Benutzer:GerhardSchuhmacher/Hof

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Hochrhein-Brücken im Mittelalter

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Die Alamannia befand sich zwischen 500 und 900 n. Chr. unter fränkischer Hoheit; einer Zeit, in der sich allmählich Staaten bildende Königreiche (Merowinger und Karolinger) mit klösterliche Zentren im Verbund entwickelten. Angenommen wird in der Nähe ein fränkisches Königsgut in Kadelburg. Mit ihrem Freiheitswillen und dem unzugänglichen Schwarzwald im Rücken versuchten die weiterhin nur in Stämmen lebenden Alamannen immer wieder Aufstände, die zwar die großen Machthaber nicht stürzten konnten, doch dem Volk lange eine relative Autonomie erlaubten.

Im 10. und 11. Jahrhundert schließlich konnte die Christianisierung der Alamannen als durchgeführt gelten und die Lebensverhältnisse wurden dadurch zunehmend reguliert, jedoch auch kultiviert. In Zurzach gewann das alte Verenaheiligtum wieder an Bedeutung und durch die Wallfahrten bildete sich auch ein Markt, die Zurzacher Messe heraus. Erstmals im 14. Jahrhundert (nach der Überwindung einer Klimakrise) erwähnt, wurde die Messe eine kaiserlich beurkundete Institution und war in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein überregionales Handelsereignis.

Brückenbau im Mittelalter
1985 wurden nahe der heutigen Brücke Fundamente geortet und Holzreste per Dendrochronologie bestimmt. Es konnte angenommen werden, dass diese „untere Brücke aus dem 13. Jahrhundert stammt.“ Mitte des 13. Jahrhunderts, um 1250, liegt der Übergang der Herrschaft vom letzten Küssenberger Grafen an das mächtige Bistum Konstanz, das auch im weiteren Umfeld Brückenbauten über den Hochrhein vornahm.

Verena-Statue Hochrheinbrücke

Diese neue mittelalterliche Brücke begründete auch die Bedeutung von Zurzach als Messeplatz „im grossen wirtschaftlichen Aufschwung, den Zentraleuropa im 14. und 15. Jahrhundert erlebte“, zumal der spätere der beiden großen Markttage im September zusammen mit der Wallfahrtstag zur hl. Verena abgehalten wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren auch die Flüsse „Rhein, Aare, Limmat und Reuss“ zur Schifffahrt benutzt, sodass Tausende Besucher zu den Messen (im Frühjahr im Mai) kamen. Auch in Rheinheim herrschte zu dieses Zeiten ein reges Markttreiben.

Da die beiden Jahrmärkte jeweils über drei Tage dauerten und 1433 ein regelmäßiger Samstagsmarkt hinzu kam, stieg der Bedarf an Übernachtungs-, und Unterbringungsplatz für Wagen und Tiere derart, dass die alte Rheinheimer Straßenstation – wenn nicht schon früher –, so doch spätestens in diesen Zeiten wirtschaftlicher Entfaltung ausgebaut worden sein wird. Belege dazu liegen jedoch nicht vor.

Doch war die mittelalterliche Brücke nicht von großer Dauer: „Nach dem Abgang der Rheinbrücke (Hochwasser 1343?) besorgten Fähren bis 1907 den Verkehr über den Rhein.“[1].

Historischer Hintergrund
Nach der arabischen Eroberung von al-Andalus im 8. Jahrhundert wurde die erst seit dem frühen 7. Jahrhundert bezeugte Überlieferung, dass der Apostel Jakobus der Ältere auf der Iberischen Halbinsel missioniert habe, in Spanien aufgegriffen. Die von einer Vision bewirkte Auffindung des angeblichen Apostelgrabes im äußersten Nordwesten Spaniens im Zeitraum 818 bis 834 unter König Alfonso II. von Asturien führte dazu, dass die Könige Jakobus zu ihrem Schutzheiligen bestimmten. Seit etwa 930, nachdem Nordspanien geschlossen dem christlichen Herrschaftsgebiet eingegliedert wurde, sind Pilger aus Aquitanien und dem Bodenseegebiet nachgewiesen. Es dauerte noch bis ins 11. Jahrhundert, dass Pilgerführer von ‚Routen‘ sprachen. Ob der Apostel Jakobus tatsächlich in Spanien missionierte und hier auch bestattet wurde, ist bis heute umstritten.

