Benutzer:GerhardSchuhmacher/Kriegsende
== Kampf um die „Zitadelle“ == Die Intensität der Kämpfe in Berlin nahmen nach Berichten beider Seiten zum Ende hin zu, sie konzentrierten auf deutscher Seite auf den Kern der Verteidigung im Spreebogen und den Versuch, den Weg in Richtung Westen frei zu halten. In der Zitadelle „(standen) den Sowjets [..] schätzungsweise 5000 Mann gegenüber, überwiegend SS-Einheiten, aber nicht nur Waffen-SS. Zwei Bataillone Volkssturm, das Bataillon ‚Großadmiral Dönitz‘, aufgestellt von der Marine-Nachrichtenschule, und einige kleinere Einheiten der 9. Fallschirmjägerdivision vervollständigten die deutsche Verteidigung. Unterstützt wurden diese Kräfte durch leichte Artillerie und Feldgeschütze, eine Anzahl der berühmten 88-mm-Flakgeschütze und Mörser.“<ref>T. Le Tissier, S. 166.</ref> Eine weitaus stärkere Besetzung stellte [[Hans Fritzsche]] im Zentrum fest, das er zu Fuß abschritt: „In der Nacht zum 1. Mai lief ich zu verschiedenen kämpfenden Gruppen […] in dem kleinen Viertel zwischen Gendarmenmarkt, Reichstag, Bahnhof Friedrichstraße und Luftfahrtministerium. Ich hatte den Eindruck, daß hier weit über 10.000 Mann standen, ungerechnet die sicher auch 2.000 bis 3.000 Mann zählenden SS-Einheiten in der Reichskanzlei.“<ref>Hans Fritzsche in: Gosztony, S. 366.</ref> Kommandant der Zitadelle war der SS-Brigadeführer [[Wilhelm Mohnke]]. === Polnische Division === Als einzige Formation neben der Roten Armee nahm an der Erstürmung des Zentrums von Berlin die polnische 1. Infanterie-Division [[Tadeusz Kościuszko]] unter General Bewziuk teil. Die im Mai 1943 in Lenino aufgestellte Einheit wurde mit General [[Marian Spychalski]] in den Straßenkämpfen im Nordwesten Berlins eingesetzt. Sie verfügte noch von Kämpfen in [[Warschau]] bzw. [[Praga (Warschau)|Praga]] über besondere Erfahrungen im Straßenkampf und rückte im Verband mit der sowjetischen 2. Garde-Panzerarmee des Generals [[Semjon Iljitsch Bogdanow|Semjon Bogdanow]] vor. Der Kościuszko-Division gelang der Vorstoß entlang der Neuen Kantstraße zum Karl-August-Platz. Sie nahm an der Einnahme der [[Technische Universität Berlin|Technischen Hochschule]], des [[Bahnhof Berlin-Tiergarten|S-Bahnhofs Tiergarten]] sowie vier weiterer U-Bahnhöfe teil. Weitere Kämpfe führte sie entlang der Franklinstraße, der Englischen Straße, am Salzufer sowie im Tiergarten und am hinteren Teil der Reichskanzlei. === 30. April 1945 === '''Kampf um den Reichstag'''<br /> [[Datei:Battle for Reichstag 1945 map-eng.png|mini|Kämpfe um das Regierungsviertel und den Reichstag]] Um 4 Uhr morgens hatte die 150. Schützendivision das Innenministerium erobert und die 171. Division die Westhälfte des [[Friedrichsvorstadt|Diplomatenviertels]] besetzt. Die ersten Angriffe auf den Reichstag scheiterten, da umliegende Gebäude – vor allem die Ruine der [[Krolloper]] – noch von Deutschen besetzt waren und ihre Einnahme bis gegen Mittag andauerte.<ref>T. Le Tissier, S. 185.</ref> Ab 14 Uhr begann der direkte Angriff über den Königsplatz. Bis zum Abend gelang die Besetzung der oberen Stockwerke, im Keller wurde weiter gekämpft.<ref>Gosztony, S. 339 f.</ref> Um 22:00 Uhr desselben Tages wehte die [[Rote Fahne (Symbol)|Rote Fahne]] auf der Kuppel des Gebäudes. Der sowjetische Soldat [[Michail Petrowitsch Minin]] hat als erster Rotarmist die sowjetische Fahne auf dem Reichstag gehisst.<ref>[http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=18135&CategoryID=66 ''Sowjetfahne auf dem Reichstag in Berlin.''] weltwoche.ch, Ausgabe 03/08.</ref> Das berühmte Foto ''[[Auf dem Berliner Reichstag, 2. Mai 1945]]'' von [[Jewgeni Ananjewitsch Chaldei]] entstand erst später. Zwar war damit der Reichstag als Gebäude besetzt, doch in den Kellern wurde noch weitergekämpft. Am Abend des 30. April oblag es Tschuikow, seinem Oberbefehlshaber Schukow mitzuteilen, dass Stalins Wunsch, „zur Feier des 1. Mai ganz Berlin eingenommen (zu) haben“ nicht in Erfüllung gehen werde.<ref>Gosztony, S. 346.</ref> Die Weitergabe dieser Nachricht an Stalin oblag dann Schukow. '''Zoobunker (Flakturm)'''<br /> „Entsetzliche Kämpfe“ tobten in den Straßen um den Zoo, der von den sowjetischen Truppen über die Schloßstraße und die Berliner Straße (heute Otto-Suhr-Allee) erreicht wurde: „Die Verluste der Infanterie hatten die schwindelnde Höhe von 90 % erreicht, daher wurde entschieden, die 1. polnische Division ‚Tadeusz Kościuszko‘ der 1. polnischen Armee in dieser Nacht zur Verstärkung der 2. Garde-Panzerarmee abzustellen.“ Weitere polnische Einheiten wurden in Kampfgruppen auf sowjetische Brigaden aufgeteilt.<ref>Komornicki: ''Polnische Soldaten.'' S. 178–229 in: T. Le Tissier, S. 188 f.</ref> '''Westen'''<br /> „Der 30. April brachte besonders erbitterte Kämpfe in den Bezirken Charlottenburg und Wilmersdorf, als die 2. und 3. Garde-Panzerarmee an der S-Bahn, die die Frontgrenze bildete, zusammentrafen und deutsche Truppen versuchten, einen Weg in den westlichen Teil der Stadt offenzuhalten. […] Der Strom nach Westen verstärkte sich.“ (Kämpfe in Westend) '''Südlich des Spreebogens (Landwehrkanal)'''<br /> „Tschuikow berichtet: Nach der Eroberung einiger kleinerer Brückenköpfe über dem Landwehrkanal gingen die Einheiten meiner Armee von Süden her zum Sturm auf den Tiergarten über.“<ref>Gosztony, S. 343.</ref> [[Datei:Stromaggregat im Anhalter Hochbunker.png|mini|Im Bunker: Dieselmotor des [[Stromerzeugungsaggregat|Notstromaggregats]]]] Im Anhalter Hochbunker fiel die Stromversorgung aus – die Finsternis wurde nur durch Kerzen gemildert. Im Bunker Im Bunker wurde alles, „wo ein [[Swastika|Hakenkreuz]] drauf ist“, vernichtet. Der Stillstand des Generators führte nicht nur zum Ausfall der Beleuchtung, sondern vor allem der Lüftung – dadurch stiegen die Temperaturen rasch an, oben wurden bereits 60 Grad Celsius gemessen. Es kam zu zunehmend unerträglichen und chaotischen Zuständen im Innern. Die Selbsttötungen häuften sich. Die Pumpe am Askanischen Platz fiel durch einen Granattreffer aus.<ref>H. Mellin in: Peter Kruse (Hrsg.): ''Bomben, Trümmer, Lucky Strikes. Die Stunde Null in bisher unbekannten Manuscripten.'' wjs verlag, Wolf Jobst Siedler, Berlin 2004, S. 24. / Waltraut Süßmilch: ''Im Bunker.'' Ullstein Verlag, Berlin 2004, S. 166 ff. / ''Neues Deutschland'' in: Kliem/Noack: ''Berlin Anhalter Bahnhof.'' Verlag Ullstein, Berlin 1984, S. 66. ISBN 3-550-07964-8.</ref> „Auf dem Platz vor dem Bahnhof, gewissermaßen vor unserer Haustür, stehen schon die russischen Panzer.“<ref>H. Mellin, S. 28.</ref> {{Hauptartikel|Anhalter Hochbunker Berlin}} '''Deutsche Seite'''<br /> Ein Weidling-Bericht bestätigte „Tiefe Keile des Gegners [..] im Gebiet des Potsdamer Platzes und des Anhalter Bahnhofes [und] längs der Wilhelmstraße fast bis zum Luftfahrtministerium, eine breite Lücke zwischen Spittelmarkt und dem Alexanderplatz und Kämpfe in der Nähe des Reichstagsgebäudes. Beide Seiten der Leipziger Straße waren in der Hand der Russen.“<ref>Gosztony, S. 348.</ref> Nach Angaben von General Krebs bei den Unterhandlungen am 1. Mai mit General Tschuikow setzten [[Adolf Hitler]] und seine am Vortag angetraute Frau [[Eva Braun]] am 30. April 1945 um 15 Uhr 15 ihrem Leben ein Ende.<ref>Ausführliche Erwägungen zu den Umständen der Selbstmorde, auch der Goebbels-Familie in: Gosztony, S. 333–337, T. Le Tissier, S. 187 und in der Hitler-Literatur.</ref> '''Goebbels verhandelt'''<br /> Nach Hitlers Tod kam es unter verschiedenen Fraktionen zu Auseinandersetzungen um die Fortführung der Kämpfe. Abends, 30. April: [[Hans Krebs (Offizier)|General Krebs]] will verhandeln und dazu einen Waffenstillstand „erbitten“. [Besprechung unter Leitung von [[Joseph Goebbels|Goebbels]] war erfolgt.] Der Propagandaminister „nahm das Heft an sich.“ ([[Artur Axmann|Axmann]]-Bericht).<ref>Gosztony, S. 349.</ref> Noch am 30. April, gegen 16 Uhr, erhielt General Weidling (nach eigener Darstellung) einen Hitler-Brief mit der Erlaubnis überbracht, „in kleinen Gruppen aus der Einkesselung auszubrechen.“ Die Erlaubnis wurde bald darauf von Mohnke widerrufen. Persönlich in der Reichskanzlei vorsprechend, erfuhr Weidling durch Krebs vom Tod Hitlers und von [[Politisches Testament Adolf Hitlers|seinem Testament]] mit der [[Politisches Testament Adolf Hitlers#Zweiter Teil|Zusammensetzung einer neuen Reichsregierung]]. Es sollte ein Waffenstillstand erbeten werden, bis die „neue Regierung in Berlin zusammengetreten sei; […] um mit Rußland in Verhandlungen über eine Kapitulation Deutschlands einzutreten.“ Kurz vor Mitternacht gelang es, durch einen Parlamentär mit Tschuikows Truppen Kontakt herzustellen.<ref>Gosztony, S. 347.</ref> == 1. Mai 1945 == Um 3.50 Uhr trafen General Krebs, Oberst von Dufving, Chef des Stabes des LVI. Panzerkorps, und ein Dolmetscher mit einem Schreiben von Goebbels ein, das auf Rechtstitel aus Hitlers Testament bestand, die für Friedensverhandlungen notwendig seien. [[Wassili Iwanowitsch Tschuikow|Tschuikow]] ließ sich nach einigem Hin und Her mit Schukow verbinden, der seinerseits Stalin informierte. Stalin bestand auf der bedingungslosen Kapitulation und wünschte keine Verhandlungen. Falls dem nicht Folge geleistet würde, werde ab 10 Uhr 15 (am 1. Mai) Berlin wieder unter Artilleriefeuer genommen.<ref>Gosztony, S. 347–359.</ref> „Während die Russen teilweise den 1. Mai feiern, gehen die Kämpfe in der Innenstadt mit unverminderter Härte weiter.“<ref>Gosztony, S. 365.