Benutzer:GerhardSchuhmacher/Gemeinden
== Degernau == === Lage und Bedeutung === Der Ortskern von Degernau liegt am Fuß des nördlichen [[Randen (Gebirge)|Randenausläufer]]s, der das Wutachtal von der Landschaft Klettgau trennt; an einem uralten Verbindungsweg, der auch heute noch – als Landstraße 16x – regionale Bedeutung besitzt. Während die Orte an der Wutach – [[Wutöschingen]], [[Horheim]] mit Lüttisloh und [[Schwerzen]] – schon Mitte des 13. Jahrhunderts zur ''Herrschaft Wutental'' zusammengefasst waren, blieb Degernau über Jahrhunderte unabhängig und wurde erst 1750 von den Fürsten von Schwarzenberg zusammen mit Ober- und Unterlauchringen für kurze Zeit der Herrschaft Wutental einverleibt. Nach der Napoleonischen Neuordnung Süddeutschlands gingen alle bisherigen Territorien zwischen 1806 und 1812 an das [[Großherzogtum Baden]]. Während der Gemeindereform der Nachkriegszeit schloss sich Degernau 1974 freiwillig Wutöschingen an – vermutlich unter der Bedingung einer eigenen Ortschaftsverfassung und eines Ortschaftsrates. Diese wurden erst 1999 einvernehmlich abgeschafft. === Dorfleben === * Musikverein == Geschichte == Degernau war uralter Pfarr- und Wallfahrtsort. Seine Bedeutung als lange Zeit eigenständige Dorfschaft und auch als jahrhundertealtes, religiös-amtliches Zentrum gründete auf seiner besonderen Verkehrslage, die heute kaum mehr zu erkennen ist, sich aber aus den Überlieferungen rekonstruieren lässt: === Verkehrsmittelpunkt === Während die „Klettgaumulde“ in der Wegeführung seit Urzeiten unproblematisch war, musste der Verkehr in Süd-Nord-Richtung entweder durch die Enge bei [[Schleitheim]]–[[Stühlingen]] auf der Trasse der Römerstraße den Bergzug des [[Randen (Gebirge)|Randen]] queren oder bei [[Erzingen (Klettgau)|Erzingen]] nach Degernau abzweigen. Die Verbindung von [[Schwerzen]] nach [[Horheim]] scheint in der Römerzeit wahrscheinlich mit Damm und Brücke möglich gewesen sein, später nicht mehr: Schuld war „das ewige Hin- und Herpendeln der [[Wutach]] in einem unregelmäßigen Bett“ [ab Stühlingen abwärts], die Hochwasser richteten regelmäßig Schäden an und bis [[Oberlauchringen]] war das Tal versumpft. Die Wutachtalstraße von Stühlingen her verlief bis [[Ofteringen]] am nördlichen Berghang (wie noch die alte Landstraße) und „solange bei Oberlauchringen keine Brücke existierte, lenkte sie von Ofteringen über den Berg [bei Degernau] nach Erzingen.“ Dabei „verließ sie zwischen Ofteringen und Degernau in einer Furt das rechte Flußufer [bei der [[Reuentaler Mühle]]], um der ‚Fluhhalde‘ auszuweichen und kehrte bei Wutöschingen in einer Furt auf das rechte Flußufer zurück.“ [auf Höhe der Kirche]. Der Weg von dort führte sogleich auf die Anhöhe und über Lüttisloh nach Horheim sowie von dort zur Oberlauchringer Brücke, während von Degernau aus über [[Wutöschingen]] die Straße nach Schwerzen und Willmendingen nach [[Bechtersbohl]] und [[Dangstetten]] funktionstüchtig war.<ref>Karl Friedrich Wernet: ''Das Werden der Verkehrswege im Landkreis Waldshut'' in: Heimat am Hochrhein, Schriftenreihe des Landkreises Waldshut, 2. Band, Verlag(?), 1965/66, S. 22.