Benutzer:Dr.Lantis/BNR 5

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Süd- und Westwand der Opferkammer des Seschemnefer III. im Schloss Hohentübingen[1]

Die Mastaba des Seschemnefer III. (Mastaba G-5170) ist die letzte Ruhestätte des altägyptischen Wesirs und Priesters Seschemnefer III.. Sie befindet sich in Gizeh und datiert in die späte 5. Dynastie des Alten Reiches. Seschemnefer III. lebte und wirkte unter den Königen Niuserre, Menkauhor und Djedkare Isesi. Seine Mastaba (dt. „Bankgrab“) wurde durch die reich mit Reliefs geschmückte Kultkapelle mit Opfertisch-Szenen bekannt, die heute im Museum der Universität Tübingen ausgestellt ist.

Mastaba G-5170 befindet sich auf dem sogenannten Beamtenfriedhof von Gizeh-West.

Die Kultkammer ist 3,65 Meter lang, 1,45 Meter breit und 2,57 Meter hoch. Die bemalten Reliefbilder sind aus Nummulitkalk. Jede Wand besteht aus zwei bis drei großen Blöcken. Die Blöcke stoßen nicht in den Ecken aufeinander, sondern sind über eingearbeitete Winkelstücke miteinander verbunden. An der Westwand sind Seschemnefer III. und seine Gattin Hetep-heres bei einem Totenmahl zusehen. Die beiden sitzen nebeneinander an einem Speisentisch. An der Südwand ist Seschemnefer III. links stehend abgebildet, er empfängt von seinem Sohn eine Lotusblume. An der Ostwand werden Opfertiere dem links stehenden, auf einen Stab gestützten, Grabherrn vorgeführt. In der obersten Reihe sind Schreiber mit Papyrusfutteralen abgebildet, die die vorgeführten Tiere protokollieren. In der zweiten Reihe wird Wild, in der dritten Reihe Rind und in der vierten Reihe Geflügel herbeigeführt. An der Nordwand bringen die Vertreter namentlich genannter Stiftungsgüter landwirtschaftliche Produkte als Grabbeigaben dar.

Entdeckt wurde Mastaba G-5170 um 1910 bei von dem Unternehmer Ernst von Sieglin finanzierten Grabungen, die unter Leitung des Ägyptologen Georg Steindorff standen. Dabei wurde auch die Kultkammer freigelegt. Von Sieglin erwarb die Kultkapelle in Gizeh und schenkte sie 1911 der Universität Tübingen. Die Kammer wurde in Blöcke zerlegt und in die Sammlung des Ägyptologischen Instituts der Universität Tübingen im Schloss Hohentübingen als einem Teil des Museum der Universität Tübingen verbracht, wo sie noch heute ausgestellt wird.

Archäologische und ägyptologische Bedeutung

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Die Inschriften und Reliefs der Mastaba G-5170 sind von besonderem Interesse für Archäologen, Ägyptologen und Historiker gleichermaßen. Sie liefern wichtige Details zu und tiefe Einblicke in das Erbschaftswesen des Alten Reiches. Zum ersten Mal lassen sich über Personennamen dargestellter Familienangehöriger und Verwandter ausdrückliche Beschreibung einer Familiendynastie mit dynamischer Genealogie nachweisen: Sowohl der Grabbesitzer, als auch sein Großvater, sein Vater und mehrere Brüder und Neffen hießen mit Namen „Seschemnefer“ und bei allen wird dieser Name mit exakt denselben Hieroglyphen geschrieben.

  • Hermann Junker: Gîza III. Bericht über die von der Akademie der Wissenschaften in Wien auf gemeinsame Kosten mit Dr. Wilhelm Pelizaeus † unternommenen Grabungen auf dem Friedhof des Alten Reiches bei den Pyramiden von Gîza. Band III: Die Maṣṭabas der vorgeschrittenen V. Dynastie auf dem Westfriedhof. (= Akademie der Wissenschaften in Wien. Philosophisch-historische Klasse.) Hölder-Pichler-Tempsky, Wien / Leipzig 1938, S. 192–215 (Volltext als PDF; 37,1 MB); abgerufen über Digital Giza – The Giza Project at Harvard University.
  • Emma Brunner-Traut: Die altägyptische Grabkammer Seschemnofers III. aus Gîsa. Eine Stiftung des Geheimen Hofrats Dr. h.c. Ernst von Sieglin an die Tübinger Universität. von Zabern, Mainz 1978 (Neuausgabe: Zabern, Mainz 1995, ISBN 3-8053-0319-X).
  • Ingrid Gamer-Wallert: Von Giza bis Tübingen. Die bewegte Geschichte der Mastaba G 5170. Klöpfer & Meyer, Tübingen 1998, ISBN 3-931402-33-9 (Volltext als PDF; 44,1 MB); abgerufen über Digital Giza – The Giza Project at Harvard University.
  • Ingrid Gamer-Wallert: Die bewegte Geschichte der Mastaba Seschemnofers III. (G 5170). In: Sokar. Band 9, 2004, S. 28–34 (Digitalisat); abgerufen über Digital Giza – The Giza Project at Harvard University.
  • Ingrid Gamer-Wallert: Die Tübinger Mastaba (= Monographien des MUT. Band 1). Museum der Universität Tübingen (MUT), Tübingen 2014, ISBN 978-3-9812736-9-4.

Einzelnachweise

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  1. Ingrid Gamer-Wallert: Die bewegte Geschichte der Mastaba Seschemnofers III. (G 5170). In: Sokar. Band 9, 2004, S. 28–34 S. 31–32.