</ref> Da der Anhalter Hochbunker als Verteidigungsanlage angesehen wird, steht er unter pausenlosem Direktbeschuss. Frühmorgens ab fünf Uhr werden die 10.000 Schutzsuchenden über unterirdische Gänge in die S-Bahn-Station Anhalter Bahnhof evakuiert. Von dort aus sollen sie durch den Tunnel-Schacht bis zum Stettiner Bahnhof vor dem Nordausgang geführt werden. Das unterirdische Bahnen-Netz ist mit Menschen überfüllt. „In den Schächten und den Bahnhöfen der U-Bahn und der S-Bahn liegen Tausende verwundeter Soldaten und Zivilisten. Wie groß ihre Zahl wirklich war, wird nie jemand erfahren.“<ref>[[Gerhard Boldt]]: ''Die letzten Tage der Reichskanzlei.'' Hamburg 1964, S. 123 f.</ref> {{Hauptartikel|Treck durch den Nord-Süd-Tunnel}} === Kapitulationsverhandlungen === [[Datei:Cujkov.jpg|mini|x220px|Generaloberst Tschuikow (1945)]] Um 13 Uhr am 1. Mai kehrte Krebs zurück. Axmann berichtete: Goebbels wies es zurück, seine „Unterschrift unter eine Kapitulationsurkunde zu setzen. […] Gegen 20.30 Uhr kam ich wieder in den Bunker der Reichskanzlei zurück. Auf dem Gang traf ich Mohnke. Er sagte: 'Dr. Goebbels und seine Frau sind tot.'“<ref>Gosztony, S. 363 f.</ref> Die Generale Krebs und [[Wilhelm Burgdorf|Burgdorf]] und andere Militärs begingen Selbstmord. Weitere Verhandlungen hatte Goebbels zudem mit dem Kommandeur der Truppen der 5. Stoßarmee versucht, die vor der Reichskanzlei standen. Der Oberst der 301. Division wurde jedoch nicht ermächtigt, Verhandlungen zu führen. Da die Angelegenheit aber Stunden in Anspruch nahm, in denen in diesem Abschnitt Waffenruhe herrschte, kam es an diesem Tag nicht mehr zum eigentlich befohlenen Sturm auf die Reichskanzlei.<ref>T. Le Tissier, S. 192.</ref> General Weidling berichtete über die Lage in der Stadt in der zweiten Hälfte des 1. Mai: „In den Händen der Russen waren: der Bahnhof Zoologischer Garten, die Weidendammbrücke, der Spittelmarkt, die Leipziger Straße, der Potsdamer Platz, die Potsdamer Brücke und die Bendlerbrücke. Widerstand in Wilmersdorf zerschlagen, Lage im Westen der Stadt unbekannt.“ Die von Stalin angedrohte erneute Offensive begann nun ab 18.30 Uhr mit heftigem Artillerie- und Raketenbeschuss. Das 29. Gardekorps der 2. Garde-Panzerarmee überschritt die Budapester Straße und durchbrach die Zoomauer. Die [[Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche]] wurde erobert und der Turm mit Scharfschützen und Artilleriebeobachtern besetzt. Im östlichen Tiergarten wurde die [[Siegesallee]] erreicht. Die Einnahme des [[Potsdamer Bahnhof]]s und des Potsdamer Platzes wurde gemeldet. „Die 66. Garde-Panzerbrigade säuberte ihren Abschnitt nördlich des Landwehrkanals und nahm den Stützpunkt am S-Bahnhof Tiergarten.“ Der Stützpunkt in der [[Technische Universität Berlin|Technischen Hochschule]] wurde erstürmt. Von Süden her überschritt die 3. Garde-Panzerarmee (Konews) den Kurfürstendamm „und um 8.30 Uhr am folgenden Morgen [2. Mai] trafen die beiden Panzerarmeen in der Nähe des Savignyplatzes zusammen.“<ref>Koniev: ''Year of Victory.'' S. 191 in: T. Le Tissier, S. 194 f.</ref> [[Datei:Fotothek df pk 0000145 023.jpg|mini|Die [[Potsdamer Brücke]] (im Hintergrund, nur links beschädigt, hier repariert) war noch begehbar. Vorn die zerstörte Notkabelbrücke, Zustand Oktober 1945]] Um 20 Uhr am 1. Mai, zurück von einer weiteren Vorsprache in der Reichskanzlei und in Kenntnis der gescheiterten Verhandlungsversuche, ließ Weidling die Soldaten seines Gefechtsstandes zu sich rufen: „Alle waren sie mit mir darin einig: es gab nur einen möglichen Ausweg, und zwar die Kapitulation […] Um Mitternacht [vom 1. auf den 2. Mai] überschritt Oberst von Dufving als Parlamentär abermals unsere Kampflinie.“<ref>Gosztony, S. 370 f.</ref> {{Zitat|Am 2. Mai, kurz vor 1 Uhr morgens, fing die 79. russische Gardeschützendivision einen Funkspruch auf. Er lautete: ‚Hier [[LVI. Panzerkorps (Wehrmacht)|LVI. Panzerkorps]]. Wir bitten, das Feuer einzustellen. Um 12 Uhr 50 Berliner Zeit entsenden wir Parlamentäre auf Potsdamer Brücke.‘ […] Die Russen antworteten: Verstanden. Verstanden. Übermitteln ihre Bitte an Chef des Stabes. Als General Tschuikow die Botschaft erhielt, ordnete er sofort die Einstellung des Feuers an.|Cornelius Ryan: ''Der letzte Kampf.'' 2015 (Neuauflage), S. 409.}} _____________________________________________________________________________________________________________________________________________ Neben der [[Spree]] im Norden war für die sowjetischen Truppen der [[Landwehrkanal]] im Süden das größte Hindernis beim Vordringen in das Zentrum. Am 26. April 1945 abends, sprengte ein mobiles Wehrmachtskommando die noch intakten [[Landwehrkanal#Zweiter Weltkrieg|Brücken über den Kanal]]. Es dauerte zwei Tage, bis diese Hindernisse überwunden waren und als sich die Kämpfe ab dem 29. April auf die Innenstadt konzentrierten, entwickelte sich die Lage der dort zusammengepferchten Bevölkerung zu einer Existenz im Inferno. nowiki> == Lage der Bevölkerung in der Stadt == [[Datei:Berlin en 1947 (6328971517).jpg|mini|Zentrum 1947. Unten rechts die Fernbahnhalle des Anhalter Bahnhofs]] Nach dem raschen Vordringen [[Rote Armee|Roten Armee]] im Osten und Süden der Stadt floh die Bevölkerung vor der ‚Artilleriewalze’ der Sowjettruppen, die den Angriffen vorausging, zunehmend in Richtung Innenstadt. Die Keller der Wohnhäuser, die vor den Bombenangriffen zumeist noch Schutz boten, wurden durch die Artillerie direkt zerstört oder verschüttet. Nach der Einstellung des Bahnverkehrs im Zentrum ab 21. April 1945 drängten die Menschen vor allem in die Stationen und Tunnels von S- und U-Bahnen, vorzugsweise zum Monumentalbauwerk des [[Berlin Anhalter Bahnhof|Anhalter Bahnhofs]] und vor allem in den tief gelegenen Nord-Süd-Tunnel und seine Bahnhöfe. Nach dem vollständigen Einschluss Berlins am 25. April 1945 und den beginnenden Kämpfen im Innenstadtbereich gerieten die Zivilbevölkerung und tausende Verwundete in den überfüllten Bunkern und dem Bahnensystem in größte Enge und Bedrängnis. Der Stabsoffizier [[Gerhard Boldt (Offizier)|Gerhard Boldt]] kam ab Anfang Februar 1945 als Adjutant [[Heinz Guderian|General Guderians]] mit zur ‚Führerlage‘ in Berlin und wurde ab dem 22. April 1945 fest zur Vorbereitung der Lagevorträge bei Hitler beordert. 1947 schrieb er seine Erinnerungen über diese Tage. Eintrag zum 27. April 1945:<ref>Gerhard Boldt: ''Die letzten Tage der Reichskanzlei'', Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1964, S. 123 f.</ref> {{Zitat|Die Meldungen aus der Stadt werden immer erschütternder. Fast acht Tage hausen die Berliner Frauen, Kinder und Greise, Kranke, Verwundete, Soldaten und Flüchtlinge nun schon ohne Unterbrechung in den Kellern und Ruinen der Innenstadt. Eine einigermaßen geregelte Versorgung gibt es nicht mehr. Der Durst ist noch schlimmer als der Hunger, denn seit Tagen gibt es kein Wasser. Dazu die dauernden Brände, Feuersbrünste und der erstickende Qualm, der in die Keller, behelfsmäßigen Unterstände und Gänge dringt. Und über allem eine gnadenlos sengende Aprilsonne. Die Krankenhäuser, Lazarette und bombensicheren Bunker sind schon längst mit Verwundeten überfüllt. In den Schächten und den Bahnhöfen der U-Bahn und der S-Bahn liegen Tausende verwundeter Soldaten und Zivilisten. Wie groß ihre Zahl wirklich war, wird nie jemand erfahren.|Gerhard Boldt: ''Die letzten Tage der Reichskanzlei.'' Hamburg 1964, S. 123 f.}} [[Datei:B Standortfriedhof Lilienthalstraße.jpg|mini|[[Friedhof Lilienthalstraße (Berlin)|Standortfriedhof Lilienthalstraße]]. Hier befindet sich ein Massengrab mit Opfern des 1. Mai 1945]] Mit Schutzsuchenden überfüllt war auch der [[Anhalter Hochbunker Berlin|Anhalter Hochbunker]], der beim Kampf um den Übergang der Sowjettruppen über den Landwehrkanal ständig unter Direktbeschuss lag und nach dem Ausfall des Generators ohne Licht war – zumal dabei die Lüftung ausfiel und die Lage rasch eskalierte, da die Temperaturen im oberen Bereich nach kurzer Zeit über 60 Grad erreichten. Der Bunker wurden frühmorgens am 1. Mai 1945 geräumt, die Evakuierten wurden unterirdisch in die [[Anhalter Bahnhof#S-Bahnhof|S-Bahn-Station Anhalter Bahnhof]] geführt und im organisierten [[Treck durch den Nord-Süd-Tunnel]] über den [[Bahnhof Berlin Friedrichstraße|Bahnhof Friedrichstraße]] in Richtung [[Stettiner Bahnhof]] weitergeschickt. Nach Berichten von Zeitzeugen kam es hier und auch in anderen Bahnhöfen und Sammelpunkten von Zivilisten in der Nacht vom 1. Mai auf den 2. Mai zu Exzessen durch Sowjetsoldaten.<ref>Waltraut Süßmilch: ''Im Bunker.'', Ullstein Verlag, Berlin 2004, S. 236 ff.