Benutzer:Ditschie-wiki/Joseph Blötzer

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Joseph Blötzer S.J. auch Josef Blötzer (* 13. Mai 1849 in Wiler im Lötschental; † 7. Juli 1910 in Trier) war ein Schweizer Jesuitenpater und Historiker.

Joseph Blötzer war das älteste von sechs Kindern von Christian Josef Blötzer und dessen Ehefrau Anna Maria (geb. Tannast).

Er besuchte das deutschsprachige Gymnasium Kollegium Spiritus Sanctus Brig in Brig-Glis, das bis 1847 von Jesuiten betrieben worden war und wurde am 24. Oktober 1870 als Noviziat in den Jesuiten-Orden im Kloster Gorheim bei Sigmaringen aufgenommen; sein Novizenmeister war Moritz Meschler.

Nachdem in der Folge des Kulturkampfes am 4. Juli 1871 das Jesuitengesetz erlassen worden war, wurden 775 deutsche Jeusiten aus dem Deutschen Reich ausgewiesen und Joseph Blötzer zog mit den anderen Ordensbrüdern in die Verbannung nach Holland. Dort boten Adelsfamilien den Jesuiten die Landschlösser Blyenbeck, Wijnandsrade in der Gemeinde Beekdaelen und Exaten[1] in Baexem (siehe Leudal) als Aufenthaltsorte an und er studierte dort bis 1877 unter anderem Philosophie.

Im Herbst 1877 wurde er als Magister an die private Lehranstalt der Jeusiten (siehe Stella Matutina (Jesuitenkolleg)#Private Lehranstalt 1868–1891) nach Feldkirch berufen und erteilte dort bis 1883 Gymnasialunterricht und setzte darauf seine theologischen Studien im Jesuitenkolleg Ditton Hall (siehe St. Michael’s Church (Ditton)) in England fort. Am 29. August 1886 wurde er vom Erzbischof von Liverpool, John Charles Ryle, zum Priester geweiht. Im Herbst 1888 übernahm er in Ditton Hall den Unterricht in Kirchengeschichte und am 24. Juli 1890 wurde er Rektor des Hauses, das er bis in den Herbst 1895 leitete; gleichzeitig las er weiterhin Kirchengeschichte.

Er hielt sich von 1883 bis 1895 in England auf und gewann in dieser Zeit Einblicke in die sozialen und kirchenlichen Verhältnisse und setzte sich als Historiker mit ihnen auseinander; hierbei trug er zum Erstarken der römisch-katholischen Kirche bei.

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Im Herbst 1895 wurde das Kollegium von Ditton Hall nach Valkenburg in

Holland verlegt. Der Grundstein zum Ignatiuskolleg in der «Limburger Schweiz»

in der Nähe von Aachen wurde am 10. September 1893 gesetzt. Die Jesuiten hatten

ihre Niederlassung Maria-Laach in Deutschland an die Beuroner Benediktiner

verkauft und finanzierten damit Valkenburg18. P. Blötzer hatte die nicht leichte

Aufgabe, den Umzug von Ditton Hall nach Valkenburg zu organisieren und

durchzuführen. Daraus darf man schliessen, dass er auch in praktischen Dingen

begabt war. Die Bedeutung des Kollegs erhellt die Tatsache, dass es im ersten

Studienjahr 1895/96 65 Theologen und 112 Philosophen zählte, wozu 39 Priester

als Obere, Professoren usw. kamen und 52 Laienbrüder, total 268 Personen ver-

schiedener Nationalität19. Auch der Briger P. Viktor Cathrein wurde von Exaten

bei Roermond als Professor nach Valkenburg berufen und lehrte hier zur Zeit P.

Blötzers und auch später seine jungen Mitbrüder philosophische Ethik oder Mo-

ralphilosophie20. Valkenburg war 1894-1940 die grosse Studienanstalt der Deut-

schen Provinz der Gesellschaft Jesu.

P. Blötzer widmete sich dann in Valkenburg ganz dem theologischen Lehramt

und der Publizistik, half aber auch in der Seelsorge aus.

