Benutzer:GerhardSchuhmacher/Forschung

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== Fotos == [[Datei:German_women_doing_their_washing_at_a_water_hydrant_in_a_Berlin_street,_near_the_wreck_of_a_German_light_armoured_car,_3_July_1945._BU8609.jpg|mini|Wäsche am Brunnen 1945]] * [[Datei:Germany_Under_Allied_Occupation_CL3218.jpg|mini|Wasserentnahme Brunnenstraße 1945]] == Hochbunker == * [Datei:BerlinAnhalterBunker.jpg|mini|hochkant=1.3|Zustand des Bunkers im Jahr 1987]] Der '''Anhalter Hochbunker''' ist ein ehemaliger [Luftschutzbunker]] der [Deutsche Reichsbahn (1920–1945)|Deutschen Reichsbahn]] im [Berlin]]er Ortsteil [Berlin-Kreuzberg|Kreuzberg]] auf dem Gelände des ehemaligen [Berlin Anhalter Bahnhof|Anhalter Bahnhofs]] (heute mit Zugang [Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Kreuzberg#Schöneberger Straße*|Schöneberger Straße]] 23a). Im Rahmen des [Führer-Sofortprogramm]]s vom 10. Oktober 1940 wurden an ausgewählten verkehrsreichen Zentren Bunker für Passanten, Reisende und Anwohner errichtet. Auf Erlass des [Reichsluftfahrtministerium]]s vom 2. November 1940 wurde die Reichsbahn verpflichtet, auf allen Bahnhöfen Schutzräume für die Reisenden zu schaffen.<ref>[http://gsb.download.bva.bund.de/BBK/Hampe/08_Bauwesen_und_Luftschutz_S_269_297.pdf#page=23 Bauwesen und Luftschutz], S. 292.</ref> Daraufhin wurde auch der Hochbunker am Anhalter Bahnhof geplant.<ref group="Anm">„In einem Aktenvermerk über die Besprechung im Luftgaukommando III am 15. August 1941 heißt es: ‚Der bombensichere Bunker am Anhalter Bhf. wird als besonders vordringlich festgelegt, da künftig mit Angriffen besonders auf das Zentrum der Reichshauptstadt zu rechnen ist.‘“ (H. Neckelmann: ''Anhalter Bunker Berlin.'' S. 29.)</ref> Er war für eine Belegung mit 3000 Personen ausgelegt und diente als Schutzbunker bei [Luftangriffe der Alliierten auf Berlin|Luftangriffen]] für Fahrgäste und Personal des Anhalter Bahnhofs sowie über einen unterirdischen Zugang auch für Bedienstete des ehemaligen [Möckernstraße#Postamt SW 11|Postamtes SW 11]] an der [Möckernstraße]].<ref>''Nord-Süd-Bahn. Vom Geistertunnel zur City-S-Bahn.'' Erarbeitet unter Mitwirkung des Vereins Berliner Unterwelten und des Kreuzberg-Museums. ''[Signal (Verkehrszeitschrift)|Signal]]''-Sonderausgabe. Hrsg.: Berliner S-Bahn-Museum GbR. Verlag: Gesellschaft für Verkehrspolitik und Eisenbahnwesen (GVE), Berlin 1999, SBN 3-89218-059-8, S. 43, Lageplan S. 42: Archiv Berliner Unterwelten.</ref> == Bau und Bauwerk == [Datei:Anhalter-bunker-grundriss.jpg|mini|Grundriss des 1. Untergeschosses]] Der Bau des Anhalter Hochbunkers begann zum Ende des Jahres 1941,<ref>Zwei mit dem 22. Dezember 1941 datierte Fotografien von Max Krajewski mit Überblick über die Baustelle, Deutsches Technikmuseum Berlin (DTMB) Fotoarchiv, S. 21.</ref> die beiden Untergeschosse mit der ebenerdigen Deckplatte waren im Frühjahr 1942 eingebracht,<ref>Foto-Serien von M. Krajewski vom 22. April 1942 und 18. Mai 1942, DTMB Fotoarchiv, S. 22.</ref> am 21. Juli 1942 stand die [Bewehrung|Armierung]] für die Obergeschosse und am 9. Oktober 1942 war das Bunker-Gebäude fertiggestellt.<ref>Fotos mit den Datierungen von M. Krajewski, DTMB Fotoarchiv, S. 23. Ein Teil der Aufnahmen befindet sich auch im Begleitband zur Ausstellung vom 2. März bis 27. Juni 2010: Katharina Steiner: Max Krajewski – Architekturfotograf zwischen Handwerk und Kunst. Mit Beiträgen von Michael Neumann und Jörg Schmalfuß. Hrsg.: Deutsches Technikmuseum Berlin, Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen 2010, S. 54, 55 und S. 62, SBN 978-3-8030-0722-3.</ref> „In der obersten Etage lagen die Zimmer für den Reichsbahnpräsidenten, Pressezimmer und Zimmer für die leitenden Angestellten.“ Dort lagen auch Räume mit Arbeitsplätzen für Schreibkräfte nebst Telefonzellen sowie zahlreiche „Maschinenräume“.<ref>Harald Neckelmann: ''Anhalter Bunker Berlin.'' Berlin Story Verlag, Berlin 2014, SBN 978-3-95723-031-7, S. 30 sowie Grundriss des obersten, fünften Geschosses im Anhang, S. 104 f. Über eine Belegung durch die Reichsbahnführung in der Kriegszeit gibt es derzeit keine Information.</ref> === Die Bunkeranlage === Der Bunker verfügt über drei ober- und zwei unterirdische Geschosse mit einer Gesamtfläche von etwa 6500 Quadratmetern. Neben den oberirdischen Eingängen wurde der Südausgang des [Anhalter Bahnhof Berlin#S-Bahnhof|Anhalter S-Bahnhofs]] als Zugang zum Bunker eingerichtet. Dazu kam eine unterirdische Verbindung vom [Nord-Süd-Tunnel]] und von der Halle des Anhalter Bahnhofs. „Im untersten Bunkergeschoss, das heute leer steht, zeugen sechs Schleusendurchgänge des einstigen Hauptzuganges vom Nord-Süd-S-Bahntunnel noch davon, welche Menschenmassen [ca. 5000 Personen] hier einst Schutz vor Bomben gefunden haben.“<ref>Michael Braun: ''Nord-Süd-S-Bahn Berlin.'' GVE 2008, S. 168. Gemeint sind mit der Anzahl der Schutzsuchenden diejenigen, die vor den alliierten Luftangriffen vorübergehend in den Bunker flüchteten.</ref> Im unteren Bereich soll sich auch „eine Art Kommandozentrale“ befunden haben: „Hier saßen Männer in Uniform und telefonierten oder bedienten einen Fernschreiber.