</ref> In den inneren Bereichen der Stadt herrschte noch das Chaos, doch im weitaus größten Teil Berlins wurde versucht, die Lebensverhältnisse wieder zu ordnen. Seit seiner Einsetzung am 28. April erwies sich der sowjetische Stadtkommandant, Generaloberst [[Nikolai Erastowitsch Bersarin|Bersarin]] (bisheriger Befehlshaber der 5. Stoßarmee), als energischer und auch umsichtiger Organisator, der den Umständen entsprechend auch vor unkonventionellen Maßnahmen nicht zurückschreckte _____________________________________________________________________________________________________________________________________________ == Opferthema == === 5/6 Wochen später === „11. Juni 1945. [...] Junihitze glüht über der Stadt, brütet auf ihren zahlreichen, frisch aufgeworfenen Gräbern. [...] Wie eine Giftwolke hängt der Geruch des Sterbens in der Luft. Vom Landwehrkanal steigt ein so unerträglicher Dunst, daß jeder, der vorübergeht, sein Taschentuch gegen die Nase drückt. [...] Schon sind die wenigen noch verbliebenen Spitäler mit Ruhr- und Typhuskranken überfüllt. [Name ...] arbeitet auf der Intensivstation. Wer ihn besuchen will, muß sich in drei Meter Abstand von ihm halten. Scheu mustern wir das rote Seuchenkreuz auf seinem Ärmel. Von den zuständigen Stellen ist der Befehl ergangen, alle provisorisch beerdigten Leichen auszugraben und ordnungsgemäß auf Friedhöfen zu bestatten. Tausende von Leichen sind provisorisch beerdigt worden. Am Straßenrand oder in Vorgärten, auf Plätzen und Wegen, zwischen Ruinen und Torbogen. Die Kulis von Berlin arbeiten mit Überstunden. Wenn sie ihre traurige Fracht durch die Strasen fahren, blickt man beklommen beiseite. Der Mensch soll nich zuschauen, wenn sein Mitmensch verfault. Auf Handkarren und Leiterwagen ziehen sie die Toten zu Grabe. Nur spärlich verhüllt, so wie sie ausgeschaufelt wurden. Es gibt keine Särge in Berlin. Es gibt keine Tragbahren, keine Leichenwagen, kein Beerdigungspersonal. Und vor allem keinen Platz auf dem Friedhof.“ Auf dem „Bergfriedhof [in xy ...] hat man, quer über ein ganzes Feld, zwei Meter breite Schächte ausgehoben. Anderthalb Meter tief – wie Schützengräben.”<ref>Ruth Andreas-Friedrich: ''Schauplatz Berlin. Ein Tagebuch aufgezeichnet 1938–1945.'' Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1964, S. 202.</ref> === Bergung Winter 45/46 === '''Jüdischer Friedhof ''Große Hamburger Straße''(K.M.)'''<br /> (Anm. 100, S. 42): „Auf diesem Friedhof wurden 1945/46 eine große Anzahl 'Opfer des Krieges' beigesetzt. In einer Familienanzeige (erschienen im Tagesspiegel vom 30.4.91) gedenkt eine Frau ihrem Vater ‚sowie den 2427 Kriegstoten, die 1945 mit ihm auf dem ältesten jüdischen Friedhof‘ beerdigt wurden. Auf Nachfrage gab sie an, die Zahl vom Volksbund der Kriegsgräberfürsorge erhalten zu haben. Die Abteilung Gesundheitswesen des Magistrats von Berlin spricht am 7.12.51 von ‚ca. 50 Gräbern auf dem Gelände, die als Opfer des Krieges dort beigesetzt wurden‘, wobei unklar bleibt, wieviel Tote auf je ein Grab kamen. In einem Schreiben der Abt. Aufbau des Mag. v. 26.4.51 ist von einer ‚Anzahl von Opfern des Krieges‘ die Rede, ohne daß sie genauer bestimmt würde. (Stadtarchiv Berlin Rep. 118, Nr. 1069).“ _____________________________________________________________________________________________________________________________________________ Eintrag vornehmen in: [Jüdischer_Friedhof_Berlin-Mitte]] _____________________________________________________________________________________________________________________________________________ == Treck Fortsetzung == 2. '''Der weitere Verlauf der Flutung'''. Das Wasser hatte gegen 14 Uhr am 1. Mai die Geleise im Bahnhof Friedrichstraße erreicht. Zugänglich in der historischen Literatur sind Querschnitte des Tunnelverlaufs. (In der provisorischen BVG-Zentrale am Kaiserdamm saß noch vor der Kapitulation eine Runde Fachkräfte zusammen und erstellte eine Bilanz der Schadensstellen im U-Bahnnetz, Walter Schneider, danach BVG-Direktor, schreibt, er habe am 2. Mai über Boten erfahren, dass Wasser dort von der S-Bahn in die U-Bahn überliefe. Dokumentiert ist, dass das Wasser am 1. Mai 1945 seit 8 Uhr in den Tunnel floss und etwa sieben Stunden später den Bahnhof Friedrichstraße erreicht hatte. Es stellt sich die Frage, ob in den nächsten zehn Stunden den Pegel hatte, um in das U-Bahnnetz zu fliessen. Diese Beachtung des Anstiegs zur U-Bahn hin bringt den Wasserspiegel der Spree in die Erörterung. Zumal sich in der Unterfahrung ebenfalls ein durch Detonation bewirkter Wassereinbruch befand, der den Weiterfluss zum Stettiner S-Bahnhof hin gebremst hatte. Durch diesen Aufstau ist es denkbar, dass die Flut morgens am 2. Mai mit Druck in die U-Bahn floss. Es war klar, dass die BVG-Runde dies dann auch rasch wusste.<ref>Quelle</ref> 3. Das '''Kampfgeschehen''' um den Bahnhof Friedrichstraße und entlang der Führung des Nord-Süd-Tunnels am 1. Mai sowie die Situation am 2. Mai 1945. (Dokumente) Die Wasserkatastrophe war im Endkampf nur Nebensache, da in der Nacht vom 1. Mai auf den 2. Mai 1945 aus dem Bereich der Friedrichstraße mehrere organisierte Ausbruchsversuche unternommen wurden, zum Teil mit Panzern. Bei jeder Analyse ist zu bedenken, dass auch dieser Bahnhof völlig mit Menschen überfüllt war und das Wasser am Abend verhältnismäßig rasch anzusteigen begann. Da sich die militärischen Kräfte im ganzen Umfeld noch in Befehlsstrukturen befanden, könnte dies dazu geführt haben, dass es keine Berichte über Paniken im Bahnhof gibt und nach gegenwärtigem Kenntnisstand sind auch sowjetische Einheiten dort nicht vor dem frühen Morgen des 2. Mai anzunehmen. --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- == Informationslage nach Kriegsende == === Literatur === Der Treck ist als organisiertes Ereignis in der Berlingeschichte, der Kriegs- als auch der Fachliteratur ebenso wie die unmittelbar vorangegangene Evakuierung des Anhalter Hochbunkers bis 2004 nicht festgestellt oder gar beschrieben worden. * '''Buchband „Die Flutung des Berliner S-Bahn-Tunnels“, 1992''' 1991 wurde die wissenschaftliche Mitarbeiterin der xy, Karen Meyer, von der Abgeordnetenversammlung des Bezirks Kreuzberg beauftragt, den Gesamtvorgang von Sprengung und Flutung zu untersuchen und schrieb: „Bei den vielen Menschen, die im Laufe des 1. Mai 1945 durch den S-Bahn-Tunnel nach Norden gelaufen sind, handelte es sich zum großen Teil um Alte, Frauen und Kinder aus den naheliegenden Wohngebieten, die zuvor im Hochbunker am Anhalter Bahnhof gehaust hatten. Am 1. Mai 1945 (einige Berichte sprechen vom 30.4.) ließ die SS den Bunker von ZivilistInnen und Verletzten räumen und erklärte ihn zum ‚Kampfbunker‘.“<ref>Karen Meyer: ''Die Flutung des Berliner S-Bahn-Tunnels.'' Hrsg.: Kunstamt Kreuzberg, GVE, Berlin 1992, S. 24.</ref> Die Autorin bekommt Probleme mit ihrer Darstellung, da sie bemüht ist, den Vorgang zeitlich vor der Sprengung des Landwehrkanals anzusiedeln. Das geht soweit, dass sie Zeitzeugen unterstellt, sie wären durch Wasserpfützen gelaufen und hätten deswegen gemeint, bei der Flutung dabei gewesen zu sein. * '''Buchveröffentlichung „Im Bunker“, 2004''' [File:Stromaggregat im Anhalter Hochbunker.png|mini|Stromaggregat des Hochbunkers (Aufnahme 2014)]] Von Anfang bis Ende detailliert beschrieben wurden Bunkerräumung und Treck von Waltraur Süßmilch, einer der damals Beteiligten, in ihrem 2004 veröffentlichten Buch ''Im Bunker''<ref>Waltraut Süßmilch: ''Im Bunker.'' Ullstein Verlag, Berlin 2004.</ref>, die auf eigene Aufzeichnungen zurückgreifen und diese auch mit Uhrzeitangaben versehen konnte. Am Tag vor der Räumung fiel das Stromaggregat im Anhalter Hochbunker nach dem Verbrauch des letzten Treibstoffvorats aus – und damit nicht nur die Beleuchtung, sondern vor allem die Lüftung. Die Temperatur im Bunker stieg kontinuierlich an. Die Bunkerinsassen wurden nach der folgenden Nacht um 4 Uhr früh von Lautsprecherdurchsagen geweckt und erhielten die Anweisungen zur Räumung. Etwa zwei Stunden später setzte sich der Menschenzug durch Gänge zur S-Bahnstation Anhalter Bahnhof in Bewegung. Die Zeitzeugin, die sich nach eigener Einschätzung relativ weit vorn im Treck befand (sie befand sich vor der Evakuierung bereits auf einer Treppe zum Ausgang hin), versah ihre Notizen auch im weiteren Verlauf mit Uhrzeitangaben. Das genaue Datum war ihr nicht bekannt. Dieses Protokoll gleichsam aus dem ‚Inneren des Marsches‘ beschreibt zahlreiche Einzelheiten, die als wichtige Informationen für Ortsverhältnisse und den Ablauf hier verzeichnet sind. > Hauptartikel: [Anhalter Hochbunker Berlin#Evakuierung des Bunkers|Evakuierung des Bunkers]] == Datierungsproblem der Nachbetrachtung == Problematisch war bis in die Gegenwart, dass ein als unangefochtene Autorität und damit als zuverlässig gewerteter Autor – Rudolf Kerger, Bauabteilungsleiter der Reichsbahn (NbA/Neubau) und zuständig für die Wiederherstellung von Kanalboden und Tunnel – den Sprengungsvorgang auf den 2. Mai 1945 datierte und mit der minutengenauen Angabe – „7.55 Uhr" – eine ebenso nur behauptete Angabe machte.<ref group="Anm">Walter Schneider, zu diesem Zeitpunkt maßgeblich aktiv und kurz darauf Direktor der BVG, schrieb, dass er am 2. Mai erfuhr, dass das Wasser vom S-Bahntunnel im Bahnhof Friedrichstraße in die U-Bahn übergelaufen sei. Seine weitere Ausführung, dies sei auf die Sprengung am 2. Mai zurückzuführen, klingt in der Diktion folgsam. So als wollte er dazu noch ein weiteres Zeichen setzen, schrieb er, die Sprengung sei „7.45 Uhr“ erfolgt. Ein Untersuchungsinteresse sollte sich hier auf sein eigenes Erleben richten: dass das die Flut offensichtlich schon relativ früh am Tage, dem 2. Mai, in das U-Bahnsystem übergelaufen ist, was trotz der gewaltigen Wassermassen nur bei einer Sprengung am 1. Mai möglich gewesen sein kann.