Im August 1899 eröffnete der Orden das Schriftstellerhaus «Bellevue» in

Luxemburg, und P. Blötzer wurde dessen erster Vorsteher. Das bedeutete aber

auch, dass er das Haus einrichten musste, eine Aufgabe, die er mit grosser Sorgfalt

erfüllte. 1906 kam in das Haus, das bis 1911 bestand, auch der einstige Novizen-

meister Blötzers, der Walliser P. Moritz Meschler (1830-1912), der vorher deut-

scher Assistent des Ordensgenerals in Rom gewesen war und in Luxemburg seine

fruchtbare religiöse Schriftstellerei fortsetzte21.

Im August 1899 übernahm P. Joseph Blötzer mit Sitz in Luxemburg die Schrift-

leitung der «Stimmen aus Maria-Laach», einer geachteten Zeitschrift die, wie in

Italien die 1850 gegründete «Civilité cattolica», zu den wichtigen Fragen des

religiösen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens grundsätzlich Stellung nahm. Die

Zeitschrift verdankt 1865 ihr Bestehen ebenfalls einem Walliser Jesuiten, nämlich

P. Anton Maria Anderledy (1819-1892), der als Provinzial der deutschen Ordens-

provinz 1863 das Kolleg Maria-Laach, Sammelpunkt bester Kräfte und wissen-

schaftliches Zentrum der deutschen Ordensprovinz, gegründet hatte22 und 1869

als Rektor dessen Leitung übernahm und später General der Gesellschaft Jesu

wurde23. Bis Herbst 1903 war P. Blötzer Redaktor der «Stimmen aus Maria-

Laach», dann blieb er Mitarbeiter der Schriftleitung. Drei Walliser sind es nun,

die regelmässig als Autoren zur gleichen Zeit in den «Stimmen aus Maria-Laach»

erscheinen: neben P. Blötzer die beiden Patres Viktor Cathrein und Moritz Mesch-

ler. Dass P. Joseph Blötzer in die Redaktion dieser bedeutenden Zeitschrift beru-

fen wurde, zeugt von seinen Fähigkeiten und dem Vertrauen, das ihm seine Oberen

entgegenbrachten. Das beweist aber auch die Tatsache, dass er seit Novembe

1900 als Konsultor für Angelegenheiten der Ordensprovinz dem Provinzial mit

seiner Erfahrung zur Seite stand. Gleichzeitig half er in der Seelsorge aus.

Die letzten Lebensjahre waren von Krankheit überschattet, von der er im

Krankenhaus der Barmherzigen Brüder zu Trier im Alter von 61 Jahren am 7. Juli

1910 durch den Tod erlöst wurde24.

In den «Stimmen aus Maria-Laach» wurde er wie folgt charakterisiert25: «Auf

verschiedenen wissenschaftlichen Gebieten beschlagen, tüchtig als Theologe und

von reichen Kenntnissen im Gebiet der Philologie und der Geschichtswissen-

schaft, brachte P. Blötzer auch zum Predigtamt entschiedene Anlagen mit. An der

Ungunst der Zeitverhältnisse war es gelegen, dass er in den Jahren seiner Vollkraft

von dieser Gabe Gebrauch zu machen nur wenig Gelegenheit fand. Um so mehr

betätigte er sich in der Leitung von Exerzitien für Priester, Ordensleute und Laien

der verschiedensten Abstufungen. P. Blötzer gehörte zu den zähen und gediegenen

Arbeitern, bedächtig, aber gründlich. Klugheit, Besonnenheit, Festigkeit waren

ihm eigen neben tiefer, inniger Frömmigkeit. Eine dreimalige längere Amtsfüh-

rung als Ordensoberer, ein reger persönlicher Verkehr und Vertrautheit mit aus-

wärtigen Ländern und Nationen hatten ihn mit Erfahrung bereichert. Auch in

Laienkreisen war er gerne gesehen und hatte sich vielen Vertrauens und grosser

Achtung zu erfreuen».

Das Todesandenken, von dem sich ein Exemplar im Archiv der Norddeutschen

Provinz der Gesellschaft Jesu in Köln befindet, rühmt ihn als «ausgezeichnet

durch besonnenes Urteil, festen Willen und gediegene Frömmigkeit».

