsoffiziers dem französischen General gegenüber.
Dass ihm diese Uniform nicht passt und schon mancher über eine radikale Schlankheitskur gewitzelt hat, stört ihn wenig.
Er verlässt sich auf sein sicheres Auftreten.
BISSON wünscht freien Durchzug nach Augsburg, beteuert wortreich, der Stadt Innsbruck kein Leid zuzufügen, ja sogar Entschädigungen aus der Kriegskasse zu leisten.
TEIMER , der strategisch weitsichtige „Tiroler Napoleon“, verlangt aber die bedingungslose Kapitulatiion.
BISSON will die Munition opfern, ja sogar die Gewehre erst später nachführen lassen.
TEIMER, der für Innsbruck kein Risiko eingeht, bleibt hart. Er könne in Zukunft für nichts mehr garantieren. Er grüßt und geht.
Da hört man einen von TEIMER für 8.00 Uhr früh vorher vereinbarten Signalschuss und Stürmergeschrei.
BISSON ruft TEIMER zurück. Dieser geht keinen Schritt zurück und donnert ihm erneut seine Forderung entgegen, dass er auf unbedingte Ergebung als Kriegsgefangene bestehe.
Der Auftritt TEIMERS verfehlt nicht seine Wirkung. BISSON unterzeichnet mit seinen 7 Offizieren die Kapitulationsurkunde am 13. April 1809, um 8.15 Uhr.
Als einziger Kontrahent unterzeichnet TEIMER als “ kaiserlich-königlicher Major und bevollmächtigter Kommissär“
Ein „echter“ Kaiserlich-Königlicher Östereichischer Armee – Major hätte es nicht besser gemacht.
Schon aus formalen Gründen wurde TEIMER nach wenigen Tagen vom Kaiser zum Generalstabsoffizier der Armee ernannt. Aus dem Milizhauptmann wurde blitzartig ein Armee-Major.
Von Kurt Lampl, Allerheiligen, Email: corrado.lah@gmx.at