</ref> Die Situation beschreibt noch die Gyger-Karte von 1667 mit der [[Mäander|mäandrierenden Wutach]], die auch immer wieder neue Inseln bildete. Erst mit der Wutachregulierung ab 1817 konnten die noch heutigen Verbindungen stabilisiert werden. Die bei Gyger geschilderte Situation wird schon seit „Urzeiten“ bestanden haben – insbesondere noch vor den Römern im 1. bis 4. Jahrhundert, deren Straßen und Brücken danach wieder in Verfall gerieten. Damit erhält zu Degernau die These Unterstützung, die davon ausgeht, dass Menhire schon vor Jahrtausenden auch wichtige Wegpositionen markierten. Zu dieser exponierten Stellung des Ortes – als dem zentralen Übergang über den nördlichen [[Randen (Gebirge)|Randenausläufer]] aus der Klettgaulandschaft ins Wutachtal – kam, dass Degernau als eigenständiger Ort gleichsam zwischen der [[Landgrafschaft Klettgau]] und der [[Landgrafschaft Stühlingen lag, deren Grenze die [[Wutach]] war.]] === Politische Positionierung === Verkehrsmittelpunkte, die in frühen Zeiten bei Flussübergängen ohne Brücken [als Furt] auch häufig Wartezeiten einschlossen, bedingten Unterkunft für Mensch sowie Reit- oder Zugtiere mit Wagen. Zwischen zwei politischen Gebilden wie Grafschaften bedeutete dies auch Kontrolle und Zollerhebung. Dies führte durch eine spezifische Infrastruktur zu außerordentlichen Einnahmen für den Ort – insbesondere für herrschende Instanzen wie lokalen Adel, der für Degernau noch im 12. Jahrhundert nachweisbar ist und dadurch relativ stark war und fremde Einflüsse aufgrund von Finanzkraft fernhalten konnte. Zu dieser Zeit waren die umliegenden Orte schon in der Hand überregionaler Herrscher wie der [[Freiherren von Krenkingen]], die bereits die Herrschaft Wutental – eben ohne Degernau – etabliert hatten, zudem hatten zahlreiche Klöster überall – außer in Degernau – Besitz. Damit verbunden war auch die Rolle des Ortes als ‚uralte Pfarrei‘ (Hans Ruppaner) – ein Faktor, der Einkünfte voraussetzte und generierte. === Anfangszeiten === Die Namensendungen von Ortschaften, die grundlegende Hinweise auf Gründungszeit geben, lautet im Falle Degernaus auf -au; eine Kennzeichnung, die der zweiten Rodungsperiode zugeordnet wird.<ref group="Anm">Dazu zählen die Endungen „auf -dorf, heim, hausen, schwand, rütte, ried und die aus grüner Wurzel stammenden Bezeichnungen wie -bach,-feld, -berg und -au“. (Wernet, 19).</ref> Während die Orte mit der Endung -ingen frühe alamannische Gründungen ab dem 6. Jahrhundert sein können, wird die zweite Rodungsperiode in der Region ab dem Jahr 1000 angesetzt. Die Widmung der Degernauer Kirche als Marienkirche sah Hans Ruppaner „in alten oder sogar uralten Pfarreien“ – wohl auch „Pfarrei und Kirche Schwerzen“, die 1157 erstmals erwähnt wird, doch „zu dieser Zeit befand sich Schwerzen im Besitz des [[Kloster St. Blasien|Klosters St. Blasien]], während sich das ebenfalls klettgauische Degernau noch im Besitz der Herren von Degernau befand (erwähnt 1112).“<ref>Hans Ruppaner: ''Pfarrei Maria Himmelfahrt zu Degernau'', in: ''Wutöschingen – einst und heute. Das Lesebuch'' Hrsg.: Ortsverwaltung Wutöschingen, verschiedene Autoren, 2006, S. 131. (Autor in der Folge benannt: ‚HR‘, Seite).</ref> „Degernau hatte vormals seine eigenen Herren, aus denen Hezelo von Tegernau im Jahr 1138 dem [[Kloster St. Georgen]] auf dem Schwarzwald eine Stiftung machte.“<ref>Franz Xaver Beck von und zu Willmendingen: ''Beschreibung des Kleggaus'', 1806, in: ''Wutöschingen – einst und heute'', S. 334.</ref> === Vorgängerbauten der Kirche === {{Zitat|Als älteste Kirche könnte man sich in Degernau eine, wenn auch kleine, romanische Kapelle vorstellen. Während eine solche alte Kapelle oder Kirche für uns unbelegbar weit im Dunkel der Vergangenheit liegt, ist die Vorgängerin der heutigen Kirche bereits 1275 nachzuweisen. Die Pfarrei Degernau ist genannt im [[Liber decimationis|‚Liber decimationis cleri Constantiensis de anno 1275‘]], einer Sammelliste, gemäß derer die Kleriker sechs Jahre lang den [[Zehnte|Zehnten]] ihrer Einkünfte zur [[Kreuzzugszehnt|Finanzierung eines Kreuzzuges]] auf Wunsch von Papst [[Gregor X.]] abzugeben hatten.