“<ref>Waltraut Süßmilch: ''Im Bunker.'' Ullstein Verlag, Berlin 2004, SBN 3-548-25870-0, S. 126. Bestätigt durch Notiz im Landesarchiv Berlin im Hinblick auf den Hochbunker, 3 Rep. 309, 2654, S. 81: „Bunker, im Krieg vom Reichsbahnfernmeldedienst genutzt.“</ref> === Nutzung des Hochbunkers im Bombenkrieg === [Datei:Portal Abh Berlin.jpg|mini|Rest des Bahnhofs (Portal) seit der Ruinensprengung 1959]] „Von 1939 bis 1943 blieb das Leben auf dem Anhalter Bahnhof von Kriegseinwirkungen weitgehend verschont. […] Im Spätherbst des Jahres 1943 trafen die ersten [Bomber]]verbände der [Alliierte#Zweiter Weltkrieg|Alliierten]] über Berlin ein. Es begann die systematische Zerstörung der Stadt.“ Zu diesem Zeitpunkt war der Bunker fertiggestellt und er konnte somit die Schutzsuchenden aufnehmen. „Den Höhepunkt seiner Zerstörung erlebte der Anhalter Bahnhof während des letzten großen [Luftangriffe der Alliierten auf Berlin#3. Februar 1945|Luftangriffs der Alliierten]] am 3. Februar 1945.“<ref>Zitate im Abschnitt aus: Peter G. Kliem, Klaus Noack: ''Berlin Anhalter Bahnhof.'' Ullstein, Berlin 1984, SBN 3-550-07964-8, S. 44 und 54. Anm.: Es folgten noch drei weitere Großangriffe der [[United States Army Air Forces|USAAF]]. Der letzte war am 10. April 1945.</ref> == Die militärische Lage im Endkampf um Berlin == Nach der Einschließung Berlins am 25. April 1945 durch die [Rote Armee|Sowjetarmee]] bildete der Anhalter Bahnhof und seine umfangreichen Anlagen im [Schlacht um Berlin|Kampf um Berlin]] eine Schlüsselpositionen der Verteidigung, zumal er im südlichen Bereich gegenüber den vom [Tempelhofer Feld]] anrückenden Sowjettruppen noch durch den [Landwehrkanal]] gesichert war. Am Abend des 26. April 1945 vor ihrem Einzug in den Bunker nach der Zerstörung ihres Wohnhauses erlebte die Augenzeugin Waltraut Süßmilch unmittelbar die Sprengung der [Liste der Brücken in Berlin/G|Großbeerenbrücke]] und der [Hallesche-Tor-Brücke|Halleschen-Tor-Brücke]] durch ein [Wehrmacht]]skommando.<ref>W. Süßmilch, S. 113.</ref> Kurz darauf trafen die ersten russischen Soldaten mit Panzern ein und mussten am Ufer des Kanals Halt machen. „In der Nacht vom 26. auf den 27. April zwang [Wassili Iwanowitsch Tschuikow|Tschuikows]] Druck auf Kreuzberg die deutsche Verteidigung über den Landwehrkanal, wo sie neue Stellungen beziehen mußte. […] Der nächste Tag war ein Ruhetag für die Truppen und wurde für die letzten Vorbereitungen [zur Überquerung des Landwehrkanals] genutzt, die deutschen Stellungen mit Artillerie- und [Mörser (Geschütz)|Mörserfeuer]] belegt.“<ref>Tony le Tissier: ''Der Kampf um Berlin 1945.'' Ullstein Verlag, Berlin 1991, SBN 3-550-07801-3, S. 151 und 156. Die Darstellung folgt hier Tschuikows Bericht.</ref> === Übergang über den Landwehrkanal === Damit lag das gesamte Gelände des Anhalter Bahnhofs und auch des Hochbunkers im Bereich des direkten Beschusses: „Tschuikows Vorbereitungen für den Angriff über den [Landwehrkanal#Zweiter Weltkrieg|Landwehrkanal]] sahen einen massierten Einsatz von schwerer [Artillerie]] und Raketenwerfern zur begleitenden Unterstützung vor. Diese wurden nach Einnebelung im Laufe des Tages (dem 28. April) in Stellung gebracht. An Munition war keine Mangel, und es wurde der Befehl ausgegeben, nicht sparsam mit ihr umzugehen.“<ref>T. le Tessier, S. 167.</ref> Der „S-Bahntunnel vom Verschiebebahnhof [Yorckstraße]] und der U-Bahntunnel von der [Belle-Alliance-Straße]] [heute: Mehringdamm] [… waren] verbarrikadiert und in regelmäßigen Abständen bemannt worden, so daß sie für den Vorstoß nicht nutzbar waren.“ In der Nacht vom 28. auf den 29. April sollte der Übergang erfolgen, dessen Schwerpunkt im Raum der [Potsdamer Brücke]] lag, die nicht zerstört war. Der 29. April verlief mit Kämpfen um die Übersetzversuche. === Kampf um den Anhalter Bahnhof === [[Datei:Fotothek df pk 0000180 012.jpg|mini|Portalseite, 1945]] Vor dem Anhalter Bahnhof gelang es den Angreifern über Trümmer den hochgelegenen [U-Bahnhof Möckernbrücke]] zu erobern und das Nordufer zu erreichen. Am Halleschen Tor „gelang es den Pionieren, [Ponton]]s zu Wasser zu bringen, so daß die Panzer zum Belle-Alliance-Platz vorstoßen konnten.“<ref>T. le Tessier, S. 180 f.</ref> Am Abend des Tages standen die Spitzen nordöstlich des Bahnhofs vor dem [Reichsluftfahrtministerium]] (heute: [Bundesministerium der Finanzen]]/[Detlev-Rohwedder-Haus]]) an der [Wilhelmstraße (Berlin-Mitte)|Wilhelmstraße]] und am Morgen des 30. April war nach deutschen Angaben der „Anhalter Bahnhof gerade besetzt“ worden.<ref>T. le Tissier, S. 184. Bericht Generaloberst Krebs bei der Morgenlage im Führerbunker.</ref> Diese Angabe ist umstritten – andere Berichte, auch das Tagebuch der Autorin Süßmilch (siehe Kapitel: Ablauf der letzten Tage …) – lassen die Annahme zu, dass eine Besetzung frühestens am Abend des 30. April erfolgte. Der Anhalter Hochbunker, der außen vermauert worden war, blieb an diesem und auch noch am folgenden Tag zumindest bis in die Mittagsstunden unbehelligt. Dies war auch deshalb möglich, weil Kampftruppen laufend weiter ins [Historische Mitte (Berlin)|Zentrum]] zogen und erst nachfolgende Einheiten das zuvor durchquerte Umfeld „säuberten“. == Der Bunker in den letzten Kriegstagen == Nachdem der Bunker bis 1944 noch vorwiegend bei Luftangriffen benutzt worden war, wurde er schließlich für „Tausende von Menschen, Flüchtlinge, Ausgebombte und Verwundete, die letzte Zufluchtsstätte. Viele Menschen verbrachten dort regelmäßig die Nacht, anfangs mussten sie noch eine Bunkerkarte vorweisen, mit einer Nummer darauf, später fragte keiner mehr danach.