Benutzer:GerhardSchuhmacher/Brückenkopf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

RÖMER – BRÜCKENKOPF == Römerlager (Materialien) == „Die zufällige Entdeckung von Bauresten bei Dangstetten im Jahre 1967 und die anschließende Rettungsgrabung erbrachte für die frührömische Geschichte Süddeutschlands völlig neue Erkenntnisse.”<ref>Dieter Planck: ''500 Jahre Römerforschung in Baden-Württemberg'' in: ''Imperium Romanum. Roms Provinzen an Neckar, Rhein und Donau'', Begleitband zur Ausstellung des Landes Baden-Württemberg im Kunstgebäude Stuttgart, Hrsg.: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, Esslingen am Neckar 2005, S. 24. ISBN 3-8062-1945-1.</ref> * Dieter Planck: ''500 Jahre Römerforschung in Baden-Württemberg'' in: ''Imperium Romanum. Roms Provinzen an Neckar, Rhein und Donau'', Begleitband zur Ausstellung des Landes Baden-Württemberg im Kunstgebäude Stuttgart, Hrsg.: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, Esslingen am Neckar 2005, S. 24. ISBN 3-8062-1945-1. * Stiftung Würth, Künzelsau-Gaisbach (Adolf Würth GmbH) * Dresdener Bank in Stuttgart * Archäologische Denkmalpflege (2. Fachabteilung) * Kai Brodersen: Aus römischer Sicht. Rhein und Neckar am Rande der Welt. „75 n. Chr. ,Straße vom Rhein an die Donau / (''iter derectum ab Argentorate in Raetiam'' – einen ‚direkten Weg von Straßburg in die römische Provinz Raetien’) – Inschrift in Offenburg (CIL XIII 9082).” (32) ------------------ * Martin Kemkes: ''Vom Rhein an den Limes und wieder zurück. Die Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands'' XX Mit den Alpenfeldzügen „hatte Augustus die Voraussetzungen zur geplanten Eroberung Germaniens bis zur Elbe geschaffen. Zu diesem Zweck wurden die römischen Truppen bis 12 v. Chr. aus dem Inneren Galliens an den Rhein sowie in das Alpenvorland verlegt, von wo aus sie nach Osten und Norden vorstießen.”<ref>Martin Kemkes: ''Vom Rhein an den Limes und wieder zurück. Die Besetzungsgeschichte Südwestdeutschlands'' XX, S. 44.</ref> Erschließung 15 v. - 25 n. Chr. Von Basilia und Augst nach Vindonissa über (Chur), Tasgaetium südlich des Bodensees nach Brigantium, Cambodunum zurn nördlichsten Punkt Augusta Vindelicum. (Karte, 45) „Die Vernichtung von drei Legionen im Jahre 9 n. Chr. In der ‚Varusschlacht› beim heutigen Kalkriese, Kr. Osnabrück, markiert (einen der großen Wendepunkte in der Geschichte Europas.”) Der plan Roms, Germanien bis zur Elbe zu erobern, wurde in der Folgezeit endgültig aufgegeben. [...] in diese Zeit der Neuorientierung römischer Außenpolitik nördlich der Alpen fällt die Einrichtung der Provinz Raetien.” (45). „Um den Anmarschweg von der unteren Donau über den Hochrhein an den Mittel- und Niederrhein zu verkürzen, wurde 73/74 n. Chr. unter dem Legaten Pinarius Clemens eine Verbindungsstraße von Straßburg durch das Kinzigtal über den Schwarzwald an den oberen Neckar und von dort über die Schwäbische Alb an die Donau gebaut. Als neues militärisches Zentrum des rechtsrheinischen Gebiets entstanden in ''Arae Flaviae/Rottweil'' in den 70er Jahren mehrere Kastellanlagen, in denen zeitweise große Teile der 11. Legion aus ''Vindonissa'' stationiert waren.” (48) ------------------------ * Géza Alföldy: ''Die Inschriftenkultur'' in: Hrsg.: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg: ''Roms Provinzen'', 2005, S. 110 und 115. Die früheste Inschrift im Rahmen der römischen Besetzung Südwestdeutschlands – „aus der Mitte des 1. Jh. N. Chr. – ist der Grabstein eines italischen Freigelassenen und seines Sklaven, nicht zufällig aus dem äußersten Süden des Landes, aus Rheinheim [...], unmittelbar neben Dangstetten. [...] In Wutöschingen kamen die Reste einer beschrifteten Bronzetafel zutage, die die Verkleidung des Sockels einer Statue zu Ehren eines römischen Offiziers (der 11. Legion aus Mediolanum-Mailand) gebildet haben dürfte. Dieses Monument, das anscheinend nach Vorbildern in Augusta Raurica angefertigt wurde, gehört in eine Zeit kurz nach 73/74 n. Chr. und somit ebenfalls zu den frühesten Inschriften der Region.” „Aus dem bergigen Binnenland stammt [..] der Altar des Zenturios Lucius Antonius Silo, den er zwischen 89 und 96 auf der Passhöhe der Schwarzwaldstraße (in Schenkenzell-Brandsteig) [der] Abnova, der Schutzgöttin des Schwarzwaldes, widmete. (110 f.) Inschriften Ba-Wü: www.epigraphische-datenbank-heidelberg.de -------------------------------- * Martin Kemkes: Gallorömische Religion an Neckar, Rhein und Donau. In: Hrsg.: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg: ''Roms Provinzen'', 2005, S. 201. „Der Kult der [.. In Badenweiler] wie auch in Baden-Baden als regionale Schutz- und Heilgöttin verehrten Diana Adnoba scheint Ende des 1. Jh. n. Chr. Entstanden zu sein, wie die Verbindung mit den Themen [in Baden-Baden] und dem ''Mons Adnoba''-Schwarzwald nahe legt. Die Überwindung des Schwarzwaldes mit dem Bau der Kinzigtalstraße wird dabei eine wichtige Rolle gespielt haben. (Q.: Tacitus, Germ. 1; Plinius, nat. hist. 4, 79. / M. Kotterba, Diana Adnoba – Göttin des Schwarzwaldes und seiner Straßen. Arch. Nachr. Baden 55, 1996, 6-13.) * Gabriele Seitz: ''Straßenstationen'' In: Hrsg.: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg: ''Roms Provinzen'', 2005, S. 421 f. „Ein Beispiel [für eine Straßenstation] ist das nur 6 km südlich von Hohberg-Niederschopfheim liegende Friesenheim, eine etwa 55 m x 60 m große, umzäunte Anlage, die Unterkunft, Bad, Stall und Schmiede aufwies. In Sichtweite stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Tempelchen für ''Diana Abnoba'', die gallorömische Schutzgottheit auch der Straßen rund um den Schwarzwald. Der Baukomplex ‚Schenkenzell-Brandsteig’ auf der knapp 700 m hohen Paßhöhe des Schwarzwaldübergangs der Kinzigtalstraße stand ebenfalls unter dem Schutz dieser Göttin. Die Gebäudegruppe war von einer 70 m x 130 m langen Mauer trapezförmig umschlossen. In den drei Gebäuden lassen sich wieder Herberge, Bad und Stall (sowie Tempel?) erkennen. Die Straße nutzte die natürliche Verbindung vom Rheintal bei Offenburg über ''Arae Flaviae''-Rottweil bis in die östlich gelegene Nachbarprovinz Raetien und wird durch einen in Offenburg aufgestellten Meilenstein in die Jahre 73/74 n. Chr. datiert. Eine von der Straßenstation stammende Inschrift nennt rund 20 Jahre später einen ''centurio legionis XXII piae fidelis Domitianae (vor 96 v. Chr.) namens ''Quintus Antonius Silo''. * Gabriele Seitz: Tempel und Heiligtümer. In: Hrsg.: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg: ''Roms Provinzen'', 2005, S. 209. „Gallorömische Umgangstempel sind in der Militärzone des Limeshinterlandes recht selten, sie beschränken sich dort auf einen schmalen Streifen nördlich der Donau bzw. entlang von Hoch- und Oberrhein. Die Umgangstempel von Oberlauchringen liegen entlang einer Straße, an der sich noch weitere Exemplare dieses Tempeltyps finden, so bei ''Iuliomagus''-Schleitheim und ''Arae Flaviae''-Rottweil.” * Wolfgang Werner: ''Römische Gesteinsnutzung in Südwestdeutschland'' in: Hrsg.: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg: ''Roms Provinzen'', 2005, S. 393-397. Die „Geologische Übersichtskarte von Baden-Württemberg” zeigt für das östliche Hochrheingebiet als weitaus überwiegend Steinmaterial des „Quartär und Tertiär des Voralpenland” sowie des „Oberjura” an, d.h., als in der Klettgau-Region „wichtigste genutzte Natursteine [...] Kalksteine (... Oberjura, Tertiär ...).” „fast alle römischen Bauwerke wurden in den folgenden viele Jh. von den neuen Besiedlern bis auf die Grundmauern abgerissen und die Quader, Platten und Säulen für andere Zwecke ‚recycelt’.” Untersuchungen zeigen, „dass ganz überwiegend Gesteine aus der unmittelbaren Umgebung zum Einsatz kamen – [...] Gesteine für besondere Einsatzzwecke wie Inschriften, Balkenwiderlager für schwere Dachstühle, große Eckpfeiler und Wasserrinnen wurden oftmals von weit her angeliefert.” * Ludwig H. Hildebrandt: ''Spuren römischen Bergbaus'' in: Hrsg.: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg: ''Roms Provinzen'', 2005, S. 399. Karte 533 „Rohstoffgewinnung” mit Eintrag „Dettighofen” ohne Erwähnung im Text. ------------------------ * Hans Ulrich Nuber: '' Das römische Verkehrsnetz'' in: Hrsg.: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg: ''Roms Provinzen'', 2005, S. 419. Anm. 16: „Kosten für See-, Fluss- und Landtransport verhalten sich um 300 n. Chr. wie 1: 4,9: 28 (und mehr); R. Duncan-Jones, The Economy of the Roman Empire (Cambridge 1974), 368. * Stefanie Martin-Kilcher: ''Handel und Importe'' in: Hrsg.: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg: ''Roms Provinzen'', 2005, S. 430 ff. „In römischer Zeit wurden bei entsprechendem