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Claudia Schneider-Esleben (21.09.1939) ist eine deutsche Produkt-Designerin. Ende der 1970er und in den 1980er Jahren war sie im Rahmen postmoderner Designdiskurse maßgeblich an der Kritik funktionalistischer Gestaltungsüberzeugungen in Deutschland beteiligt.
Leben und Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ihre Galerie LUX Neonlicht und Möbel perdu gehörten zu den frühesten Positionen des Neuen Deutschen Design. Schneider-Esleben initiierte zudem mit Möbel perdu - Schöneres Wohnen (1982/83, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg) sowie Gefühlscollagen - Wohnen von Sinnen (1986, Kunstmuseum Düsseldorf) große Ausstellungen, die das Neue Deutsche Design international bekannt machten. In den 1990er Jahren war sie an den Hamburger Designkreuzzügen beteiligt (1993-1997). Seit den späten 1990er Jahren konzentriert sie sich auf energetisches Design.[1]
LUX NEONLICHT
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Claudia Schneider-Erleben studierte Architektur an der HfBK Hamburg und schloss 1978 ihr Studium ab mit einer Diplomarbeit über Tradition im ländlichen Wohnungsbau der Volksrepublik China (Feng Shui), danach arbeitete sie 1978/79 als Architektin. Im September 1979 gründete sie in Hamburg zusammen mit Michel Feith die Galerie LUX NEONLICHT – Atelier + Galerie für Architektur und Ambiente in der Rautenbergstrasse, die bis 1982 bestand. Hier entwickelte sie Leucht-Objekte aus Neon sowie Möbel und Schmuck aus damals ungebräuchlichen Materialien wie Glas, Gummi, Lackfolie, Zelluloid, Spiegel oder Beton.[2] Insbesondere interessierte sich LUX Neonlicht für raumgreifende Neon-Installationen, die Galerie nahmen aber auch Aufträge an für Bühnen- und Filmausstattungen.[2] Die Verwendung von abstrakt-geometrischen Neonformen für die Gestaltung von Innenräumen war damals neu. Mit diesem "Leucht-Material". sowie den genannten High-Tech-Materialien wollten sich die beiden Designer gegen die Jute-Ästhetik der 1970er Jahre auflehnen. Stattdessen ging es ihnen um Weiterverwenden anonymer Materialien aus dem industriellen Kontext.[2] Dabei ging es ihnen keineswegs um klassisches Industrie-Design, sondern im provokante Materialbrüche, die provozieren sollten, auch zur Diskussion anerkannter funktionaler Gestaltungstheorien.[2] Presseberichte über die Arbeitsmethoden und Objekte machten die LUX NEONLICHT über Deutschland hinaus bekannt, so dass die Designer-Gruppe anlässlich der Mailänder Möbelnesse auch zu Camera Design eingeladen wurden, wo sie Kontakte zur internationalen Avantgarde wie Studio Alichimia knüpfen konnten, aber auch andere deutsche Designer kennenlernten, die mit ähnlichen Intentionen arbeiteten.[2]
MÖBEL PERDU
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Kontakte nutzten sie für die Ausstellung Möbel perdu – Schöneres Wohnen, die vom 21. Oktober 1982 bis 16.01.1983 im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg gezeigt wurde.[3] In der Ausstellung waren 39 Designer und Designergruppen aus fünf europäischen Ländern vertreten. Dabei überwogen allerdings die bundesdeutschen Designer, die mit ihren provokanter Design-Positionen einen wichtigen Beitrag zum Neuen Design in der Bundesrepublik manifestierten.[2] Im Anschluss gründeten Claudia Schneider-Esleben und Michel Keith zusammen mit der griechischen Architektin Rouli Lecatsa Möbel perdu als Atelier, Werkstatt und Galerie für Architektur, Design und Kunst, die im März 1983 in einer Fabriketage im Hamburger Schanzenviertel eröffnet wurde. Hier wurden im Sinne einer Produzenten-Galerie nicht nur eigene Objekte hergestellt und ausgestellt, sondern auch die anderer Designer als "Möbel perdu"-Kollektion vertrieben. Insgesamt bewertete Christian Borngräber, Theoretiker und Promotor des Neuen Deutschen Design, die (Produzenten-)Galerie Möbel perdu als ersten und größten Schauraum des Neuen Deutschen Design.