“<ref>W. Süßmilch, S. 122 f.</ref> === Flucht zum Anhalter Bahnhof === Beim Vorrücken der Sowjetarmee nach dem Einschluss der Stadt am 25. April 1945 flüchtete die Bevölkerung der im Süden des Zentrums liegenden Stadtviertel vor der den Truppen vorausgehenden „Artilleriewalze“ zumeist in die Anlagen des Anhalter Bahnhofs und in den Hochbunker, der schließlich mit 10.000 Personen völlig überfüllt war.<ref>Meist wird die Zahl von 10.000 Personen genannt, der Arzt H. Mellin nennt 8.000, ein Zeitungsbericht nennt 13.000 Schutzsuchende im Bunker: ''[Neues Deutschland]]'', 9. Mai 1946. In: Kliem/Noack; ''Berlin Anhalter Bahnhof.'' Verlag Ullstein, Berlin 1984, SBN 3-550-07964-8, S. 66.</ref> Im Umfeld befanden sich noch die Menschen, die im Gemäuer und den Gewölben des Monumentalbau des Anhalter Bahnhofs und in den ausgedehnten Anlagen des unterirdischen S-Bahnhofs Zuflucht suchten. === Die Zustände im Bunker === Zur Einrichtung des Bunkers gehörte auch eine Luftschutz-Sanitätsstelle, deren Leiter schon seit Ende 1943 der Arzt Hans Mellin war. Nachdem der Zustrom der Schutzsuchenden nach dem Artilleriebeschuss der Roten Armee auf den Innenstadtbereich ab 21. April 1945 einsetzte, wurde eine zweite Lazarett-Abteilung eingerichtet, „die ein Arzt, der gleichfalls durch die Ereignisse in den Bunker verschlagen worden war, mit seiner Frau übernahm. Das Schlimmste war, daß wir gar nicht auf große Chirurgie eingerichtet waren. Der Zweck der Rettungsstelle war ja nur die Erste Hilfe gewesen und nun sollten wir die Schwerverletzten versorgen.“ Bis gegen Ende April war das [Shell-Haus]] in die Versorgung der Schwerverwundeten einbezogen: sie wurden in das dortige, für Operationen besser ausgestattete Lazarett gebracht – so lange bis die Transportfahrzeuge ausfielen.<ref>Hans Mellin: ''Im Bunker.'' In: Peter Kruse (Hrsg.): ''Bomben, Trümmer, Lucky Strikes. Die Stunde Null in bisher unbekannten Manuscripten.'' wjs verlag, Wolf Jobst Siedler, Berlin 2004, SBN 3-937989-00-5, S. 22 ff.</ref> Der Arzt Ernst Günther Schenck, zu der Zeit tätig im Notlazarett im Bunker der [Neue Reichskanzlei|Neuen Reichskanzlei]], schrieb über den Bericht zweier als Boten des Hochbunkers am Anhalter Bahnhof ausgesandten Sanitäter: {{Zitat|Text=Wir fühlten uns sehr elend, weil wir ihre Wünsche überhaupt nicht erfüllen konnten, denn was in jenem Bunker vor sich ging, überstieg den Jammer des bei uns erst beginnenden Infernos schon weit. Der Bunker war im wahrsten Sinne des Wortes mit Menschen vollgepropft. Und dann waren die Entlüfter ausgefallen, so daß die Innentemperatur auf tropische Grade stieg. Hatten die im feuchten Brodem verzweifelt um Abkühlung und frische Luft Ringenden die eisernen Schutzblenden vor den schießschartenartigen Fenstern aufgestoßen, dann setzten die Russen Granaten hinein, und man mußte sie unter hoher Gefahr wieder dichtmachen. Das allerschlimmste war, daß es kein Wasser gab. Das Trinkwasser hatte rationiert werden müssen, aber unter den Tausenden von Eingeschlossenen waren Kinder, Verwundete, Kranke, die Durst litten und deren Jammern nach Wasser von Stunde zu Stunde zunahm. Sämtliche Toiletten waren natürlicherweise inzwischen verstopft […] Tapfere Männer und Frauen hatten gewagt, mit Eimern vom Bunkereingang zum Spreekanal zu stürzen, um wenigstens die allergrößte Not zu lindern […] Doch das jenseitige Kanalufer befand sich bereits in russischer Hand; jeder Wasserholer wurde abgeschossen. Wir erfuhren, daß nur ein Arzt drüben [im Anhalter Hochbunker] tätig war, die Boten baten um Abstellung eines zweiten, aber wir hatten niemanden für sie und konnten nicht einmal jemanden von einer anderen Stelle benennen. Das einzige, das wir vermochten, war, einige Verbandsmittel in eine Tasche zu packen und sie mitzugeben. Sehr niedergeschlagen machten sich die beiden Männer auf den Rückweg. |Autor=Ernst Günther Schenck: ''Das Notlazarett unter der Reichskanzlei – Ein Arzt erlebt Hitlers Ende in Berlin'' <ref>VMA-Verlag, Wiesbaden 2000, S. 90–91.</ref>}} Die Flüchtenden lagerten eng zusammengedrängt überall im Bunker, in den Räumen, den Gängen und auf den Treppen. Die hygienischen Verhältnisse waren rasch katastrophal, Waschräume und Toiletten nicht mehr benutzbar, zum Teil hatten sich dort auch Leute eingeschlossen oder es wurden die Toten hier abgelegt. Das Licht war düster, es gab keine Lebensmittelversorgung mehr, die Menschen lebten aus kargen Vorräten, fast nur noch Jugendliche waren im zunehmenden Beschuss in der Lage, draußen Wasser zu holen oder Notwendiges zu ‚organisieren‘. Schließlich wurden die oberirdischen Zugänge von Soldaten zugemauert, um zu verhindern, dass die Insassen in Panik ins Feuer rannten. Eine Verbindung nach außen gab es nur noch durch den Zugang in den S-Bahnhofsbereich, der ebenfalls mit Schutzsuchenden überfüllt war. == Informationslage heute == Über die Zustände im Bunker gibt es Darstellungen von