Wasserstand selbst kleine Flüsse genutzt, denn die Flussschiffe waren flache Kähne mit wenig Tiefgang; ein 20 m langes Schiff konnte […] 30 und mehr Tonnen Ware transportieren, ein Wagen deutlich weniger als eine Tonne.” „Im Legionslager [von Dangstetten] kamen in Hunderten von Gruben zahllose, zum Teil höchst qualitätvolle Importe aus dem Mittelmeerraum zutage. Die Truppen verfügten über Budgets, die insbesondere den Offizieren einen sehr gehobenen Lebensstil nach römischer Art ermöglichten: Aus Italien importiertes feines Tafelgeschirr und bunte Gläser vorzüglicher Qualität, für die Beleuchtung zierliche Öllämpchen, für die Körperpflege Salböle. In einigen Gruben scheinen die Reste ganzer Gelage und Gastmähler versenkt worden zu sein, mitsamt den geleerten Verpackungen - Amphoren – von Weinen aus Italien, aus Spanien und aus dem griechischen Osten, mit Fischsaucen und Olivenöl aus dem Süden Spaniens. Geld spielte keine Rolle. Der Umgang der Römer zu Beginn ihrer Herrschaft mit dem Hausrat im Allgemeinen und den Importgütern im Speziellen und der Entscheid der Archäologen, die Funde Grube für Grube zu publizieren, ergab ein phantastisches wirtschafts- und kulturgeschichtliches Archiv und Einblick in die Geschichte weniger Jahre um 15 v. Chr. Gerade dadurch ist aber Dangstetten nicht ohne weiteres mit anderen Orten zu vergleichen.” --------------------------------€---- * Gerhard Fingerlin: ''Von den Römern zu den Alamannen'' in: Hrsg.: Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg: ''Roms Provinzen'', 2005, S. 461. „Der ‚Exodus’ der römischen Provinzialbevölkerung erfolgte nicht schlagartig, denn von totaler Vertreibung oder gar Ausrottung kann nicht die Rede sein. Beides lag nicht im Interesse der ins Land eindringenden Kriegerverbände, auch wenn in den Krisen des 3. Jh. die Zivilbevölkerung zweifellos stark dezimiert worden ist. Wohlhabende Familien verließen deshalb schon frühzeitig das unsicher gewordene Gebiet, dann folgten Militär und Verwaltung. Ein nicht geringer Teil der römischen Unterschichten stellten wohl unter alamannischer Herrschaft die dringend benötigten Arbeitskräfte, vermittelte dabei auch technisches Wissen und landwirtschaftliche Erfahrung. Archäologisch ist das Weiterleben von Teilen der Provinzialbevölkerung nur schwer nachweisbar, da es vermutlich nichts Eigenständiges mehr gab, durch das sich diese ‚Romanen’ (nach Herkunft und Sprache) materiell von ihrer nun germanisch geprägten Umwelt unterschieden hatten. Dafür sind aber zahlreiche Fluss- und Bergnamen aus vorrömischer Zeit sowie keltische und römische Ortsnamen überliefert, was nur mit einem nicht ganz geringen ‚kelto-lateinisch’ sprechenden Anteil an der Gesamtbevölkerung der Alamannia erklärt werden kann. Vor allem Gelandebezeichnungen und Flurnamen in abgelegenen Tälern des mittleren und südlichen Schwarzwaldes belegen bis in die jüngere Merowingerzeit ein ‚voralamannisches Substrat’. Sogar in den sog. Alamannenfriedhöfen des Altsiedellandes finden wir noch im 7. Jh. Hinweise auf einen gewissen Anteil von Romanen an der Bevölkerung. So ist das ‚Anknüpfen’ an römische Infrastruktur zu Beginn der alamannischer Besiedelung aus dem Weiterleben provinzialrömischer Bevölkerungsreste gut zu erklären, wie auch manche andere Spur von Kontinuität.” ----------------------------------------- == Materialien zu Römer am Hochrhein == === (Lemma) === Das '''Römerlager Dangstetten''' bezeichnet einen Stützpunkt der [[Legio XIX|XIX. Legion]], die zur Zeit des Kaisers [[Augustus]] im Rahmen des [[Augusteische Alpenfeldzüge#Die Eroberung des Zentral- und des Voralpengebietes 15 v. Chr.|Alpenfeldzuges]] 15 v. Chr. zur Heeresgruppe des Feldherrn Tiberius zählte. Das Militärlager nördlich des Flusses diente als Brückenkopf zur Kontrolle eines alten Handelsweges zum Wutachtal bzw. der Bekämpfung der keltischen Stämme auf der heute deutschen Rheinseite. Das Lager war vermutlich bis 9 v. Chr. mit Truppen belegt. Aufgrund des umfangreichen [[Befund (Archäologie)|Fundaufkommens]] aus der Frühzeit der römischen Besetzung gilt das 1967 entdeckte Legionslager in der [[Provinzialrömische Archäologie|Provinzialrömischen Archäologie]] als bedeutender Fundplatz im süddeutschen Raum. == Historischer Hintergrund == [[File:Augusto_30aC_-_6dC_55%25CS_jpg.JPG|mini|Die mit dem Feldzug eroberte Region der Raeter (grün) zwischen Gallien und Noricum. Germanien (hellgrün) war zu diesem Zeitpunkt noch nicht besetzt]] Ziel des Feldzuges, der als Zangenbewegung mit einer weiter im Osten operierenden Heeresgruppe unter [[Drusus]] angelegt wurde, war die Besetzung des Alpenvorlandes mit der vorläufigen Abgrenzung entlang des Hochrheins und des Gebiets östlich des Bodensees bis hin zur Donau. Damit wurde eine Lücke zwischen dem bereits von Caesar eroberten Gallien und der römischen Provinz Noricum geschlossen, die eine schnelle Ost-West-Truppenverschiebung und den Zugriff auf Germanien von Süden her ermöglichte. Kaiser Augustus, der den römischen Bürgerkrieg nach Caesars Tod mit dem Sieg über Antonius und Kleopatra 31 v. Chr. abschloss, verfolgte im [[Imperium Romanum|Gesamtreich]] eine defensive Strategie, der Norden konnte jedoch erst durch offensive Operationen gesichert werden. Der Versuch, Germanien bis zur Elbe zu erobern, scheiterte jedoch mit der Schlacht im Teutoburger Wald 19 n. Chr. Dabei ging auch die 19. Legion unter, die vermutlich von 15 bis 9 v. Chr. im Lager Dangstetten stationiert war. [[File:Droysens Hist Handatlas S17 Germanien.jpg|mini|Im Alpenfeldzug besetzte Gebiet (gelb umrandet) – im Schwarzwaldfeldzug westlich erweitert (lila)]] Die Voralpenregion selbst war nicht gefährdet – der unmittelbare Bereich nördlich des Hochrheins wurde schon bald besetzt, ca. 40 n. Chr. wurde ein Stützpunkt bei [[Brigobanne|Hüfingen]] (Brigobane) eingerichtet und mit dem ‚Schwarzwaldfeldzug’ an der dabei gebauten Ost-West-Straße entlang der Donau nach Straßburg die Römerstadt Arae Flaviae gegründet. (Bald darauf) wurde der Limes eingerichtet und schrittweise weiter nach Norden verlegt, die Hochrheinregion war ca. 200 Jahre ‚friedliches Hinterland’ und wurde von den Römern mittels Straßenbau erschlossen und intensiv besiedelt und kultiviert. Die ursprüngliche, keltisch-germanische Bevölkerung verblieb als Arbeitskräfte oder Sklaven auf den zahlreichen Gutshöfen, wahrscheinlich auch als Pächter in eigenen Dörfern. === Nahes Umfeld === Während des Feldzuges 15 v. Chr. griffen die Römer bereits über den Hochrhein hinaus – die beiden Heerführer Tiberius und Drusus trafen sich zur Erkundung der damals noch unbekannten Donauquelle. Die in der nahen Rheinschleife bei Altenburg (D) und Rheinau (CH) gelegene Keltenstadt (Oppidum) wurde laut archäologischen Befunden um 15 v. Chr. ‚aufgegeben’ – da keine Kampfspuren vorgefunden wurden, kann von einem Rückzug bzw. einer Vertreibung durch die 19. Legion ausgegangen werden. Ähnliches nimmt die Heimatforschung auch von den Höhenbefestigungen (Wallburgen) im Klettgau an Rhein und Wutach an – etwa vom Semberg bei Wutöschingen. [[File:Römische Expansion in Südwestdeutschland.png|mini|Phasen der Römischen Besetzung Südwestdeutschands]] Nachweise über militärische oder zivile Einrichtungen im Vorfeld des Lagers Dangstetten gibt es nicht, doch geht die historische Forschung von der Sicherung des alten Handelsweges vorbei an späteren Küssaburg zumindest bis an die ‚Wutachlinie’ aus. Ebenfalls entlang der Rheinufer bis Rheinau/Altenburg und westlich bis Kadelburg/Ettikon. Da die Römer selbstverständlich auch mit Schiffen operierten, war ein Fährverkehr beim heutigen Bad Zurzach zum Lager unproblematisch – der Bau einer Brücke und die Entstehung der Kleinstädte Tenedo (Zurzach) und Juliomagus (Schleitheim) sind erst in späteren Jahrzehnten (aufgrund der Steinbauweise) archäologisch nachzuweisen. Als logistische Stützpunkte können sie jedoch schon früher entstanden sein. Die regionalen Hauptorte waren die Municipien Augusta Raurica und Arae Flaviae sowie als Garnisonsstadt Vindonissa. === Überlieferung === [[File:TabulaPeutingeriana_Helvetica_Nord.jpg|mini|Der Schwarzwald/Bodensee-Bereich, dazwischen Tenedone und Juliomago]] In der römischen Literatur gibt es vereinzelte Hinweise auf geographische Aspekte, so werden die bei XX genannten „agri decumates” (Zehntäcker) oder bei yx die „Helvetier-Einöde” benannt, doch sind – außer dem Alpen- und dem Schwarzwaldfeldzug – keine historischen Darstellung bekannt. Viele Geschichtsbände gingen jedoch im Lauf der Jahrhunderte verloren, insbesondere die entsprechenden Bücher von Ammanius Marcellinus. Während die Ruinen bei Rottweil mittels einer Inschrift als Arae Flaviae nachzuweisen waren, konnten Tenedo (Bad