Benutzer:DKrieger/Befestigungen im Bodenseekreis

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Etwa 2,8 Kilometer west-nordwestlich der Kirche von Langenenslingen liegt die Alte Burg auf einem nach Südwesten ragenden Bergsporn, der im Nordosten mit dem Burgberg verbunden ist. Die Seiten des Bergsporns fallen steil in zwei Täler ab.

Spornfläche, vom Hauptwall gesehen

Die Spornfläche der Anlage ist etwa 500 Meter lang und etwa 80 Meter breit. Sie wurde in Teilen [1] künstlich aufgeschüttet und dadurch verflacht. In Längsrichtung weist sie eine künstliche, heute noch gut sichtbare, im Südosten niedrigere Geländestufe auf, die sich etwa mit der oben erwähnten Landesgrenze deckt[1].

Grabhügel

Im südwestlichen Teil des Sporns, einige Meter nördlich der Geländestufe, liegt der so genannte Grabhügel, eine aus Bruchsteinen errichtete Erhöhung, die zuletzt 2006 bis 2007 archäologisch ergraben wurde. Dabei wurde ein etwa fünf Meter tiefer Schacht, der auch als Opferschacht bezeichnet wird, freigelegt. Im Schacht fanden sich, neben Relikten aus früheren Grabungen, überwiegend Funde aus der späten Hallstattzeit, einige wenige Funde aus der frühen und mittleren Latènezeit, sowie Menschenknochen.

Südöstliche Terrasse

Etwa 15 Meter (Nordwesten) und 20 Meter (Südosten) unterhalb der Spornfläche ziehen sich zwei künstliche Terrassen entlang, deren Breite etwa fünf bis acht Meter beträgt. Die Terrassen enden kurz vor dem Spornende bzw. laufen im Nordosten im Hang aus. Sie sind nicht in eine Verteidigungsanlage eingebunden, ihre Funktion ist derzeit nicht bekannt.

Südöstlicher Vorgraben

Der gesamte Sporn ist im Bereich der Anlage etwa 25 Meter (Nordwesten) und etwa 35 Meter (Südosten) unterhalb der Spornfläche von einem fünf Meter tiefen Graben mit Vorwall umgeben. Auch das Wall-Grabensystem ist offenbar nicht in das Wallsystem eingebunden, das die Anlage vom Bergrücken im Nordosten trennt.

Grabung mit Trockenmauern am Hauptwall

Die Anlage ist im Nordosten zuerst durch einen etwa 1,5 bis 2 Meter hohen Wall ohne Graben vom Bergrücken getrennt. Darauf folgt ein mittlerer Wall, der unmittelbar vor dem künstlich eingetieften Graben des Hauptwalls aufgeschüttet wurde. Von dieser Grabensohle aus liegt die Krone des Hauptwalls bis zu zwölf Meter höher. Im Oktober 2014 wurden im Rahmen archäologischer Grabungen zwei Trockenmauern im Bereich des Hauptwalls freigelegt. Sie bilden offenbar eine Ecke. Die Trockenmauer unter dem Hauptwall ist bis jetzt auf eine Höhe von 4,2 Metern freigelegt. Sie ist damit nördlich der Alpen aus dieser Zeitstellung das größte Bauwerk dieser Art. Radiokarbondatierungen von Tierknochen der Mauerbasis weisen darauf hin, dass die Anlage zwischen dem 7. und 5. Jahrhundert vor Christus errichtet bzw. genutzt wurde [2].

Heuneburg (Hundersingen)

Die Anlage hat einerseits eindeutig wehrhaften Charakter[2], weist andererseits aber auch weniger gut gesicherte Stellen auf[1]. Die Alte Burg wurde zeitgleich mit der etwa neun Kilometer west-nordwestlich liegenden Heuneburg bei Hundersingen genutzt und wird mit dieser in Verbindung gebracht[1][2]. Da es unwahrscheinlich ist, dass zwei Höhensiedlungen dieser Größenordnung so nahe beieinander liegen, und die im Opferschacht gefundenen Menschenknochen für eine Siedlung sehr ungewöhnlich sind, geht man davon aus, dass die Anlage als Kultplatz gedient hat. Derzeit (Juli 2015) dauern die Grabungen an.

  • Markus Dürr: Die Alte Burg bei Langenenslingen, Landkreis Biberach, und ihr Umland. In: Fundberichte aus Baden-Württemberg. Jg. 34, Nr. 2, 2014, S. 89–235 (PDF; 9,9 MB).
  • Leif Hansen, Dirk Krauße: Die Alte Burg und ihr archäologisches Umfeld. In: Karl Werner Steim (Hrsg.): Emerfeld. Federsee-Verlag, Bad Buchau 2015, S. 10–23.
  • Leif Hansen, Roberto Tarpini, Marc Heise, Dirk Krausse, Paul Scherrer: Neue Untersuchungen an den bedeutenden Befestigungsanlagen Große Heuneburg bei Zwiefalten-Upflamör und Alte Burg bei Langenenslingen. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2016. Theiss 2017, ISBN 978-3-8062-3601-9, S. 124–128.
  • Leif Hansen, Roberto Tarpini, Elisabeth Stephan, Ralf Hartmayer, Dirk Krausse: Die Alte Burg bei Langenenslingen: Landschaftsarchitektur in der Hallstattzeit. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2017. Theiss 2018, ISBN 978-3-8062-3814-3, S. 119–123.
  • Siegfried Kurz: Zentralort und Umland. Untersuchungen zur Struktur der Heuneburg-Außensiedlung und zum Verhältnis der Heuneburg zu den umgebenden Höhensiedlungen. Resumee. Mai 2005 (PDF; 35,6 MB).
  • Max Miller (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 6: Baden-Württemberg (= Kröners Taschenausgabe. Band 276). Kröner, Stuttgart 1965, DNB 456882928.
  • Christoph Morrissey, Dieter Müller: Wallanlagen im Regierungsbezirk Tübingen. Hrsg.: Regierungspräsidium Stuttgart - Landesamt für Denkmalpflege (= Atlas archäologischer Geländedenkmäler in Baden-Württemberg. Band 2/26). 1. Auflage. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-8062-2645-4, S. 98–129.
Commons: Alte Burg (Langenenslingen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b c d Christoph Morrissey - Dieter Müller: Wallanlagen im Regierungsbezirk Tübingen. Hrsg.: Regierungspräsidium Stuttgart - Landesamt für Denkmalpflege (= Atlas archäologischer Geländedenkmäler in Baden-Württemberg. Band 2/26). 1. Auflage. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-8062-2645-4, S. 98–129.
  2. a b c Leif Hansen, Dirk Krausse: Mächtige Nachbarn der Heuneburg. In: Archäologie in Deutschland. Nr. 2, 2015, S. 4.