Benutzer:Dochvoss/Nachtreiter
Der Nachtreiter ist eine Figur des Märchenschachs, nämlich der auf dem Springer basierende (1,2)-Reiter. Er wurde 1925 vom britischen Schachkomponisten Thomas R. Dawson eingeführt,[1][2], um neben Linien bzw. Reihen und Diagonalen eine dritte Wirkungslinie für Häufungen von Schnittpunkt-Kombinationen zu besitzen.[3] Der Nachtreiter ist der mit Abstand bekannteste Reiter und überhaupt eine der bekanntesten Figuren, die im Märchenschach gegenüber den normalen Schachfiguren ergänzt wurden.
Der Nachtreiter wird gewöhnlich in Diagrammen mittels eines auf dem Kopf stehenden Springers dargestellt. In der erweiterten Fairy FEN-Notation (FFEN) wird er durch „*2N“ (weißer Nachtreiter) bzw. „*2n“ (schwarzer Nachtreiter) gekennzeichnet[4]; es kann aber auch zu Abweichungen von dieser Notation (wegen fehlender Standardisierung) beim Zugriff auf Problemdatenbanken im Web oder bei der Eingabe von Stellungen in problemschachorientierten Computerprogrammen kommen, wie z. B. „(N2)“ bzw. „(n2)“. Seine Abkürzung als Notation innerhalb von Text ist das „N“ (außer im englischsprachigen Raum, wo das „S“ in Anlehnung an das Pseudonym „S-Rider“ Verwendung findet, da dort das „N“ bereits schon für den Springer (engl. knight) in Benutzung ist).
Zug- und Schlagmöglichkeiten
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Der Nachtreiter zieht wie ein normaler Springer, allerdings darf er mehrere Springerzüge hintereinander ausführen, die immer in dieselbe Richtung des ersten Zuges (auf einer gedachten Geraden) liegen und deren dazwischen liegende Felder frei sein müssen.[5] Diese Bewegung kann solange fortgesetzt werden, bis er von einem Hindernis gestoppt wird oder an den Rand des Schachbrettes gelangt. Nur im letzten Schritt darf er einen gegnerischen Stein schlagen, d. h., dass er nach dem Schlagen nicht mehr weiterziehen darf.[2][4]
Das nebenstehende Diagramm zeigt beispielhaft seine Zugmöglichkeiten. Der Nachtreiter auf dem Feld b2 kann c4 und weiter vorwärts die Felder d6 und e8 erreichen, kann aber nicht von d3 direkt über den weißen Bauern auf f4 das Feld h5 erreichen, da er durch diesen gestoppt wird.
Das nächste Diagramm zeigt zusätzlich auch seine Schlagmöglichkeit und die dem normalen Springer gegenüber gesteigerte Angriffskraft. Hier kann nämlich der Nachtreiter vom Feld a1 über die Felder b3 und c5 den schwarzen Bauern auf d7 schlagen und dadurch dem schwarzen König auf h5 ein Schachgebot geben, da er ihn dann über f6 theoretisch schlagen könnte.
Ein Umwandlungsbauer kann in einen Nachtreiter verwandelt werden, sofern die Schachkomposition in der Ausgangsstellung (Satzstellung) bereits einen Nachtreiter beliebiger Farbe aufweist.[6]. Diese Umwandlungsbestimmung gilt im Allgemeinen für alle Märchenschachfiguren.
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1. (e2-)e4 | Dieser Abschnitt benutzt sowohl die ausführliche algebraische als auch die verkürzte algebraische Notation zur Beschreibung von Schachzügen. |
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Zunächst die Erstdarstellung eines Problems mit einem Nachtreiter[3] in Form einer zweizügigen Miniatur als Zwilling vom Märchenschachkomponisten Thomas R. Dawson selbst.
Lösung:[7] | |
a) 1. Na1! (Droht 2. Nd7#) | 1. ... d3 2. Nd7# |
b) 1. Nc2! (Droht 2. L~#) | 1. ... b3 2. L×b3# |
Zugwechsel – ein neutraler Wartezug zur Aufrechterhaltung des schwarzen Zugzwanges steht nicht zur Verfügung, also Planwechsel durch Übergang zu einer irreparablen Drohung im Schlüsselzug. Der einzige Zug der gegnerischen Partei besteht jeweils im Einzelschritt des zwillingsbildenden Steines.
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Im Folgenden ein weiteres Beispiel von ihm in Form einer zweizügigen heterodoxen Mattaufgabe als Hilfsmatt, die sehr schön die Zugmöglichkeiten eines Nachtreiters zeigt.