[4] Borngräber integrierte Möbel perdu auch in seinen Fernsehfilm Aufbruch zum Durchbruch - eine Schau zum Neuen deutschen Design, der 1985 beim WDR entstand.[5] Insbesondere die Vernissagen von Möbel perdu wurden als performanceartige Gesamtschau inszeniert, bei denen Konzerte, Video- und Tanzvorführungen Teil der Design-Schau wurden. Dabei spielten die Titel der Ausstellungen wie English Memphis - Low Tech, Fast Furniture, Modere Antiquitäten – Potpourri der Launen, Aktive Möbel - Brot und Spiele (mit Möbeln u.a. von Stiletto und Bellefast) oder LaBelle et la Bête - postbanal doch funktional sowie Barockoko - der Hang zum Gesamtkunstgewerbe bewusst vieldeutig mit sprachlichen Assoziationen.[2] Insgesamt zeigte die Galerie Möbel perdu 20 programmatische Ausstellungen.[1]
GEFÜHLSCOLLAGEN - WOHNEN VON SINNEN
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeinsam mit Volker Albus und Wolfgang Schepers kuratierte Claudia Schneider-Esleben 1986 die Ausstellung Gefühlscollagen – Wohnen von Sinnen, die einen repräsentativen Überblick über das Neue Deutsche Design gab: Auf 1.200 Quadratmetern wurden 121 Designer, Künstler und Architekten aus neun europäischen Ländern ausgestellt, wobei der Katalog die zentralen Ideen zum Teil manifestartig zusammenfasste. für den Katalog verfasste Claudia Schneider-Esleben mit BAROCKOKO. Das Spiel mit den Stilen und Stühlen und der Hang zum Gesamtkunstgewerbe einen programmatischen Text.[6] Gezeigt wurden insgesamt 250 Objekte, u.a. von Studio Alchimia, Bellefast, Andrea Branzi, Paolo Deganello, Tom Dixon, Flatz, Handwerken, Gabriel Kornreich, Axel Kufus, Kunstflug, Heinz H. Landes, Jasper Morrison, Michele de Lucchi, Alessandro Mendini, One Off, Pentagon, Claudia Rahayel, Strand, Axel Stumpf oder Zeus.[6] Diese Ausstellung wird im Rückblick als Höhepunkt des Neuen Deutschen Design interpretiert.[7]
Ausstellungen und Ausstellungssbeteiligungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Möbel perdu
CAMERA DESIGN, MAILAND 1982
GALERIE RASTSTÄTTE, BURGENLAND, WIEN 1982
MUSEUM FÜR KUNST & GEWERBE, HAMBURG, MÖBEL PERDU – SCHÖNERES WOHNEN 1982
GALERIE STRAND, MÜNCHEN 1984 + 1986
GALERIE ZEUS, MAILAND 1985 + 1986
VON DER HEYDT MUSEUM, WUPPERTAL 1985
GALERIE PENTAGON, KÖLN 1986
GALERIE WEINAND, BERLIN 1986
KUNSTMUSEUM DÜSSELDORF, GEFÜHLSCOLLAGEN – WOHNEN VON SINNEN, 4.1986
DESIGNZENTRUM STUTTGART 1986
CENTRE POMPIDOU, PARIS 1987
GALERIE BLAU, NÜRNBERG 1987
GALERIE IN HANNOVER 1990
MUSEUM FÜR KUNST & GEWERBE, HAMBURG, 1993
VITRA DESIGNMUSEUM, WEIL AM RHEIN 1994
BRÖHAN DESIGNMUSEUM, BERLIN 2014
DESIGNMUSEUM, GÖTEBORG 2015
MUSEUM FÜR KUNST & GEWERBE, HAMBURG, GENIALE DILLETANTEN, 2016
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Website Claudia Schneider-Esleben: https://schneider-esleben.de/Auftragsarbeiten
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Claudia Schneider-Esleben: Private Website. Abgerufen am 9. Juni 2024.
- ↑ a b c d e f g Petra Eisele: BRDesign. Deutsches Design als Experiment seit den 1960er Jahren. Böhlau, Köln 2005, ISBN 3-412-16504-2, S. 217–221.
- ↑ Museum für Kunst u. Gewerbe Hamburg (Hrsg.): Möbel perdu – Schöneres Wohnen. Hamburg 1982.
- ↑ Christian Borngräber: Wohnzimmer-Revolte. Unsere jungen wilden Möbelmacher erklären die klassische Moderne zum Sperrmüll. In: LUI. Nr. 12. München 1982, S. 44.
- ↑ Volker Albus / Christian Borngräber: Design-Bilanz. Neues deutsches Design der 80er Jahre in Objekten, Bildern, Daten und Texten. DuMont, Köln 1992, ISBN 978-3-7701-2567-8, S. 43.
- ↑ a b Volker Albus, Michel Keith, Louli Lacatsa, Wolfgang Schepers, Claudia Schneider-Esleben (Hrsg.): Gefühlscollagen – Wohnen von Sinnen. DuMont, Köln 1986, ISBN 3-7701-1928-2, S. 22–29.
- ↑ Tobias Hoffmann und Markus Zehentbauer (Hrsg.): Schrill, bizarr, brachial. Das neue deutsche Design der 80er Jahre. Ausstellung vom 17. Oktober 2014 bis 1. Februar 2015 im Bröhan-Museum, Landesmuseum für Jugendstil, Art Deco und Funktionalismus Berlin. Wienand, Köln 2014, ISBN 978-3-86832-244-6, S. 30.
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