Benutzer:GerhardSchuhmacher/Abgleich
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Literaturergänzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Historische Veröffentlichungen und Neuauflagen
- Simon Theodor Aufrecht: Catalogi codicum manuscriptorum bibliothecae Bodleianae pars octava, codices Sanscriticas complectens, Bodleian Library (Oxford), Oxon. 1864.
- Anonyme Veröffentlichung (Richard Francis Burton):
- Richard Burton. F.: the Kamasutram of Vatsyayana, Penguin Books India, 1993.
- Isidore Liseux: Vātsyāyana: Les Kama sutra de Vatsyayana. manuel d’érotologie hindoue, rédigé en sanscrit vers le cinquième siècle de l’ère chrétienne / traduit sur la première version anglaise (Bénarès, 1883), par Isidore Liseux, Paris 1885.
- Pierre-Eugène Lamairesse: Vātsyāyana: Théologie hindoue. Le ″Kama Soutra″, règles de l'amour de Vatsyayana (morale des brahmanes), trad. par E. Lamairesse, G. Carré, Paris 1891.
- Richard Schmidt: Vātsyāyana: Das Kāmasūtram: die indische Ars amatoria. Nebst dem vollständigen Kommentare des Yásodhara. Aus dem Sanskrit übersetzt und herausgegeben von Richard Schmidt, Leipzig, 1897.
- Richard Schmidt: Vātsyāyana: Das Kāmasūtram des Vātsyāyana: Die indische ars amatoria, aus d. Sanskrit übers. u. hrsg. v. Richard Schmidt. Nebst d. vollst. Komm. (Jayamangalā) des Yaśodhara. Barsdorf, Berlin 1915. (Anm.: Von dieser Ausgabe erscheinen in der Folgezeit zahlreiche Nachrucke und Raubdrucke).
- Richard Schmidt: Das Kamasutram. Orientalische Liebeslehre, Mosaik, München 2002.
- Ferdinand Leiter u. Hans H. Thal (Hrsg.): Vātsyāyana: Das Kāmasūtram mit Geleitworten von Hanns Heinz Ewers und Magnus Hirschfeld: Das Erotische in der indischen Kunst, Erste vollständige deutsche Ausgabe, Schneider, Wien 1929.
- Antonio Velini: Vātsyāyana: I kamasutra, codice indiano dell’amore; nella traduzione integrale di Antonio Velini, De Carlo, 2 Bde, Roma 1945.
- Niederländische Übersetzung: Vātsyāyana: Kama Soetra / uit het Sanskriet vertaald door Sir Richard Burton en F.F. Arbuthnot met een voorwoord van W.G. Archer, ingeleid door K.M. Panikkar, Nederlandse vertaling van J. F. Kliphuis, Amstelveen, 1963.
- Eitel Friedrich Zielke in: Vatsyayana: Das Kamasutram des Vatsyayana, aus d. Sanskrit übertr. von Sir Richard Burton u. F. F. Arbuthnot. Dt. von Eduard Kolb u. Julius Weltmann. Anhand d. Urtextes rev. u. mit e. Geleitw. vers. von Friedrich Ziehlke, Schustek, Hanau/M. 1966.
Neuere westliche Veröffentlichungen
- Klaus Mylius (Hrsg.): Mallanāga Vātsyāyana: Das Kāmasūtra, Leitfaden der Liebeskunst, Reclam, Leipzig 1986 und RUB Stuttgart 1999. ISBN 978-3150097816.
- Alain Daniélou: Vātsyāyana: The complete Kāma Sūtra. The first unabridged modern translation of the classic Indian text by Vātsyāyana, including the Jayamangalā commentary from the Sanskrit by Yashodhara and extracts from the Hindi commentary by Devadatta Shāstrā, prepared with the help of Kenneth Hurry, Park Street Press, Rochester 1994. ISBN 0-89-281492-6
- Wendy Doninger u. Sudhir Karkar: Kamasutra, Oxford University Press, Oxford 2002. ISBN 0-19-280270-4
Veröffentlichungen indischer Autoren
- Pandit Durgāprasāda [Hrsg.]: in Bombay bei , herausgegeben von Pandit Durgaprasad: Vātsyāyana: Śrī-Vātsyāyana-praṇītaṃ Kāmasūtram. Yaśodhara-viracitayā Jayamaṅgalākhyayā ṭīkayā sametam, Nirnayasagara Press, Mumbaī (Bombay) 1891. Anmerkung: „For private circulation only“. (Erste gedruckte Ausgabe des Sanskrit-Texts).