II.

Als Historiker begann P. Blötzer 1887 in Ditton Hall zu publizieren. Er veröf-

fentlichte einen Beitrag über «Die geheime Sünde in der altchristlichen Bussdis-

ziplin»26. Damit griff er in die Kontroverse namhafter Gelehrter ein, ob die Kirche

in den ersten sechs Jahrhunderten für bestimmte Sünden, offene oder verborgene,

öffentliche kanonische Busse gefordert habe oder nicht27. Bei seiner Untersu-

chung erweist sich P. Blötzer als ausgezeichneter Kenner der christlichen Litera-

tur des ersten Jahrtausends, vor allem der Kirchenväter und einzelner Päpste dieser

Zeit. P. Blötzer kommt zum Schluss, dass öffentliche Bussen für geheime Sünden

nicht auferlegt wurden und dass wenigstens seit dem Anfang des 7. Jahrhunderts

als kirchliche Norm galt: öffentliche Sünden müssen durch öffentliche, geheime

durch geheime Busse gesühnt werden28 Die neuere Forschung bestätigt P. Blötzers

Schlussfolgerungen29.

1894 schrieb P. Blötzer für das Staatslexikon der Görres-Gesellschaft den

15spaltigen Artikel «Inquisition»30. Dabei behandelt er allgemein Inquisition und

inquisitorisches Verfahren und weist sich dabei auch über beachtliche rechtshisto-

rische Kenntnisse aus. Im Speziellen aber stellt er die spanische Inquisition dar

und versucht, diese objektiv nach ihren Licht- und Schattenseiten zu beurteilen31.

Schliesslich wendet er sich Entstehung, Entwicklung und Funktion des Sanctum

Officium in Rom zu. Der Artikel ist mit einer reichen Literatur versehen, die vor

allem für die spanische Inquisition bis ins 16. Jahrhundert zurück verfolgt wird.

Für das Ansehen, das P. Blötzer in der Fachwelt erworben hatte, spricht die

Tatsache, dass ihm für die Neuauflage des grossen «Kirchenlexikons» von B.

Wetzer und H. J. Weite32 der wichtige Artikel «Papst» anvertraut wurde33. Er

widmete ihm 40 Spalten und unterzog das Papsttum einer tiefgehenden Analyse,

die den Rahmen eines herkömmlichen Lexikonartikels stark sprengt. Es ist heute,

nach bald 100 Jahren, in einer Zeit da, nicht selten in wissenschaftlichem Mäntel-

chen verbrämt, so viel Unsinn über den Papst geschrieben wird, richtig wohltuend

P. Blötzers quellenreiche, gut durchstrukturierte und kenntnisreiche Darstellung

zu lesen. Name und Titel, Wesen, Umfang und Zweck der päpstlichen Primatial-

gewalt werden behandelt, worauf der Autor sich eingehend mit den Fragen aus-

einandersetzt, ob Petrus den Primat von Christus empfangen hat und wie dieser

Primat in den römischen Bischöfen fortlebt. Daran schliesst sich eine bis ins

Mittelalter zurückreichende Literaturübersicht zum päpstlichen Primat an. Im

Artikel «Primatialrechte des Papstes», der «Summe aller derjenigen Rechte ...,

welche dem Papste als dem Oberhaupte der Kirche zustehen», gibt P. Blötzer einen

Überblick über die päpstlichen Ehrenrechte und Jurisdiktionsrechte34.

1898 setzte P. Blötzer Mitarbeit an den «Stimmen aus Maria-Laach» ein, als er

einen Aufsatz über die «Neuorganisation im Franziskanerorden» schrieb35. Er

benutzte den Erlass der Apostolischen Konstitution «Felicitate quadam» Papst

Leos XIII vom 4. Oktober 189736, gemäss der die vier Familien der ersten Regel

des heiligen Franziskus (Observanten, Alcantariner, Reformaten und Recollecten)

zu einem Orden (Ordo Fratrum Minorum) geeint wurden, um einen historischen

Überblick der Entstehung und Entwicklung der verschiedenen Zweige des Fran-

ziskanerordens zu geben, von dem P. Blötzer mit grosser Hochachtung spricht37.