Dabeigewesenen, die später in Zeitungsartikeln und in zwei Buchveröffentlichungen Zeugnis ablegten. Nachdem schon um den 20. April 1945 der Bunkerleiter „spurlos verschwunden“ und ein kooperativer Luftwaffenmajor abkommandiert worden war, wurde von den Ärzten und einem „in die Bresche gesprungenen Reichsbahninspektor […] eine neue Bunkerdirektion gegründet“ und der Bunker als Rot-Kreuz-Bunker hergerichtet. Zum Zweck einer entsprechenden Beflaggung wurden unter den Schutzsuchenden Bettlaken und Lippenstifte eingesammelt. [Datei:Fotothek df pk 0000180 002.jpg|mini|[Askanischer Platz]], 1945]] Der Bericht des Arztes Hans Mellin lässt außer dem Tag der Evakuierung keine Datierung der Ereignisse der letzten Tage im Bunker und außerhalb zu, doch werden die von ihm genannten Vorfälle: * Die Erstellung der [Deutsches Rotes Kreuz|Rot-Kreuz]]-Flaggen, * die Zerstörung der letzten Wasserpumpe am [Askanischer Platz|Askanischen Platz]], * der Ausfall des Stromaggregats im Bunker und der darauf folgende * Ausfall der Lüftung mit Temperaturanstiegen bis zu 60 Grad,<ref>Hans Mellin: ''Im Bunker.'' In: Peter Kruse (Hrsg.): ''Bomben, Trümmer, Lucky Strikes.'' 2004, S. 24.</ref> unabhängig davon auch von einer Reihe anderer Zeugen genannt, deren Aussagen zusammen mit Darstellungen in späteren Zeitungsberichten Datierungen zulassen. Die Vorfälle werden ebenfalls alle im ''[Neues Deutschland|Neuen Deutschland]]'', Zentralorgan der [Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]] vom 9. Mai 1946, genannt, doch sind Details dort falsch oder ungenau und können meist nur im Zusammenhang mit weiteren Darstellungen gewertet werden. Als Datum verbürgt ist nur die dort auch für den 1. Mai genannte Bunker-Räumung.<ref>''Neues Deutschland'', 9. Mai 1946. In: Kliem/Noack; ''Berlin Anhalter Bahnhof.'' Verlag Ullstein, Berlin 1984, S. 66.</ref> === Datierung der Vorgänge im Bunker === Nachdem durch eine Vielzahl von Nachweisen der Termin für die Evakuierung des Hochbunkers am 1. Mai 1945 frühmorgens sichergestellt ist (siehe Abschnitt: Zur Datierung der Räumung), lassen sich durch die Tagesablauf-Chronik der damaligen Augenzeugin Waltraut Weise (als Autorin: Waltraut Süßmilch) die Ereignisse und deren Termine rekonstruieren:<ref group="Anm">Die Autorin konnte in ihren im Bunker verfassten Protokollen die Vorgänge nicht datieren, da sie und auch die Menschen ihres Umfeldes die chronologische Orientierung verloren hatten, doch besaß ihr Bruder eine Armbanduhr, so dass sie die im Dämmerlicht des Bunkers nicht zu unterscheidenden Tag- und Nachtwechsel mittels der Uhrzeiten trennen konnte. Angaben dazu: W. Süßmilch, S. 131.</ref> === Ablauf der letzten Tage vom 27. bis 30. April 1945 === Ihr Tag der „Flucht aus dem Bunker“ – ihr 5. Tag dort – war der 1. Mai. Somit war ihr „Erster Tag im Bunker“ der 27. April 1945. '''27. April 1945''' (Vorbereitungstag der sowjetischen Truppen) „... es schien stiller zu sein als sonst. Nach dem pausenlosen Beschuss war uns das nicht geheuer. Die Soldaten sprachen von einer Feuerpause vor dem Sturm.“<ref group="Anm">W. Süßmilch, S. 115. Diese Übereinstimmung mit Tschuikows Bericht über den Ruhetag verifiziert den ersten Tag im Bunker in der Chronik der Autorin mit dem 27. April 1945.</ref> Die am Vortag ausgebombte Gruppe um die Autorin ist mit ihrer Einrichtung im Bunker beschäftigt. '''28. April 1945''' Zu Tagesbeginn konnten sich die Menschen noch außerhalb des Bunkers auf den Straßen bewegen – gegen Mittag war der Beschuss „derart intensiv geworden, dass sich kaum noch Leute auf die Straße wagten“. Später rannten jeweils nur einzelne zur Wasserpumpe auf dem Askanischen Platz. Im Bunker wurden Bettlaken als Verbandzeug fürs Lazarett gesammelt.<ref>W. Süßmilch, S. 134.</ref> '''29. April 1945''' An diesem Tag wurden im Bunker auf Veranlassung einer Schwester des Lazaretts durch Mädchen von den Frauen Bettlaken und Lippenstifte eingesammelt und damit Rotkreuz-Flaggen gefertigt und aufgehängt. Diese seien später durch die [Schutzstaffel|SS]], die den Bunker verteidigen wollte, wieder abgehängt worden.<ref>Erwähnt: H. Mellin, S. 24, Süßmilch, S. 151 ff., ''[Neues Deutschland]]''. In: Kliem/Noack, S. 67.</ref> Auf dem Gelände des Güterbahnhofs wurden unter Beschuss liegende und zum Teil bereits brennende Wagen und Lagerhallen zur Ausräumung durch die Bevölkerung freigegeben.<ref>W. Süßmilch, S. 156 f.</ref> '''30. April 1945''' [Datei:Stromaggregat im Anhalter Hochbunker.png|mini|Im Bunker: Dieselmotor des [Stromerzeugungsaggregat|Notstromaggregats]]]] Die Rot-Kreuz-Flaggen befanden sich morgens noch am Bunker. Es sei „relativ ruhig“ gewesen und vor der Bahnhofshalle war es noch möglich, an der Pumpe Wasser zu holen. Im Bunker fiel die Stromversorgung aus – die Finsternis wurde nur durch Kerzen gemildert. Im Bunker wurde alles, „wo ein [Swastika|Hakenkreuz]] drauf ist“, vernichtet. Der Stillstand des Generators führte nicht nur zum Ausfall der Beleuchtung, sondern vor allem der Lüftung und zu zunehmend unerträglichen sowie chaotischen Zuständen im Innern. Die Selbsttötungen häuften sich. Die Pumpe am Askanischen Platz fiel durch einen Granattreffer aus.<ref>H. Mellin, S. 24, W. Süßmilch, S. 166 ff., ''Neues Deutschland.'' In: Kliem/Noack, S. 66.