- K. Rangaswami Iyengar: Vātsyāyana: An English translation of the Kāma-sūtra of Sri Vātsyāyana, [Mysore?, 192_?]. „For private circulation only“.
- Panduranga Vaman Kane: History of Dharmasastra, Bhandarkar Oriental Research Institut, Poona 1930.
- Śrīdevdatta Śāstrī (Hrsg.): The Kāmasūtram of Vātsyāyana Muni. Chaukhambha Sanskrit Sansthan, Varanasi 1996.
- Gopala Krishna Rentala: Vātsyāyana Kāmasūtrālu, Navasahiti Book House, Vijayawada 2001.
Lemma
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kamasutra (Sanskrit: कामसूत्र kāmasūtra = „Verse des Verlangens“) wurde vermutlich zwischen 200 und 300 n. Chr. von Vatsyayana Mallanaga verfasst, über dessen Leben keine weiteren Kenntnisse vorliegen. Der vollständige Titel lautet Vatsyayana Kamasutra. Das Werk gehört zur indischen Tradition der Lehrwerke über Erotik (Kamashastra). Als ein Leitfaden der Erotik und der Liebe steht das Kamasutra in einer Beziehung zum Tantra, in dem es um die Transformation der Sexualität geht.[1] >>>>> Es enthält unter anderem Beschreibungen von Positionen beim Geschlechtsverkehr.
In der westlichen Rezeption beeindruckte das Werk vor allem durch Beschreibungen von Positionen beim Sex, es lehrt jedoch in vielen Differenzierungen den Umgang von Männern mit Frauen und umgekehrt – „wie vor 1800 Jahren“ vom ersten Flirt bis zum Ende einer Beziehung.
Vanamali Gunturu
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vanamali Gunturu (* 1956 in Nellore/Andra Pradesh), stammt aus einer Gelehrtenfamilie in Indien und ist als Dozent und Autor tätig. Er lebt in der Umgebung von München.
Studium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gunturu studierte Sanskritliteratur, englische Literatur, Geschichte und Philosophie an der Osmania University in Hyderabad und promovierte in westlicher Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.[2]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Krishnamurti
- Ghandi
- Hinduismus. Die große Religion Indiens, Diederichs Verlag, München 2000.
Der Kamasutra Ratgeber, Atmosphären Verlag, München 2004, ISBN 3-86533-004-5.</ref>
Kategorien
Pataliputra
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Gelehrte nehmen die Stadt im 3. Jahrhundert n. Chr. als Wohnort des Autors Vatsyayana Mangalla an, der das Kamasutra verfasste. Er berichtet über den „Lehrmeister Dattaka, den die Prostituierten der Stadt Pātalīputra beauftragt hatten, aus dem sechsten Teil [des Vorgängerwerks von Bhabhrava] über die Kurtisanen ein selbstständiges und ausführlicheres Werk zu verfassen.“ Dieses und die aus weiteren sechs Kapiteln verschiedener Autoren noch verfassten selbstständigen Werke, fasste Vatsyayana dann zum heute noch bzw. wieder bekannten Kamasutra zusammen.[3]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Rezeptionsgeschichte weltweit setzt in der Neuzeit mit einer Erwähnung in einem von der University of Oxford 1864 herausgegebenen Katalog ein.