Wieder war 1904 ein päpstlicher Erlass Anstoss zu einem umfassenden Arti-

kel38. Papst Pius X hatte am 12. März 1904 ein Rundschreiben (Iucunda sane) zur

Zentenarfeier Gregors des Grossen erlassen39. P. Blötzer würdigte diese hervor-

ragende Gestalt der Kirchengeschichte und mass ihren Einfluss auf die Nachwelt,

der nach ihm «in der Tat tiefgehender als der irgend einer andern gewaltigen

Persönlichkeit der Weltgeschichte» ist40. Der Walliser Jesuit benutzte die Gele-

genheit auch, um Vorwürfe der Feindlichkeit der römischen Kirche gegenüber der

modernen Wissenschaft begründet zurückzuweisen. Apologetischen Charakter hat

teilweise auch sein Aufsatz über «Die Entstehung des Christentums im Lichte der

Geschichtswissenschaft41. Es geht hier auch um eine grundsätzliche Auseinander-

setzung mit dem gleichnamigen Werk des protestantischen Berliner Theologen

Otto Pfleiderer42.

Ein anderes Ereignis, das P. Blötzer zur Feder greifen Hess, war der 1150.

Todestag des hl. Bonifatius, des Apostels Deutschlands, dessen Lebensgeschichte

er verfolgt und dessen Kulturarbeit er würdigt43. P. Blötzer ist begeistert von der

Persönlichkeit des Bonifatius und sucht seine Grösse zu ergründen. Er findet sie

vor allem in dessen Glauben: «Der Geist des Glaubens ist es demnach, der sein

ganzes Wesen durchglüht und verklärt, der seine ganze Heiligkeit trägt und die

staunenswerten Erfolge seiner Arbeiten und Siege erst ermöglichte»44.

Seit dem 19. Jahrhundert begann man nicht nur, sich stärker mit dem antiken

Mysterienwesen zu befassen, sondern warf auch die Frage nach dessen Verhältnis

zum Christentum auf. Haben z.B. die Mysterien von Eleusis, mystische Dionysos-

kulte und vor allem der Mithraskult, bestimmte Reinigungsriten, der Genuss des

heiligen Mahles, der Toten- und Wiederauferstehungsglaube das Christentum

beeinflusst? P. Blötzer versuchte in zwei Aufsätzen, auf diese Fragen Antwort zu

geben und erwies sich dabei als guter Kenner der Materie und ihrer Literatur

Freilich ist der apologetische Charakter der Zeit entsprechend unverkennbar und

für den Autor ist es klar, dass sich die Entstehung des Christusbildes und des

Christentums aus der heidnischen Mythologie nicht erklären. Er schliesst: «Alle

Versuche also, die Entstehung des Christentums aus analogen heidnischen Vor-

stellungen, sei es durch Mischung oder durch Entwicklung erklären zu wollen,

können nur als neue 'Illusion' bezeichnet werden»46.

Tiefer, weil auf grosser Erfahrung und Quellenkenntnis fussend, gingen P.

Blötzers Auseinandersetzungen mit der Kirchengeschichte und den Religionsver-

hältnissen in Grossbritannien. Er stellte sich 1904 die auch heute Brisanz aufwei-

sende Frage, ob «Der Angelikanismus auf dem Wege nach Rom» sei47. Dazu

suchte er die Gründe aufzudecken für jene von Oxford ausgehende katholisierende

Bewegung, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichte und

sich über ganz England ausbreitete48. P. Blötzer bringt zahlreiche Zeugnisse von

Anglikanern, die zur römisch-katholischen Kirche übergetreten sind Und sieht als

Ursachen der katholisierenden Bewegung, «den inneren Zustand des Anglikanis-

mus, die Eigenschaften der wahren Kirche und das Wirken der göttlichen Gna-

de»49.