== Artikelentwurf == [[Datei:Gasthaus Der Engel KB Straßenseite 2020 (1).JPG|mini|Straßenfront mit Treppenportal]] Der '''Gasthof Der Engel''' in [[Rheinheim (Küssaberg)|Rheinheim]], in der Gemeinde [[Küssaberg]] im [[Landkreis Waldshut]] in [[Baden-Württemberg]] besitzt eine über 500jährige belegbare Tradition als Gasthaus. Der Lage nach kann das Gebäude auf eine römische Straßenstation mit Herberge ([[mansio]]) zurückgeführt werden. Der Gasthof mit angrenzenden Einrichtungen und großem Biergarten war im Mittelalter Station eines [[Jakobsweg|Jakobsweges]], der in seinem genauen Verlauf nicht feststellbar ist. Inhaberin des Gasthofes ist Di Fazio Maria Cristina. == Lage und Historie == [[Datei:Küssaberg in WT.svg|mini|Lage der Gemeinde Küssaberg im Landkreis Waldshut]] Das Gasthaus liegt an der [[Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz]] etwa in der Mitte der Strecke zwischen Basel und dem Bodensee, die fast vollständig vom [[Hochrhein]] gebildet wird, im Ortsteil [[Rheinheim (Küssaberg)|Rheinheim]] der Gemeinde [[Küssaberg]] nahe der Brücke zum Schweizer Kurort [[Bad Zurzach]]. Für die Bewohner beider Seiten des Flusses und auch die Touristen der Region ist das historische Ambiente des Hauses und saisonal auch der Biergarten attraktiv; das kulinarische Angebot ist der Besitzerfamilie gemäß italienisch orientiert und durch traditionell deutsche Gerichte ergänzt. === Ensemble um den Gasthof === Unmittelbar am Rheinübergang befand sich ein ursprünglich vermutlich militärisch genutzter Bau zur Kontrolle der Brücke (heute Pfarrzentrum), daneben steht die katholische St. Michaelskirche sowie – direkt gegenüber dem ''Engel'' an der heutigen Landstraße 162 die ehemalige rheinauische Zehntscheuer. Das nahe Umfeld bildet den alten Ortschaftskern von Rheinheim, unter anderem – südlich gegenüber dem ''Engel'' – das [[Kaiserliches Jagdhaus|Kaiserliche Jagdhaus]], später Amts- und Rathaus und heute [[Museum Küssaberg]]. Zu den Gebäuden im Zentrum gehört auch ein schmales Zollgebäude, das 1908 im Stile des Biedermeier erbaut wurde und die Pilgerherberge, Rathausring 8 (früher Nr. 18).<ref>Wolf Pabst: ''Kleiner Führer durch die Ortschaft Rheinheim.'' Neuauflage der Broschüre von 1985, Küssaberg 2011, S. 12. [https://www.kuessaberg.info/files/content/docs/geschichte/2011-10-31_rheinheim.pdf].</ref> [[Datei:KB Rathausring 8 (3) 12.2015.JPG|mini|Haus am Rathausring 8, ehemalige Herberge]] '''Pilgerherberge'''<br /> Das Gebäude am Rathausring 8 mit Portal von 1751, gehörte vermutlich als Pilgerherberge zum ''Engel'' und war später ein kleines Frauenkloster. „Das Portal wird stilistisch dem Barock zugeordnet, insbesondere wegen des heiligen Nepomuk über dem Torbogen. Die Türfassung selbst ist noch sehr von der Renaissance beeinflusst, die der Zeit des Barock voran ging. Sie gleicht in vielen Details dem Portal des nahegelegenen Gasthauses Engel.“<ref>Wolf Pabst: ''Erfassung der Kleindenkmale in Küssaberg. Kapitel 8: Tore und Portale'', 2011, S. 82. [https://www.kuessaberg.info/files/content/docs/geschichte/kleindenkmale-kapitel-8.pdf].</ref> ''Der Engel'' bezieht seine historische Bedeutung als Rasthaus und Verkehrsstation aus der Lage am wichtigsten Flussübergang seit dem Brückenbau der Römerzeit<ref group="Anm">Literarische Nachweise zur Lage und archäologische Befunde in der heutigen Gebäudeform des ''Engel'' liegen nicht vor, doch bildete der gesamte brückennahe Gebäudekomplex nach allgemeiner Auffassung in der Forschung einen Brückenkopf zur Sicherung der gegenüberliegenden Römerstadt [[Bad Zurzach#Geschichte|Tenedo]]. Noch 376 n. Chr. ist eine Brücke festgestellt. In der Historie ist spätestens im 14. Jahrhundert wiederum eine Brücke nachgewiesen. Zwischenzeitlich bestanden Fährverbindungen.