Altes Indien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit Vatsyayanas Kamasutra im 3. Jahrhundert n. Chr. „hatte das Sexualwissen im alten Indien den Höhepunkt erreicht, und so wurde es für die folgenden Generationen zur unumstrittenen Autorität auf dem Gebiet der Erotik. Indische Sexualforscher schrieben ihre Werke unter seinen Einfluss und huldigten ihm ausdrücklich.“ Neben dem Kommentator und König Yaśodhara (im 13. Jahrhundert) die Gelehrten Kakkoka im 12. Jahrhundert, Bhikshu Padmashri vor dem 13. Jahrhundert, Kalyanamalla im 15. Jahrhundert. Anklänge sieht Gunturu noch heute im „typischen Film […] des indischen Kinos“.[4]
In Indien stellte Theodor Aufrechts Oxforder „Catalogus catalogorum 11 Handschriften des Kāmasūtra, davon 3 in Bibliotheken fest. Weitere 3 besaß die Staatsbibliothek Madras. Die älteste Handschrift stammt aus dem 17. Jahrhundert.“[5]
1891 erscheint die erste gedruckte Ausgabe des Sanskrit-Textes in Bombay bei Nirnayasagara Press, herausgegeben von Pandit Durgaprasad.
Europa
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den europäischen Gelehrten wurde die Existenz des Kāmasūtra durch Theodor Aufrecht (1822-1907) bekannt, der es im Katalog der Bodleian Library (Oxford) nennt: Catalogi codicum manuscriptorum bibliothecae Bodleianae pars octava, codices Sanscriticas complectens, Oxon., 1864.[Anm 2]
Ende der 1870er-Jahre übersetzte ein indischer Gelehrte im Auftrag von Sir Richard Burton das Kamasutra in eine indische Volkssprache, die auch Burton beherrschte. Es folgte eine rege Beteiligung von weiteren europäischen Gelehrten an einer englischen Übersetzung, doch ließen sich die meisten verleugnen und es kam auch zu vielen Streitfragen. Schließlich veröffentlichte Burton seine Version 1883. 1885 folgte eine französische Übersetzung. 1897 die deutsche Übersetzung durch Richard Schmidt (1866-1939), die heftig umstritten blieb.:[6]
Nationalsozialismus: „Bei der deutschen Bücherverbrennung wird die 1929 von Magnus Hirschfeld u.a. herausgegebene Übersetzung verbrannt, nicht wegen des Inhalts, sondern weil es ein „artfremdes Werk, herausgegeben von einem Juden", nämlich Magnus Hirschfeld, ist. […] Diese Ausgabe wurde 1959 unverändert in Lindau am Bodensee (Bayern) neu aufgelegt und von der Kriminalpolizei im Auftrag der Staatsanwaltschaft in Kempten sofort beschlagnahmt. In die Begründung waren zum Teil die Argumente der nationalsozialistischen Bücherverbrenner übernommen worden.“ Der angeklagte Verleger konnte 1964 das Werk mit Hilfe der Sachverständigen frei bekommen, doch musste er im „strafrechtlichen Vergleich“ auf eine beabsichtigte Veröffentlichung „des ursprünglich als 2. Band gedachten ebenfalls klassischen indische Werks „Ananga Ranga" verzichten, über das sich die Sachverständigen nicht einstimmig geeinigt hatten.“[7]
„Seit den 1970er-Jahren erscheinen zahlreiche Übersetzungen, Pseudoübersetzungen, Parodien und sonstige Bearbeitungen des Kāmasūtra, häufig üppig illustriert.“
Trivia (Auswahl)
- Tomi Ungerer: Das Kamasutra für Frösche
- Paul-Albert Wagemann: Kamasutra für Autofahrer
- André Sedlaczek: Was uns das Kamasutra bislang vorenthalten hat
- Vinod Verma: Kamasutra für Frauen. Körperbewusstsein, Sinnlichkeit und Erfüllung. Der weibliche Weg
- Nuri Vittachi: Das Kamasutra für Manager. Führen, leisten und ethisch handeln. Barth, Frankfurt am Main 2008.
- Volker Zotz: Kamasutra im Management. Inspiration und Weisheiten aus Indien. Campus, Frankfurt am Main 2008.