1905 veröffentlichte P. Blötzer bei Herder in Freiburg i.Br. sein Hauptwerk:

«Die Katholikenemanzipation in Grossbritannien und Irland. Ein Beitrag zur

Geschichte religiöser Toleranz»50. Er stellt alle jene Umgestaltungen in der Ge-

schichte der englischen Nation dar, die verursacht durch innere und äussere

Zeitläufe dazu führten, dass schliesslich nach langer Unterdrückung den Katholi-

ken religiöse und politische Freiheit gewährt wurde. P. Blötzer schreibt selber:

«Diese Schrift will nun nichts weiter sein als ein bescheidener Versuch, auf Grund

der Quellen das Entstehen, den Fortschritt, den schliesslichen Sieg des Emanzipa-

tionsgedankens historisch darzustellen. Dabei wurde namentlich darauf Wert

gelegt, die Anschauungen leitender Persönlichkeiten und grosser religiöser und

politischer Parteien in ihrer individuellen und nationalen Eigenart zu verstehen.

Wie man vor nun einem Jahrhundert in England über katholische Dinge dachte

und sprach, werden die Quellen selbst getreu berichten»51. Dabei stützte sich der

Autor nicht nur auf die historischen Dokumente über den äusseren Verlauf der

Ereignisse, sondern auch in besonderem Ausmass auf Quellen der sog. inneren

Geschichte, welche das, was hinter den Kulissen vorgeht, geheime Absichten und

Motive, geheime Beratungen in den Ministerkonseils und des Staatsoberhauptes,

offen legen. Das ist die für England reiche Memoirenliteratur, die nicht aus

verhimmelnden Autobiographien im französischen Stil besteht, sondern aus trok-

kenen Sammlungen von Korrespondenzen, tagebuchartigen Notizen, Gutachten

und Aktenstücken. P. Blötzer hat sie in weitem Umfang beigezogen, und so konnte

er ein faszinierendes Bild der öffentlichen Stellung der Katholiken in England und

Irland seit der Mitte des 18. Jahrhunderts entwerfen und den Weg zum Toleranz-

gesetz von 1791 aufzeigen, welches wesentliche Rechtsnachteile der Katholiken

aufhob. Dann folgten weitere Schritte zur Befreiung der Katholiken Irlands und

Schottlands, wobei es noch weit war bis zur vollständigen Katholikenemanzipa-

tion im Jahre 1829.

P. Blötzers Buch wurde mit Beifall aufgenommen52 und schloss eine Lücke, da

zu seiner Zeit über «die katholische Frage», die ein halbes Jahrhundert die innere

Politik Englands bewegte und sich auch auf die äussere Politik auswirkte, nur das

Werk des Jesuiten W. J. Amherst vorlag53, das aber mit dem Jahre 1820 abbrach

und ein Torso blieb. Das Buch von P. Blötzer dürfte auch in den heutigen konfes-

sionspolitischen Auseinandersetzungen für Irland Bedeutung haben, umsomehr da

sich der Verfasser um grosse Objektivität bemühte und, wie er selber schreibt:

«An aufrichtigem Willen, Licht und Schatten rein nach Verdienst zu verteilen,

fehlte es jedenfalls nicht»54. Ich halte das Buch für ein klassisches Werk der

Geschichtsschreibung.

P. Blötzer bediente sich auch sonst einer Darstellung und eines Stils, der an die

grossen deutschen Geschichtsschreiber seiner Epoche anklingt. Er besass die Gabe

umfassender Gesamtschau und die Kraft des durchschlagenden Ausdrucks. Nie

verleugnete er die Grundhaltung seines Ordens. Über dessen grossen Sohn Petrus

Canisius55 hielt er an einem internationalen wissenschaftlichen Kongress in Frei-

burg i.Ue., der Begräbnisstätte von Canisius, am 19. August 1897 einen vielbe-

achteten Vortrag, der nicht nur diesen Jesuitenheiligen glänzend würdigt, sondern

auch wesentliche Grundsätze des Ordens darstellt56. P. Blötzer stand, und das

kommt in seinen Schriften beredt zum Ausdruck, unbeirrbar zum Christentum und

zur Kirche.

Fußnoten:

15 Die englische Gesamtausgabe des Werkes von Newman umfasst 40 Bände, London 1878-1921.

Die von Charles Stefan Dessain edierten: The Letters and Diaries of John Henry Newman,

Londons-Paris-New York, 1961 ff, ist auf 30 Bände programmiert.