</ref> Der 2. Mai ist als Datum nicht belegt und wurde ursprünglich nur von einem Autor in der Nachkriegsliteratur behauptet. Der Autor – Rudolf Kerger – war zu diesem Zeitpunkt nicht in Berlin. (siehe: Abschnitt Datierungsproblem) Eingebracht sind hier insgesamt xy Darstellungen, die zweifelsfrei den 1. Mai 1945 für den Zeitpunkt des Trecks. Alle anderen Daten sind auszuschließen. == Fazit == Die Beweislage zum Treck im Nord-Süd-Tunnel lässt mit Sicherheit die Aussage zu, dass der Vorgang am 1. Mai 1945 stattfand. Es ist in Literatur und zeitnahen Presse-Darstellungen auch kein Versuch einer anderen Datierung festzustellen. Allerdings ist das Wissen (der Bevölkerung) über die Evakuierung des Anhalter Hochbunkers und zum Treck von Publizisten und Historikern nicht aufgegriffen worden. Da es zudem gesichert ist, dass beide Geschehnisse im Zusammenhang standen und der Flutung des Tunnels kurzfristig vorausgingen, ist es logisch, dass die [Sprengung im Landwehrkanal]] ebenfalls am 1. Mai 1945 stattfand. Dazu muss jedoch ergänzend eine eigene Nachweisführung stattfinden. Auch eine hohe Opferzahl ist in Folge der Beweislage gesichert. Der Versuch, die Anzahl der bei der Flutung umgekommen Menschen auf die nach fast einem Jahr im trocken gelegten Tunnel aufgefundenen Leichen zu beschränken, erscheint als eine ‚Bagatellisierung’. Bekanntlich schwimmen tote Körper und diese wurden Zeugenaussagen zufolge in hoher Zahl in den S-Bahnhofzugänge angeschwemmt. Auch die große Zahl der Schutzsuchenden im S-Bahn-System und die Gewalt des Wassereinbruchs ist verbürgt. Worin ein Interesse an einer „Vertuschung” des gesamten Vorgangs gelegen haben kann, ist jedoch nur im Zusammenhang einer Untersuchung zu der Verursachung möglich. == Forschungsgeschichte == Eine wissenschaftlich fundierte oder gar kompetent geleitete, institutionelle Forschung zum Vorgang ist nicht erfolgt. In den 1950er Jahren fand sich ein Kreis von Journalisten zusammen, der eine Artikelserie sicherte, sich aber schon bald wieder auflöste.(Q) 1992 wurde vom Bezirksamt Kreuzberg eine Broschüre beauftragt, in der literarische Erwähnungen, verschiedene Quellen und 24 Augenzeugenprotokolle zusammengestellt sind. In der Auswertung war die Autorin überfordert. Sie stellte jedoch fest, dass offensichtlich wichtige Akten als „nicht auffindbar” gelten und auch systematisch erscheinende Lücken in Archiven und Bibliotheken existieren.(Q) Eine früher im Archiv des Technikmuseums befindliche Akte sei entwendet worden.(Q) == Quellenlage == Ursprung der Unsicherheit in der Überlieferung ist der Ingenieur und Leiter des Neubauamtes (NbA) der Deutschen Reichsbahn, Rudolf Kerger, der ab Juni 1945 (?) mit der Wiederherstellung der Schadensstelle im Landwehrkanal und dem Auspumpen des Tunnels beauftragt war. Kerger, der ab Oktober 1945 nach der Teilabsenkung des Wasserspiegels „Pontonbootsfahrten” für Offizielle und Journalisten moderierte(Q) und 1947/1948 ausführliche Berichte in zwei Fachzeitschriften(Q) verfasste, galt von Anbeginn seiner Tätigkeit als Reichsbahnangestellter an als zuverlässig auch in seiner Darstellung der Sprengung selbst und ihrer Verursachung, obwohl „er seine Quellen nicht nennt”.(Q) Kerger bedient sich dabei auch rhetorischer Mittel: so beschreibt er die Detonation, als habe er sie selbst gesehen und merkt erst später an, dass seine Darstellung von (ungenannten) „Augenzeugen” stamme. Mittlerweile unhaltbar ist seine Angabe, die Sprengung sei „am 2. Mai um 7 Uhr 55” erfolgt. Aus der Präzision der Uhrzeitangabe wurde auch auf die Korrektheit der Datumsangabe geschlossen. „SS-Einheiten” als Verursacher erschienen Zeitgenossen und Historikern plausibel, so dass diese Benennung ebenfalls unhinterfragt verbreitet wurde. Auf die Frage nach der Anzahl der Opfer geht er in seinen Fachartikeln nicht ein, die Zeitungsartikel nach den Pontonboot-Erkundungen lassen rückschließen, dass Kerger als ‚Fahrtleiter’ die Anzahl der bei und nach dem Abpumpen noch vorgefundenen Leichen als Gesamtzahl der Opfer der Tunnelflutung ausgegeben hatte. Dabei wird auch häufig interpretiert, dass diese Leichen schon „vorher im Tunnel als Tote abgelegt” worden seien. Der für das Berliner Verkehrswesen zuständige „Senatsdirektor Fritz Kraft” konnte wenige Jahre später sogar behaupten, es sei „niemand ertrunken”. Rudolf Kerger sei nach dem Abschluss seiner Tätigkeit ‚nirgendwo mehr aufgetaucht’.(Q) Es gilt als nicht erlaubt, eine Quelle nur in Bezugnahme auf die Urheberschaft der Überlieferung (Herkunft) als falsch oder ‚unzuverlässig’ – oder als (besonders) zuverlässig – zu werten und damit ungeprüft auszuschließen oder zu bevorzugen: „Der informative Kern, der in einer Quelle enthalten ist, darf nicht angenommen oder verworfen werden allein aufgrund des Stammbaums.”<ref>Carandini: ''Zur Methode'' in: ''Die Geburt Roms'', 2002, S. 50.</ref> Es existiert keine von Kerger unabhängige Quelle, die den „2. Mai 1945” als Datum oder „SS(-Einheiten” als Verursacher benennt. Von Kerger unabhängige Quellen können insbesondere Darstellungen sein, die vor der Aufnahme seiner Deutungsaktivität – als Leiter der Pontonbootsfahrten – stammen oder Aussagen und Darstellungen liefern, die seinen Angaben widersprechen. Nur in diesem Zusammenhang ist eine seriöse, d.h. historisch-wissenschaftlich korrekte Prüfung des gesamten Vorganges akzeptabel. An diese Regel hat sich keine der bekannten Darstellungen oder Untersuchungen gehalten. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- === Quellendefinition === {Hauptartikel|Primärquelle und Sekundärquelle}} Das Begriffspaar '''Primärquelle/Sekundärquelle''' verweist unter anderem in der [Geschichtswissenschaft]] auf den Überlieferungszusammenhang von [Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quellen]] untereinander. Aus einer Sekundärquelle kann man erfahren, was in der (eventuell verloren gegangenen) Primärquelle stand. Von einer Primärquelle ist nur zu sprechen, wenn im betreffenden Zusammenhang Sekundärquellen behandelt werden, ansonsten wird einfach der Begriff Quelle verwendet. In der Geschichtswissenschaft trennt man scharf die [Quelle (Geschichtswissenschaft)|''Quellen'' im engeren Sinne]] von der modernen ''[Sekundärliteratur]]'', die Quellen oder andere Texte behandelt. Zu den vielen Arten, Quellen untereinander zu unterscheiden, gehört das Begriffspaar ''Primärquelle'' / ''Sekundärquelle'': Primärquellen sind oft, aber nicht unbedingt, Informationen von Augenzeugen oder schriftliche Berichte von am Geschehen Beteiligten. Sekundärquellen sind Berichte aus zweiter Hand, die ihrerseits Primärquellen zitieren. Eine Sekundärquelle dient dazu, etwas über den Inhalt einer (verloren gegangenen) Primärquelle in Erfahrung zu bringen. Stefan Jordan: „Als sekundäre Quelle bezeichnet man die sinngemäße Wiedergabe einer Quelle in einer anderen Quelle.“<ref>Stefan Jordan: ''Einführung in das Geschichtsstudium.'' Reclam, Stuttgart 2005, S. 57.</ref> Die Einschätzung als Primär- oder Sekundärquelle hängt eng mit der konkreten Überlieferungssituation zusammen. Wenn es dabei keine Sekundärquelle gibt, erübrigt es sich von einer Primärquelle zu sprechen, sondern einfach nur von einer Quelle. Das Begriffspaar Primärquelle/Sekundärquelle steht für sich und hat nichts mit dem Begriffspaar Quelle/Sekundärliteratur zu tun. Sowohl Primärquellen als auch Sekundärquellen sind schlicht ''Quellen''; unter ''[Sekundärliteratur]]'' wiederum versteht man die moderne Fachliteratur zu einem Thema. In der Geschichtswissenschaft wird auch das Begriffspaar Quelle und Darstellung verwendet. === Zeitzeugen === Ähnlich wie bei der mündlichen Aussage eines [Zeitzeuge]]n ist erst die schriftlich fixierte Beobachtung eines Forschers als Quelle in der Wissenschaft verwendbar. Problematisch sind ursprünglich mündlich tradierte oder auf Erinnerungen beruhende Quellen, die also auf mündlichen Aussagen beruhen und erst später schriftlich festgehalten wurden.<ref>[Johannes Fried]]: ''Der Schleier der Erinnerung. Grundzüge einer historischen Memorik''. C. H. Beck, München 2004.</ref> Quellen kann man auch nach der zeitlichen, personellen und sonstigen Nähe des Quellenschaffenden zum betreffenden Ereignis beurteilen. Es ist ein Unterschied, ob man ein Ereignis noch am selben Tage im Tagebuch beschreibt oder Jahre später in seinen Memoiren. === Sekundärliteratur === '''Sekundärliteratur''' bezeichnet [Fachliteratur|Fach]]- und [Sachliteratur]], die sich mit anderen Texten (die als '''Primärliteratur''' oder '''[Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quellen]]''' bezeichnet werden) wissenschaftlich auseinandersetzt. In der [Geschichtswissenschaft]] wird Primärliteratur traditionell als [Quelle (Geschichtswissenschaft)|Quelle]] bezeichnet, die analysierenden Darstellungen als [Fachliteratur]] oder Sekundärliteratur.<ref>Vgl. zusammenfassend etwa Peter Borowsky, [Barbara Vogel (Historikerin)|Barbara Vogel]], Heide Wunder: ''Einführung in die Geschichtswissenschaft''. 5. Auflage. Opladen 1989, S. 77 f.