</ref> in Rheinheim ab der 15 v. Chr. eingerichteten Heeresstraße aus dem Schweizer Alpenvorland nach Germanien. Schon zuvor wird die Strecke als ‚uralter Handelsweg‘ genutzt worden sein. Nach der Besitznahme der Raumschaft durch die [[Alamannen]] waren die römischen Bauten zerstört. In einer Urkunde ist eine Gastwirtschaft in Rheinheim 1497 im Zusammenhang des Fährbetriebes dokumentiert. Siehe auch: [Gasthaus Der Engel (Rheinheim)#Geschichte|Geschichte des ''Engel''] [[Datei:Gasthaus Der Engel KB Umbau Weinstube 2020.JPG|mini|Umbau zur Einrichtung der Weinstube im Nordost-Teil]] == Das Gasthaus in jüngster Zeit == Im Jahr 2000 erwarb die Familie Palella das Gebäude und machte es nach Umbau und Renovationsarbeiten der Öffentlichkeit wieder als Restaurant zugänglich. Seit 2004 betreibt die Familie Di Fazio Palella Cristina und Angelo mit den Kindern Dèsirèe, Valentina, Paolo und Jonny den Betrieb, zu dem im Landkreis noch vier Eiscafés zählen. Nach der Neueröffnung am 1. November 2004 verfügte das Haus über 270 m² ausgebauter Innenfläche. Hier befindet sich das Restaurant mit Nebenraum für Gesellschaften sowie Cocktailbar, im Außenbereich liegen die Terrasse und der Biergarten mit uraltem Baumbestand. ''Der Engel'' wurde während der Betriebssperre in der Corona-Krise renoviert und soll neben den Gasträumen und dem Veranstaltungssaal 2020 um eine Gourmet- und Weinstube erweitert werden. == Frühgeschichte == [[Datei:Roemerstrasse karte.jpg|mini|Karte zur Römerstraße (am unteren Rand links Bad Zurzach und gegenüberliegend Rheinheim)]] === Vermuteter römischer Ursprung === Der Gasthof befindet sich im historischen Ortszentrum von Rheinheim auf dem Territorium des ehemaligen römischen Brückenkopfes am Rheinübergang der Heerstraße von [[Vindonissa]] (Brugg) zur kleinen Römerstadt Tenedo an der Stelle von Bad Zurzach. Die Straße führte weiter über die Donau bis Rottweil und zum [[Obergermanischer Limes|obergermanischen Limes]]. In ähnlicher Lage wie die ehemalige römische und später die mittelalterliche Brücke befindet sich heute unweit des Gasthofes die [[Rheinbrücke Zurzach-Rheinheim|moderne Brücke]] zwischen Bad Zurzach und Rheinheim an der Landesstraße 162. Im Gasthof konnten 2004 beim Umbau in den Gewölben keine römischen Befunde mehr festgestellt werden. Auch nach dem Rückzug der Römer Anfang des 5. Jahrhunderts könnte nach dem Neubeginn von Fernverkehr im 7. Jahrhundert aufgrund der verkehrsgünstigen Lage die Beherbergung von Durchreisenden (Händlern, Verwaltungs- und Militärpersonal, Privatpersonen) und Boten (Pferdewechsel) an diesem Ort wieder aufgenommen worden sein.<ref group="Anm">Nach dem Rückzug ab 406 n. Chr. mieden die [[Alamannensturm|Alamannen]] die nun zerstörten römischen Ort, doch bereits ca. 100 Jahre später belegten die Franken nach ihrem [[Schlacht bei Zülpich|Sieg über die Alamannen]] genau diese günstig gelegenen ehemals römischen Plätze im Lande ihres Gegners. Die Endung -heim im Ortsnamen Rheinheim weist auch auf eine fränkische Gründung hin. Alamannische Orte jener Frühzeit besitzen meist die Endung -ingen.