Gegenwärtige Kritik (Indien)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Zur Zeit sind im Westen zwei falsche Meinungen über das Kāmasūtra im Umlauf. Zum einen […] dass es im Kāmasūtra ausschließlich um akrobatische Körperstellungen beim Geschlechtsverkehr geht. Zum anderen […] dass es sich hierbei um tantrische Praktiken oder die Erweckung irgendeiner bestimmten Energie handelt. Denn aus unverständlichen Gründen hat sich, wider besseres Wissen, die Meinung etabliert, dass Tantra mit Sex zu tun hat – also zwei Vorurteile, die sich gegenseitig speisen.“[8]
Intention
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ausführliche Darstellung der Details der Suche nach einer geeigneten Sexualpartnerin entspringen nicht nur dem Bemühen um Aufklärung. Vielmehr ist diese Darstellung und Reglementierung ein für alte indische Schriften typisches Merkmal, das hier dazu verwendet wurde, um einen ebenso hohen Rang des Kamasutras anzudeuten. Ausdrücke wie: „Die 64 Glück verheißenden Zeichen einer guten Liebhaberin“, die nachfolgend einzeln, in Untergruppen aufgeteilt beschrieben werden, sollen an Systematiken wie den „Tausendblättrigen Lotus“ erinnern, das höchste Chakra, das ebenso systematisch abgehandelt wurde. Im Unterschied zu den religiösen Texten, welche die „niederen Gelüste“ als gefährliche Feinde der spirituellen Entwicklung anprangern, wird diesen im Kamasutra gehuldigt.
Abschnitt entnommen. Die persönliche, unbelegte Sichtweise/Rezeption erkennt nicht die Rolle Vatsyayana als Antipoden alter Lehrmeister-Schriften (keine „Aufklärung“ als Motiv) / nicht nachvollziehbare Bezüge (Chakra) / eine ‚Huldigung‘ niederer Gelüste klingt westlich-klerikal. „Intention“ mit Belegen im Kapitel vor den Büchern.
Siebtes Buch: Die Upanisad (Geheimlehre)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das siebte Buch – Ungewöhnliche und esoterische Mittel zur Steigerung der Leidenschaft, Liebeskunst und Attraktivität[9] – behandelt in zwei Kapiteln nach älterer Darlegung als „Geheimlehre“:[10]
- Die Erhöhung der Anziehungskraft (Das Bezaubern der Frauen, Das Gewinnen, Die Stimulantien)
- Die Erweckung der Leidenschaft (Wiedererweckung der erstorbenen Leidenschaft, Die Mittel, den Penis zu vergrößern, Besondere Praktiken)
Beide Kapitel des siebten Buches – Die Erhöhung der Anziehungskraft und Die Erweckung der Leidenschaft führen Mischungen zu Tinkturen, Salben, Pulvern, Sud und Trank an, die auf den Anrichtenden selbst oder für Partner und Partnerin zum Erzielen einer bestimmten Wirkung anzuwenden sind. Die Form der Zurichtung – etwa in einem Totenschädel – und vielerlei Zutaten: das Herz eines Mungos, Hyänenaugen oder gemahlene Kamelknochen; sowie eine Vielzahl von Pflanzen, deren Namen vor 2000 Jahren in Indien noch geläufig gewesen sein können, machen die Rezepte heute nicht mehr umsetzbar, auch nicht praktikabel. Die Absichten, die hinter den Anwendung standen, sind Potenzsteigerung, Ausdauer, Wecken von Begierde und Intensität. Nicht unbedeutend erscheinen dabei auch Absichten, dadurch jeweils Partner oder Partnerin zu beherrschen. Die Penisvergrößerung und die Erweiterung enger Scheiden sind ebenfalls Thema. Auch auf das Denkvermögen und die Lebenserwartung zielen Mittel ab. Vieles setzt Vatsyayana in den Konjunktiv oder verweist auf Lehrmeister-Meinungen. Zum Abschluss des ersten Kapitels: „Sobald einem Methoden als zerstörend erscheinen, soll man sie nicht anwenden. Ebenso soll man solche Methoden vermeiden, die mit dem Töten von Lebewesen und mit unreinen Substanzen verbunden sind.“
Nur vereinzelt erwähnt Vatsyayana auch magische Handlungen: „Wenn ein Mann am Ende des Liebesaktes seinen Samen in der linken Hand auffängt und ihn mit dem linken Fuß der Frau in Berührung bringt, wird sie in seinen Bann geraten (Anangaranga, Kap. 7, Vers 20).“[Anm 3] Entsprechend, „dass die Berührung zwischen dem linken Fuß [der Frau] und dem Penis eine magische Wirkung erzeugt.“
Einem Fazit zu seinem Werk gleich schließt Vatsyayana: „Ein weiser Mensch soll die Moral, das Geld, die Sexualität und seine Überzeugung in Erwägung ziehen und nicht nur aus Leidenschaft handeln. Ich habe besondere Techniken (früherer Lehrbücher) zur Steigerung der Leidenschaft […] dargelegt. Ihre Anwendung enge ich hier streng ein […] damit durch dieses Buch den Menschen eine geordnete Lebensführung möglich ist. […] Ein Kenner dieses Lehrbuchs zügelt seine Triebe und schützt den eigentlichen Stand der Moral, des Reichtums und der Sexualität, der jeweils in dieser Welt gilt [… und] wird in seinen erotischen Absichten erfolgreich sein.“[11]
Entnahme des Abschnitts zu den Kasten
Kasten werden im K. an keiner Stelle erwähnt, nach neuen Forschungen (2013) sollen sie sich erst im 6. Jahrhundert n. Chr. entwickelt haben bzw. eingeführt worden sein – Jahrhunderte nach Vatsyayana.