</ref> Für die [[Wissenschaftsgeschichte]] ist folgerichtig die Sekundärliteratur vergangener Zeiten als Quelle verwendbar. Beispiel: Das Werk eines berühmten Wissenschaftlers des 19. Jahrhunderts kann zu einer Quelle für den heutigen Historiker werden, der sich mit jenem berühmten Wissenschaftler beschäftigt. In der Geschichtswissenschaft ist außerdem von der Sekundärliteratur zusätzlich die [Sekundärquelle]] zu unterscheiden: Letztere bezeichnet eine Quelle, die darüber informiert, was in einer [Primärquelle]] zu finden gewesen wäre. === Belege in einer wissenschaftlichen Arbeit === Damit ein Historiker eine Quelle berücksichtigen kann, muss sie in einem Archiv oder einer ähnlichen Institution erschlossen sein. Die Erschließung von Quellenmaterial bedeutet, dass man das Material feststellt, eine Übersicht erhält und den Zugang ermöglicht. Durch eine Archivierung, Registrierung usw. wird es dem Erschließenden und anderen Interessierten möglich, das Material zu nutzen, nämlich zielgerichtet zu suchen und schließlich daraus zu zitieren. Eine Quelle ist unbedingt im Zusammenhang mit anderen Quellen zu verwenden und einzuordnen. Ein Quellenzitat in einer Darstellung darf sich nicht mit dem bloßen (ausgewählten) Quellentext begnügen; es muss begleitet sein von [Sachkommentar (Geschichtswissenschaft)|Sachkommentar]] und Interpretation. Quellenzitate beziehungsweise Aussagen, die auf einer Quelle beruhen, müssen in einer [Wissenschaftliche Arbeit|wissenschaftlichen Arbeit]] belegt werden, und zwar mit genauer Angabe darüber, wo die Quelle zu finden ist, also in welcher [Quellenedition]] oder welchem Archiv. In der Regel verwendet man dazu den [Anmerkung]]sapparat. zunächst die „ungedruckten Quellen“ und danach die „gedruckten“, wozu er nicht nur Quelleneditionen, sondern auch Memoiren, zeitgenössische Schriften und Jahrbücher rechnet. Letztere deswegen, weil sie als Quelle, nicht als Sekundärliteratur verwendet wurden. Danach nennt Havemann die durchgesehenen Zeitschriften (mit Laufzeit) und erst danach die „Darstellungen“ (die Sekundärliteratur). Am Ende der Arbeit erwähnt man – zusätzlich zum Anmerkungsapparat – die Quellen gesondert. Dabei kann man sinnvoll noch unterscheiden zwischen veröffentlichten und unveröffentlichten Quellen. Erst danach listet man in einem anderen Abschnitt die verwendete Sekundärliteratur auf. === Fundus === Recherchen zufolge existierten '''Akten''' zur Sprengung im Landwehrkanal (mit der Folge der Tunnelflutung) im Archiv der Reichsbahn, doch wurden diese 1992 einer Autorin laut ihrem Vorwort (ZITAT) nicht zur Verfügung gestellt. Nach der Auflösung des Archivs 1995 (es befand ich im Gebäude der [Reichsbahndirektion Berlin|Reichsbahndirektion]] in der Schöneberger Straße, das nach inoffiziellen Angaben ‚zwischen dem [Landesarchiv Berlin]] und der [Deutsche Bahn|Deutschen Bahn]] (DB) aufgeteilt wurde’, teilte das Archiv der Deutschen Bahn mit, dass eine diesbezügliche Akte nicht vorläge. Zwei Akten im Landesarchiv, die sich auf den Vorgang beziehen könnten, sind dort zwar registriert, waren bei Anforderung jedoch nicht auffindbar. (ZITAT). Auch im Verkehrsmuseum habe sich - nach Auskunft der Archivleitung - eine Akte zum Vorgang befunden (ob in anderer Form oder als Kopie, war nicht festzustellen), doch wäre diese irgendwann ‚verschwunden’. Diese Akten – falls sie noch existieren – wären als „Primärquellen” zu werten. Da nicht mit Sicherheit davon ausgegangen werden kann, das die „Akten” auch Informationen über die Flutung als Folgeereignis der Sprengung und damit auch zum Treck durch den Tunnel enthalten würden, muss eine Recherche grundsätzlich unabhängig davon angelegt werden. === Erwähnung des Trecks === Die Problematik der '''Primärquellen''' besteht darin, dass diese entweder nicht zugänglich sind oder – mit sehr wenigen Ausnahmen – in folge der Umstände der Kämpfe der Endphase nicht entstehen konnten. '''Sekundärquellen''', die einer zeitnahen journalistischen Berichterstattung zugeordnet werden können, existieren nicht, da unmittelbar im Zusammenhang mit den Kriegsendeereignissen in Berlin keine Medien mehr existierten, d.h., es fand keine Berichterstattung mehr statt. Es können somit allenfalls nachträglich – nach den Neu- bzw. Wiedergründungen – und damit Wochen später Berichte aufzufinden sein. '''Chronik der Presse-Gründungen''' nach der Kapitulation: * Die erste Zeitung erschien zwei Wochen nach dem Vorfall: Ab dem 15. Mai 1945 die „Tägliche Rundschau“ (TR) als 4-seitiges Mitteilungsblatt der sowjetischen Administration (SMAD). Nach anderer Quelle erschien die Zeitung schon ab dem 8. Mai 1945.<ref>Peter Kruse (Hrsg.): ''Bomben, Trümmer, Lucky Strikes'', 2004, S. 28(?).</ref> (Erwähnung des Trecks am 11. Juni 1945 im Artikel ''Wettlauf mit dem Tod'') * Ab 21. Mai 1945 erschien die „Berliner Zeitung“ (BZ) ebenfalls mit SMAD-Lizenz und mit 4 Seiten. Die BZ berichtete am 18. Juni 1945 erstmals zum Vorfall der Sprengung und Flutung des Landwehrkanals, der Treck wird dabei nicht erwähnt. * Ab 12. Juni 1945 erschien die Deutsche VolksZeitung (DVZ) als Organ der KPD, die Freie Deutsche Gewerkschaftszeitung des FDGB * Nach Einrichtung der Westzonen ab Juli 1945 wurden lizensiert: „Das Volk“ (DV), SPD, ab 7. Juli 1945; die „Neue Zeit“ (NZ), CDU ab 22. Juli 1945 und „Der Morgen“ (DM), LDP, ab 8. August 1945; alle durchwegs mit 4 Seiten. Sowie: * Die US-Heeresgruppenzeitung (HZ) als „Allgemeine Zeitung“ ab 8. August 1945, ab 18. Oktober 1945 als Offizielles Organ der amerikanischen Besatzungsmach die „Neue Zeitung“ (NZG). Die derzeit einzige schriftliche Primärquelle, die den Treck definitiv als einen von außen organisierten Vorgang benennt, ist ein Leserbrief vom 1. Mai 1946. * Der Tagesspiegel (TS) ab 27. September 1945 mit Lizenz der amerikanischen Militärregierung. * „Der Berliner“ (DB) (?). Die neu erschienenen Zeitungen<ref>Dieter Felbick: ''Schlagwörter der Nachkriegszeit'', Walter de Gruyter, Berlin, New York 2003. Ergänzt durch Streuinformationen.</ref> konzentrierten sich in erster Linie auf das Auswirkungen des militärischen und politischen Kriegsgeschehen (Besatzungsanordnungen / die Festnahme von Kriegsverbrechern) sowie auf alltägliche Probleme, insbesondere die Versorgungslage. Die Katastrophe im Nord-Süd-Tunnel rangierte unter Verkehrsprobleme, konkretes zum Vorgang schien mehr oder weniger als ‚bekannt‘ vorausgesetzt zu werden. Das ‚Grauen des Krieges’ und unmittelbare Folgen (z.b. Vergewaltigungen) wird in den ersten Monaten nicht thematisiert oder gar dokumentiert. Hinzu kam, dass das Zeitungspersonal offensichtlich nicht aus Berlin stammte und auch während der Endkämpfe und in den ersten Folgewochen nicht in der Stadt bzw. ‚vor Ort’ war. Es handelte sich durchwegs um junge Männer, die als Reporter oder in den Redaktionen Anstellung fanden und meist erst Wochen oder Monate später nach Berlin gekommen waren. Das führte dazu, dass die Presse erst im Zusammenhang mit der Wiederherstellung der Schadensstelle im Landwehrkanal und dem Auspumpen der Bahntunnels auf dieses Geschehen aufmerksam wurden: Die Reporter folgten Einladungen der Reichsbahn, etwa zu Pontonbootfahrten im Nord-Süd-Tunnel, die von dem zuständigen Leiter der Schadensbehebung, Rudolf Kerger, der ebenfalls erst nach Kriegsende nach Berlin kam, moderiert wurden. Artikel, die unter dem Einfluss der Moderationen Rudolf Kergers entstanden (ab September 1945), der von den Zeitungsleuten faktisch als „Primärquelle“ aufgefasst wurde, werden hier somit unter „Sekundärquellen“ geführt. Das gilt auch für erste Radiosendungen. In Bezug auf den Treck spielt dies jedoch keine Rolle, denn der Vorgang selbst scheint auch Kerger nicht bekannt gewesen zu sein (Andeutungen?) – es ging in seinen Äußerungen nur um die Opfer der Flutung, die geborgen wurden, nachdem der Tunnel wieder zugänglich war. Die Sprengung selbst beschreibt Kerger zwar so, als habe er sie selbst gesehen, doch flicht er später ein, dass sie von Augenzeugen stammen würden, auf die er jedoch keine Hinweise gibt. Hier ist er somit allenfalls als ‚Sekundärquelle’ zu werten. === Primärquellen === Als Primärquellen sind somit nur Berichte zu werten, die vor der Deutungsübernahme durch die Reichsbahn in Person von R. Kerger entstanden sind bzw. später ohne seine Einflussnahme geschrieben wurden: Bekannt ist hier ein Leserbrief vom 1. Mai 1946 in der Freien Deutschen Gewerkschaftszeitung (Siehe im Kapitel Datierung). Wichtig sind somit vor allem Zeitungsartikel, die „vor Kerger“ (vor September 1945) entstanden. Entscheidend für die Rekonstruktion des Geschehens sind neben späterer Literatur in erster Linie Zeitzeugenberichte, auf die in einem der folgenden Abschnitte gesondert eingegangen wird. === Sekundärquellen === Die Sekundärquellen ab September 1945 in der damaligen ‚Berliner Presselandschaft‘ fliessen unter den jeweiligen Sachkapiteln in die Darstellung ein. Eine, im Pressewesen der Nachkriegszeit einzigartige Darstellung zum Thema folgte 1952 in der Beitragsserie des Wochenmagazins ''Heim & Welt'', die sich auf die Darstellung eines (ungenannten) „Reichsbahners“ bezog. Zwar scheint auch hier dem Erzähler der Treck als organisierter Vorgang nicht bewusst geworden zu sein, doch erlebte er den Vorfall im Vorfeld und seinen Auswirkungen unmittelbar. An der Datierung in den letzten Teilen sind jedoch redaktionelle Manipulationen festzustellen, die offensichtlich Widersprüche zur Reichsbahn-Version vertuschen sollen. Die Darstellungen zur Katastrophe im Tunnel selbst berührt dies jedoch nicht. * '''Artikelserie in „Heim & Welt“, 1952''' Die Artikelserie (sechs Teile an sechs aufeinander folgenden Sonntagen im Februar und März 1952) wurde auf Grund ihrer Aufmachung (!) im allgemeinen nicht in Untersuchungen einbezogen. Eine Kopie der Artikelserie befindet sich im Landesarchiv Berlin. Dieser Bericht ist ein Beispiel für einen persönlich wertenden Umgang mit Quellen, denn er wurde als „reißerisch aufgemachter Boulevard-Bericht“ (Michael Braun: ''Nord-Süd-S-Bahn Berlin'', GVE 2008, S. 193) oder als „sensationsheischend“ (Karen Meyer, 1992) aus der Beweisführung so gut wie ausgeschlossen und nicht zu einer Verifizierung herangezogen und somit geprüft, sondern letztlich ignoriert. Dabei bezog sich eine ‚spektakuläre‘ Darstellung allenfalls auf den Titel und einige Teilüberschriften, der Bericht selbst ist sachlich (wobei Persönliches hier nicht wiedergegeben zu werden braucht) und wertvoll, da der Erzähler Reichsbahner im Tunnel war und viele (somit auch überprüfbare) Angaben macht und sich durch Detailkenntnisse als zuverlässig ausweist.