|Hans Ruppaner in: ''Wutöschingen. Das Lesebuch'', S. 131.}} „Die Unteregginger Kapelle wurde bereits 1274 als Filiale von Degernau erwähnt, [… Sie] wurde 1454 abgerissen und neu gebaut. […] Untereggingen (wurde) erst 1858 von Degernau gelöst.“ (Hr, 132). '''Hintergrund'''<br /> Die überlieferten Dokumente im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts entstanden nicht zufällig – nach den Besitzübertragungen, die in den Urkunden zuvor zumeist thematisiert wurden – sind es nun Bestandslisten, die nach dem [[Interregnum (Heiliges Römisches Reich)|Interregnum]] – der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit, in der sich große und kleine Adlige („Raubritter“) kaiserliche [[Krongut|Krongüter]], aber auch klösterlichen Besitz gewaltsam aneigneten – Eigentumsverhältnisse neu manifestieren. Damit verbunden war dann auch die Forderung nach einer Abgabe von den gelisteten Pfarreien für einen Kreuzzug ins Heilige Land, der jedoch nicht stattfand. Dem ''Interregnum'' vorangegangen war ein Machtkampf zwischen Kaiser und Papst ([[Investiturstreit]]), dem der Staufer-Kaiser Friedrich II. 1245 unterlag und deren Fronten auch durch die Region verliefen. Das papsttreue [[Bistum Konstanz]] verlieh 1250 Tiengen an die Freiherren von Krenkingen, die dort das Schloss bauten. Die Krenkinger scheinen wie Konstanz Profiteure der zentralen Machtvakuums gewesen zu sein und sich Positionen und [[Reichsgut|Reichsgüter]] ‚zugeschanzt‘ zu haben, wie auch das Bistum 1245 in Besitz der „Herrschaft Küssenberger Schloß und Tal“ mit der [[Geschichte der Küssaburg|Küssaburg]] gekommen war. Nachdem die Krenkinger vom ‚unmittelbaren [[Kloster Rheinau|Reichskloster Rheinau]]‘ (kaisertreu) „die Vogtei an sich brachten, das Kloster aber wiederholt hart bedrängten, vor allem von ihren im Klettgau gelegenen Burgen Neukrenkingen und Weißenburg aus“ (LN, 70), zogen sie sich die Feindschaft des Grafen von [[Habsburg]] auf sich. Schließlich konnte sich der Habsburger [[Rudolf I.]] nach energischem Vorgehen gegen die seit 1250 herrschende Anarchie im Reich in der [[Rudolf I. (HRR)#Die Königswahl von 1273|Königswahl 1273]] durchsetzen, er musste allerdings im Südwesten das Bistum Konstanz als oberste kirchliche Instanz akzeptieren. Im Klettgau hingegen entmachtete Rudolf die hier herrschenden Krenkinger, insbesondere „die jüngere Linie der Krenkinger […] von Weißenburg“, deren [[Burg Neukrenkingen]] er 1270 ‚übernahm‘ und deren unweit davon gelegene [[Weißenburg]] er 1288 zerstörte. (HR, 39). Degernau schien als von diesen Vorgängen unberührt; es ist nichts Nachteiliges bekannt und im 13. Jahrhundert, zuletzt erwähnt 1275 (siehe Urkunde oben) – zwei Jahre nach der Königswahl Rudolfs – „wurde Degernau noch Tegernowe genannt. 1318 liest man Tegernouwe“ (HR, 131). Vielfach erwähnt ist, dass „Degernau 1358 in einer Schweizer Urkunde Tegernouwe Wouttendal genannt (wurde)“. Dies bedeutet, der Ort war mittlerweile der Herrschaft Wutental eingegliedert worden, der Landgrafschaft Stühlingen zugehörig. „Die Degernauer Kirche ging um 1360 durch Kauf an den Ritter von Blumeneck. Dieser verkaufte weiter an einen Priester in Erzingen und nach weiteren Verkäufen kam die Kirche an das Kloster Mariazell auf dem Berrenberg bei Winterthur.“ (HR, 131). Dieser Werdegang liest sich wie ein gravierender Abstieg von Ortschaft und Pfarrei und 1363 „beklagte sich der Prior [von Mariazell] beim Bischof von Konstanz, weil Opfergeld und andere Abgaben nicht immer an das Kloster weitergeleitet wurden.