Benutzer:Ger1414/Lachs des Wissens
Der Lachs des Wissens (irisch An Bradán Feasa) ist eine Kreatur aus dem Fenian-Zyklus der irischen Mythologie, manchmal identifiziert mit Fintanmac Bóchra, der als „der Weise“ bekannt war und sich einst in einen Lachs verwandelte.
Fenian-Zyklus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Geschichte vom Lachs spielt eine wichtige Rolle in The Boyhood Deeds of Fionn, in der die frühen Abenteuer von Fionn mac Cumhaill erzählt werden. In der Geschichte isst ein gewöhnlicher Lachs neun Haselnüsse, die von neun Haselnussbäumen, die den Brunnen umgeben, in den Brunnen der Weisheit (an Tobar Segais) fallen. Durch diese Tat erlangte der Lachs das gesamte Wissen der Welt. Der erste Mensch, der von seinem Fleisch aß, würde dieses Wissen ebenfalls erlangen[1].
Der Dichter Finn Eces (oder Finegas) fischte sieben Jahre lang nach diesem Lachs. Schließlich fing Finn den Lachs und gab ihn Fionn, seinem Diener und Sohn von Cumhaill, mit der Anweisung, ihn zu kochen, aber auf keinen Fall zu essen. Fionn kochte den Lachs und wendete ihn immer wieder, aber als er den Fisch mit dem Daumen berührte, um zu sehen, ob er gar war, verbrannte er sich den Finger an einem Tropfen des heißen Fischfetts. Fionn saugte an seinem verbrannten Finger, um den Schmerz zu lindern. Fionn ahnte nicht, dass die ganze Weisheit des Lachses in diesem einen Tropfen Fett konzentriert war. Als er die gekochte Mahlzeit zu Finn Eces brachte, sah sein Meister, dass die Augen des Jungen von einer nie zuvor gesehenen Weisheit glänzten. Finn Eces fragte Fionn, ob er etwas von dem Lachs gegessen habe. Der Junge verneinte und erklärte, was geschehen war. Finn Eces erkannte, dass Fionn die Weisheit des Lachses empfangen hatte, und gab ihm den Rest des Fisches zu essen. Fionn aß den Lachs und erlangte auf diese Weise alles Wissen der Welt. Für den Rest seines Lebens konnte Fionn auf dieses Wissen zurückgreifen, indem er einfach in seinen Daumen biss. Das tiefe Wissen und die Weisheit, die er durch den Lachs des Wissens erlangte, ermöglichten es Fionn, der Anführer der Fianna, der berühmten Helden der irischen Mythologie, zu werden.[1][2]
Verwandte Mythologien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der irischen Mythologie werden mehrere Urwesen, die das Alter und das alte Wissen verkörpern, in Form eines Lachses beschrieben. Dazu gehören vor allem Fintan mac Bóchra und Tuan mac Cairill.
Im walisischen Hanes Taliesin (16. Jh.) gibt es eine ähnliche Geschichte, wie der Dichter Taliesin seine Weisheit erhielt, in der es auch um die Verwandlung in die Form eines Fisches geht.[3]
Heinrich Zimmer schlug vor, dass die Episode aus Skandinavien als Teil des Erbes der nordischen Götter übernommen worden sein könnte, was durch weitere Indizien für nordische Motive im Fenian-Zyklus gestützt wird, einschließlich seiner Vermutung, dass der Name der Fianna auf eine irische Wiedergabe des altnordischen fiandr „Feinde (pl.)“ zurückgeführt werden kann.[4]
In der isländischen Völsunga-Saga (Ende des 13. Jahrhunderts) tauchen diese Motive ebenfalls auf: Odin, Loki und Hœnir erschlugen einen Otter, den sie später für Ótr, den Sohn des Zwerges Hreiðmarr, hielten. Der Schatz, den Hreiðmarr als Lösegeld erhielt, wurde dann von seinem Sohn Fáfnir beschützt, der die Gestalt eines Wurms oder Drachens annahm. Im Auftrag seines Bruders Regin wurde Fáfnir später von Sigurð erschlagen. Regin bat Sigurð, Fáfnirs Herz zu kochen, damit er es essen konnte, aber wie Fionn kostete Sigurð davon und lernte die Sprache der Vögel kennen. So erfuhr er von Regins Verrat und stellte ihn zur Rede. In ähnlicher Weise beschreibt Saxo Grammaticus (Gesta Danorum, V.2.6-V.2.8, 12. Jh.), wie Eric Beredsamkeit und Weisheit erlangte, indem er den von Schlangen verseuchten Eintopf aß, den seine Stiefmutter Kraka für seinen Halbbruder Roller zubereitet hatte.[5]
Das Motiv ist in europäischen Volksmärchen bekannt und entspricht dem Aarne-Thompson-Typ 673 (KHM 17, siehe Das weiße Schlangenfleisch), der häufig in Mittel- und Osteuropa, aber auch in Schottland, Irland, Skandinavien, in den baltischen Ländern und gelegentlich auch außerhalb Europas vorkommt.[6] Da sowohl die meisten Märchen als auch die germanischen Versionen auf eine Schlange hinweisen, die verdaut wird, nicht aber auf einen Lachs, scheint es wahrscheinlich, dass der Lachs ein Ersatz für eine ursprüngliche Schlange ist.
In der Popkultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2019 veröffentlichte die Dubliner Gilla Band The Salmon of Knowledge auf ihrem Album The Talkies, das seinen Titel und einige thematische Inhalte dem Volksmärchen entlehnt.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- The boyhood of Fin mac Cumhal In: T. W. Rolleston (ed.) The High Deeds of Finn and other Bardic Romances of Ancient Ireland, G. G. Harrap & Co., 1910, pp. 106–115.
- The Salmon of Knowledge Celtic.org. Retrieved 14 December 2011.
- The Boyhood Deeds of Finn mac Cumhaill
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b "The Big Fish". Atlas Obscura. In: atlasobscura.com. 24. Oktober 2028, abgerufen am 29. Oktober 2024.
- ↑ Royal Irish Academy. 1904. pp. Kuno Meyer, "The Boyish Exploits of Finn", pp. 185–186. Abgerufen am 29. Oktober 2024.
- ↑ "The life of Taliesin the bard". BBC Wales. In: Wales History. 24. Oktober 2028, abgerufen am 29. Oktober 2024.
- ↑ Zimmer, Heinrich (1891). Keltische Beiträge III, in: Zeitschrift für deutsches Alterthum und deutsche Litteratur (in German). Weidmannsche Buchhandlung. pp. 1–171. Abgerufen am 29. Oktober 2024.
- ↑ "Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus Teil I Bücher I-V – Wikisource". de.m.wikisource.org. 24. Oktober 2028, abgerufen am 29. Oktober 2024.
- ↑ Ranke, Kurt (2010). Enzyklopädie des Märchens: Suchen-Verführung (in German). Walter de Gruyter, S. 647, abgerufen am 29. Oktober 2024 (ISBN 978-3-11-023767-2).
Kategorie:Literatur des Mittelalters Kategorie:Irische Mythologie