</ref> „Mit Mühe bekommen wir noch das Datum des Tages zusammen. Auf dem Platz vor dem Bahnhof, gewissermaßen vor unserer Haustür, stehen schon die russischen Panzer.“<ref>H. Mellin, S. 28.</ref> == Evakuierung des Bunkers == === Zur Datierung der Räumung === Als Termin für die Evakuierung und den darauf folgenden Abmarsch der Evakuierten durch den Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn wird allgemein der 1. Mai genannt: * Vom Hochbunker-Lazarettarzt Hans Mellin (siehe Abschnitt: Abmarsch vom Bunker). * Von vier Augenzeugen – Teilnehmern und beobachtenden Personen –, die sich 1991 nach Aufrufen in den Zeitungen ''[Der Tagesspiegel]]'' und ''[Berliner Morgenpost]]''<ref>Artikel mit der Kontaktbitte: 1. ''Der Tagesspiegel'' vom 12. Mai 1991: ''Zeugen der Kreuzberger Tunnelflutung gesucht'', 2. ''Berliner Morgenpost'' vom 19./20. Mai 1991: ''Die ungeklärte Tragödie'' und vom 26. Mai 1991: ''Zeitzeugen gesucht: Wer befahl die Sprengung des S-Bahn-Tunnels?''.</ref> meldeten. Die Zeugenaussagen wurden für eine Buchveröffentlichung protokolliert.<ref group="Anm">Karen Meyer: ''Die Flutung des Berliner S-Bahn-Tunnels.'' Hrsg. Kunstamt Kreuzberg. GVE, Berlin 1992. * Herr H.: „Am 1.5. kam der Troß Menschen aus dem geräumten Anhalter Bunker (an seinem Standort) am Potsdamer Platz vorbei.“ (S. 50) * Herr M.: „Posten an der 'Vorschleuse zum Eingang des Bunkers Anhalter Bahnhof, in den Männer nicht reindurften.' […] Am 1. Mai lief er zusammen mit anderen vom Bunker durch den S-Bahn-Schacht zum Stettiner Bahnhof.“ (S. 52) * Frau N.: „Am 1. Mai lief sie mit anderen Bunkerinsassen unterirdisch durch den Tunnel gen Norden, da das Gerücht existierte, daß im Norden die Kampfhandlungen schon eingestellt wären.“ (S. 52 f.) * Frau Re.: „über Lautsprecher ertönte die Anweisung, den Bunker zu räumen […] zum Stettiner Bahnhof […] Nacht […] am kommenden Morgen, ‚Russen: der Krieg sei vorbei‘.“ (= 2. Mai: damit benannte sie die Räumung für den 1. Mai.). (S. 53)</ref> * In zwei Schreiben an das Bestattungsamt Kreuzberg, in denen die Absender vermisste Angehörige suchen und den 1. Mai als Datum des Vorganges bezeichnen:<ref>Karen Meyer: ''Flutung'': Briefe an das Bestattungsamt Kreuzberg, S. 40 f.</ref> (1) „bei der Räumung des Bunkers am 1.5.45 sollte Abtransport durch die S-Bahn-Schächte in Richtung Stettiner Bahnhof erfolgen.“<br /> (2) „Seit dem 1. Mai d. J. sind meine Eltern verschollen […] Es wird angenommen, daß sie beide bei der Räumung des Anhalter Bunkers umgekommen sind, evtl. in der S-Bahn.“ * In drei Zeitungsberichten: (1) „So begann der berühmte Marsch morgens um 5 Uhr am 1. Mai 1945.“<ref>Freie Gewerkschaft: ''Der 1. Mai 1945.'' (Teilnehmer Toni Drunsel), Datum: 1. Mai 1946. Der Bericht nennt auch einige Details aus der Zeit im Bunker, die auch anderweitig bestätigt sind.</ref><br /> (2) „Am 1. Mai wurde der Bunker geräumt.“<ref>Neues Deutschland, 9. Mai 1946. In: Kliem/Noack; ''Berlin Anhalter Bahnhof.'' Verlag Ullstein, Berlin 1984, S. 67.</ref><br /> (3) „Da hieß es am Dienstag (1. Mai 1945), wir sollten den Bunker durch den S-Bahn-Schacht verlassen, um unter der Erde bis zum Stettiner Bahnhof zu marschieren. Morgens um 9 Uhr begannen die Massen aus dem Bunker ihren Elendsmarsch“<ref>Heim und Welt: ''Die Flutkatastrophe im Berliner S-Bahn-Tunnel (V). Die Bunkerhölle am Anhalter.'' 29. März 1952. F Rep. 280 LAZ 1139 Mikrofilm Nr. 1, Landesarchiv Berlin.</ref> === Räumungsaufforderung === Die Zeitzeugin Waltraut Süßmilch wurde von den Lautsprecherdurchsagen um 4 Uhr morgens geweckt und beschreibt die Evakuierung als den Umständen gemäß geordnet – durch Ordner, Militärpersonal, Posten mit Fackeln und Rotkreuzschwestern. Sie hat die Räumung nicht als panisch erlebt.<ref>W. Süßmilch, S. 182 f.</ref> Die Lautsprecherdurchsagen wurden auch von einer weiteren Zeugin genannt.<ref>Frau Re.: „Über Lautsprecher ertönte die Anweisung, den Bunker zu räumen.“ in: K. Meyer, S. 53.</ref> === Abmarsch vom Bunker === Hans Mellin: „Am 1. Mai morgens steht mit einem Mal der SS-Kommandant an meinem Bett: ‚Ich lasse jetzt den Bunker von der Zivilbevölkerung räumen.‘ […] Mit einem Achselzucken lasse ich ihn stehen, nehme Mantel und Hut und gehe hinaus. Der einzige Ausweg, der noch zur Verfügung steht, ist der [Nord-Süd-Tunnel|S-Bahn-Tunnel in Richtung Norden]]. Im Bunker ist die Hölle los. Alles quillt die Treppen hinunter in den dunklen Tunnel. […] Und so setzt sich der Zug in Bewegung. Man kommt nur schrittweise voran und tastet sich von einer Schwelle zur andern.“<ref>Hans Mellin: ''Im Bunker.'' In: Peter Kruse (Hrsg.): ''Bomben, Trümmer, Lucky Strikes''. 2004, S. 28.</ref> Mellin berichtet, dass der Abtransport der Nichtgehfähigen nicht mehr möglich war. Unklar bleibt, ob der Autor Mellin den Zug selbst mitgemacht hat oder sich anderweitig entfernen konnte oder im Bunker bis zum Eintreffen russischer Soldaten blieb. Die Evakuierten wurden wegen des Dauerbeschusses des Hochbunkers durch unterirdische Gänge in den [Berlin Anhalter Bahnhof#S-Bahnhof|S-Bahnhof Anhalter Bahnhof]] geführt und in einem organisierten [Treck durch den Nord-Süd-Tunnel]] mit dem Ziel [Stettiner Bahnhof]] bis zum [Bahnhof Berlin Friedrichstraße|S-Bahnhof Friedrichstraße]] gebracht. === Abweichende Zeitangabe zur Räumung === Es ist in der Literatur nur eine Darstellung bekannt, die für die Evakuierung des Anhalter Hochbunkers ein anderes Datum als den 1. Mai 1945 nennt: : Frau J.: „Am 30. April liefen an ihnen [an ihr und anderen] die Frauen und Kinder aus dem geräumten Bunker Anhalter Bahnhof vorbei.