</ref> === Mittelalter === Nachgewiesen werden kann eine Herberge in Frühgeschichte und Mittelalter nicht, es spricht jedoch viel dafür, dass sie im Zusammenhang des Ausbaus der Hochrheinregion durch die ab dem 13. Jahrhundert dominierenden kirchlichen Instanzen existierte, denn [[Wallfahrt#Wallfahrtsbräuche im Christentum|Wallfahrtsorte]] bekamen einen hohen Stellenwert und durch das Zusammenkommen vieler Menschen bildeten sich dabei auch Märkte und Handelszentren. '''Brücke und Handelsplatz'''<br /> Spätestens mit einem erneuten Brückenbau zwischen Rheinheim und Zurzach und der Begründung der [[Zurzacher Messe]] bestand ein hoher Bedarf an Unterbringung und Versorgung.<ref group="Anm">1985 wurden nahe der heutigen Brücke Fundamente geortet und Holzreste per [[Dendrochronologie]] bestimmt. Es konnte angenommen werden, dass diese „untere Brücke aus dem 13. Jahrhundert stammt.“ Mitte des 13. Jahrhunderts, um 1250, liegt der Übergang der Herrschaft vom letzten [[Geschichte der Küssaburg#|Küssenberger]] Grafen an das mächtige [[Bistum Konstanz]], das auch im weiteren Umfeld Brückenbauten über den Hochrhein vornahm.</ref> Zwar war die mittelalterliche Brücke nicht von großer Dauer: „Nach dem Abgang der Rheinbrücke (Hochwasser 1343?) besorgten Fähren bis 1907 den Verkehr über den Rhein“<ref>Kapitel: Alfred Hitber: ''Bezirksmuseum „Höfli“. Die Zurzacher Messen'', Zurzach 1993, S. 42 bis 46.</ref>, doch war diese Übergangsweise dem Verkehr entsprechend ausreichend und es gab damals auch einen intensiven Bootsbetrieb rheinabwärts. '''Zurzacher Messe'''<br /> [[Datei:Zurzach Verena-Statue Hochrheinbrücke.jpg|mini|hochkant|Wallfahrtsziel [[Verena (Heilige)|Verena]] – Statue an der Hochrheinbrücke]] Die mittelalterliche Brücke begründete die Bedeutung von Rheinheim-Zurzach als Straßenverbindung und dann als Messeplatz „im grossen wirtschaftlichen Aufschwung, den Zentraleuropa im [späten] 14. und 15. Jahrhundert erlebte“, zumal ein weiterer großer Markttag im September zusammen mit der Wallfahrtstag zur hl. [[Verena (Heilige)|Verena]] abgehalten wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren auch die Flüsse „Rhein, Aare, Limmat und Reuss“ zur Schifffahrt benutzt, sodass Tausende Besucher zu den Messen (im Frühjahr im Mai) kamen. Auch in Rheinheim herrschte zu dieses Zeiten ein reges Markttreiben. Da die beiden Jahrmärkte jeweils über drei Tage dauerten und 1433 ein regelmäßiger Samstagsmarkt hinzu kam, stieg der Bedarf an Übernachtungs-, und Unterbringungsplatz für Wagen und Tiere derart, dass die alte Rheinheimer Straßenstation – wenn nicht schon früher –, so doch in diesen Zeiten wirtschaftlicher Entfaltung ausgebaut worden sein wird. Belege dazu liegen jedoch nicht vor. == Ersterwähnung == '''Vertrag des Bischof von Konstanz mit den Grafen von Sulz'''<br /> Die Hohe Gerichtsbarkeit über die Herrschaft Küssenberg stand seit dem Verkauf 1250 dem [[Bischof von Konstanz]] mittels seines Vogtes auf der Küssaburg zu. Doch 150 Jahre später hatten sich die Machtverhältnisse zu Ungunsten der kirchlichen Instanzen verändert und der Konstanzer Bischof [[Hugo von Hohenlandenberg]] stieß viele Ländereien ab: „Noch im Jahre 1497, […] in welchem die Herrschaft Küssaberg an die [[Rudolf V. von Sulz|Sulzer]] verpfändet wurde, schloß man einen Vertrag, um durch schriftliche Vereinbarungen der gegenseitigen Rechte und Pflichten kommenden Zwist zu vermeiden.“ Der 21. Abschnitt des Vertrages klärt den Fährdienst von Rheinheim: [[Datei:Gasthaus Der Engel KB Hist. Tortafel Weinstube.JPG|mini|Miniatur zum ehemaligen Weinausschank am linken Kellerzugang.<ref group="Anm">Die Miniatur ist an diesem Torbogen auf alten Fotos nicht zu sehen – sie wurde erst später dort angebracht oder war unter Putz verborgen.