<ref group="Anm">Hier gilt ein Grundsatz der historischen Wissenschaft: Einzelne, in der Nachbetrachtung als „falsch“ gewertete Angaben denunzieren nicht die gesamte Quelle. Es kommt in der Nachbetrachtung nicht zuerst auf eine Wertung der „Zuverlässigkeit“ oder „Glaubwürdigkeit“ von Autoren oder Zeugen an (und dies dann als Selektionskriterium), sondern auf den informellen Gehalt von Darstellungen. Quellen werden geprüft (verifiziert), eine Einschätzung der überliefernden Person durch den Historiker bietet allenfalls Ergänzungen oder Hinweise auf Motivlagen.</ref> Der Bericht ist in seiner Datierung bis zum 29. April 1945 zuverlässig, danach ‚verwischt‘ er die zeitliche Abfolge und erscheint manipuliert. Bemerkenswert ist jedoch, dass sich im Fliesstext ein ‚Kasten‘ mit einer weiteren Zeugenaussage befindet, die im Widerspruch zum ‚Fliesstext‘ steht und in der sich korrigierende, verifizierbare Daten befinden. Zitiert werden in der Folge nur die verifizierbaren Darstellungen. Zweifel an genereller Glaubwürdigkeit sind nach Prüfung unberechtigt. === Literatur === Der Treck ist als organisiertes Ereignis in der Berlingeschichte, der Kriegs- als auch der Fachliteratur ebenso wie die unmittelbar vorangegangene Evakuierung des Anhalter Hochbunkers bis 2004 nicht festgestellt oder gar beschrieben worden. * '''Buchband „Die Flutung des Berliner S-Bahn-Tunnels“, 1992''' 1991 wurde die wissenschaftlicher Mitarbeiterin der xy, Karen Meyer, von der Abgeordnetenversammlung des Bezirks Kreuzberg beauftragt, den Gesamtvorgang von Sprengung und Flutung zu untersuchen und schrieb: „Bei den vielen Menschen, die im Laufe des 1. Mai 1945 durch den S-Bahn-Tunnel nach Norden gelaufen sind, handelte es sich zum großen Teil um Alte, Frauen und Kinder aus den naheliegenden Wohngebieten, die zuvor im Hochbunker am Anhalter Bahnhof gehaust hatten. Am 1. Mai 1945 (einige Berichte sprechen vom 30.4.) ließ die SS den Bunker von ZivilistInnen und Verletzten räumen und erklärte ihn zum ‚Kampfbunker‘.“<ref>Karen Meyer: ''Die Flutung des Berliner S-Bahn-Tunnels.'' Hrsg.: Kunstamt Kreuzberg, GVE, Berlin 1992, S. 24.</ref> Die Autorin bekommt Probleme mit ihrer Darstellung, da sie bemüht ist, den Vorgang zeitlich vor der Sprengung des Landwehrkanals anzusiedeln. Das geht soweit, dass sie Zeitzeugen unterstellt, sie wären durch Wasserpfützen gelaufen und hätten deswegen gemeint, bei der Flutung dabei gewesen zu sein. * '''Buchveröffentlichung „Im Bunker“, 2004''' [[File:Stromaggregat im Anhalter Hochbunker.png|mini|Stromaggregat des Hochbunkers (Aufnahme 2014)]] Von Anfang bis Ende detailliert beschrieben wurden Bunkerräumung und Treck von Waltraur Süßmilch, einer der damals Beteiligten, in ihrem 2004 veröffentlichten Buch ''Im Bunker''<ref>Waltraut Süßmilch: ''Im Bunker.'' Ullstein Verlag, Berlin 2004.</ref>, die auf eigene Aufzeichnungen zurückgreifen und diese auch mit Uhrzeitangaben versehen konnte. Am Tag vor der Räumung fiel das Stromaggregat im Anhalter Hochbunker nach dem Verbrauch des letzten Treibstoffvorats aus – und damit nicht nur die Beleuchtung, sondern vor allem die Lüftung. Die Temperatur im Bunker stieg kontinuierlich an. Die Bunkerinsassen wurden nach der folgenden Nacht um 4 Uhr früh von Lautsprecherdurchsagen geweckt und erhielten die Anweisungen zur Räumung. Etwa zwei Stunden später setzte sich der Menschenzug durch Gänge zur S-Bahnstation Anhalter Bahnhof in Bewegung. Die Zeitzeugin, die sich nach eigener Einschätzung relativ weit vorn im Treck befand (sie befand sich vor der Evakuierung bereits auf einer Treppe zum Ausgang hin), versah ihre Notizen auch im weiteren Verlauf mit Uhrzeitangaben. Das genaue Datum war ihr nicht bekannt. Dieses Protokoll gleichsam aus dem ‚Inneren des Marsches‘ beschreibt zahlreiche Einzelheiten, die als wichtige Informationen für Ortsverhältnisse und den Ablauf hier verzeichnet sind. > Hauptartikel: [Anhalter Hochbunker Berlin#Evakuierung des Bunkers|Evakuierung des Bunkers]] === Zeitzeugenberichte === Die beiden ausführlichen Veröffentlichungen von Karen Meyer und Waltraut Süßmilch behandeln die Lage vor, während und nach dem Wassereinbruch in das S-Bahnsystem. Während Waltraut Süßmilch als Zeitzeugin veröffentlichte, die sich auf ihr damals geschriebenes Tagebuch als Primärquelle beziehen kann, wertete Karen Meyer Aussagen von 24 Zeugen aus, die sich über Artikel im ''Tagesspiegel'' und der ''Berliner Morgenpost'' meldeten Q. Die Aussagen liegen nicht im Wortlaut vor, sondern in von der Autorin zusammenfassend erstellten Protokollen.<ref group="Anm">Die Aussagen sind im Buchband als vollständige Protokolle abgedruckt (Seiten 47-55). Die Protokolle in Kopie der Urschrift befinden sich in der Akte ''Gedenktafeln in Kreuzberg, Sozialraum II, Kbg SW''. Veröffentlicht hat die Autorin lediglich 23 Aussagen, die nicht veröffentlichte Aussage befindet sich in der genannten Akte zur Buchproduktion im Friedrichshain-Kreuzberg-Museum (FHXB). Die fehlende Aussage ist hier im Beitrag veröffentlicht.</ref> In anderer Literatur verstreut existieren weitere Zeugenaussagen. Eine Vielzahl der Aussagen lassen sich über Beschreibungen besonderer Teilereignisse oder Aspekte ‚querverifizieren‘ und damit ließ sich häufig auch die Datierung ermitteln. Nicht alle der 23 in ''Die Flutung'' abgedruckten Zeugenaussagen sind hier wiedergegeben – nur diejenigen, die sich (im weitesten Sinne) auf den Treck und die Opfer der Flutung beziehen. Die xy hier nicht wiedergegebenen Aussagen beziehen sich auf ... Im Kapitel „Dokumentierung“ sind die übrigen Zeitzeugen-Protokolle (mit unbedeutenden Kürzungen) aufgeführt, die sich nicht auf den Treck oder die Opfer beziehen. Dies ist erforderlich, da im Band „Die Flutung“ (K. Meyer, 1992) ein Protokoll fehlt und es deshalb angezeigt ist, alle 24 Protokolle anzuführen, um die fehlende Aussage zu isolieren. Vollständig befinden sich alle 24 Protokolle in der genannten Akte im Friedrichshain-Kreuzberg-Museum (FHXB). == Dokumentation == * '''Zeugin 'Frau Kr.''': „Das sei seinerzeit auch die herrschende Auffassung unter der Bevölkerung gewesen, daß die Flutung auf die Russen zurückfiele.“<ref>(KM, 55). Zu dieser Auffassung lassen sich jedoch keine Anhaltspunkte finden. </ref> * „'''Zeugin Frau T.''' war Reichsbahnangestellte am Schöneberger Ufer. Später ist sie Oberinspektorin bei der Reichsbahn geworden. Sie kann sich daran erinnern, daß bei Besprechungen in der Reichsbahndirektion immer die Rede von der ‚Öffnung der Ventile‘, nie aber von einer Sprengung gewesen sei.“ (KM, 55). == Ergänzende Berichte und Aussagen == * '''Zeugin Frau Re.''' „hat die letzten 14 Tage im Bunker am Anhalter Bahnhof (in dem sich fast ausschließlich Frauen und Kinder befanden) verbracht. Sie war damals 35 Jahre alt. Sie erzählt, daß sie am Morgen der letzten Nacht, die sie dort waren, durch Gebrüll geweckt wurden. [...] über Lautsprecher ertönte die Anweisung, den Bunker zu räumen. [...] Auf dem Weg zum Tunnel war zunächst alles trocken. Auf der Höhe von Unter den Linden konnten sie einen Bombentrichter sehen, dort war auch Wasser im Schacht. Die begleitenden Soldaten befahlen, da durchzugehen und verhinderten, daß jemand den Schacht verließ, wegen des Wassers seien sie dann teilweise auf den Stromabnehmern balanciert. Dann seien sie auf eine Panzersperre gestoßen. In der Invalidenstraße bei der ‚Maikäferkaserne‘ haben sie den Tunnel verlassen. [Ab Bahnhof Friedrichstraße handelte es sich um den U-Bahnschacht, in den der Treck umgeleitet wurde] Dann sei sie zum Stettiner Bahnhof gegangen, wo ganz viele Menschen lagerten. Dort schlief sie noch eine Nacht. Am kommenden Morgen wurden sie von Soldaten aufgefordert herauszukommen, der Krieg sei vorbei. Frau Re. erinnert sich daran, daß Menschen, die erst nach ihnen den Tunnel durchquert hätten und mit denen sie am Stettiner Bahnhof gesprochen hätte, von einer großen Detonation erzählten.“<ref group="Anm">Zur ''Zeugin Frau Re.'' (KM, 53): Die Beschreibung weckt den Eindruck, dass sich die Zeugin weit vorne am Anfang des Trecks befand. Benannt wird ein externer Wassereinbruch vor dem Bahnhof Unter den Linden. Die Erzählung ist lückenhaft – Bahnhof Friedrichstraße fehlt. Das anfliessende Wasser, von dem W. Süßmilch berichtet, hat sie vermutlich nicht erlebt. Man bedenke, dass der Treck aus 10.000 Menschen bestand, die ersten (vor Bahnhof Friedrichstraße) nicht mehr berührte und die letzten erfasste. W. Süßmilch berichtet, dass im Stettiner S-Bahnhof Nachzügler eintrafen, die berichteten, „sie hätten stellenweise schwimmen müssen“ (230).</ref> * Die ''Zeugin Frau Bo.'', Jahrgang 1911, befand sich „die letzten Kriegstage [...] im Keller vom Postamt (am Anhalter Bahnhof) [..] Sie erinnert sich daran, am 2. Mai den Keller verlassen zu haben, weil Wasser hineingelaufen ist.“ (Allmählicher Überlauf über einen Gang von der S-Bahnstation aus?). (KM, 48). * Die '''Zeugin Frau Bu.''', damals 24 Jahre alt, „berichtete, daß sie [..] in einen ‚Hängebunker‘ der in den S-Bahn-Schacht hineinragte, gegangen sei. Der Bunker habe sich etwa in der Mitte der Saarlandstraße [heute: Stresemannstraße] befunden, etwas näher an Anhalter Bahnhof als am Potsdamer Platz. [...] Am 2. Mai vormittags seien Russen in den Bunker gekommen und hätten zur Räumung des Bunkers aufgefordert.