Lösung:
1. Nc7-f1! Ne6-a8 2. Ng7-d1 Se5-d3#
Symmetrische Miniatur mit asymmetrischer Lösung und finalem erstickten Matt. Der andere Weg mittels Erstzug des Nachtreiters von g7 ist nicht möglich, da dann der weiße Nachtreiter auf e6 durch die Blockade des Feldes c7 nicht auf a8 gelangen kann, um von dort das Fluchtfeld d2 angreifen zu können. Die völlig symmetrische Variante als Alternative ist ebenfalls nicht möglich, weil das Schachbrett für den weißen Nachtreiter auf e6 kein Feld i8 besitzt, zu dem er springen müsste, um das Fluchtfeld f2 anzugreifen bzw. zu decken.
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Desweiteren eine mehrzügige Miniatur in Form eines Minimals ebenfalls als Hilfsmatt vom französischen Schachkomponisten Jean Oudot, der auch „Internationaler Schiedsrichter der FIDE für Schachkompositionen“ (IJCC) war.
Lösung:
1. b5! c4 2. b4 c5 3. b3 c6 4. b2 c7 5. b1N c8N 6. Nh4 Nf2#
Die bisher ökonomischste Form der Doppelsetzung eines Excelsiors und einer Bauernumwandlung in einen Nachtreiter. Im letzten Zug aktives Spiel beider umgewandelten Nachtreiter: schwarzer Selbstblock und finaler weißer Mattzug. (Anmerkung: Siehe oben den letzten Absatz unter Zug- und Schlagmöglichkeiten zur Umwandlung eines Bauern in eine Märchenschachfigur.)
Abschließend noch einige Beispiele mit mehreren Nachtreitern als zusätzliches Material zur Darstellung der erweiterten Möglichkeiten bei Schnittpunkt-Kombinationen.
Erich Bartel
(2222) Die Schwalbe 04–05/1966
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Ulrich O. F. Auhagen
(9780) Die Schwalbe 1997
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Bruno Ebner
(502v) feenschach 03/1972
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Wegzug (Anti-Sperrzug) des weißen Läufers zur Räumung der d-Linie im Schlüsselzug. Gleiche wechselseitige Grimshaws auf dem Feld d2 in zwei Phasen (Verführung und Lösung). Alle vier Mattzüge werden durch den weißen Nachtreiter ausgeführt. |
Opferschlüssel des weißen Springers durch Besetzung des Schnittpunktes d5 als Sperr- und Opferstein. Differenzierung der Doppeldrohung mittels doppelwendigem Plachutta, gebildet durch die beiden Hauptvarianten. Weiterhin zyklischer Wechsel der beiden Drohmatts als Fortsetzungs- und Mattzug im Lösungsspiel. |
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Märchenschach (Schachvarianten), In: Schach in Bremen. Aufgerufen am 13. Februar 2013.
- ↑ a b Peter Rösler: „Nachtreiter“ unterhalb „Problemschach:Definitionen“, Dezember 2007, In: Schach. Aufgerufen am 14. Februar 2013.
- ↑ a b Karl Fabel und C. E. Kemp: Schach ohne Grenzen (T. R. Dawsons Märchenschach), Südwestschach-Reihe Bd. 14, Werner Lauterbach (Hrsg.), Walter Rau Verlag, Düsseldorf und Kempten 1969. S. 50–52
- ↑ a b Otto Janko: Schachregeln des Nachtreiters (Nightrider), In: Retroanalyse im Schach. Aufgerufen am 12. Februar 2013.
- ↑ Anthony S. M. Dickins: Märchenschach. Mit Illustrationen von John Tenniel, Wolfgang Bauer (Hrsg.), Hesse & Becker im Weiss Verlag, Dreieich 1986. ISBN 3-803-63008-8, S. 28
- ↑ Werner Sidler: Problemschach. Alphabetisch geordnete Begriffsübersicht, Selbstverlag, Luzern 1968. (Online (PDF)) S. 62–63
- ↑ Problem Nr. 339865 von T. R. Dawson in der Yet Another Chess Problem Database. (englisch) Aufgerufen am 11. Februar 2013.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl Fabel und C. E. Kemp: Schach ohne Grenzen (T. R. Dawsons Märchenschach), Südwestschach-Reihe Bd. 14, Werner Lauterbach (Hrsg.), Walter Rau Verlag, Düsseldorf und Kempten 1969.
- Anthony S. M. Dickins: Märchenschach. Mit Illustrationen von John Tenniel, Wolfgang Bauer (Hrsg.), Hesse & Becker im Weiss Verlag, Dreieich 1986. ISBN 3-803-63008-8
- George P. Jellis: Simple Chess Variants, August 2010 (Online (PDF)) (englisch)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Schachaufgaben mit einem oder mehreren Nachtreitern auf dem PDB-Server
- Michael McDowell: Fairies, November 2011, In: BCPS-Website (englisch)
- Emmanual Manolas: Nightrider, Juni 2008, In: Griechischer Blog über Problemschach (englisch)
[[Kategorie:Schachfigur]] [[Kategorie:Schachkomposition]] [[en:Nightrider (chess)]] [[fr:Noctambule]] [[it:Nottambulo (scacchi)]] [[zh:夢魘 (仙靈棋)]]