Sechstes Buch: Über die Hetären (Vaisika) / Die Kurtisanen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Tendenz westlicher Übersetzer, Werke anderer Kulturen dem eigenen Denken anzupassen, das bis weit in das 20. Jahrhundert auch unreflektiert war, offenbart sich zum Beispiel an der Verwendung des Begriffs „Hetäre“ – eine Bezeichnung, die aus der griechischen und römischen Antike stammt. Meist unerkannte Schwierigkeiten bereitete diesen Übersetzern auch, dass Worte im Sanskrit verschiedene Bedeutung haben. Gunturu:
„Ohnehin hat jedes Sanskrit-Wort mehrere verschiedene Bedeutungen, und dazu jedes Wort in jeder Schule und in jedem philosophischen System in einer speziellen Tradition der Auslegung. So sind die Aphorismen nicht ohne weiteres zu verstehen, benötigen einen Kommentar, der sie aus der Tradition des Kāmaśāstra heraus erklärt. Der früheste Kommentar des Kamāsūtra, der uns erhalten geblieben ist, stammt aus dem 10. Jahrhundert und wurde von König Yaśodhara geschrieben. Er nannte seinen Kommentar ‚Jayamangala‘. Ohne diesen Kommentar wären die Gelehrten heute bei der Übersetzung des Kamāsūtra weitgehend hilflos.“
Die sechs Kapitel des sechsten Buches beschreiben die Beziehung von Kurtisanen zu Männern.[Anm 4]
- Die Absichten einer Kurtisane (Untersuchung über die Freunde. Die Besucher und Das Gewinnen der Besucher)
- Das Verhalten einer Kurtisane (Die Hingebung an den Geliebten)
- Die Möglichkeit, viel Geld zu verdienen (Die Mittel für den Erwerb von Vermögen. Das Erkennen der Gleichgültigkeit. Das Verfahren bei dem Fortjagen)
- Wiedervereinigung nach einer Trennung (Die Wiederaufnahme eines ruinierten Liebhabers)
- Der Umgang mit den Geldquellen (Die verschiedenen Arten des Gewinnes)
- Gewinn, Verlust und Zweifel einer Kurtisane (Prüfung der Folgen und des Risikos bei Gewinn und Verlust)
Dem ersten Kapitel stellt Gunturu das Sutra VI. 1.3 und 4 voran:
„Eine kluge Frau sorgt dafür, dass sogar ihre vorgetäuschte Liebe als echte erscheint. Denn Männer vertrauen Frauen, die von der Lust getrieben werden.“
„Von Natur aus finden Kurtisanen sexuellen Genuss und ihren Lebensunterhalt, indem sie sich mit Männern einlassen. Wenn Sex sie dazu treibt, ist ihr Verhalten ein natürliches. Wenn sie auf Geld aus sind, ist es ein künstliches.“ Diese Teilung, die im westlichen Pauschalbegriff der Prostituierten, der generell ein Zwangsverhältnis voraussetzt, verloren ging, bewegt Vatsyayana zu Differenzierungen, auch wenn er den Kurtisanen rät, auch ihr künstliches Verhalten sollen sie wie ein natürliches erscheinen lassen. […] Um ihren Liebeseifer zu bezeugen, soll die Kurtisane den Mann dazu bringen zu glauben, dass sie nicht geldgierig ist.