“ (KM, 49). * „'''Frau Br.''' war im Tunnel am Anhalter Bahnhof, dort wo ein totes Gleis ist<ref group="Anm">Gemeint ist hier „der begonnene Stollen für die geplante Linie zum Görlitzer Bahnhof. Es gibt ihn immer noch, abzweigend am Nordende des Bahnhofs.“ (Schreiben Dr. E. Münzel v. 13. November 1996 an die Autorin Karen Meyer, FHXB, Akte zum Buch).</ref>, drunter hat sich ein Werkstattraum von Siemens befunden, in dem sie mit Mann, Kind und Leuten von der Güterabfertigung war.“ Nach etwa 10 Tagen kamen Russen und forderten sie zum Herauskommen auf. „Bald darauf sei Wasser gekommen, das schnell hüfthoch anstieg. [...] Als sie den Tunnel verlassen hatten, war der Krieg zuende.“ (KM, 48 f.) * Die Situation kennzeichnet auch der '''Zeuge Herr K.''', der mit der Befragerin K. Meyer wegen Widersprüchlichkeiten zweimal im Gespräch war. Der Blick auf die Aussagen lässt den Schluss zu, dass er – da er das Flutungsgeschehen unbedingt auf den 2. Mai datieren wollte – vor allem deshalb mit seiner Erlebnischronik mehrfach in Verwirrung geriet. Da er jedoch „Reichsbahner im S-Bahn-Schacht [..., der] kurz vor dem 20. April 1945 einen provisorisch eingerichteten Arbeitsplatz im S-Bahntunnel Anhalter Bahnhof bezogen hatte“, war, müssen auch seine Aussagen auf Substanz geprüft werden: Er wäre „schon vor Kriegsende mit den Kollegen Richtung Norden durch den Schacht gegangen.“ Am Potsdamer Platz „wäre auch noch der Gefechtsstand einer Panzerdivision gewesen. [...] Später sei man zur Friedrichstraße gelaufen und dort zur Oberfläche gelangt.“ Von dort habe er den unmittelbaren Schauplatz des Gemetzels an der Weidendammer Brücke [Ausbruchsversuch in der Nacht vom 1. Mai auf den 2. Mai] gesehen. „Den vielen sowjetischen Soldaten hätten sie sich als Eisenbahner ausweisen und den Weg fortsetzen können.“ (KM, 51 f.). * Die '''Zeugin Frau J.''' (KM, 51), damals 26 Jahre alt, gab zu Protokoll, sie habe sich in einem S-Bahnzug zwischen Anhalter Bahnhof und Potsdamer Platz befunden: „Am 30. April seien an ihnen die Frauen und Kinder aus dem geräumten Bunker am Anhalter Bahnhof vorbeigelaufen. [...] Am 1. Mai habe sie gehört, daß Hitler tot sei. In der darauf folgenden Nacht seien sie durch den Tunnel nach Norden gelaufen. Am Bahnhof Unter den Linden habe knöcheltiefes Wasser gestanden, es sei sehr glitschig gewesen. Am Bahnhof Friedrichstraße habe sie erfahren, daß man nicht mehr weiter gehen könnte. Am Bahnhof und im Schacht waren noch ganz viele Menschen, Zivilisten, aber auch Volkssturm. Im Laufe des [nächsten] Vormittags bis etwa gegen Mittag hätten sie den Bahnhof verlassen können. Bis zur Mittagszeit habe es auch noch Beschuß gegeben, dann sei die Kapitulation da gewesen.“<ref group="Anm">(KM, 55). Die ‚vielen Menschen im Schacht‘ werden sich im U-Bahnschacht befunden haben. Die Befragerin K. Meyer hatte hier nicht ‚nachgehakt‘. Die Zeugin hat zu Beginn der Protokollierung eine offensichtlich falsche Datumsangabe gemacht – „Am 30. April seien an ihnen die Frauen und Kinder aus dem geräumten Bunker am Anhalter Bahnhof vorbeigelaufen.“ Wenn in ihren Angaben eine ‚Verschiebung‘ um einen Tag angenommen wird, lassen sich die Aussagen verifizieren.</ref> Merkwürdig ist die Darstellung eines Zeugen, der eine völlig andere ‚Geschichte‘ beschreibt, für die sich in anderen Quellen und der Literatur keine Anhaltspunkte finden lassen: (ungekürzt): „''' Zeuge Herr A.''' war damals 16 Jahre alt, aktiver Offiziersbewerber und diente als MG-Schütze in einer Kompanie, die aus Polizei, Arbeitsdienst und fronterfahrenen Soldaten bestand. Er erzählte, daß er sich Ende April 1945 im Anhalter Bahnhof aufhielt und durch einen Hüftschuß leicht verwundet war. In der nacht vom 1. zum 2. Mai kam ein Rückmarschbefehl zum Durchbruch nach Oranienburg zur Vereinigung mit der Armee Wenck. Der Abmarsch durch den Tunnel in Richtung Norden erfolgte sehr geordnet. vorweg gingen die Militärs, in der Mitte die Zivilisten und am Ende die Verwundeten. Einige Wagen mit Verletzten haben sie die Gleise entlang geschoben. Bis auf eine kleine Wassereinbruchstelle in der Mitte des Weges war der Tunnel trocken. Unter den Linden trafen Leute von der Reichskanzlei zu dem Troß und brachten die bis dahin bestehende Ordnung völlig durcheinander. Unterwegs wurde ihnen durch die Noteinstiege von oben durch Angehörige des NKFD (Nationalkomittee Freies Deutschland) immer wieder zugerufen, daß sie aufgeben sollten, da Berlin kapituliert habe. Im Tunnel hätten bisweilen ein paar Tote gelegen. Am Bahnhof Friedrichstraße verließen sie den Schacht. Weiter ging es nicht, da die Schotten der Spreeunterfahrung geschlossen waren. Friedrichstraße stiegen sie nach oben, wo sie von sowjetischen Soldaten gefangen genommen und sehr anständig behandelt wurden. Das war am Nachmittag des 2. Mai. Vor allem an der Weidendammer Brücke, wo sich eine Panzersperre befand, bot sich ihnen ein entsetzliches Bild von Erschossenen und Verbluteten, die dort lagen. A. zweifelt gänzlich an der Sprengung der Tunneldecke. Er begründete den Wassereinfluss mit kleineren Schadensstellen, durch die der Schacht sehr allmählich vollgelaufen sein könnte. Er konnte sich keinen militärischen Sinn einer Sprengung durch deutsche Kräfte vorstellen.“ (KM, 47 f.). „'''Zeuge Herr J.''' (KM, 52) war seinerzeit 15 Jahre alt und beim Volkssturm. Er hat die letzten Kriegstage in der ‚Zitadelle‘ verbracht [der innerste Verteidigungsbereich um Führerbunker und Reichstag im Spreebogen], unter anderem im [[Hotel Adlon]] gehaust. In der Nacht vom 1. zum 2. Mai hat seine Einheit Befehl gehabt, sich unterirdisch im U-Bahn-Schacht gegen Norden durchzuschlagen, um sich mit der Armee Wenck vor Oranienburg zu vereinen. Am Morgen des 2. Mai habe eine so enorme Druckwelle den Tunnel erschüttert, daß die Menschen gedacht hätten, er stürze über ihnen ein. Am Nordbahnhof (Stadion der Weltjugend) [Stettiner Bahnhof] habe er den Tunnel verlassen und sei von den Sowjets gefangen genommen worden. Das sei am Morgen des 2. Mai um 9.30 Uhr gewesen.“<ref group="Anm">(KM, 51) yx </ref> '''Zeugin Frau W.''' (KM, 54) „war Schwesternhelferin. Ende April war sie im S-Bahn-Tunnel. Auf dem Weg vom Anhalter zum Stettiner Bahnhof (den sie nicht datieren kann), sah sie ein etwa 1,5 Meter großes Loch in der Tunneldecke, durch das Wasser einströmte. Als sie am Stettiner Bahnhof ankam, wurde sie von den Russen gefangen genommen. Später habe sie immer wieder gehört, daß der Tunnel absichtlich geflutet worden wäre.“ (Keine verifizierbaren Angaben). == Anmerkungen == <references group="Anm" /> xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx == Textverschub == === Quellenlage === Die tatsächliche Quellenlage blieb jahrzehntelang durch zwei Veröffentlichungen 1946 und 1947 verdeckt, da die Berichte eines Autors und Angestellten der Deutschen Reichsbahn in zwei Fachzeitschriften von Journalisten und Historikern zumeist als wahrhaftig eingeschätzt und somit bis in die jüngste Vergangenheit weiterverbreitet wurden. Dabei unterblieben Recherchen in Quellen der unmittelbaren Nachkriegszeit wie in den ab Juni 1945 wieder oder neu erschienenen Zeitungen oder bei den Vorgang indirekt thematisierenden Einrichtungen, etwa Bestattungsämtern. Unklar ist nach wie vor die Quellenlage im Reichsbahnarchiv, da dessen Bestand nach der Aufteilung 1993 zu Händen der Deutschen Bahn und dem Landesarchiv Berlin für die Öffentlichkeit nicht eindeutig bestimmbar ist. Akten sind nicht zugänglich bzw. nach wie vor „nicht auffindbar“. (Beispiele?). Die Autorin, die 1992 vom Bezirksamt Kreuzberg mit einer Untersuchung beauftragt worden war, schrieb: {{Zitat|Da sind Akten verschwunden oder nicht wieder auffindbar, Bücher stehen an den falschen Plätzen und Quellenangaben sind unrichtig oder fehlen ganz. Es gab Momente, in denen wir schon System dahinter vermuteten – als gäbe es jemanden, der gezielte Nachforschungen unterbinden wollte. Wie sonst ließe sich erklären, daß grundlegende Akten des Landesarchivs zur Flutung dortselbst unauffindbar sind? Daß in einem Buch mit über 100 korrekt nachgewiesenen Abbildungen ein Nachweis ausgerechnet für jene zwei Fotos fehlt, die den gefluteten Tunnel von innen zeigen. Oder daß bei einem gebundenen Zeitschriftenjahrgang die Ausgabe fehlt, in der über die Tunnelflutung berichtet wird?|Karen Meyer: ''Die Flutung des Berliner S-Bahn-Tunnels.'' 1992, S. 7 f.}} === Manipulationen === Die Informationen zum Vorgang, die sich in der Nachkriegsliteratur durchgesetzt haben, stammen ausnahmslos vom Autor der Sachberichte 1946/47, der Wiederherstellung der Schadensstelle der Sprengung im Landwehrkanal leitete und auch das Auspumpen des Tunnels beaufsichtigte. Neben den umfassenden und detaillierten Darstellungen zum technischen Prozess der 1945 nicht einfachen Schadensbeseitigung, die ihm offensichtlich generelle Glaubwürdigkeit verliehen, macht er auch Angaben zum Datum von Sprengung und Flutung sowie zur Verursachung, die seitdem die Darstellungen in der Literatur bestimmen. Im Vergleich mit früh(er)en und indirekten Quellen stehen die Angaben des Angestellten der Reichsbahn und Fachautors im Widerspruch und können im Zusammenhang der mittlerweile nachweisbaren Tatsachen als manipuliert gewertet werden. Gerade auch deshalb, weil Rudolf Kerger es besser wissen musste. Heute fallen auch rhetorische Mittel auf – so beschreibt er die Sprengung so, als habe er sie selbst miterlebt, wobei er sich im Text erst später auf „Augenzeugen“ beruft, die er jedoch nicht nennt. Zum andern gelang es ihm, während des Auspumpens des Tunnels im Sommer 1945 Reporter zu überzeugen, dass die gesamte Opferbezahl identisch mit der Anzahl der Leichen gewesen sei, die man dabei aufgefunden habe bzw. die bis zur Trockenlegung nach einem dreiviertel Jahr noch aufgefunden wurden – in der Summe 92 Tote, die aber zumeist bereits vor der Flutung dort ‚tot abgelegt‘ worden seinen.