Benutzer:Epikureer/Deutscher Freidenkerbund
Gründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gründungskongress des Deutschen Freidenkerbundes (DFB) am am 10. April 1881 fand in Frankfurt/Main statt. Ein Jahr zuvor hatte sich in Brüssel die Fédération Internationale de Libres Penseurs / Internationaler Freidenkerbund (IFB) gebildet. Eigentlich wollten Europas Freidenker schon 1870 in Genf zusammenkommen, wie ein 1869 in Neapel auf dem Gegenkongress zum ersten Vaticanum verabschiedete Resolution vorgesehen hatte. Aber der deutsch-französische Krieg verhinderte das Unternehmen. Vornehmlich auf Initiative belgischer und französischer Freidenker wurde der Gründungskongress dann erst zehn Jahre später, vom 29. bis 31. August 1880, nach Brüssel einberufen. Die Zeitlage mache den "Kampf gegen die immer unverschämter auftretende politische, kirchliche und geistige Reaktion jedem Freidenker zur ernstesten Pflicht", kommentierte die freigeistige Zeitschrift 'Menschentum' die Einladung. Zur Gründungsversammlung des DFB fand sich fast das gesamte deutsche freigeistige Milieu zusammen bzw. zeichnete den Aufruf, so unter anderen Otto von Corvin, berühmt durch seine Schrift „Pfaffenspiegel“, der Arzt Max Nordau, der freireligiöse Nürnberger Prediger Carl Scholl, Albert Dulk und der Gothaer Schriftsteller und Verleger Dr. August Specht. Auch Wilhelm Liebknecht soll die Gründung des DFB unterstützt haben.</ref>
Zum Vorsitzenden wurde Ludwig Büchner gewählt, dessen Buch Kraft und Stoff (1855) lange Zeit als die wichtigste Grundlegung einer nichtidealistischen Weltanschauung galt und bis 1904 über zwanzig Auflagen erreichte. Gestützt auf damalige naturwissenschaftliche Erkenntnisse, bestand Büchner auf dem entwicklungsgeschichtlichen Gewordensein von Weltall, Erde und Mensch. Er war ein enorm populärer Autor, konzentrierte sich in seiner Polemik gegen christliche Dogmen auf grundlegende Fragen und vermied Fachtermini weitgehend. Nach Bekanntwerden der Darwinschen Erkenntnisse reiste Büchner als eine Art naturphilosophischer Wanderprediger durch Deutschland. 1874 erlebte er in den USA einen Triumph mit über hundert Veranstaltungen in mehr als dreißig Städten. Mit Gründung des Bundes wurde sein Auftreten politischer, lehnte sich an die junge Arbeiterbewegung an und forderte besonders einen naturwissenschaftlichen Unterricht in einem von den Kirchen getrennten Schulwesen.</ref>
Organisationsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 2. April 1882 kam es, auf Albert Dulks Initiative, zur Gründung der ersten deutschen Freidenkergemeinde in Stuttgart. Der Deutsche Freidenkerbund wurde in Deutschland zur ersten Freidenker-Organisation. Wichtig war die Abgrenzung zu Freireligiöse Bewegung. In der Zeit vor und nach dem 1. Weltkrieg gab es Vereinigungsbestrebungen mit Deutscher Monistenbund und der Freireligiöse Bewegung. Eine Vereinigung fand 1914 in Württemberg statt. Nunmehr fungierte hier der vereinigte Verband als Württembergischer Freidenker- und Monistenbund. 1921 schloss sich auf Reichsebene der Deutsche Freidenkerbund zusammen mit großen Teilen der Freireligiöse Bewegung zum Volksbund für Geistesfreiheit, dem späteren Bund für Geistesfreiheit. Weitere Freidenker-Organisationen hatten sich im frühen 20. Jahrhundert gegründet Deutscher Freidenker-Verband.</ref>
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Horst Groschopp: Dissidenten. Freidenkerei und Kultur in Deutschland; Berlin: Dietz, 1997; ISBN 3-320-01936-8; 2. verb. Aufl. Tectum Wissenschaftsverlag, Marburg 2011, ISBN 978-3-8288-2771-4.
- Jochen-Christoph Kaiser: Arbeiterbewegung und organisierte Religionskritik. Proletarische Freidenkerverbände in Kaiserreich und Weimarer Republik, Stuttgart 1981 (= Diss. phil. Münster 1979), ISBN 3-12-915480-9.
- Hartmann Wunderer: Arbeitervereine und Arbeiterparteien. Kultur- und Massenorganisa-tionen in der Arbeiterbewegung (1890-1933). Frankfurt a. M. u. a. 1980; Freidenkertum und Arbeiterbewegung. Ein Überblick, in: IWK 16 (1980) 33–57.
- Heiner Jestrabek]: FreidenkerInnen. Lehren aus der Geschichte. Porträts und Aufsätze. Freiheitsbaum edition Spinoza, Reutlingen 2012, ISBN 978-3-922589-66-2.