“ (Augenzeugin in einem S-Bahn-Wagen im Tunnel).<ref>K. Meyer: ''Flutung.'' S. 51.</ref> Da die vom Inferno der letzten Kriegstage betroffenen Menschen – vor allem die Zivilisten – das Tagesdatum nur noch selten kannten, sich nicht damit beschäftigten und auch in der Erinnerung Verwechslungen möglich waren, kann bei dieser Angabe angesichts der großen Mehrheit der Nennungen des 1. Mai als Datum der Evakuierung von einem Irrtum ausgegangen werden. == Kriegsende == Über das Schicksal der nach dem Treck zurückgebliebenen Menschen nach dem Eindringen von Sowjetsoldaten, etwa der Schwerverwundeten in den beiden Lazaretteinrichtungen, ist nichts gesichert überliefert. Wenige Tage nach der Kapitulation am 2. Mai 1945 kam die spätere Autorin Waltraut Süßmilch mit Mutter und Bruder wieder zum Anhalter Bahnhof, „um eventuell etwas Brauchbares im Bunker [zu] finden. […] Es gelang uns nur, wenige Schritte in den Bunker hineinzukommen. Der Weg wurde durch muffig riechendes Wasser versperrt, auf dem mehrere Leichen, Kartons und leere Blechdosen schwammen. ‚Raus hier‘, sagte meine Mutter. ‚Hier holt man sich nur Typhus.‘“<ref>W. Süßmilch: ''Im Bunker.'' S. 245.</ref> == Nachkriegszeit == Im Landesarchiv Berlin gibt es in den Unterlagen der [Reichsbahndirektion Berlin]] Berichte über eine beabsichtigte Sprengung verschiedener Bunkeranlagen um den Anhalter Bahnhof und somit auch des Hochbunkers. Nach Untersuchungen durch einen Architekten wurde jedoch davon Abstand genommen.<ref group="Anm">Mit Schreiben vom 11. November 1946 riet die Reichsbahndirektion der Interalliierten Kommandantura davon ab, den Plan, den Hochbunker, den Sonderbunker und den ‚sogenannten [BASA-Bunker#BASA-Bunker Berlin|BASA-Bunker]]‘ zu sprengen. Am 29. April 1947 riet man ab, den ‚Führerbunker am Anhalter Bahnhof‘ zu sprengen unter Bezugnahme auf das Schreiben vom 11. November 1946. Diese Anfrage war am 19. April 1947 an die Reichsbahndirektion gegangen. Vom 10. Mai 1947 existiert ein Schreiben zu einem ‚vorsorglichen Ausbau‘ von BASA-Bunker und Hochbunker. Die Ablehnung an die Kommandantur wurde am 30. Mai 1947 nochmals bekräftigt. In: Landesarchiv Berlin: C Rep. 309, Akte 3819.</ref> Im Sommer 1950 war im Anhalter Hochbunker ein Flüchtlingslager eingerichtet.<ref>Nachweis: Zwei Fotos, Originaltitel: „Der amerikanische Stadtkommandant General Tailor besichtigt das Flüchtlingslager in dem ehemaligen Luftschutzbunker am Anhalter Bahnhof.“, Datum: 20. Juli 1950, [Deutsches Historisches Museum]], Foto Kategorie: „Anhalter Bahnhof Berlin“, Inventarnr. Schirn. K 114977 und K 114978.</ref> Später dienten die Geschosse zur Unterbringung der [Senatsreserve]]. == Der Bunker heute == [Datei:Hochbunker Anhalter Bahnhof.jpg|mini|Der Anhalter Hochbunker, 2014]] Heute befindet sich im Bunker das [Berlin Story Museum]] sowie die Dokumentation Führerbunker.<ref>Website zum Bunker heute:[http://www.berlinstory-bunker.de/ berlinstory-bunker.de].</ref> Die Zugänge zum Nord-Süd-Tunnel sind zugemauert. Im Sommer 2014 wechselte der Eigentümer des Bunkers: Enno Lenze erschloss die anderen Stockwerke und erweiterte die Ausstellung zur Geschichte des Bunkers. == Literatur == * Berliner S-Bahn-Museum GbR (Hrsg.): ''Nord-Süd-Bahn. Vom Geistertunnel zur City-S-Bahn.'' Erarbeitet unter Mitwirkung des Vereins Berliner Unterwelten und des Kreuzberg-Museums. ''[Signal (Verkehrszeitschrift)|Signal]]''-Sonderausgabe, Verlag: Gesellschaft für Verkehrspolitik und Eisenbahnwesen (GVE), Berlin 1999, SBN 3-89218-059-8. * [Peter Gosztony]] (Hrsg.): ''Der Kampf um Berlin in Augenzeugenberichten.'' dtv, 1985, SBN 3-423-02718-5. * Kliem/Noack; ''Berlin Anhalter Bahnhof.'' Verlag Ullstein, Berlin 1984, SBN 3-550-07964-8. * Hans Mellin: ''Im Bunker.'' In: Peter Kruse (Hrsg.): ''Bomben, Trümmer, Lucky Strikes. Die Stunde Null in bisher unbekannten Manuscripten.'' wjs verlag, Wolf Jobst Siedler, Berlin 2004, SBN 3-937989-00-5. * Karen Meyer: ''Die Flutung des Berliner S-Bahn-Tunnels.'' Hrsg. Kunstamt Kreuzberg. GVE, Berlin 1992. * Waltraut Süßmilch: ''Im Bunker.'' Ullstein Verlag, Berlin 2004, SBN 3-548-25870-0. * Katharina Steiner: ''Max Krajewski – Architekturfotograf zwischen Handwerk und Kunst.'' Mit Beiträgen von Michael Neumann und Jörg Schmalfuß. Hrsg. Deutsches Technikmuseum Berlin. Ernst Wasmuth Verlag, Tübingen 2010, SBN 978-3-8030-0722-3. * Tony le Tissier: ''Der Kampf um Berlin 1945.'' Ullstein Verlag, Berlin 1991, SBN 3-550-07801-3. * Harald Neckelmann: ''Anhalter Bunker Berlin. Die bewegte Geschichte eines monumentalen Bauwerks''. Berlin Story Verlag, Berlin 2014, SBN 978-3-95723-031-7. == Weblinks == {Commonscat}} * [http://www.berlinstory-bunker.de/geschichte Geschichte des Bunkers] auf der Website des Berliner Gruselkabinetts == Anmerkungen == <references group="Anm" /> == Einzelnachweise == <references /> {Coordinate|NS=52/30/10/N|EW=13/22/49/E|type=landmark|region=DE-BE}} [Kategorie:Berliner Geschichte (20. Jahrhundert)]] [Kategorie:Bunker in Berlin]] [Kategorie:Hochbunker|Berlin]] [Kategorie:Ziviler Schutzbunker|Berlin]] [Kategorie:Erbaut in den 1940er Jahren]] [Kategorie:Baudenkmal in Berlin]] [Kategorie:Berlin-Kreuzberg]] [Kategorie:Schlacht um Berlin]] == Schenck-Diskussion == === Notizen === * Benutzer:Holger1959/BE-FK (Sammlung Infos zu Orten) == Schenck-Porträt == Im Lemma sind zum Vorwurf der „Menschenversuche“ zwei Belege angeführt (''2'' und ''3''), die beide denselben Artikel eines Autors der tageszeitung (taz) enthalten, in dem der Vorwurf erhoben wird, jedoch keine Nachweise angegeben werden. Im Beleg ''3'' wird eine Sammlung von Kritiken zum Film „Der Untergang“ angeführt. Die Anmerkung, es handele sich bei dieser Auflistung um eine Quellensammlung täuscht; es sind keine Quellen, sondern journalistische und persönliche Meinungsbilder ohne jede Nachweisführung. In dieser Sammlung befindet sich zu Schenck neben dem wiederholten taz-Artikel (S. 17) ein zweiter Artikel (aus der FAZ, S. 9), in dem der Autor den Begriff Menschenversuche nicht erwähnt – er schreibt von KZ-Versuchen –; „ein entsprechendes Strafermittlungsverfahren endete jedoch 1968 mit der Einstellung.“ Es entsteht dadurch der Eindruck, dass Wikipedia hier zu einer richterlichen Ersatzinstanz umzufunktioniert werden soll. Der Sachverhalt muss korrekt und möglichst aus wissenschaftlicher Literatur belegt wiedergegeben werden. === Korrektur === Einem breiteren Publikum wurde Schenck durch Bernd Eichingers Film Der Untergang (2004) bekannt, in dem er – porträtiert von Christian Berkel – als vernünftiger, mahnender Gegenpol zu bis zum Schluss fanatisierten Nazis dargestellt wird. Diese positive Darstellung entspricht allerdings nur einem Teilaspekt der Persönlichkeit Schencks, der als SS-Arzt im KZ Mauthausen Menschenversuche durchführte, bei denen Häftlinge durch Hungerödeme umkamen.[2][3] Zwei Kritiker des Filmes sahen diese positive Darstellung als nur einen Teilaspekt der Persönlichkeit Schencks, da dieser als SS-Arzt „KZ-Versuche“ durchgeführt habe. === Filmdarstellung und KZ-Aktivität === Der Autor [[Stefan Reinecke]] bezog sich in der [[tageszeitung]] auf „Aussagen von Häftlingen in Dachau“, die mitteilten, dass auf einer Plantage (mit 200.000 Heilpflanzen) unter Federführung Schencks „1938 mehr als hundert an an Entkräftung und Zwangsarbeit (starben).“ Weitere Häftlinge seien bei einem „Ernährungs bzw. Hungerexperiment“ im [[Konzentrationslager Mauthausen]] gestorben.<ref>Stefan Reinecke: [http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2004/09/15/a0198 ''Der Arzt von Berlin.''] In: ''die tageszeitung.'' 15. September 2004. Text auch in der folgende Kritikensammlung, S. 17.</ref> [[Christoph Kopke]] schrieb in der [[FAZ]], daß Schenck „als Wissenschaftler einen Teil seiner Leistungen der Zwangsarbeit und dem Leid von KZ-Gefangenen verdankt“ und auch nach dem Krieg ein „Eingeständnis mindestens moralische[r] Schuld“ vermissen lies. Der Vorwurf, Menschenversuche durchgeführt zu haben, wird von keinem der Autoren erhoben. Kopke: „Wegen seiner KZ-Versuche versagte ihm das Bayerische Staatsministerium für Kultus und Unterricht, seine Professur an der Universität München wieder auszuüben, ein entsprechendes Strafermittlungsverfahren endete jedoch 1968 mit der Einstellung.“<ref>{{Webarchiv | url=http://www.zeitgeschichte-online.de/Portals/_rainbow/documents/pdf/presse_untergang.pdf | wayback=20060621175408 | text=Kritikensammlung anlässlich des Films „Der Untergang“ (PDF, S. 9)}}</ref> === Quelle Schenck === Der Arzt Ernst Günther Schenck, zu der Zeit tätig im Notlazarett im Bunker der [[Neue Reichskanzlei|Neuen Reichskanzlei]], schrieb über den Bericht zweier als Boten des Hochbunkers am Anhalter Bahnhof ausgesandten Sanitäter: "Wir fühlten uns sehr elend, weil wir ihre Wünsche überhaupt nicht erfüllen konnten, denn was in jenem Bunker vor sich ging, überstieg den Jammer des bei uns erst beginnenden Infernos schon weit. - Der Bunker war im wahrsten Sinne des Wortes mit Menschen vollgepropft. Und dann waren die Entlüfter ausgefallen, so daß die Innentemperatur auf tropische Grade stieg. Hatten die im feuchtem Brodem verzweifelt um Abkühlung und frische Luft Ringenden die eisernen Schutzblenden vor den schießschartenartigen Fenstern aufgestoßen, dann setzten die Russen Granaten hinein, und man mußte sie unter hoher Gefahr wieder dichtmachen. - Das allerschlimmste war, daß es kein Wasser gab. Das Trinkwasser hatte rationiert werden müssen, aber unter den Tausenden von Eingeschlossenen waren, Kinder, Verwundete, Kranke, die Durst litten und deren Jammern nach Wasser von Stunde zu Stunde zunahm. Sämtliche Toiletten waren natürlicherweise inzwischen verstopft... - Tapfere Männer und Frauen hatten gewagt, mit Eimern vom Bunkereingang zum Spreekanal zu stürzen, um wenigstens die allergrößte Not zu lindern... - Doch das jenseitige Kanalufer befand sich bereits in russischer Hand; jeder Wasserholer wurde abgeschossen. - Wir erfuhren, daß nur ein Arzt drüben [im Anhalter Hochbunker] tätig war, die Boten baten um Abstellung eines zweiten, aber wir hatten niemanden