16 Joseph Blötzer, Der Angelikanismus auf dem Wege nach Rom? In: Stimmen aus Maria-Laach 66

(1904), S. 420 f.

17 Es waren noch zwei andere Schweizer Jesuiten, die in Ditton Hall Kirchengeschichte lehrten: P.

Renward Bauer und P. Anton Bruderer (Strobel, S. 152).

18 Konstantin Kempf, 25 Jahre Ignatius-Koüeg Valkenburg (1894-1919), Freiburg 1919. 1915-1918

war der Walliser P. Paul de Chastonay Rektor des Kollegs Valkenburg (Ludwig Koch, Jesuiten-

Lexikon, II, Löwen-Heverlee 1962, Sp. 1794).

19 Koch, II, Sp. 1792 f.

20 Eine der letzten Würdigungen P. Cathreins von Albert Ziegler, Viktor Cathrein (1845-1931). Auf

dem Weg zur Sozialethik, in: Stephan LeimgruberlMax Schach, Gegen die Gottvergessenheit,

Schweizer Theologen im 19. und 20. Jahrhundert. Freiburg i.Br. 1990, S. 130-142. Das Schrifttum

P. Cathreins in: Mitteilungen aus den deutschen Provinzen der Gesellschaft Jesu 10 (1924-26),

S. 179 f. Vgl. auch Johannes B. Mundwiler, Pater Victor Cathrein, in: ebd. 12(1932), S. 156-174.

21 Nikolaus Scheid, P. Moritz Meschler, Freiburg 1925; Paul Marione, P. Moritz Meschler S.J.

(1830-1912), in: Walliser Jahrbuch 58 (1989), S. 39-45; Louis Carlen, Walliser in Rom, Brig

1992, S. 47-50.

22 Zu Maria-Laach u.a. Theodor Bogler, Vergangenheit und Gegenwart der Abtei am Laacher See,

München-Zürich 4 1961.

23 Louis Carlen (Anmk. 21), S. 37-47, spez. S. 42.

24 Vgl. auch Mitteilungen aus der deutschen Provinz, V. Roermond 1911, S. 28.

25 Stimmen aus Maria-Laach, Bd. 79 (1910), S. 122.

26 In: Zeitschrift für katholische Theologie, 1887, S. 483-506, 594-630.

27 Blötzer zitiert S. 483 als Befürworter der erstem Auffassung auch seinen Walliser Ordensbruder

Josef Biner, Apparatus eruditionis ad jurisprudentiam praesertim ecclesiasticam, IV, Freiburg

i.Br. 1751. (Dazu Louis Carlen, Das kanonistische Werk eines Innsbrucker Professors des 18. Jahr-

hunderts, in: Festschrift für Nikolaus Grass zum 70. Geburtstag, Innsbruck 1986, S. 49 ff.).

28 S. 630. Wobei er allerdings einräumt, dass «Dunkelheiten in der Sache» bleiben, so lange das

Verhältnis zwischen dem forum externum ecclesiae und dem forum sacramentale nicht vollständig

aufgehellt ist.

29 Zuletzt die Habilitationsschrift meines Schülers René Paluul de Mortanges, Zwischen Vergebung

und Vergeltung. Eine Analyse des kirchlichen Straf- und Disziplinarrechts, Baden-Baden 1992,

S. 26 ff.

30 Staatslexikon, hg. im Auftrag der Görres-Gesellschaft, III, Freiburg i.Br. 1894, Sp. 423-438. In

späteren Auflagen des Lexikons ist der Artikel «Inquisition» weggefallen.

31 Er schreibt: «Die Beurteilung der spanischen Inquisition ist nicht gar leicht. Unsäglich geschmäht,

wird sie anderseits in den Himmel erhoben. Die Wahrheit dürfte auch hier in der Mitte liegen»

(Sp. 433).

32 Dazu Remigius Bäumer, Lexikon, im: Lexikon für Theologie und Kirche VI, Freiburg 1961, Sp.

999 f.