Zurzach) und Juliomagus (Schleitheim/Stühlingen) nur über mittelalterliche Nachzeichnungen einer römischen Straßenkarte (Peutinger-Karte) bestimmt werden. == Legion XIX (19. Legion) == Da dem Lager bei Dangstetten die Unterbringung von 5000 Mann zugeschrieben werden, wird es im Allgemeinen als „Legionslager” bezeichnet. „Ein Bronzeblechanhänger mit der eingravierten Inschrift: ''L(egio) XIX C(ohors) III'' (3. Kohorte der 19. Legion) weist darauf hin, daß in Dangstetten die 19. Legion stationiert war.” Dies besagt jedoch nicht, dass nur diese Einheit untergebracht wurde. „Es zeigte sich, daß außer den Legionären auch keltische Reiter und orientalische Bogenschützen als Hilfstruppen (''auxilia'') zur Besatzung des Lagers Dangstetten gehörten. Das Lager wurde im Zusammenhang eines Feldzuges angelegt und diente damit vermutlich als Basislager der Legion nördlich der Rheingrenze – unabhängig davon wie stark oder schwach es in den sechs Jahren seiner Nutzung belegt wurde. Der Einsatz der 19. Legion wurde auch im heute bayrischen Raum nachgewiesen, doch lassen sich daraus keine zuverlässigen Schlüsse über ihre ‚Stationierungsgeschichte’ treffen.<ref group=''Anm''>Eine Auseinandersetzung darüber, ob es sich um ein Legions- oder ‚Vexillationslager’ (Lager einer Teileinheit) gehandelt haben mag, sind überflüssig, da dies nicht zu entscheiden ist und die Größenordnung die Belegung in Legionsstärke ermöglicht hat.</ref> „Nach Ausweis der Münzen war das Lager bis zum Jahre 9 v. Chr. besetzt - zu einer Zeit, als Drusus vom Nieder- und Mittelrhein aus in Germanien bis zur Elbe operierte. (12-9 v. Chr.). Es ist daher damit zu rechnen, daß die 19. Legion die Offensive vom Hochrhein nach Norden vortrug. [...] Ob die 19. Legion im Jahre 9 v. Chr. an dem Feldzug des Drusus gegen die Markomannen in Nordbayern und Thüringen teilnahm oder ob Tiberius - als er nach dem Tod des Drusus das germanische Kommando übernahm – die 19. Legion von Dangstetten abberief, sind Vermutungen. Später war jedenfalls die 19. Legion am Niederrhein stationiert. Sie gehörte mit der 17. und 18. Legion zur Heeresgruppe des Varus, die im Herbst 19. n. Chr. im Teutoburger Wald unterging. [...] Die seit dem Jahre 15 v. Chr. in Rätien stationierten römischen Truppen unterstanden dem Oberkommando der Rheinarmee.”<ref>Philipp Filtzinger: ''Die römische Besetzung Baden-Württembergs'' in: ''Die Römer in Baden-Württemberg'', Konrad-Theiss-Verlag, Stuttgart und Aalen 1976 (und spätere Auflagen), S. 33 f. ISBN 3-8062-0133-1.</ref> Die vor wenigen Jahren vorgenommene erneute Sichtung der Funde in Dangstetten ermöglichte eine genauere Bestimmung der gravierten Beschriftung eines ‚Bleianhängers’ (Schmuckstück oder funktionelles Teil), das den Besitzer als einer Einheit der 19. Legion zugehörig bezeichnete (soweit bekannt), doch war nun auch der Name des Kommandeurs zu entschlüsseln: Publius Quinctilius Varus – der Feldherr der später (zusammen mit der 19. Legion) im Teutoburger Wald untergegangenen Armee. == Folgen der Bildung des Brückenkopfes == Abgesehen von einer kleinräumigen Erweiterung bzw. Kontrolle des Raumes bis zur Wutach (die heutige Klettgau-Ebene) und im Osten entlang des Rheins, „war die direkte Beherrschung Südwestdeutschlands zunächst entweder nicht beabsichtigt oder nach einer mehrjährigen Beobachtungsphase für unrentabel und/oder unnötig erachtet worden. Das bedeutet nicht das Fehlen römischen Einflusses: Vielmehr bebauten dort mit römischer Duldung indessen bald einheimische und/oder [...] eingewanderte Bevölkerungselemente den von ihnen okkupierten, hinsichtlich des Eigentumsrechts zweifelhaften, da noch nicht von der Provinzialvermessung betroffenen, Boden. Die Region blieb vorerst Militärbezirk. Die Vermessung des Landes und die damit auch formal vollzogene Übernahme in römische Gewalt fand erst zwischen 85 und 90 n. Chr. unter [[Domitian]] statt, der durch die Einrichtung regulärer Provinzen (''Germanis superior'' – Obergermanien mit Mainz, [[Mogontiacum]] als Statthaltersitz) die Grundlage für die zivile und wirtschaftliche Erschließung legte. Damit entstand eine neben den größeren Ortschaften (''vicus'') – Tenedo/[[Bad Zurzach]] und [[Juliomagus (Schleitheim)|Juliomagus/Schleitheim-Stühlingen]] – durch Gutshöfe (''villa rustica'') strukturierte Siedlungslandschaft.