Benutzer:Ferramanis/Artikelwerkstatt/3D-Druck in der Gesundheitsversorgung
3D-Druck in der Gesundheitsversorgung beschreibt ein Anwendungsgebiet von additiven Fertigungsverfahren für die Herstellung von Bauteilen für Objekte, Geräte oder Hilfsmittel (z. B. Vorrichtungen und Schablonen) in der Medizintechnik oder Gesundheitsversorgung.
In der Gesundheitsversorgung findet die Additive Fertigung in vielfältiger Weise Anwendung. Zu den Einsatzgebieten zählen die Medizintechnik[1][2][3], das Bioprinting[4][3] und die Zahntechnik[1][2]. Darüber hinaus finden die Verfahren Anwendung bei der Herstellung von Brillen[5][6][7] und von Hörgeräten[1][2][8][9][10].
Hörgerätetechnik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hörgerätetechnik[2] nimmt eine Vorreiterrolle beim Einsatz von additiven Fertigungsverfahren im Bereich des Rapid Manufacturing ein. Seit etwa 2003 ersetzt der 3D-Druck die traditionelle Herstellungsweise. Die Technologie hat sich in dem Feld rasend schnell etabliert, binnen 2 Jahre wurden mehr als 40 % Weltproduktion von Otoplastiken additiv gefertigt. Die zentrale Anwendungen ist dabei die Herstellung von Formpassstücken (Otoplastiken und Schalen) für Hörgeräte und damit ein Kunden-individuelles Produkt in der Serienproduktion. Der grundlegende Vorteil ist, dass der hohe handwerkliche Aufwand der traditionellen Herstellung automatisiert wird und somit Zeit gespart und viele Fehlerquellen vermieden werden, was letztendlich zu einer höheren Passungsgenauigkeit im Ohr des Patienten führt. Zusätzlich dazu ermöglichen die 3D-Druck-Verfahren ein neuartiges Design, welches traditionell nicht herstellbar ist. Es können spezielle Kanäle im Bereich der Ohrmuschel in die Otoplastik konstruiert werden, die die Belüftung verbessern und die Rückkopplungsneigung des Gerätes verringern. Als Material kommen im Wesentlichen biokompatible Harze zum Einsatz.[11]
Dentaltechnik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Dentaltechnik werden schon seit einigen Jahren Brücken und Kronen aus Cobalt-Chrom-Legierungen direkt additiv gefertigt. Zusätzlich dazu finden 3D-Druck-Verfahren Anwendung in der Fertigung von Schienen, Schablonen, Abdrucklöffel oder in der Herstellung von Wachsgussformen zur indirekten Herstellung von Zahnersatz. Unter den eingesetzten Materialien finden sich Polymere, Keramiken und Hybridmaterialien, welche überwiegend mit den Verfahren Pulverbettfügen von Metallen mittels Laserstrahl und Badbasierte Photopolymerisation mittels UV-Licht verarbeitet werden.[2]
Endoprothetik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Endoprothetik werden unter anderem Knie-, Hüft- und Bandscheibenimplantate aus Titanlegierungen produziert, genauso wie individuelle Schädelplatten (nur Implantat, keine Endoprothese). Darüber hinaus werden auch Bohrschablonen als Hilfsmittel für die Chirurgen während der Operation hergestellt. Besondere Vorteile die der 3D-Druck bietet sind individuelle Implantate, die auf 3D-CT oder 3D-MRT-Scans des menschlichen Knochens basieren. Weitere Vorteile bieten Oberflächen des Implantats mit Knochenkontakt, die mit porösen Strukturen gefertigt werden, welche darauf optimiert sind, dass sich neue Zellen bilden und das Verwachsen des Knochens mit dem Implantat um einer Prothesenlockerung entgegenzuwirken.[2]
Medizinische Hilfsmittel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Bereich der medizinischen Hilfsmittel werden mittels 3D-Druck sowohl externe Prothesen als auch Orthesen hergestellt. Außerdem werden auch noch Schienen und orthopädische Schuheinlagen additiv gefertigt. Zu den Vorteilen zählen optimierte mechanische Eigenschaften und spezielle Körperverträglichkeit (z. B. Hautverträglichkeit).[2] Besondere Entwicklungen bieten Vorteile durch nachhaltige Materialien, wie solche die auf Rizinusöl basieren.[12]
