Benutzer:Elian/Portale/Rant
Vielleicht eine kleine Einleitung zu dieser Seite: Die folgenden Bewertungen sind die rein subjektiven, unverblümten Urteile einer Schriftsetzertochter, die von Kindheit an mit Design- und Typographiebüchern gefüttert und in Kunstausstellungen geschleppt wurde. Bitte begreift sie nicht als Angriff, sondern eher als Anregung zum "Sehen lernen" und natürlich als Ermunterung, die angemerkten Fehler und Schwächen zu beheben (Ich helf auch jederzeit gerne mit). Natürlich steckt in vielen Portalen, die hier schlecht wegkommen, viel Liebe und Arbeit, doch oft wurde scheint's das große Ganze aus dem Blick verloren.
Besonders bei den neuen und fehlenden Artikeln wurden die Ziele dieser Rubriken oft völlig vergessen: Sinn ist es keineswegs, ein Logfile aller neu angelegten Artikel zu führen (in mehreren Fällen datierten die neuen Artikel zurück bis Januar 2005) oder auf dem Portal eine komplette Liste aller Artikel des Themengebiets, die noch fehlen, zu präsentieren, sondern dem Leser Appetithäppchen zum Lesen zu servieren oder ihn mit einem fehlenden Artikel vielleicht auf die Idee zu bringen, sich doch selbst einmal an einem Artikel zu versuchen. Zwanzigzeilige Listen erfüllen diese Zwecke nicht. Stattdessen verschwenden sie Raum, den man besser für das verwendet, das ein Portal eigentlich liefern soll: eine strukturierte Übersicht über ein Themengebiet, die den Leser schnell zu den oder dem gesuchten Artikel führt.
Apropos neue Artikel: Wer sagt eigentlich, dass neue Artikel als langweilige Liste mit Datum erscheinen müssen? Behält man das Ziel "neugierig machen" im Kopf, ergeben sich auch ganz andere Möglichkeiten der Präsentation, zum Beispiel in einer Kurzvorstellung wie im Portal:Geschichte (die leider oft aus dem nicht wirklich geeigneten Artikelanfang besteht, statt eines extra dafür formulierten journalistischen Vorspanns).
Sehr häufig findet man den Kommentar "Riesenloch", "Weißraum" oder "Platzverschwendung". Den gab es immer dann, wenn ein Portal sehr unausgeglichen angeordnet ist (Beispiel). Natürlich lässt sich bei unterschiedlichen Fenstergrößen eine genau gleiche Länge der Spalten nie erreichen, aber man kann erwarten, dass diese zumindest in einer Standardgröße annähernd gleich lang sind.
Der Fehler kann einem natürlich nicht passieren, wenn man gar keine verschiedenen Spalten macht, sondern alles schön fein untereinander ordnet. Findet sich in zig Portalen so und ist einfach nur ööööde (Beispiel).
Eine weitere beliebte Designsünde sind die "schönen" Einleitungen. Nicht überall wird gleich so viel Platz verschwendet, aber es finden sich genug Portale, auf denen der Leser erstmal eine Bildschirmseite weiter scrollen muss, bis er endlich zu den eigentlichen Inhalten des Portals gelangt, davor sieht er lediglich einleitendes Blabla, schöne Bilder oder den "Artikel des Monats" (Portal Berlin und Portal Science Fiction sind solche Fälle).
Bei einer Usability-Kurzumfrage mit jemandem, der nur ein bißchen deutsch spricht und deshalb der Idealkandidat als Versuchskaninchen fürs Design war, wurde festgestellt, wie wichtig Bilder auf Portalen sind: Bilder halten den Blick fest und verleiten zum Bleiben und näherer Betrachtung. Das soll jedoch kein Aufruf sein, Portale einfach wahllos mit Bildern zuzukleistern. Auch hier gilt es wieder, Bilder mit Bedacht einzusetzen: Ein "Bild des Monats" wie in Portal:Afrika in angemessener Größe kann gut integriert ein echter Hingucker sein, noch besser, wenn das Bild gleich noch inhaltlich eine Rolle spielt wie in Portal:Tanz, wahllos untendran gehängte Galerien in Daumennagelgröße sind dagegen auf Commons besser aufgehoben (Ganz nach unten scrollen). Ein weiteres schönes Beispiel für den Einsatz von Bildern: Portal:Heidelberg (das ich überhaupt - abgesehen von der etwas kracherten Farbgebung - für ein rundum gelungenes Portal halte, in dem sogar noch die Wikipedianer aus der Region ihren Platz gefunden haben...)
Bei der begutachteten Menge an Portalen (ca. 272 waren es) standen inhaltliche Kriterien zwangsläufig etwas im Hintergrund, zumal Schwächen in der Gliederung meist nur nach genauer Analyse auffallen. Einige Dinge kann man trotzdem anmerken: a) dem Leser ist eine Trennung zwischen Kategorien, Listen und Artikeln völlig egal, er will Inhalte finden. Besonders peinlich wird es dann, wenn die ganze Gliederung des Portals auf diesen Unterschieden aufbaut (siehe Portal:Baltikum und diverse andere nach diesem Muster mit der abwechslungreichen Überschrift "Listen" in der rechten Spalte). Wenn man nicht der Übersichtlichkeit halber ganz auf die Nennung von Einzelartikeln verzichtet, erweist es sich meist als besser, prominente Beispiele aufzuführen und mit einem "mehr" oder "weitere" die entsprechende Kategorie oder Liste thematisch passend zu verlinken.
Leere Review- und Exzellenz-Rubriken, wie häufig zu sehen, machen sich übrigens auch nicht so toll. Auf der Hauptseite blenden wir die aktuellen Nachrichten ja schließlich auch aus, wenn es nichts zu melden gibt, statt hinzuschreiben "Aktuelle Nachrichten: derzeit keine".
Achja, eine letzte Sache noch: Ein alphabetischer Index macht sich wirklich gut, ist aber völlig überflüssig, wenn jeder Buchstabe nur zum Anker auf der entsprechenden Seite verlinkt. Da reicht ein Link statt 26 doch eigentlich auch, oder? Auf dem eh schon viel zu langen Portal:Biografien könnte man soviel Platz sparen (und Übersicht gewinnen), wenn auf diesen Schnickschnack verzichtet wird. Und als Instrument zum schnellen Artikel Finden gehören Stichwortregister natürlich ganz oben aufs Portal, nicht ans Ende, wie leider auf allzu vielen Portalen.
Irgendwie fühle ich mich in dieser ganzen Portalsgeschichte übrigens sehr sehr alleine und frage mich, warum sonst niemand aufschreit oder sich darüber entsetzt, dass über die Hälfte aller Portale ernsthafte Designfehler (nein, keine Geschmacksfragen, sondern wirkliche Fehler) enthalten. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass alle potentiellen Mitarbeiter, die beim Design helfen könnten, angesichts von Portal:Gestaltung, Portal:Kunst und Portal:Schrift fluchtartig das Weite gesucht haben. /me rennt hinterher.