</ref>]] {{Zitat|Item und ob Sach wäre, daß einer an das Fahr käme, er wäre fremd oder einheimisch, der soll drei mal rufen, kommt der Fehr nit, so mag er in das Wirtshaus gehen und auf des Fehren Kosten ein Maß Wein trinken und dann wieder hingehen und abermals rufen, kommt der Fehr aber nit, so mag er es wieder tun, bis er ihn endlich führt. Und was er also verzehrt, soll der Fehr zahlen.|[[Emil Müller-Ettikon]] in: ''Kurzer Überblick über die Geschichte Küssabergs, 1981, S. 45 und 49.}} Ohne Zweifel ist mit dem „Wirtshaus“ der damals auch der Fähre nahe gelegene ''Engel'' gemeint und so kann die Ersterwähnung des Gasthofes auf das Jahr 1497 datiert werden. === Neuzeit === „Im 15. Jahrhundert und besonders an der Wende zum 16. Jahrhundert war jedermann im Abendland der Meinung, daß eine Reform der Kirche an Haupt und Gliedern notwendig wäre. […] Auf drei Konzilien wurde versucht, Besserung zu schaffen, aber nichts wurde erreicht. Das Mißlingen mehrte nur die Kritik.“ Durch die Gründung der [[Alte Eidgenossenschaft|Eidgenossenschaft]] war der Hochrhein mittlerweile zu einer brisanten, übergeordneten ‚Staatsgrenze‘ geworden und auch die [[Reformation]] des [[Martin Luther]] fand Befürworter und Gegner. Auf Schweizer Seite wurde die Reformation des [[Huldreich Zwingli]] zu einer starken Macht und auf deutscher Seite stand [[Kadelburg (Küssaberg)|Kadelburg]] unter der Herrschaft der „Chorherren“ zu Zurzach. === Zweite Erwähnung des „Engel“ === Als ein [[Erster Kappeler Krieg|kurzer Konflikt]] mit dem Zugeständnis der Glaubensfreiheit in den gemeinen Herrschaften endete – „da stimmte die Kirchengemeinde Zurzach am 24. August 1529 ab und entschied sich gegen nur sieben Stimmen für die neue Lehre. Von den Kadelburgern war keiner, der dagegen stimmte.“ Die Kadelburger wurden deshalb in Zürich mit der Bitte um einen neuen Prediger vorstellig und „diesem Wunsche ward sofort entsprochen, und bald darauf kam der Prädikant Franz Zink von [[Einsiedeln]], ein guter Freund des Zwingli, […] wo er im ‚Engel‘ abstieg.“<ref>[[Emil Müller-Ettikon]]: ''Über das Dorf Kadelburg und seine Vergangenheit'', Hrsg.: Gemeinde Kadelburg, Mai 1964, S. 40 f.</ref> Damit kann die zweite Erwähnung des ''Gasthauses Engel'' – dieses Mal auch mit Namen – in der Überlieferung auf das Jahr 1529 datiert werden. Noch im selben Jahrhundert folgte noch eine weitere Nennung: Nach der [[Gegenreformation]], die im Süden des [[Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation|Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation]] die katholische Kirche wieder in ihre alten Rechte einsetzte, ist ein Dokument bekannt, das den Pfarrgütern in Rheinheim auch „das Wirtshaus in Rheinheim (Engel)“ zusprach. Da der Vertrag nach dem Tod des Grafen [[Alwig von Sulz]] († [[4. Januar]] [[1572]]) entstanden war, war das Wirtshaus gegen Ende des 16. Jahrhunderts Teil der Rheinauischen Pfarrgüter von Rheinheim.<ref>Emil Müller-Ettikon: ''Kurzer Überblick über die Geschichte Küssabergs'', Verlag Zimmermann, Waldshut 1981, S. 36.</ref> Nun beherrschte das [[Kloster Rheinau]] Rheinheim und das weite Umfeld ökonomisch und im Alltagsleben durch seine [[Niedere Gerichtsbarkeit]] – im Rahmen der Herrschaft der [[Grafen von Sulz]]. == Station auf einem unbekannten Jakobsweg == Rheinheim lag „an einer Seitenroute zum großen Pilgerweg nach [[Santiago de Compostela]]. Die süddeutschen Wallfahrer besuchten erst das [[Verenamünster (Zurzach)|Verenaheiligtum in Zurzach]]. Der Höhepunkt der deutschen [[Wege der Jakobspilger#Bayern und Baden-Württemberg|Jakobuswallfahrten]] war um das Jahr 1500.