Medizinische Ausbildung und Operationsvorbereitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der medizinische Ausbildung und der Operationsvorbereitung wird der 3D-Druck eingesetzt um Anschauungsobjekte z. B. von Organen und anatomische Modelle herzustellen. Außerdem ermöglichen die Verfahren das Erzeugen von Modellen auf Basis realer Patientendaten für die medizinische Ausbildung, die Operationsvorbereitung und zur Unterstützung der Diagnostik. Als Materialien kommen hier vor allem Gips und Kunststoff zum Einsatz.[13]
Medizinische Geräte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei medizinischen Geräten findet der 3D-Druck in unterschiedlichster Form Anwendung. Dies ist zum Teil in Form von Komponenten, die in Therapiegeräten verbaut sind und von außen nicht erkennbar sind, wie ein strömungsoptimierter Luftverteiler im Handstück eines Therapiegerät. Die Teile werden in Serienproduktion über mehrere Jahre hergestellt. Stückzahlen von mehr als 50.000 Teilen werden dabei in einigen Fällen erreicht. In solchen Fällen werden in einem Fertigungslauf gleich größere Stückzahlen, wie 300 Teile, produziert. Vorteile liefert der 3D-Druck hier bei Designoptimierungen, z. B. in dem zwei Teile eingespart werden und dadurch eine Einsparung in der folgenden Herstellungskette durch die Halbierung der Montagezeit erzielt wird. Oder durch strömungsoptimierte Kanäle und Integration von Funktionen, wie Kabelkanäle, die zu kleineren Bauformen und geringerem Gewicht führen. Das Entfallen der Werkzeugkosten führt dazu, dass die Herstellung mittels 3D-Druck auch schon bei bei kleinen Stückzahlen wirtschaftlich ist. Das Einsparen von Entwicklungszeit für Werkzeugen, gegenüber dem Spritzguss beschleunigt den gesamten Entwicklungsprozess und den Markteintritt.[14]
Sehhilfen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei Brillen (Augenoptik) gibt es bereits auch einige Anwendungsfälle in denen 3D-Druck in medizinischer Hinsicht Vorteile bietet. Beispielsweise werden an die Kopfform des Trägers angepasstes Gestelle der Brille produziert, indem zunächst der Kopf über Kameras eingescannt wird und das Gestell darauf modelliert wird. Anschließend wird das individuelle Brillengestell für den Kunden hergestellt.[15][16][17] In anderen Fällen werden Brillengläser mit integrierten Wellenleitern hergestellt, welche Augmented-Reality-Funktionen ermöglichen.[18] Weitere Vorteile ergeben sich, indem die Überproduktion dadurch verringert wird, dass Brillengestelle nur noch auf Bestellung für die Käufer hergestellt werden oder nachhaltige Materialien, basierend auf Rizinusöl, für die Herstellung eingesetzt werden.[19] 2020 prognostizierte das Marktforschungsunternehmen SmarTech Analysis für den 3D-Druck im Brillengeschäft ein jährliches Wachstum von 20 %, inklusive Sportbrillen und Smart-Brillen.[20]
Bioprinting
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bereich des Bioprinting ist (Stand 2023) geprägt von intensiver Forschung und Entwicklung. Es wird an Anwendungen geforscht, um verletzte Organe direkt im Körper zu reparieren oder Ersatzorgane herzustellen. Des Weiteren werden mittels 3D-Druck organisches Material als Forschungsobjekte hergestellt, welche Tierversuche in solchen Fällen ersetzen sollen. Konkret wird daran geforscht, mit 3D-Druck Isulationskammern zu produzieren, welche zur Ansiedlung von Zellen dienen und die bei der Reparatur von Weichteilverletzungen unter die Haut implantiert werden. Vorteile bieten sich, unabhängig von Organspenden zu werden und minimalinvasive Eingriffe zu ermöglichen, sowie komplexe Wunden zu schließen.[21]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften (Hrsg.): Additive Fertigung (= Schriftenreihe zur wissenschaftsbasierten Politikberatung). 1. Auflage. acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, München 2016, ISBN 978-3-8047-3676-4.