“ (HR, 131). Erst 1410 – fast 50 Jahre später – gibt es wieder eine relevante Information: Nun „wurden die Grafen von Sulz als Herren des Klettgaus Patronatsherren von Degernau und des Filialortes Wunderklingen. […] Die beiden anderen Filialorte Ofteringen und Untereggingen gehörten aber politisch zur Grafschaft Stühlingen.“ (HR, 131). Schaut man genauer auf die Zeit und die wohl einzigen, hier auch erwähnten Urkunden zwischen 1318 und 1410 im 14. Jahrhundert der ‚Wert‘ der Pfarrei und Kirche wohl ebenso unterging wie die vorangegangene Würde und Unabhängigkeit der Ortschaft und seiner ‚Verfassung‘. Die Heimatforschung hat sich für diese Lück offensichtlich nicht interessiert und setzt die Geschichte mit den Sulzern 1410 und weiteren Nachrichten 1457 und 1523 fort. (HR, 131). Und dabei geht es mehr um Wunderklingen und die anderen Filialen als die Pfarrei Degernau und die Ortschaft. Bei Ruppaner findet sich auch später nichts Neues. == 14. Jahrhundert == (eigenständiger Bericht) In diesen 100 Jahren wurde die Gesellschaft nicht nur in Süddeutschland massiv in allen Aspekten beeinträchtigt, teils ausgelöscht. Die Bevölkerung im näheren Umfeld nahm um 40 Prozent ab. So verheerend wirkte kein Krieg und das Land erholte sich nur langsam. Kaum etwas blieb, wie es war. Der regionale Adel verschwand – Lokalität war ein desolater Zustand und danach gab weit ausgedehntere Herrschaftsstrukturen so wie das weitverzweigte Adelshaus der Grafen von Sulz. == Das Ende der Vorgängerkirche == Die Kirche als zentrale Instanz in Degernau, so weitläufig sie auch ‚verhökert‘ wurde, schien 1387 wieder aufzuleben, als „ein neuer Chor und Altar eingeweiht wurde. Dabei wurden die Heiligen Maria, Conrad (Bischof von Konstanz +975), Augustinus, Helena und Verena genannt.Ihre Figuren standen wahrscheinlich schon damals auf diesem neuen Altar.“ Damit schien eine Erholung eingeleitet und die Kirche von Degernau barg bald eine besondere Reliquie mit einem größeren Partikel vom Heiligen Kreuz. Damit verband sich eine zunächst regionale Wallfahrt, die sich zunehmend erweiterte. (HR 132 ff.). == Allg. Informationen == [https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/15701/x] Sämtliche am sogenannten Lauflehen haftenden Niedergerichtsrechte wurden 1363 durch den Schaffhauser Bürger Ritter Heinrich von Blumnegg an den Leutpriester zu Erzingen, Berthold Keller, verkauft und finden sich später im Besitz der Schaffhauser Familie ImThurn. Eberhard ImThurn veräußerte 1374 die Hälfte der Vogtei an die Grafen von Lupfen, Wilhelm ImThurn vor 1469 die andere Hälfte an Heinrich von Erzingen. Während die hochobrigkeitlichen Rechte unbestritten der Landgrafschaft Klettgau gehörten, scheint das Niedergericht erst nach dem 16. Jahrhundert an diese gekommen zu sein. Degernau war bis zum Übergang an Baden 1806 Bestandteil der Herrschaft Wutental und unterstand im 18. Jahrhundert dem schwarzenbergischen Oberamt in Tiengen. Der Ort wurde 1807 dem standesherrlichen Oberamt Klettgau zugeteilt und kam mit Teilen des aufgelösten Вezirksamt Tiengen 1819 zum Bezirksamt/1939 Landkreis Waldshut. […] Der am Lauflehen haftende Kirchensatz ging 1376 durch Schenkung an Kloster Mariazell auf dem Berenberg bei Winterthur über, spätestens Ende des 15. Jahrhunderts gelangte das Patronatsrecht an die Inhaber der Landgrafschaft Klettgau (1502 und in den Folgejahren). Zum Sprengel gehörten 1513 Untereggingen (bis 1868) und Ofteringen, letzteres ist noch heute Filiale. Kirche erbaut 1712/15. Wallfahrt zum Dreikönigsaltar. Die Evangelischen nach Wutöschingen. .......................................................................................................... Staatsarchiv Zürich: * [https://suche.staatsarchiv.djiktzh.ch/detail.aspx?ID=390644 / Ludwig der Deutsche bestätigt Rheinau] == 14. Jahrhundert == Ab Anfang des 13. Jahrhunderts (1318) bis 1361 gibt es keine Nachrichten zu Degernau. „1318 wird urkundlich das Dorf ‚Tegernouwe im Woettental‘ erwähnt. 