<ref>Karlheinz Dietz: ''Teil zweier Provinzen. Statthalter und Verwaltung'' in: ''Roms Provinzen'', 2005,S. 104. Dietz unter Hinweis auf dort aufgeführte Autoren.</ref> == Status des Lagers == Neben der militärischen Bedeutung als Brückenkopf und Stützpunkt könnte das Lager Dangstetten während seiner Existenz auch Hauptquartier und Versammlungsort führender Persönlichkeiten aus Militär, vielleicht auch Verwaltung und Politik gewesen sein. Dieser Schluss lässt sich aus dem ungewöhnlichen Fundmaterial ziehen: [[File:Musée romain de Nyon 12.jpg|mini|Römische Amphoren, Schweiz (Nyon)]] „Im Legionslager kamen in Hunderten von Gruben zahllose, zum Teil höchst qualitätvolle Importe aus dem Mittelmeerraum zutage. Die Truppen verfügten über Budgets, die insbesondere den Offizieren einen sehr gehobenen Lebensstil nach römischer Art ermöglichten: Aus Italien importiertes feines Tafelgeschirr und bunte Gläser vorzüglicher Qualität, für die Beleuchtung zierliche Öllämpchen, für die Körperpflege Salböle. In einigen Gruben scheinen die Reste ganzer Gelage und Gastmähler versenkt worden zu sein, mitsamt den geleerten Verpackungen – Amphoren – von Weinen aus Italien, aus Spanien und aus dem griechischen Osten, mit Fischsaucen und Olivenöl aus dem Süden Spaniens. Geld spielte keine Rolle. [...] Der Entscheid der Archäologen, die Funde Grube für Grube zu publizieren, ergab ein fantastisches wirtschafts- und kulturgeschichtliches Archiv und Einblick in die Geschichte weniger Jahre.”<ref>Stefanie Martin-Kilcher: ''Handel und Importe. Das Imperium Romanum als Wirtschaftsraum'' in: xy, S. 432 f.</ref> == Umfeld == Das römische Militärlager Dangstetten befindet sich auf einer in südwestlicher Richtung ins Rheintal erstreckenden [[Flussterrasse|Hochterrasse]]. Im heutigen siedlungsgeographischen Bild befindet sich das weitgehend zerstörte Bodendenkmal auf dem Gelände einer offen gelassenen Kiesgrube am nordöstlichen Ortsrand des Küssaberger Ortsteiles Rheinheim, östlich der von Rheinheim nach Dangstetten führenden Straße im Gewann „Auf dem Buck“. In der Antike lag das Lager nördlich gegenüber von ''[[Tenedo]]'' ([[Bad Zurzach]]) und [[Rheinheim (Küssaburg)|Rheinheim]], wo vermutlich bereits in römischer Zeit ein Rheinübergang entstand, der entsprechend strategisch bewacht wurde. Auf der Schweizer Seite im Gewann „Auf Burg“ sind Teile mächtiger Befestigungsfundamente sichtbar. Hier führte die [[Römerstraße]] von ''[[Vindonissa]]'' ([[Windisch AG|Windisch]]) über [[Bechtersbohl]] nach ''[[Iuliomagus (Schleitheim)|Iuliomagus]]'' ([[Schleitheim]]) und nach ''[[Arae Flaviae]]'' ([[Rottweil]]). An der Kreuzung nach [[Grießen (Klettgau)|Grießen]]/[[Lauchringen]] wurde der [[Gallo-römischer Umgangstempel bei Oberlauchringen|gallo-römische Umgangstempel bei Oberlauchringen]] entdeckt, der in den 1990er Jahren archäologisch untersucht wurde. Von ihm und vom einstigen Militärlager ist heute nichts mehr zu sehen. Die zeitlichen Zusammenhänge sind Gegenstand weiterer Forschungen. Zudem befand sich das Lager in der Nähe bedeutender Handelsstraßen, die eine einfachere Zufuhr von Nachschub und damit auch eine Art der Kontrolle ermöglichten. === Lage === Das Römerlager Dangstetten befindet sich östlich der von Rheinheim nach Dangstetten führenden Straße im Gewann „Auf dem Buck“. Das 1967 entdeckte Lager ist heute infolge des Kiesabbaus nicht mehr erhalten. == Geschichte == === Strategie unter Augustus === „Seit den 20er Jahren [v. Chr.] wurde die Eroberung des Alpenraumes vorbereitet, eine längst überfällige Maßnahme, die schon [[Caesar]] geplant hatte. Soweit es die südlichen Alpenregionen betraf, spielte die Notwendigkeit, Oberitalien vor den Überfällen der [[Raeter]] zu schützen, gewiß eine Rolle, die Dimension des ganzen Unternehmens kann aber nicht nur mit defensiven Absichten erklart werden. Die Alpen sind, strategisch betrachtet, vor allem ein Transitgebiet. Die Römer wollten die Pässe in ihre Hand bekommen, um rasch Truppen zwischen Italien, Gallien und den Donauländern verschieben zu können. Wäre es ihnen nur um die Sicherheit Italiens zu tun gewesen, hätte der Ausbau der Alpenrouten wenig Sinn ergeben, da er einem Angreifer die Überwindung der schützenden Gebirgskette nur erleichtert hätte. Die Römer wollten jedoch auch das nördliche Voralpengebiet besetzen, da sich sonst ein lästiger Knick in der Verbindung zwischen der Rheingrenze und den Truppen in [[Illyrien]] und [[Moesien]] ergeben hätte. ferner konnte man die Germanen, die fortlaufend Gallien bedrohten, vom Voralpengebiet aus in der Flanke packen.” Im folgenden Jahr fand der große Alpenfeldzug statt, an dem zwei Armeen mit jeweils zwei bis drei Legionen des gallischen bzw. des oberitalisch-illyriischen Heeres teilnahmen. 