“ [[Datei:KB Gasthof Engel Rheinheim (Portal).JPG|mini|Gasthof Engel Rheinheim (Portal). Oben die „[[Jakobsmuschel]]“]] Die Wallfahrer der Südroute über Nürnberg und Ulm trafen hauptsächlich in Konstanz und Schaffhausen zur Flussüberquerung auf dem Weiterweg zum [[Kloster Einsiedeln]] ein, doch dürfte ein – offiziell nicht bekannter – Jakobsweg<ref group="Anm">Unter den 1987 vom [[Europarat]] festgelegten Wegen der [[Wege der Jakobspilger#Bayern und Baden-Württemberg|Jakobspilger in Baden-Württemberg]] ist eine Route mit dem ''Engel'' als Station nicht eindeutig zu bestimmen. Am ehesten betrifft die Beschreibung „längs der Route eines römischen [[Heerweg]]s bzw. der Schweizer Landstraße über Hechingen, [[Balingen]], [[Rottweil]], [[Villingen-Schwenningen|Villingen]] nach [[Schaffhausen]] und eine Variante über [[Waldshut]] nach [[Basel]]“ die Raumschaft. Man sollte mit dem Heimatforscher Wolf Pabst annehmen, dass der ''Engel'' mit dem alten Wallfahrerziel zur [[Verena (Heilige)|heiligen Verena]] in Zurzach in Verbindung stand, d.h., Wallfahrer und Pilger von Rheinheim aus mit der Fähre über den Fluss setzten.</ref> durch den Klettgau zum Zwischenziel des [[Verena (Heilige)|Verenaheiligtums]] in Zurzach geführt haben. An der Rheinfähre dokumentiert dies ''Der Engel'' als Herberge mit dem Erkennungszeichen der Wallfahrer, der Jakobusmuschel, am Portal. Wolf Pabst schreibt: Man sieht die Muschel „in vielen Kirchen des Hochrheingebiets, so beispielsweise in Degernau, in Bühl oder in der Klosterkirche von Rheinau. […] Ein weiteres noch erhaltenes Pilgerhaus findet man in der Ortschaft Lausheim, die acht Kilometer östlich von Bonndorf liegt.“<ref>Wolf Pabst: ''Kleiner Führer durch Rheinheim'', 2011, S. 11.</ref> Der Verlauf dieser Strecke – auch ihre Weiterführung in der Schweiz – festgestellt. Bekannt ist auch, dass vielbegangene Jakobswege durch Städte wie Konstanz zahlreiche Pilger zur Suche nach ruhigeren Routen veranlassten, sodass eine Strecke von Schaffhausen Richtung Waldshut abzweigend über Rheinheim und Zurzach nach Einsiedeln oder Bern durchaus Sinn gemacht hätte. Alle diese südlichen Routen führten dann westlich weiter zur Burgundischen Pforte. '''Historischer Hintergrund'''<br /> Nach der [[Islamische Expansion|arabischen Eroberung]] von [[al-Andalus]] im 8. Jahrhundert wurde die erst seit dem frühen 7. Jahrhundert bezeugte Überlieferung, dass der Apostel [[Jakobus der Ältere]] auf der [[Iberische Halbinsel|Iberischen Halbinsel]] missioniert habe, in Spanien aufgegriffen. Die von einer Vision bewirkte Auffindung des angeblichen Apostelgrabes im äußersten Nordwesten Spaniens im Zeitraum 818 bis 834 unter König [[Alfons II. (Asturien)|Alfonso II.]] von [[Königreich Asturien|Asturien]] führte dazu, dass die Könige Jakobus zu ihrem Schutzheiligen bestimmten. Seit etwa 930, nachdem Nordspanien geschlossen dem christlichen Herrschaftsgebiet eingegliedert wurde, sind Pilger aus [[Aquitanien]] und dem Bodenseegebiet nachgewiesen. Es dauerte noch bis ins 11. Jahrhundert, dass Pilgerführer von ‚Routen‘ sprachen. Ob der Apostel Jakobus tatsächlich in Spanien missionierte und hier auch bestattet wurde, ist bis heute umstritten. Ein allgemeiner Höhepunkt von Pilgerfahrten erlebte Santiago de Compostela im 15. Jahrhundert an den Gnadentagen (immer dann, wenn der Festtag des hl. Jakobus auf einen Sonntag fällt). Ein Niedergang erfolgte im 17. Jahrhundert, der im 18. wieder einen Aufschwung nahm – zunehmend und bis heute neben dem klassischen Pilgertum als eher touristisch motivierte Unternehmung. == Von der Beherbergungsstation zu Gasthaus und Posthalterei == [[Datei:Gasthaus Der Engel KB