- ↑ a b c d e f g VDI-Handlungsfelder Additive Fertigungsverfahren. April 2016, abgerufen am 8. Juli 2023 (deutsch).
- ↑ a b Von Implantaten zu Organen: Erforschung des Potenzials von 3D-Druckern in der modernen Medizin
- ↑ VDI nachrichten. VDI Verlag GmbH, doi:10.51202/0042-1758.
- ↑ Caro: YUNIKU // Maßgeschneiderte 3D-gedruckte Brillen. In: Spectr. 1. November 2020, abgerufen am 16. Juli 2023 (deutsch).
- ↑ Yuniku: This Eyewear Is Set to Change How You See. Abgerufen am 16. Juli 2023 (englisch).
- ↑ YUNIKU. | Hoya Vision Care. Abgerufen am 16. Juli 2023.
- ↑ Joscha Riemann: Additive Fertigung vereint On-Demand-Produktion und Massenindividualisierung. Abgerufen am 11. März 2023.
- ↑ Wo die additive Fertigung die konventionelle schlägt. Abgerufen am 11. März 2023.
- ↑ Deutsche Akademie der Technikwissenschaften: Additive Fertigung : Stellungnahme. 1. Auflage. Halle (Saale) 2016, ISBN 978-3-8047-3676-4 (leopoldina.org [PDF; abgerufen am 11. März 2023]).
- ↑ Dr. Martin Klare, Dr. Reiner Altmann: Rapid Manufacturing in der Hörgeräteindustrie. In: RTejournal. Band 2(2005). Goethelab FH Aachen, Aachen 2005, urn:nbn:de:0009-2-1049 (rtejournal.de [PDF; abgerufen am 17. Juli 2023]).
- ↑ Remziye Korner: Daniel Robert Orthopédie stellt nachhaltige, umweltfreundliche Orthesen mit 3D-Druck aus Rizinusöl her. In: 3D-grenzenlos – Deutschlands Magazin zum 3D-Druck! 23. Mai 2022, abgerufen am 16. Juli 2023 (deutsch).
- ↑ Handlungsfelder – Additive Fertigungsverfahren 2016. Verein Deutscher Ingenieure e.V., ISBN 978-3-931384-82-1.
- ↑ P500 von 1zu1 Prototypen - 3D-Druck-Raumwunder für die Medizintechnik dank 1zu1 - Additive-Fertigung.com. Abgerufen am 16. Juli 2023.
- ↑ Caro: YUNIKU // Maßgeschneiderte 3D-gedruckte Brillen. In: Spectr. 1. November 2020, abgerufen am 16. Juli 2023 (deutsch).
- ↑ Yuniku: This Eyewear Is Set to Change How You See. Abgerufen am 16. Juli 2023 (englisch).
- ↑ YUNIKU. | Hoya Vision Care. Abgerufen am 16. Juli 2023.
- ↑ Lemmy Cherim: Luxexcel und Waveoptics entwickeln mit 3D-Druck verschreibungspflichtige Augmented Reality-Brillengläser. In: 3D-grenzenlos – Deutschlands Magazin zum 3D-Druck! 12. Februar 2021, abgerufen am 16. Juli 2023 (deutsch).
- ↑ Remziye Korner: Belgischer Brillenhersteller Odette Lunettes setzt auf 3D-Druck für nachhaltige Brillenherstellung. In: 3D-grenzenlos – Deutschlands Magazin zum 3D-Druck! 1. April 2022, abgerufen am 16. Juli 2023 (deutsch).
- ↑ Remziye Korner: Neueste Marktprognose von SmartTech Analysis sieht ein jährliches Wachstum von 20% beim 3D-Druck im Brillensektor. In: 3D-grenzenlos – Deutschlands Magazin zum 3D-Druck! 18. November 2020, abgerufen am 28. Juli 2023 (deutsch).
- ↑ VDI nachrichten. VDI Verlag GmbH, doi:10.51202/0042-1758.