33 Wetzer und Weite's Kirchenlexikon, IX, Freiburg i.Br. 1895, Sp. 1383-1423.

34 Ebd., X, Sp. 406-413.

35 Stimmen aus Maria-Laach 54 (1898), S. 58-69.

36 Leonis XIII Pontificis Maximi Acta, vol. XVII, Romae 1898, p. 296-308.

37 Er nennt ihn «den um das Reich Christi so hochverdienten Orden des seraphischen hl. Franciscus»

(S. 69).

38 Das Rundschreiben Pius' X. Zur Zentenarfeier Gregors des Grossen, in: Stimmen aus Maria-Laach

66 (1904), S. 485-505.

39 Pii X Pontificis Maximi Acta, vol. I, Romae 1905, p. 189-213.

40 S. 495.

41 Stimmen aus Maria-Laach 69 (1905), S. 353-374.

42 Otto Pfleiderer, Die Entstehung des Christentums, München 1905.

43 Der hl. Bonifatius und seine Kulturarbeit, in: Stimmen aus Maria-Laach 86 (1905), S. 477-504.

44 S. 501.

45 Das heidnische Mysterienwesen zur Zeit der Entstehung des Christentums, in: Stimmen aus

Maria-Laach 71 (1906), S. 376-391, 500-518; Das heidnische Mysterienwesen und die Helleni-

sierung des Christentums, in: ebd. 72 (1907), S. 37-52, 182-199.

46 Hellenisierung (Anmk. 45), S. 199. Es ist aufschlussreich zu lesen, wie ein Jesuit einer anderen

Generation die Probleme sieht: Hugo Rahner, Griechische Mythen in christlicher Deutung, Frei-

burg i.Br. 1993 (Herder TB Bd. 4152).

47 In: Stimmen aus Maria-Laach 66 (1904), S. 125-144, 275-291, 415-431.

48 Dazu auch Spencer Jones, England und der Heilige Stuhl. Ein Beitrag zur Wiedervereinigung mit

Rom, Graz-Leipzig 1904.

49 S. 127.

50 Ergänzungshefte zu den «Stimmen aus Maria-Laach» 88 u. 89.

51 S.V.

52 Darauf weist auch der Nekrolog im Walliser Bote 1910, Nr. 56, der in seiner Präzision von P.

Cathrein oder P. Meschler stammen könnte, hin: «Das Buch erschien 1905 und fand eine gute

Aufnahme und günstige Beurteilung». -Ernst Staehelin, Der Jesuitenorden und die Schweiz, Basel

1923, S. 142, spricht von einer «Befruchtung der Kirchengeschichtsforschung» durch das Werk

Blötzers.

53 W.J. Amtierst, The History of Catholic Emancipation, London 1886. Mit der «Geschichte der

Katholikenverfolgung in England» befasste sich auch ein anderer Schweizer Jesuit, P. Joseph

Spillmann aus Zug (über ihn: Stimmen aus Maria-Laach 69 (1905). S. 1 ff; Wilhelm Jos. Meyer,

Zuger Biographien und Nekrologe, 1915, S. 104 ff.). Beizuziehen ist auch das Buch des Wallisers

Viktor Cathrein, Die englische Verfassung. Eine rechtsgeschichtliche Skizze, Freiburg 1881.

54 S. VI.

55 Petrus Canisius (1521-1597) wurde 1864 selig und 1925 heilig gesprochen. Zur wesentlichen

Literatur über ihn: Lexikon füi Theologie und Kirche, II. Freiburg i.Br. 1958, Sp. 917. (Zu

ergänzen Josef Metzler, Petrus Canisius, Mönchengladbach 1925).

56 Publiziert, in: Canisius-Stimmen, Jg. 3 (1898), Nr. 1, S. 9-11, Nr. 2, S. 22-24, Nr. 3, S. 37 f.. Nr. 4,

S. 57-59.

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Schriften (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Hermann-Josef Heinen: Kloster Exaten in Baexem, Leudal, NL - Fotobericht von Hermann-Josef Heinen - Historischer Verein Wegberg. Abgerufen am 18. Dezember 2024 (deutsch).