„Sie soll sich Freunde verschaffen, die ihr Männer zuführen, die für sie diese Männer den Frauen ausspannen, die Unheil abwenden, die Gelderwerb ermöglichen und dafür sorgen, dass die Kunden sie nicht beleidigen.“ Als Freunde geeignet seien unter anderen Polizisten, Gerichtspersonen, Menschen ebenbürtiger Bildung, Kunstkenner. Weitere Ratschläge beziehen sich auf bestimmte Männertypen und Berufe in Bezug auf den Gelderwerb – „aber mit jemandem, dessen Reichtum aus Liebe und Ruhm besteht, soll sie wegen seiner guten Eigenschaften eine Liebesbeziehung eingehen.“
Umgekehrt folgen auch für Männer Hinweise auf die allgemeinen Eigenschaften und die persönlichen Interessen einer für sie geeigneten Kurtisane um – so wäre ein anzustrebendes Ziel – „Dauerhaftigkeit sowie gute Aussichten der Beziehung.“ Doch für sie „(soll) durch den Faktor Liebe [..] die Möglichkeit, Geld einzunehmen nicht beeinträchtigt werden.“
Und wenn ein Mann „Annäherungsversuche macht, soll ihn die Kurtisane nicht zu schnell akzeptieren. Denn Männer verachten Frauen, die leicht zu haben sind.“
- Im zweiten Kapitel beschreibt Vatsyayana die Art der Vorsicht, die eine Kurtisane auch einem ausgewählten Mann angedeihen lässt – so trägt sie Sorge dafür, dass ihr andere Kunden ermöglicht bleiben – zur Not mit der Erzählung von ihrer Mutter „oder Großmutter“, die von ihr finanziell abhängig ist und die sie trotz ihres Unwillens akzeptieren muss, da „sie nicht gegen den Willen ihrer Mutter verstoßen kann. Daher sieht sie sich gezwungen, zu anderen Kunden zu gehen.“
Auch eine Fülle weiterer kleiner Unehrlichkeiten und Manöver sind akzeptabel, auch wenn sie ihre Meinung gerne der seinen angleicht - „wen er hasst, den hasst sie. Wen er liebt, den liebt sie.“ Sie sagt „dem Geliebten nie offen, dass sie ihn begehrt, doch sie gibt ihm entsprechende Signale. […] Sie wünscht sich Kinder von ihm und dass sie nicht länger leben möge als ihr Liebhaber […] Sie verdächtigt ihn der Zauberei mit Hilfe derer er sie möglichweise so anhänglich gemacht haben könnte“. Wenn er verreist, bleibt sie treu – „sie verbietet sich, den eigenen Körper zu pflegen und sich zu schmücken.“
Vatsyayana merkt an, „all diese Verhaltensregeln einer Kurtisane habe ich der Lehre eines berühmten Meisters entnommen.“ Die Psyche der Frau nennt er „unerschlossen“ und „ihr sexuelles Verhalten (ist) selbst von Kennern nicht leicht zu verstehen.“ Ein idealer Liebhaber „hat großes Vertrauen zu ihr, er pflegt denselben Lebensstil wie sie und erweist sich ihr als nützlich. Er wirft ihr nie Untreue vor und legt keinen großen Wert auf Geld. […] Sie spielt die Rolle der Geliebten mit solch vollkommener Hingabe, dass sie selbst die vorgetäuschte Liebe von der echten nicht mehr trennen kann.“
- Das dritte Kapitel setzt mit der Bemerkung ein, dass eine Kurtisane sich so verhalten soll, „dass sie ihren Liebhaber wegen seiner Qualitäten begehrt und nicht wegen des Geldes. Aber es ist ihr klar, dass Geld der eigentliche Zweck ihren ganzen Bemühungen ist.“ Vatsyayana bezieht sich auf Lehrmeister: „Eine Kurtisane kann von ihrem Liebhaber auf eine natürliche Art oder unter Anwendung von Tricks Geld herauslocken. Wenn sie auf natürliche Art mehr Geld als die beabsichtigte Summe bekommt, soll sie keine Tricks anwenden.“ Er dagegen meint: „Wenn sie ihre Honorarforderung auch noch mit Tricks unterstützt, wird der Liebhaber zu ihrem Vorteil zweimal zahlen.“ Es folgt eine Aufzählung von Schwindeleien und Lügen über Probleme, Umstände und Ereignisse, die sie vortragen könne, um Geld zu bekommen. Ob er es bemerkt oder nicht, die Gefahr besteht immer, „dass die Leidenschaft eines Liebhabers abgeflaut ist.“ Sie kann Anzeichen dafür erkennen und „bevor er bemerkt, dass sie ihn durchschaut hat“, soll sie noch holen, was sie bekommen kann. Dazu geben Lehrmeister noch Ratschläge, wie sie einen Liebhaber, der nichts mehr zu geben hat, loswerden kann, um sich auf einen anderen Liebhaber zu stützen. Vatsyayana schließt: Folgt eine Kurtisane in ihrer Beziehung beharrlich den Ratschlägen, wird sie von ihren Liebhabern nicht hintergangen und scheffelt viel Geld.