1360 wird die Kirche in Tegernow im Dekanat Grießhein (Grießen) genannt.“ (Mayer, 174). Und: „In Schweizer Urkunden wird Degernau im Jahre 1318 als ‚Tegernouwe im Wuottendal‘ erstmals genannt.“ (Chronik WT, 32). Einzelheiten zum Inhalt der Urkunden sind derzeit nicht verfügbar. [[Datei:Europe_in_1328.png|mini|Die europäischen Staaten um 1328]] Anfang des 14. Jahrhunderts kühlte sich das Klima drastisch ab. Bereits Anfang des 14. Jahrhunderts setzen die Veränderungen ein, die in die „[[Kleine Eiszeit]]“ mündeten. Es war ein Klimawandel zu einem kalten, wechselhaften Klima mit entsprechend negativen Auswirkungen auf den zumeist agrarisch wirtschaftenden Menschen. In der Zeit zwischen 1313 und 1319 stellten sich Extremereignisse mit Überschwemmungen ein. 1342 kam es zu einer ungeheuren Hochwasserkatastrophe in Mitteleuropa, verbunden mit einer beträchtlichen Umgestaltung der Kulturlandschaft durch die dadurch bedingte Bodenerosion.<ref>Hans R Bork, Helga Bork, Claus Dalchow, Hans P. Piorr, Thomas Schatz, Berno Faust: ''Landschaftsentwicklung in Mitteleuropa: Wirkungen des Menschen auf Landschaften.'' Klett, Stuttgart 1998, ISBN 978-3-623-00849-3</ref> Extremwetterereignisse, wie das [[Magdalenenhochwasser]], hatten in einigen mitteleuropäischen Regionen abrupte starke Bodenerosionen zur Folge. Kälte und zahlreiche Unwetter führten zu einer Agrarkrise. Die Landwirtschaft konnte die in den vorherigen Jahrhunderten stark angestiegene Bevölkerung nicht mehr ernähren. Steigende Agrarpreise und Hungersnöte waren die Folge. Im Gefolge dieser Entwicklung traten Pestepidemien (zwischen 1347 und 1352) auf, in einer Bevölkerung, die durch die Mangelversorgung in der Klimakrise geschwächt und dadurch für Seuchen prädisponiert war. Ab der Mitte des Jahrhunderts wurden viele Europäer ein Opfer mehrerer [[Schwarzer Tod|Pestwellen]], durch die ein Drittel der europäischen Bevölkerung starb. Auch die Hochrhein-Region wurde durch diese Entwicklung stark betroffen. Die Aussetzung jeder Überlieferung wird dadurch bedingt sein. „Die im ‚Liber decimationis’ erwähnte Degernauer Kirche ging um 1360 durch Kauf an den Ritter von Blumenegg. Dieser verkaufte weiter an einen Priester aus Erzingen, und nach weiteren Verkäufen kam die Kirche [1363] an das Kloster Maria Zell auf dem Berrenberg bei Winterthur.“ (HR, 131). Die Verkäufe könnten aufzeigen, dass die Selbstorganisation der Ortschaft stark gestört war. Die katastrophale Entwicklung durch Klimaentwicklung und Seuchen scheint erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts abgefangen zu sein: „1387 wurde in der Vorgängerin der heutigen Kirche ein neuer Chor und Altar eingeweiht. Dabei wurden die Heiligen Maria, Conrad (Bischof von Konstanz +975), Augustinus, Margareta, Helena und Verena genannt. Ihre Figuren standen wahrscheinlich schon damals auf diesem neuen Altar.“ ( HR, 132 f.). === 15. Jahrhundert === „Dann wurden die [[Grafen von Sulz]] als Herren des Klettgaus Patronatsherren von Degernau und des Filialortes Wutöschingen (ab 1410). Die beiden anderen Filialorte Ofteringen und Untereggingen westlich der Wutach gehörten aber politisch zur Grafschaft Stühlingen.