Baukomplex 2020.JPG|mini|Das Teilgebäude rechts steht unter Denkmalschutz]] Als zentrale Bauten waren Stationen wie der ''Engel'' im Mittelalter oft kaiserliche Krongüter und blieben auch später bevorzugt in der Hand von Adelsfamilien so wie am Hochrhein bei den Landgrafen des Klettgau. Nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] (beendet 1648) – die nah gelegene [[Geschichte der Küssaburg#|Küssaburg]] war 1634 zerstört worden – verloren diese Güter durch die weite Ausdehnung der neuen Machtbereiche (Staaten), dem Rückgang von Fernhandel und dem Ende der wirtschaftliche Dominanz der Klöster ihre ‚herrschaftliche‘ Bedeutung. Zudem war der Adel selten in der Lage, ökonomisch zu denken und zu handeln so wie es die neuen Entwicklungen erforderten. Der Händler und Bürger besaß mehr Verständnis für wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorgänge wie Warenproduktion und -verteilung oder Postverkehr. === Nennung im 17. Jahrhundert === „Der ständige Wechsel der Pächter und der zu geringe Nutzen, den Wirtschaft als herrschaftliches Eigengut abwarf, bewogen den Landgrafen, dem Rat seiner Amtsleute zu folgen und den ''Adler'' wie auch das Gasthaus ''Zum Engel'' in Rheinheim zu verkaufen. Der Kaufbrief wurde am 23. Dezember 1686 in Tiengen ausgefertigt und vom Gräflich Sulzischen Salzfaktor und Vogt Franz Berlinger von Oberlauchringen unterzeichnet.“<ref>Brigitte Matt-Willmatt, Karl-Friedricht Hoggenmüller: ''Lauchringen – Chronik einer Gemeinde'', Hrsg.: Gemeinde Lauchringen, 1985, S. 328.</ref> Der genannte Kaufbrief bezieht sich auf den ''Adler''<ref group="Anm">„Mit der Übernahme durch das Geschlecht Würtenberger begann der für das traditionsreiche Gasthaus glanzvollste Zeitabschnitt seiner Geschichte.“ (Brigitte Matt-Willmatt, Chronik Lauchringen, S. 329).</ref>, doch wird der Verkauf des ''Engel'' vermutlich im gleichen Zeitraum vollzogen worden sein. == 18. Jahrhundert == Über dem Haupteingang befindet sich ein Stein mit der Jahreszahl 1761 – damit findet sich neben urkundlichen und literarischen Erwähnungen noch ein archäologischer Hinweis auf das Alter des Gasthofes: [[Datei:Gastaus Der Engel KB Portalstein 1761.JPG|mini|1761 wurde der Rheinheimer Ortskern erneuert (?)]] „Renaissanceportal von 1761 mit Engelchen, darüber in Stein gehauene [[Jakobsmuschel]]. Links vom Eingang über der Kellertür Relief mit Weinkrug und Weinglas. Rechts vom Eingang über dem zweiten Kellereingang Jahreszahl 1815. […] Im Innern des Gebäudes, im Gastraum, ein gemauertes steinernes Relief mit Posthorn und Peitsche. Zum Gasthaus gehört ein Biergarten mit schönem altem Baumbestand, der inmitten des Ortszentrums gelegen ist. Vom Biergarten aus sieht man viele der beschriebenen Gebäude.“ „Haus Rathausring 8, vermutlich ehemaliges Nebengebäude des Gasthauses Engel. Portal von 1751 im Stil der Renaissance – oder des Barock. Über der Tür befindet sich eine barocke Nepomukfigur, die in einer muschelförmigen Nische auf einer kleinen Brücke steht. Im Inneren des Gebäudes gibt es schöne Kreuzgewölbe. Das Haus hat einen riesigen gewölbten Keller.“<ref>Wolf Pabst: ''Kleiner Führer durch Rheinheim'', S. 13 und 15.</ref> Die Jahreszahl 1761 bezieht sich auf die Erneuerung des gesamten Ortskernes ... [[Datei:Gasthaus Der Engel KB Hist. Tortafel 1815.JPG|mini|Am Kellereingang rechts ohne Bestimmung]] == 19. Jahrhundert == „Xaver Roder, Bauer und Gemeinderechner in Dangstetten kaufte 1797 die dem Engel gegenüber errichtete Rheinauer Zehntscheuer.“<ref>Emil Müller-Ettikon: ''Geschichte Küssabergs'', 1981, S. 135.