für sie und konnten nicht einmal jemanden von einer anderen Stelle benennen. - Das einzige, das wir vermochten, war, einige Verbandsmittel in eine Tasche zu packen und sie mitzugeben. Sehr niedergeschlagen machten sich die beiden Männer auf den Rückweg." <ref>Ernst Günther Schenck: ''Das Notlazarett unter der Reichskanzlei - Ein Arzt erlebt Hitlers Ende in Berlin'', VMA-Verlag, Wiesbaden 2000, Seiten 90-91</ref> == Kritiken zum "Untergang" == * Heil Kräuter. Der gute Mensch in Hitlers Bunker? Die Rolle des Arztes Günther Schenck im „Untergang“. Von Christoph Kopke. Frankfurter Allgemeine Zeitung 20.09.2004, S. 38. „Im Film erscheint er bald auf der Leinwand. Von Christian Berkel eindrucksvoll gespielt, lernt der Zuschauer einen Mann kennen, der trotz erkennbarer innerer Zweifel in der moralischen Integrität eines Mediziners bis zum Schluß im Notlazarett unter der Reichskanzlei aushält. Ernst Günther Schenck, vor wenigen Jahren hochbetagt in Aachen verstorben, hat diese letzten Tage und Stunden seiner damaligen Tätigkeit in Büchern packend beschrieben. Auf diese Darstellung stützen sich Joachim Fest und schließlich Bernd Eichinger . Wenn auch die Begebenheiten sich durchaus so abgespielt haben könnten, dürften doch Zweifel an der Distanz Schencks gegenüber dem Dritten Reich zum damaligen Zeitpunkt angebracht sein. Denn Ernst Günther Schenck hatte seit 1933 eine bemerkenswerte Karriere in der Wissenschaft und vor allem in der SS zurückgelegt und gehörte in der Phase der Agonie des NS-Regimes zum harten Kern einer radikal politisierten wissenschaftlichen Elite.“ „Wegen seiner KZ-Versuche versagte ihm das Bayerische Staatsministerium für Kultus und Unterricht, seine Professur an der Universität München wieder auszuüben, ein entsprechendes Strafermittlungsverfahren endete jedoch 1968 mit der Einstellung. Schenck publizierte weiter zu medizinischen und medizinhistorischen Themen arbeitete in der Pharmaindustrie und engagierte sich vor allem im ärztlichen Beirat des Verbandes der Heimkehrer. In seiner umfangreichen – auch autobiographischen – Nachkriegspublizistik teilt uns Schenck viele Details seiner Tätigkeit im Nationalsozialismus mit. Daß er als Wissenschaftler einen Teil seiner Leistungen der Zwangsarbeit und dem Leid von KZ-Gefangenen verdankt, lesen wir darin nicht. Ein Eingeständnis, als Angehöriger jener SS-Behörde, die das System der Konzentrationslager unter sich hatte, mindestens moralische Schuld auf sich geladen zu haben, suchen wir darin vergeblich. Statt dessen versuchte Schenck noch in den neunziger Jahren in der Schriftenreihe eines rechtsgerichteten Verlages in einem Rundumschlag die neueren medizinhistorischen Arbeiten zur Rolle und Funktion der Medizin im Nationalsozialismus als Diffamierung zurückzuweisen. Die filmische Darstellung der historischen Person Ernst Günther Schenck als ein verantwortungsethischer Außenseiter im Führer-Bunker – ähnliches geschieht mit der Figur Albert Speer – reproduziert im Grunde eines selbstgestrickte, vielleicht subjektiv geglaubte, aber historisch nicht haltbare Nachkriegslegende.“ * Der Arzt von Berlin. Der gute Geist im Führerbunker: Doch wer war Ernst Günther Schenck, wenn ihn nicht Bernd Eichinger und Oliver Hirschgiebel zeichnen? Von Stefan Reinecke. die tageszeitung 15.09.2004, S. 15. http://www.taz.de/pt/2004/09/15/a0198.nf/text.ges,1 „Wer war Ernst Günther Schenck? Vor allem ein Multifunktionär. 1933 trat er in die SA ein. 1940 wurde er Ernährungsinspekteur der Waffen-SS, später auch der Wehrmacht. Federführend war Schenck bei der so genannten Plantage im KZ Dachau, einer Großanbaufläche für über 200.000 Heilpflanzen, mit denen unter anderem Vitaminpulver für die Waffen-SS hergestellt wurde. Laut Aussagen von Häftlingen in Dachau starben auf dieser Plantage 1938 mehr als hundert an Entkräftung und der Zwangsarbeit. Für Schenck war die DachauPlantage der Beginn seiner SS-Karriere. Dort brachte er es 1944 bis zum Obersturmbannführer, 1945 zum SS-Standartenführer. 1943 entwickelte er eine Proteinwurst, die für die SS-Fronttruppen gedacht war. Die Wurst, die aus Abfällen bestand, testete Schenck an 370 Häftlingen im KZ Mauthausen. Laut einem Brief des für das KZ-System verantwortlichen SS-Obergruppenführers Oswald Pohl an Heinrich Himmler starben bei diesem Ernährungs bzw. Hungerexperiment etliche KZ-Häftlinge. Noch im Winter 1944 veröffentlichte Schenck in Zeitungen, so der Publizist Ernst Klee, "Durchhalteprosa".“ „Der Berliner Politikwissenschaftler Christoph Kopke, der derzeit seine Dissertation über Schenck schreibt, resümiert, dass in dessen umfangreichen Veröffentlichungen nach 1945 jede "selbstkritische Auseinandersetzung mit dem NS oder der SS" fehlt. Die Darstellung Ernst Günther Schencks in "Der Untergang" spiegelt seine Erinnerungen wider - stets bemüht, das Leid der Zivilisten zu lindern. Dieses Bild muss für jene letzten Tage in Berlin keineswegs falsch sein. Aber ein Blick auf die ganze Biografie ergibt ein schroff anderes Bild als jenes des menschenfreundlichen Arztes, das "Der Untergang" entwirft. In dem Buch zum Film (erschienen bei Rowohlt) findet sich übrigens kein Wort über Schencks SS-Karriere und die Experimente mit KZ-Häftlingen.“ (17)