“ (HR, 131). Der Besitzerwechsel der Herrschaft Wutental 1410 an Ulrich von Rumlang hingegen berührte Degernau nicht, es verblieb bei den Sulzern in der Landgrafschaft Klettgau. Inwieweit Degernau das Schicksal der Klettgau-Dörfer im [[Schwabenkrieg|Schwaben- oder Schweizerkrieg]] 1499 teilte, scheint nicht bekannt. === 16. Jahrhundert === „In einer Urkunde von 1527 wird ausgesprochen, daß die Bewohner von Degernau, welches damals im Grenzgebiet der Klettgauischen Landgrafschaft Sulz und der Stühlingischen Landgrafschaft Lupfen lag, zum Kirchspiel Degernau gehörten. […] Zur Pfarrei Degernau gehörten früher schon Ofteringen, aber auch Eggingen. „Filialen von Degernau waren seit alter Zeit Ofteringen und bis 1868 auch Untereggingen. Dies geht aus der Urkunde vom Jahre 1527 hervor.“ (Chronik WT, 32). === 17. Jahrhundert === Die Pfarrkirche besaß einst ein großes Kreuzpartikel. Dasselbe soll aber im Dreißigjährigen Krieg verloren gegangen sein. Heute noch [1926] ist die Verehrung des hl. Kreuzes hier und in der Umgegend im gläubigen Volke lebendig. Alljährlich am Feste Kreuzauffindung (3.5.) kommen die Gläubigen von Degernau, Erzingen, Ober- und Untereggingen, von Ofteringen, Schwerzen, Horheim und Wutöschingen mit Kreuz und Fahnen im Gotteshaus hier zusammen, um die Predigt vom hl. Kreuz zu hören und dem hl. Opfer beizuwohnen.“ (Mayer, 174). Erst nach dem Tod des letzten Sulzer Grafen [[Johann Ludwig von Sulz|Johann Ludwig]] 1687 und dem Zwischenspiel mit dem Erbe an seine Tochter Anna, wurde von ihrem Ehemann Ferdinand, dem [[Fürsten von Schwarzenberg]], nach ihrem Tod 1698 Degernau nun zusammen mit Ober- und Unterlauchringen und der Lauffenmühle der Herrschaft Wutental eingegliedert. == Dreißigjähriger Krieg == * 1689 fand ein neuer „Pfarrherr Melchior Bürgisser sein Amt an. In Degernau fand er eine baufällige und ruinöse Kirche vor.“ Trotz seiner Eingaben an das Ordinariat Konstanz änderte sich bis 1711 nichts. „Erst als am 28. August 1711 der zuständige Dekan Andreas Mayer aus Neukirch (heute Neunkirch) besichtigt[e], [… wurde] die Genehmigung zum Abriss bald darauf erteilt.“ (134). === Neue Kirche === „Die Pfarrkirche von Degernau, [..] auf einer Anhöhe stehend, vom Friedhof umgeben, ist der Mutter Gottes geweiht. (15.8.) Es ist ein alter Wallfahrtsort. Früher war es Wallfahrt zum hl. Kreuz; jetzt ist der Dreikönigsaltar die Wallfahrtsstätte ‚zur Erlangung eines guten Todes‘. Die Opferung der drei Könige, Holzfiguren in belebten Formen, ist eine seltene Altardarstellung. Das Hauptaltarbild, Mariä Himmelfahrt, stammt wahrscheinlich aus Wien. Zwei von den Glocken der Kirche sind sehr alt. Die größte stammt aus dem Jahre 1517; die andere ist aus dem 15. Jahrhundert. Die dritte mußte im Weltkrieg abgeliefert werden. Sie wurde als Wetter- und Kriegsgedächtnisglocke wieder beschafft und trägt die Inschriften: ‚Vor Blitz, Hagel und Ungewitter bewahre uns o Herr Jesus Christus.‘ Und zum Gedächtnis an den Krieg und seine Opfer sind die Worte eingegossen: ‚Die im Kriege Gefallenen mögen leben im Frieden.‘ Die Gemeinde Degernau hatte 5 Kriegsopfer.“ (Mayer, 174). 1939/45: 20 Gefallene (Chronik WT, 32). * Sutter im Südkurier (7.3.1980). (134). * „1715 war der Bau fertig. Die Kirche wurde am 3. Oktober 1715 konsekriert. Wegen Geldmangel fehlte noch die Innenausstattung. 1716 starb Pfarrer Johannes Melchior Bürgisser.“ (134). * 1729 Absturz der Gipsdecke und Ersatz durch eine Holzdecke. * Zur Innenraumgestaltung 135 bis 139. * „Der Kreuzweg wurde 1882 angeschafft. Er wurde bei der Renovation zu Beginn der 60er Jahre entfernt und in der Pfarrscheuer gelagert. Die teils sehr beschädigten Tafeln wurden unter Pfarer Allgaier auf Beschluss des Pfarrgemeinderates in Freiburg restauriert und 1989 wieder in der Kirche angebracht.