Benutzer:Frank C. Müller/Test2
Dieter Bott (geboren am 25. Dezember 1943 in Homberg (Efze)) ist Soziologe, Hochschullehrer und Fußball-Experte für Fanprojekte. Botts Anliegen war es, die Ideen der Kritischen Theorie und die Leitbilder der sich auf sie beziehenden Sponti-Kultur seinem Umfeld zu vermitteln. Während seiner 30-jährigen Tätigkeit auf dem Gebiet „Soziale Arbeit mit Fußballfans“ setzte er sich gegen Gewalt und Kommerzialisierung im Fußball ein.[1] Nach dem Abitur studierte er von 1963 bis 1969 Soziologie an der Goethe-Universität und am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main ohne Abschluss; den holte er 1984 an der Fachhochschule Frankfurt im Fach Sozialpädagogik nach.
Tätigkeit – Politisches Engagement
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Frankfurter Schule erhob nicht den Anspruch, ein „zeitlos gültiges, abgeschlossenes Theoriegebäude“ darzustellen, „sondern repräsentierte eher eine bestimmte Denkungsart kritischer Aufklärung.“ (Endnote 2) Diese Denkanstöße, verbunden mit den Forderungen der Studentenbewegung, galt es nach Ansicht sich der APO zurechnender Studenten, wie Bott, unmittelbar mit Interventionen in die Praxis umzusetzen und durch Agitation zu verbreiten. 1968 gründete Bott mit Hans-Peter Bernhardt an seiner ehemaligen Schule einen außerschulischen Arbeitskreis, die Homberger Gegenschule, die für einen antiautoritären Erziehungsstil eintrat, und die Erkenntnis vermittelte, die die Schülerschaft freudig aufnahm, dass „alle Lehrer Papiertiger“ seien. Ein weiteres Anliegen bestand darin, das Tabu zu brechen, über Sexualität zu sprechen: die Gegenschule bot Sexualkunde quasi als Wahlfach an, das dem Bedürfnis der Schüler und Schülerinnen nach Aufklärung und Information entsprach: Unbekannte pinselten mit großer Schrift an die Schulwände „Vögeln ist schön“ und „Vögeln statt Turnen“. (Endnote 3/4)
Wegen dieser und anderer Vorkommnisse, die der Theodor-Heuss-Schule zu bundesweiter medialer Bekanntheit verhalfen, mussten sich Bott und Bernhardt vor Gericht verantworten. 194 Eltern hatten einen Strafantrag gestellt. Da Bott und seinem Mitstreiter keine Beteiligung an der Malaktion nachgewiesen werden konnte, blieb nur der Text ihres Flugblattes als Anklagepunkt übrig, der als Beleidigung der Lehrerschaft und des Direktors aufgefasst wurde. (Endnote 5) Beim zweiten Prozess 1969 in Marburg sagte Peter Brückner zu ihren Gunsten aus, dass es sich bei den Flugblättern um eine Kritik an den von ihnen als „ungerecht empfundenen Verhältnissen“ gehandelt habe. (Endnote 6) Das Strafmaß von Bott, drei Monate auf Bewährung, wurde bestätigt, Bernhardt blieb jetzt straffrei.
Nach Ende seiner Tätigkeit (1970-1978) als Bildungsreferent bei der Hessischen Naturfreundejugend reiste er von 1978 bis 1982 mit dem Rucksack um die halbe Welt. Anschließend verschrieb er sich sozialarbeiterischer Tätigkeit in Fußball-Fanprojekten, die – hervorzuheben – von den Profivereinen unabhängig waren. Damals gehörte er zu den Pionieren, die sich auf diesem Gebiet engagierten. Zunächst leistete er in Frankfurt von 1982 bis 1990 Überzeugungs- und Aufbauarbeit. Bott blieb über die nächsten Jahre, mit verschiedenen Aufgaben betraut, als Fansoziologe und Lehrbeauftragter auch nach seiner Pensionierung dem Metier verbunden. In Düsseldorf war er von 1990 bis 1995, anschließend von 1995 bis 2000 in Duisburg tätig. 1996 organisierte er zusammen mit Gerd Dembowski in Oer-Erkenschwick das erste Fanzine-Festival.
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Erbschaft nutzte Dieter Bott, um neben anderen auch einen Viva-Maria-Preis ins Leben zu rufen. Bisherige Preisträger waren Klaus Hansen, Verfasser von Satiren und politischen Gedichten, sowie Christian Y. Schmidt, letzterer, weil er auch die Kritiker von Kritik nicht ausnahm. Ein Projekt von Bott gilt es noch zu realisieren: zusammen mit Richard Herding, mit dem er in den 1990er Jahren in Frankfurt in einer Wohngemeinschaft gewohnt hat, möchte er in die U.S.A. reisen, um die Wirkungsstätten der Emigranten der Frankfurter Schule in Kalifornien und New York zu besuchen. Die Ideen der Frankfurter Schule in die Tat umzusetzen war nicht nur das Lebensmotto von Bott und Herding, sondern einer ganzen Generation.
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dieter Bott; Gerd Dembowski; Marvin Chlada: Ball und Birne – Zur Kritik herrschender Fußballkultur, Hamburg 1998, ISBN 978-3-87975-711-4
- Dieter Bott; Gerold Hartmann: Die Fans aus der Kurve, Frankfurt 1986, Verlag Brandes & Apsel, ISBN 3-925798-81-1
- Dieter Bott; Thomas Gehrmann; Gerold Hartmann: Wir sind alle Frankfurter Jungs: die Fans der SGE, Frankfurt 1986, Hess. Sportjugend, Fußballfanprojekt
- Dieter Bott: Hausbesetzung in Frankfurt, Güntherstr. 28; Stuttgart-Untertürkheim: Freizeit & Wandern, 1970
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Johannes Grötecke, Thomas Schattner: Der Freiheit jüngstes Kind – 1968 in der Provinz, Spurensuche in Nordhessen, Marburg 2011, Seite 57; ISBN 978-3-89445-453-1
(2) Seite 291, Ulrich Kohlmann in Faber/Stölting: Die Phantasie an die Macht? 1968 – Versuch einer Bilanz; Berlin, Wien 2002 (3) Seite 40 ff., Grötecke/Schattner, Marburg 2011 (4) Seite 15 ff., Stehphan Hebel: Weg mit dem Muff, Frankfurt 2012, in Frankfurter Rundschau – Band 3 – Geschichte: Die 60er Jahre in Frankfurt. (5) Seite 46/48, Grötecke/Schattner, Marburg 2011 (6) Seite 51, Grötecke/Schattner, Marburg 2011
Kategorie:Person der 68er-Bewegung
Kategorie:Sponti-Szene (Frankfurt am Main)
Kategorie:Deutscher
Kategorie:Geboren 1943
Kategorie:Mann
Personendaten | |
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NAME | Bott, Dieter |
KURZBESCHREIBUNG | Soziologe, Hochschullehrer, und Fußball-Experte für Fanprojekte |
GEBURTSDATUM | 25. Dezember 1943 |
GEBURTSORT | Homberg/Efze |