14 v. Chr. folgte schließlich die Unterwerfung der Ligurer in den Seealpen.<ref>Marcus Junkelmann: ''Die Legionen des Augustus'', Band 33, Verlag Philipp von Zabern, Mainz am Rhein 1986, S. 80 f. ISBN 3-8053-0886-8.</ref> === Varus in Dangstetten === Der Kommandant der westlichen Heeresgruppe, Tiberius, und der später durch seine Niederlage als Feldherr im Teutoburger Wald bekannt gewordene [[Publius Quinctilius Varus]] waren nicht nur verwandtschaftlich verbunden, sondern wurden unter Augustus auch mit gemeinsamen Aufgaben betraut: So begleitete Varus 22 v. Chr. „Tiberius und den Kaiser auf deren knapp dreijähriger Orientreise, die sie unter anderem nach Ägypten, Kleinasien und in die Provinz Syrien führte. [...] Nach dem Ende der Reise, 19 v. Chr., blieb es um Varus ruhig, bis er mit Tiberius am 1. Januar 13 v. Chr. [[Konsul]] wurde.”<ref>Carsten Peter Thiede: ''Jesus und Tiberius'', Luchterhand Literatur Verlag, München 2004, S. 122 f. ISBN 3-630-88009-6.</ref> Tiberius' Beauftragung als Heerführer des Alpenfeldzuges 15 v. Chr. bot zwar Raum für die Annahme, doch „ob Varus ihn begleitete, können wir nur mutmaßen.” (C. P. Thiede, 124). Die Neuinterpretation eines Fundstücks im Lager Dangstetten könnte dies zur Gewissheit machen: == Auflösung des Lagers == Das Ende der Belegung des Lagers 9 v. Chr. ist eine Annahme, die auf dem Ende datierbarer Funde zu dieser Zeit beruht – vor allem dem Fehlen späterer Münzprägungen – und auch auf Vermutungen, die Überlieferungen zu entnehmen sind: Im Jahr 9. V. Chr. „drang Drusus mit den Rheinlegionen und den ausgehobenen gallischen Truppen in Germanien ein und erreichte die Elbe.” Der Schluss liegt nahe, dass hier bereits die XIX. Legion aus Dangstetten abgezogen wurde. Auf dem Feldzug kam Drusus durch einen Unfall ums Leben und „zwei weitere Feldzüge gegen die Germanen wurden von Tiberius ausgeführt. Im Jahr 6 v. Chr. gab es in der Familie und der Partei des Augustus eine Krise. Tiberius zog sich verbittert und voller Trotz in ein freiwilliges Exil auf Rhodos zurück.” Die schlug sich in der Überlieferung nieder: „Besonders auffällig ist der Mangel an Nachrichten über die neun Jahre, in denen Tiberius sich vom Dienst in Rom fernhielt (6 v. bis 4 n. Chr.).” Die Forschung nimmt an, dass „Historiker, die Tiberius wohlwollten, [..] die Leistungen seiner Kollegen und Rivalen übergangen (haben), um den Anschein zu erwecken, daß Tiberius Roms einziger und unvergleichlicher General gewesen sei.”<ref>Ronald Syme: ''Die römische Revolution'', Klett-Cotta, Stuttgart 2003, S. 407 f. ISBN 3-608-94029-4.</ref> Damit verschwand Germanien und damit auch das Hochrheingebiet vorübergehend wieder aus der Geschichtsschreibung: „Bei der Rheinarmee ist unbekannt, wer nach Tiberius im Jahr 6 v. Chr. das Oberkommando übernahm.” Angenommen wird ab 1 v. Chr. Saturninus, glaubwürdiger belegt erscheint Vinicius ab 2 n. Chr.<ref>Syme: ''Römische Revolution'', 2003, S. 415 und Anm. S. 654.</ref> Erst nach der Rückkehr des Tiberius gerät die Germanienpolitik wieder in den Fokus; nach der Niederlage der Römer im Teutoburger Wald (Kalkriese) 9 n. Chr. unter dem Feldherrn Varus, bei der auch die XIX. Legion unterging, gab Augustus den Plan einer Eroberung Germaniens auf und in der Nachfolge als Kaiser nahm Tiberius die Grenze wieder hinter den Rhein zurück (14 n. Chr.). Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass dabei der Brückenkopf am Hochrhein – um Dangstetten –, etwa bis zur Wutach, erhalten wurde. Ein Ausbau der Straße über den Engpaß bei Bechtersbohl durch den Klettgau über Schleitheim/Stühlingen nach Hüfingen, wird ab den 40er Jahren n. Chr. Unter Kaiser Claudius aufgrund archäologischer Befunde angenommen. In der Überlieferung gesichert ist die Erweiterung des Grenzraumes bis zur Donau im „Schwarzwaldfeldzug” 73/74 n. Chr. Bald darauf – 85 n. Chr. – wurde die Region in die Provinz ''Germania superior'' eingegliedert, dem römischen Recht unterstellt, das Land vermessen und zu wirtschaftlichen Erschließung freigegeben. …................ Tiberius hatte seine Armee im Frühjahr 15 westlich und südlich des Hochrheins und des Bodensees zusammengezogen. Die am Ufer dieses Sees ansässigen vindelikischen Stämme wurden unter Einschaltung einer Flottille geschlagen, eine große Seeschlacht hat schwerlich stattgefunden, [[Cassius Dio]] weiß nur von Truppentransporten über den See zu berichten. Einzelnen Abteilungen stießen nach Norden vor, wie sich daraus ergibt, daß Tiberius persönlich die Donauquellen aufsuchte, der Hauptstoß seiner Armee war aber zweifellos nach Osten und Nordosten gerichtet. Am 1. August - dieses Datum geht aus einer Angabe des [[Horaz]] hervor - fand eine ‚Grave proelium’, ein schweres Gefecht statt, in dem Tiberius die Vindelker besiegte. Über die Örtlichkeit dieses Kampfes können wir nichts sagen, außer daß sie im Raum zwischen Bodensee und Lech gelegen haben muß. Auch wissen wir nicht, ob Truppen des Drusus an dieser Schlacht teilgenommen haben. Nach diesem Sieg scheint der Widerstand der Vindeliker zusammengebrochen zu sein.Die restlichen Kampfhandlungen dürften sich darauf beschränkt haben, den Erfolg auszubeuten, indem man die Kapitulation von Stämmen im Operationsbereich der römischen Armeen betrieb und erste Maßnahmen ergriff, um sich in dem eroberten Gebiet einzurichten, Es gibt keine Anzeichen dafür, daß die Römer bereits damals ihre Unternehmungen bis in das östliche Oberbayern oder bis an die mittlere Donau ausgedehnt hätten. Der Erfolg des Feldzuges war jedenfalls durchschlagend und endgültig, denn die raetischen und vindelikischen Stämme erhoben sich nie wieder und, da sich auch im nördlichen Vorfeld keine feindlichen Völker befanden, konnte das Gebiet bereits unter Tiberius völlig von Legionstruppen geräumt werden. Bis in spättiberische-claudische Zeit blieben Raetien, Vindelicien und die Vallis Poenina (Wallis) dem germanisch-gallischen Kommando (Provinz Belgica) unterstellt und wurden von einem kaiserlichen Praefecten verwaltet, dann erhielten sie unter dem zusammenfassenden Namen Raetia Provinzstatus mit einem in der neu gegründeten Hauptstadt Augusta Vindelicum (Augsburg) residierenden propraetorischen Legaten an der Spitze. Erst unter Marcus Aurelius wurde Raetien wieder Sitz einer Legion, der ''Legio III Italica'' in Castra Regina. Die archäologischen Zeugnisse, die vom Feldzug des Jahres 15 v. Chr. auf uns gekommen sind, müssen als recht spärlich bezeichnet werden, das meiste ruht noch unentdeckt im Boden. […] In Basel, Zürich und Windisch [Vindonissa] ist man auf kleinere augusteische Militäranlagen gestoßen, die aufgrund der Keramik und Münzfunde in die Zeit um 15 v. Chr. datiert werden können. (70/71) == Legionslager == === Alpenfeldzug === Nach der Sicherung der westlichen Rheingrenze durch die Verlegung von sechs im Innern Galliens stationierten Legionen zwischen 16 und 13 v. Chr. an die Linie zwischen der Mündung des Flusses und dem heutigen Mainz ([[Mogontiacum]]) ...{{Zitat|... wandte sich [[Augustus]] zwei anderen Kriegsschauplätzen zu, die nun strategisch wichtiger waren: den Alpen und dem Balkan. [...] In einer großangelegten Zangenbewegung drangen [16–15 v. Chr. zwei Heere], jeweils zwei bis drei Legionen stark (mit Hilfstruppen ca. 15 000 – 20 000 Mann) in die Alpen vor [...] [[Tiberius]] stieß mit seinen Truppen vom Westen her zum Bodenseegebiet [vor], während [[Drusus]] durch das Etschtal über den Reschenpaß ins Inntal marschierte.|Ralf-Peter Märtin: Rheinfront. In: Die Varusschlacht, S. 71.}} Sämtliche Völkerschaften der Region wurden unterworfen, auch die keltischen [[Vindeliker]]. [[File:Historische_Karte_CH_Helvet.png|mini|x220px|Keltische Besiedlung in den Alpen und am Hochrhein]] Nach der Vereinigung der Heere und der Erkundung der Quelle der Donau wurde im westlichen Abschnitt die Hochrheinlinie als vorläufige Grenze eingerichtet. Als eine der Basen diente dort das ab 15 v. Chr. nachgewiesene [[Römerlager Dangstetten]] (bis 9 v. Chr.). In diesen Zeitraum fällt auch die Zerstörung des keltischen [[Schanze und Oppidum auf Schwaben (Jestetten-Altenburg)|Oppidum in Altenburg-Rheinau]]. Im darauf weiter im Norden folgenden Krieg um Germanien 12–9 v. Chr. schoben die Römer die Grenze entlang des Main und bis zur Weser vor. == Anmerkungen == <references group="Anm" /> == Einzelnachweise == <references />