“ (139). * Orgel und Glocken (140/41). === 18. Jahrhundert === „Zu der alten Bestandsmühle Degernau gehörten Erzingen und Rechberg. Als Müller erscheint 1750 Philipp Landwehr. Wie die Fürstl. Schwarzenbergische Herrschaft hatte auch das Frauenkloster Berau Grund- und Bodenzinsrechte in Degernau.“ (Chronik WT, 32). == 18. Jahrhundert == === Zum Namen des Gewanns === In der Literatur wird der Name des Gewanns „Toter Mann“ mit Funden erklärt, die sich beim Dolmen befanden. Eine Urkunde aus dem frühen 18. Jahrhundert schien dazu im Widerspruch: „‚Karl Magnus Sigismund Hohnschild von Rottenburg am Neckar lebte unter dem Namen Franziskus Antonius, Einsiedler zum toten Mann‘ beinahe fünf Jahre in der Nähe von Degernau. Am 21. Juni 1709 abends um die sechste Stunde fand man ihn tot auf seinem Strohsack liegend, mit einem Tuch um die Lenden, sonst nackt, und einem Strick um den Hals.“ Dies führte verschiedentlich zur Behauptung, der Name des Gewanns leite sich vom Schicksal dieses Einsiedlers ab. W. H. Mayer legte in seinem Heimatbuch, 1926, Wert auf den wörtlichen Abdruck der Urkunde, um der Annahme entgegenzuwirken, das Gewann ''Toter Mann'' habe seinen Namen nach diesem Vorfall erhalten. Der Text der Urkunde hingegen mache deutlich, dass der Einsiedler sich bereits an einem als „Toter Mann“ bezeichneten Ort niedergelassen habe.<ref>Wilhelm Hugo Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Druck und Verlag von R. Philipp, Waldshut (Baden) 1926, Seiten 174 und 176.</ref> === Toter Mann === „Ueber den sogenannten ‚toten Mann‘ finden sich in einem alten Totenbuch folgende urkundliche Angaben in lateinischer Sprache: ‚Karl Magnus Sigismund Hohnschild von Rottenburg am Neckar lebte unter dem Namen Franziskus Antonius, Einsiedler zum toten Mann‘ beinahe fünf Jahre in der Nähe von Degernau. Am 21. Juni 1709 abends um die sechste Stunde fand man ihn tot auf seinem Strohsack liegend, mit einem Tuch um die Lenden, sonst nackt, und einem Strick um den Hals. / > 176 (175 Bild) / Am 22. Juni wurde er von einem Arzt inspiziert und am 23. Juni nach christlicher Sitte beerdigt. Wie aus der ärztlichen Leichenschau hervorging, hat er weder selbst Hand an sein Leben gelegt, noch hat er einen so schrecklichen Tod vermutet, sondern er ist von irgendeinem andern durch Erdrosselung oder sonstige Tötung um das Leben gebracht worden. Obiges sollte eigentlich zwischen dem 5. Juni und 6. Oktober verzeichnet sein, ist aber aus einem gewissen Grund in der Feder geblieben. Dies ist die deutsche Übersetzung der lateinischen Urkunde. XX. 21. Juni 1865 am Todestag des toten Mannes.“ (Mayer, 174 und 176). W. H. Mayer legte im Amtsbuch, 1926, Wert auf den wörtlichen Abdruck der Urkunde, um der Annahme entgegenzuwirken, das Gewann ''Toter Mann'' habe seinen Namen nach diesem Vorfall erhalten. Der Text der Urkunde hingegen macht deutlich, dass der Einsiedler sich bereits am als Toter Mann bezeichneten Ort niedergelassen hat. Dies könnte auf einen älteren Zusammenhang zur Namensgebung verweisen: Dass man in dem Dolmen, der sich ebenfalls „in der Nähe von Degernau“ befunden hatte, ein Skelett bzw. menschliche Überreste fand oder sich die Erinnerung an einen solchen Fund erhalten hatte, der dann zu der Namensgebung führte. (Verweis auf diese Annahme?). === 20. Jahrhundert === Volkszählung 1925: 286 (Mayer, 266). / Chronik WT: 1956: 326 (S. 32). Pfarrer Rudolf Deckert, Meister der Mikroskopie (Aufnahmen von