- Im vierten Kapitel rät Vatsyayana den Kurtisanen, nach dem Ende einer Liebschaft eine Beziehung zu früheren Liebhabern wieder zu prüfen. Je nachdem, wie er mit ihr und einer neuen Frau umging – oder umgekehrt – und abhängig von guten finanziellen Verhältnissen, soll sie sich seiner annehmen oder es sein lassen. Es gilt dem Autor vorteilhafter, statt einen neuen Mann zu suchen, aus dem Kreis ehemaliger Liebhaber, die sich nun für sie wieder interessieren, den geeignetsten zu wählen. Abschließend: „Eine Frau kann sich mit einem Liebhaber vergnügen, der sie liebt und ihr ergeben ist. Dennoch kann sie auch zu einem anderen gehen. Sie kann von ihm Geld herausholen. Glücklich machen wird sie aber nur den, der sie liebt.“
Das Kamasutra heißt die Witwenverbrennung gut, indem es beschreibt, auf welche Art sich eine Kurtisane wie eine gute Ehefrau verhalten kann. Innerhalb einer langen Aufzählung wird von dieser auch verlangt, dass sie „wünsche ihn nicht zu überleben“. Kamasutram, Buch 6, Kapitel 2.
Abschnitt entnommen. Fataler Übersetzungsfehler: Von einer Kurtisane wird nicht „verlangt“, dass sie dies wünscht, der Spruch „sie wünsche ihn nicht zu überleben“, steht in einer Reihe von Schmeicheleien gegenüber ihren Liebhaber. Absurd auch die Setzung von Witwenverbrennung in den Zusammenhang mit Kurtisanen. (Siehe Zweites Kapitel)
- Die Kapitel fünf und sechs sind eng miteinander verknüpft, da sich die Lehrmeister – Vatsyayana einschließend – vielfältige und differenzierte Gedanken machten, wie dem Glück einer Kurtisane am besten gedient sei. Umständegemäß käme es darauf an, bei welchen Männern möglichst viel Geld zu holen sei oder ob es auch andere Gründe der Wahl geben kann; was durch ihr Interesse, auch mehrere Kunden zu haben, weiter kompliziert werden könnte. Eine klare Linie bildet sich unter den Meistern ‚naturgemäß‘ nicht heraus – auch nicht in einer Kombination der Schematisierungen. Erhellend eher eine Beschreibung der gesellschaftlichen Position von Kurtisanen im fünften Kapitel – die „oberste Kategorie“ von dreien: Sie „nehmen von ihren Liebhabern Geld, um damit den Bau von Tempeln, die Anlage von Teichen und Gärten, den Bau von Brücken und die Errichtung von Unterkünften für die Opfer von Feuerkatastrophen zu finanzieren. Sie nehmen weiter Geld ein, um den Priestern über Vermittler tausend Kühe zu schenken und Gottheiten Opfer darzubringen.“ Auch die der zweiten Kategorie „(lassen) Schmuck anfertigen [..], das Haus schön einrichten, es grandios mit kostbarem Geschirr und treuer Dienerschaft ausstatten.“ Auch die dritte Kategorie hat immer „Essen und Getränke […], stets Parfüm und Betel“ und lässt vergoldeten Schmuck anfertigen.