</ref> „Rechts vom Eingang über dem zweiten Kellereingang Jahreszahl 1815.“ Das Jahr 1815 brachte zwar mit der Niederlage Napoleons und dem Wiener Kongreß Ereignisse von weltpolitischer Bedeutung – eine Veranlassung vor Ort für das Datum ist jedoch nicht zu bekannt. [[Datei:Gasthaus Der Engel KB Wappen Posthorn (Saal).JPG|mini|''Der Engel'' war lange Zeit auch Poststelle]] „Im Innern des Gebäudes, im Gastraum, ein gemauertes steinernes Relief mit Posthorn und Peitsche.“<ref>Wolf Pabst: ''Kleiner Führer durch Rheinheim'', S. 11.</ref> Das ''Gasthaus zum Engel'' als Poststelle ist wenig dokumentiert. Eingerichtet wurde diese noch in der Zeit der Pferdekutschen, denn ein Foto von 1927 spricht von deren Ablösung durch das „erste Postauto im Rheintal in Dreiradausführung.“ Die Poststelle bestand jedoch mehr als hundert Jahre: „1828/29 beantragte der Posthalter Xaver Roder vom Engel beim Großherzog Karl August, dass auf Staatskosten eine Brücke gebaut werden sollte. Der Großherzog kam deshalb eigens nach Rheinheim und besichtigte persönlich das Projekt, lehnte es aber ab. Da bot sich Xaver Roder an, die Brücke auf eigene Kosten zu erstellen. Der Tod hinderte ihn an der Ausführung. Doch noch einmal im Jahre 1830 erklärte sich seine Witwe Franziska bereit, die Brücke auf eigene Kosten zu bauen. Der Plan verlief sich im Sande.“<ref>Emil Müller-Ettikon, ''Geschichte Küssabergs'', S. 98 und 61.</ref> === 20. Jahrhundert === '''Brückenbau 1906/07'''<br /> Erst auf Initiative des Zurzacher Fabrikanten Jakob Zuberbühler entstand Anfang des 20. Jahrhunderts wieder ein Brückenbau, der noch während der Montage infolge eines Hochwassers am 21. Mai 1906 einstürzte. Der Neubau wurde wieder aufgenommen und „am 14. Juli 1907 feierte die Bevölkerung von links und rechts des Stromes die Einweihung.“ Mit dem Wiederbeginn des Nachbarschafts- und Wirtschaftslebens nach dem Zweiten Weltkrieg wurde klar, dass das Bauwerk dem modernen Verkehr nicht mehr gewachsen war. Es wurde jedoch nicht abgerissen, sondern ab 1977 instand gesetzt und der alte Überbau durch einen Stahlverbundquerschnitt mit oben liegender Fahrbahn und zirka 10 Meter Breite erweitert. „Die Einweihung der [[Rheinbrücke Zurzach-Rheinheim|heutigen Brücke]] fand am 2. September 1978 statt.“<ref>Emil Müller-Ettikon, ''Geschichte Küssabergs'', S. 98 und 61 f.</ref> == Anmerkungen == <references group="Anm" /> == Weblinks == {commonscat}} * [https://www.der-engel-rheinheim.de/ Webseite zum Gasthaus ''Der Engel''] == Literatur == * [[Emil Müller-Ettikon]], ''Kurzer Überblick über die Geschichte Küssabergs'', Verlag Zimmermann, Waldshut 1981. * Alfred Hitber: ''Bezirksmuseum „Höfli“. Die Zurzacher Messen'', Zurzach 1993. * Wolf Pabst: ''Kleiner Führer durch die Ortschaft Rheinheim.'' Neuauflage der Broschüre von 1985, Küssaberg 2011. [https://www.kuessaberg.info/files/content/docs/geschichte/2011-10-31_rheinheim.pdf] (pdf). == Einzelnachweise == <references /> {SORTIERUNG:Küssaberg, Gasthaus Der Engel}} [Kategorie:Küssaberg|Gasthaus Der Engel]] [Kategorie:Gasthaus in Baden-Württemberg]] [Kategorie:Gastronomiebetrieb (Baden-Württemberg)]] [Kategorie:Gasthaus in Europa]] [Kategorie:Ersterwähnung 1497]] [Kategorie:Bauwerk im Landkreis Waldshut]] [Kategorie:Kulturdenkmal im Landkreis Waldshut]] [Kategorie:Jakobsweg in Deutschland]] __________________________________________________________________________________________________________

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  1. Kapitel: Alfred Hitber: Bezirksmuseum „Höfli“. Die Zurzacher Messen, Zurzach 1993, S. 42 bis 46.