Schneekristallen) (Chronik, 32). === Chronik Wutöschingen === == Sage == Auf der Kanzel der Pfarrkirche von Degernau befindet sich eine Urne mit Holzspänen. Man erzählt darüber folgendes: Als die Kirche gebaut werden sollte, waren zwei Parteien; die eine wollte die Kirche im Tale, die andere auf dem Berge haben. Im Tale wurde schon das Fundament gegraben, und die Zimmerleute richteten das Holz zurecht. Da trugen Raben Holzspäne auf den Berg, wo jetzt die Kirche steht und legten sie turmförmig aufeinander. Die Leute betrachteten dies als ein Zeichen von Gott und bauten die Kirche auf den Beg. (Aus: Künzig, Bad. Sagen).<ref>Mayer, S. 225 f.</ref> Da bei der Renovierung der Kirche 19xy unter dem Boden der Kirche zahlreiche Gräber gefunden wurden, wird angenommen, dass es sich bei dem betreffenden Kirchenbau bereits um den Vorgängerbau der heutigen Kirche gehandelt haben wird. == Chronik LN == 1687: gefürstete Landgrafschaft Klettgau unter Maria Anna (von Sulz) verh. Schwarzenberg (bis 1698), dann Ehemann ferdinand (bis 1703) und danach Landgraf Fürst Adam Franz ... (39) === Wutental === „Unter der Verwaltung der Schwarzenberger wurden Ober- und Unterlauchringen mit der Lauffenmühle wie auch Degernau der ab 1410 so benannten Herrschaft Wuten- oder Wutachtal zugeordnet, die einst im Besitz der Krenkinger 1488 bestehend aus Wutöschingen, Schwerzen und Willmendingen von Ulrich von Rumlang zunächst an Heinrich I. von Lupfen verkauft und von diesem an das Haus Sulz veräußert worden war. 1783 wurden die bisherigen vier Ämter Tiengen, Jestetten, Klettgau und Wutental aufgehoben und als neue Verwaltungsbezirke die Oberämter Tiengen (mit Ober- und Untelauchringen) und Jestetten geschaffen.“ (LN, 39) > Zum Aufbau der Schwarzenbergischen Regierung in Tiengen. / 1806 > Baden (40). * 1693 Zinsschuldner beim Kloster Berau (unter Maria Anna), 91. * Bis 1750 Philipp Landwehr Müller in Degernau (194)> Bannmühle OL bis 1767. * Trockener Sommer von 1798 (Streit solange bis es wieder regnet). (210) * Die vom Degernauer Müller Josef Kaiser geführte Chronik (Viehseuche 1682), (249) * Im Jahre 1816 wurde die Wutach in den Flußbauverband des Großherzogtums Baden aufgenommen und ls erstes Teilstück die Strecke von Oberlauchringen bis Degernau begradigt, 1821 folgte dann der weitere Ausbau des Flusses bis Ofteringen. (1848 bis Untereggingen) (269 f.). * Zwei parallele Straßen (Zweifaches Kreuz). (272). * Wallfahrt als Strafe für Frauen bei fehlender Heiratsgebühr (von Beck), 306/08). * Eine Taferne in Degernau, 1809. (354). * "Bevorzugtes Wallfahrtsziel" (1786), (365). * OL als Sprungbrett zur Pfarrei Degernau (1644/1680), (380). * Beim Kreuzgang nach Zurzach wurde in Kadelburg mit der Fähre übergesetzt und auf dem Rückweg im Wirtshaus (?) Einkehr gehalten. (383). * Gipsmühle in Degernau (1845), (423). == Anmerkungen == <references group="Anm" /> == Einzelnachweise == <references /> == Fotos == * [[Datei:Wutöschingen Landschaftsschutzgebiet Degernau Bild 4.jpg|mini|Einbettung in Randen-Hügel]] * [[Datei:Wutöschingen Landschaftsschutzgebiet Degernau Bild 2 Kirche Maria Himmelfahrt.jpg|mini|Blick von Süden]] * [[Datei:Wutöschingen Landschaftsschutzgebiet Degernau Bild 1.jpg|mini|Blick vom Kirchberg]] * [[Datei:Wutöschingen Landschaftsschutzgebiet Degernau Bild 10 Kirche Maria Himmelfahrt.jpg|mini|Blick von von Osten]] * [[Datei:Wutöschingen Landschaftsschutzgebiet Degernau Bild 7.jpg|mini|Kirche mit Kriegsgräbern]] * [[Datei:Wutöschingen Landschaftsschutzgebiet Degernau Lage.jpg|mini|Ortskarte]] * [[Datei:Baden.svg|mini|Territoriale Entwickung Badens 19. Jhdt.]]