- Im sechsten Kapitel, das sich für heutige Leser ebenfalls vergeblich der Psyche der Frauen annähern dürfte, unterscheidet Vatsyayana: „Die Kategorien unter den Prostituierten sind folgende: die Wasserträgerin, die Dienerin, die Sexgierige, die Zügellose, die Tänzerin, die Künstlerin, die offen Verdorbene, diejenige, die von der ihrer Schönheit lebt, und die Kurtisane.“[12]
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Der moderne indische Autor Vanamali Gunturu gibt als Lebenszeit Vatsyayanas „aller Wahrscheinlichkeit nach um das 3. Jahrhundert n. Chr.“ an. Nach Rekonstruktionen des historischen Kontext kommt nach seiner Auffassung jedoch auch eine Lebenszeit „zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. in Frage.“ (Vanamali Gunturu: Der Kamasutra Ratgeber, Atmosphären Verlag, München 2004, S. 8 und 10).
- ↑ Zitat aus: Meyers großes Konversations-Lexikon, 6. Aufl. 1905-1909: „1852 siedelte Aufrecht nach Oxford über, beteiligte sich an der Ausgabe des »Rigveda« von Max Müller, wurde dort an der Bodleyanischen Bibliothek angestellt und veröffentlichte den mustergültigen Catalogus codicum sanscritorum postvedicorum bibliothecae Bodleianae Oxoniensis (Oxf. 1859–64, 2 Bde.)“ in: Alois Payer: Kamasutra. 2. Zur Geschichte der Ausgaben und Übersetzungen, 2007. Abruf am 25. Dezember 2021.
- ↑ Offensichtlich zitiert Gunturu, S. 246, hier einen aus dem Kamasutra stammenden, im 15. oder 16. Jahrhundert in das Ananga Ranga übergegangenen Hinweis.
- ↑ Die Titelinterpretationen westlicher Übersetzung sind in Klammer gesetzt. Nach: Das Kāmasūtram des Vātsyāyana. Berlin 1922, S. 386–389.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Referenzfehler: Ungültiges
<ref>
-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Sanskrit. - ↑ Angaben zum Autor in: Vanamali Gunturu: Der Kamasutra Ratgeber, Atmosphären Verlag, München 2004, S. 278.
- ↑ Vanamali Gunturu: Der Kamasutra Ratgeber, Atmosphären Verlag, München 2004, S. 9. ISBN 3-86533-004-5.
- ↑ Gunturu, S. 11.
- ↑ Quellenangabe in Alois Prayer: Aufrecht, Simon Theodor (1822-1907): Catalogus catalogorum: an alphabetical register of Sanskrit works and authors, Leipzig, 1891-1903, 3 Bde. ([1]) Abruf am 25. Dezember 2021.
- ↑ Ausführlich dargestellt in: Alois Payer: Leitfaden der Liebeskunst. 2. Zur Geschichte der Ausgaben und Übersetzungen, 2007.
- ↑ Payer zitiert Eitel Friedrich Zielke in: Das Kamasutram des Vatsyayana, Hanau 1963.
- ↑ Vanamali Gunturu: Der Kamasutra Ratgeber, Atmosphären Verlag, München 2004, S. 7.
- ↑ Kapitelbenennung laut Gunturu im Original, S. 6.
- ↑ Das Kāmasūtram des Vātsyāyana. Berlin 1922, S. 465–469. Zur westlichen Übertragung: „Upanisad“ bedeutet nicht wörtlich ‚Geheimes‘, sondern das „zu Füßen eines Lehrers sitzend Gehörte“.
- ↑ Insgesamt zum 7. Buch, Gunturu, S. 246 und 249 ff. / 253 und 255 / 259 ff. bis 262.
- ↑ Insgesamt zum Buch, Gunturu, S. 214 ff. / 218 bis 222 / 224 bis 227 / 228 bis 231 / 233 bis 236 / 238 bis 243.
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