(Q) Dabei wurde unterschlagen, dass in den beiden Wochen (nach Zeitzeugenberichten) nach der Flutung unzählige Leichen aus den S-Bahn-Zugängen geborgen wurden. Die Autorin Karen Meyer, die 1992 im Auftrag des Bezirksamtes Kreuzberg ihre Veröffentlichung vorlegte, passte ihre Untersuchung den Angaben Kergers an, indem sie widersprechende Quellen in ihrer Argumentation ignorierte oder ausschloss und eine ihr wohl besonders ‚unpassende‘ Zeitzeuginnenaussage sogar unterschlug. Diese Aussage befindet sich in der Akte zur Buchproduktion<ref>Die Akte befindet sich im Archiv des Kreuzbergmuseums in Berlin.</ref>, fehlt aber in der Veröffentlichung. === Ausweichende Darstellungen === Einige – insbesondere ausländische – Autoren in der Literatur zum Kampf um Berlin (Cartier, Ryan, xy), die vermutlich Widersprüche feststellten, vermeiden die genaue Terminierung der Sprengung und Tunnelflutung mit der Formulierung „Anfang Mai 1945“ und bezeichnen – wie generell spätere Zeitungsartikel – das Geschehen als „unaufklärbar“. (Dannenbaum, Morgenpost). Auf diese Wertung scheinen sich Geschichtsschreibung und die Berichterstattung zu den jeweiligen Jahrestagen, insbesondere in Berlin selbst, geeinigt zu haben. In älteren Literatur und in einer Zeitschriftenserie gibt es Darstellungen, die das falsche Datum „2. Mai“ nennen, aber gleichsam zwischen den Zeilen implizite Kritik äußern bzw. die Manipulation nur mit Mühe verschleiern können.<ref Group="Anm">Auf diese Quellen wird an entsprechender Stelle eingegangen.</ref> == Die Sprengung im Landwehrkanal == === Hintergrund === Bereits seit Ende Januar 1945 stand die Sowjetarmee an der Oder, doch wurden ausdauernde Kämpfe um Brückenköpfe geführt – vor allem beim [Kampf um Küstrin|Küstrin]] – und die Weite des seit der [Weichsel-Oder-Operation|Weichseloffensive]] im Januar 1945 eroberten Raumes sowie das harte Klima erschwerten die Logistik der Sowjetarmee. (So war die Spurweite der Eisenbahnen verschieden und musste umgebaut werden). Zudem hatte [Josef Stalin|Stalin]] nun keine Eile mehr, denn er stand bereits nahe der deutschen Reichshauptstadt und die Westalliierten konnten erst im März 1945 über den Rhein setzen. Sie durchquerten Westdeutschland jedoch recht schnell, so dass am 16. April auch der russische Angriff auf Berlin begann. Nach dreitägigen Kämpfen im Vorland waren die östlichen Vorstädte erreicht und der Beschuss der Innenstadt setzte ein. Der S-Bahnverkehr im Nord-Süd-Tunnel wurde am 21. April eingestellt. Am 25. April 1945 war Berlin eingeschlossen und die Heeresgruppen der sowjetischen Feldmarschälle [Georgi Konstantinowitsch Schukow|Schukow]] und [Iwan Stepanowitsch Konew|Konew]] näherten sich konzentrisch dem Regierungsviertel. Im Süden bildete der Landwehrkanal die letzte geschlossene Verteidigungslinie. Das Umfeld des Anhalter Bahnhofs, das mit seinen komplexen Anlagen für die Verteidigung Berlins hinter der Linie des Landwehrkanals eine Schlüsselstellung einnahm, geriet mit der Ankunft russischer Panzer am Kanal am 27. April 1945 in die unmittelbare Kampfzone. Dennoch drängten sich im Bahnhof und seinem Untergrund sowie dem benachbarten Hochbunker eine große Zahl von Zivilisten zusammen, deren Wohnungen und Keller nach dem Artilleriebeschuss keinen Schutz mehr boten und die diesen in den Mauern des „Anhalter“ suchten. [[File:Bundesarchiv B 145 Bild-P054491, Berlin, Ruine des Anhalter Bahnhofes.jpg|mini|Anhalter Bahnhof 1951]] === Umfeld Anhalter Bahnhof === Der Anhalter Bahnhof und sein riesiges [Anhalter Bahnhof#Güterbahnhofsgelände|Güterbahnhofareal]] im Süden sowie die Gleisanlagen des direkt vorgelagerten Geländes boten wie Eisenbahnanlagen generell gute Verteidigungsmöglichkeiten. Zum andern waren der Monumentalbau des Anhalter Bahnhofs und seine ausgedehnten unterirdischen Anlagen sowie der dortige Anhalter Hochbunker Orte, die Schutz bieten konnten und so zogen Tausende von Berlinern in seine Richtung, auch wenn er durch den Luftangriff vom [Westalliierte Luftangriffe auf Berlin#3. Februar 1945|3. Februar 1945]] oberirdisch schon zur Ruine geworden war. Die vielen Menschen ermöglichten jedoch keine Nutzung des Bahnhofs als militärisches Abwehrzentrum. === Überquerung des Landwehrkanals === * Am 26. April 1945, abends wurden Brücken über den Landwehrkanal gesprengt - unmittelbar wahrgenommen von der Zeugin W. Süßmilch (damals Waltraut Weise): die Großbeerenbrücke, die Brücke am Halleschen Tor und die Zossener Brücke. Die Sprengungen führte ein mobiles Wehrmachtskommando aus.<ref group="Anm">Die Autorin gibt in ihrem Buch 2004 hierzu kein Datum dazu an, da sie es 1945 nicht kannte, doch ist ihre Beschreibung der folgenden Tag/Nacht-Wechsel eindeutig und lückenlos, so dass sich über das anderweitig auch nachweisbare Sprengungsdatum der Brücken ihre Darstellung hier bereits zeitlich initialisieren lässt. Der Tag darauf – das Kapitel „Erster Tag im Bunker“ der Autorin – war somit der 27. April 1945. (Waltraut Süßmilch: ''Im Bunker.'' Ullstein Verlag, Berlin 2004, S. 110 ff.) Zum weiteren Abgleich der Protokolle der Autorin siehe: [Anhalter Hochbunker Berlin#Datierung der Vorgänge im Bunker]].</ref> [Datei:Südportal S-Bahntunnel Berlin.jpg|mini|Südöstliches Tunnelportal (Februar 2014)]] * Der '''Zeuge Herr H.''' „berichtet, daß er am 27.4. erste russische Panzer am Halleschen Ufer gesehen hat.“ Im Anhalter Bahnhof „kam er zu einem Spähtrupp mit dem er im Tunnel gen Süden ging. Er mußte mit einem MG bewaffnet den Tunnelausgang (Tunnelmund) bewachen. Er hat nicht gesehen, daß Sowjets versucht hätten, in den Tunnel einzudringen.“<ref group="Anm">(''Zeuge Herr H.'', ''Flutung'', S. 49 f.) Die Befragerin K. Meyer hakte nicht nach, um welchen der beiden südlichen Tunnelausgänge es sich gehandelt hat.</ref> Die im Laufe des 27. April 1945 am Landwehrkanal eintreffenden sowjetischen Truppen bereiteten sich am 28. April auf den Kanalübergang vor – der Tag wurde deutscherseits in der Region als ‚Feuerpause‘ empfunden und die Angreifer setzten am 29. April hauptsächlich über das Stahlskelett der Hochbahnruine Möckernstraße und einen Rest der Großbeerenbrücke über das Wasserhindernis. Am 30. April soll die Ruine des Anhalter Bahnhofs und der [Askanischer Platz|Askanische Platz]] bereits sowjetisch kontrolliert gewesen sein. Die Lage blieb dort jedoch unübersichtlich, da die russischen Truppen auch große Ansammlungen von Flüchtlingen (wie im Anhalter Eisenbahnhof) mieden. Der Hochbunker war den Russen nicht zugänglich und wurde unter Dauerbeschuss genommen, da er als Teil des Verteidigungssystems galt. Die Lage veränderte sich oberirdisch am 30. April nicht wesentlich, da die Sowjets von dem hartnäckig verteidigten Luftwaffenministerium (heute Bundesministerium für Finanzen) aufgehalten wurden. === Endkampf und Kapitulation === Am 1. Mai 1945 hatten sich die Frontlinien fast aufgelöst und es wurde mit einer sich nochmals steigernden Intensität in der ganzen Innenstadt gekämpft. Unterirdisch fand zu dieser Zeit der Treck durch den Nord-Süd-Tunnel statt, die Wahrnehmung der Zeugen von den oberirdischen Kämpfen und des „Flammenmeeres“ ist einhellig. In der Nacht gaben die deutschen Gruppen den Kampf weitgehend auf – der Kommandeur, [Helmuth Weidling|General Weidling], suchte und fand Verbindung zu den Sowjets. Verhandlungen wurden auch von Insassen des Führerbunkers versucht, doch besaß nur Weidling Befehlskompetenz und wurde damit von den Sowjets als Verhandlungspartner akzeptiert. In der Nacht gab es zahlreiche Ausbruchsversuche deutscher Gruppen und dazu im Nachhinein auch Berichte über die Lage im Bahnhof Friedrichstraße. Weidling gab an, dass er die Kampfeinstellung bereits kurz nach Mitternacht angeordnet habe. Die Kapitulation war um 6 Uhr früh fest vereinbart und wurde ab diesem Zeitpunkt durchgeführt. Auch die sowjetischen Truppen hatten auf Anordnung des Generals Tschuikow das Feuer bereits eingestellt. Vereinzelte Kämpfe („Schießereien“) gab es in der Folge nur noch im vom Zentrum abgelegenen Bereichen und damit auch nicht im Bereich des (oberirdischen) Raums des Nord-Süd-Tunnels. Insbesondere Artillerie wurde nicht mehr eingesetzt. > Hauptartikel: [Schlacht um Berlin#Kapitulation 2. Mai 1945|Kapitulation 2. Mai 1945]] === Flutung der U-Bahn === Die Flutung des Nord-Süd-Tunnels setzte sich in der Nacht des 1. Mai auf den 2. Mai 1945 in das U-Bahn-System fort. * '''Berliner Zeitung''' vom 18. Juni 1945: „Kurz vor der Beendigung der Kämpfe in Berlin [..] wurde durch Pioniere bei einer Sprengung die Trennwand zwischen dem Landwehrkanal und der S-Bahn am Anhalter Bahnhof auf einer Länge von 40 Metern beschädigt. Das Wasser drang in die S-Bahn und füllte sie. Hunderte von Menschen kamen dabei ums Leben. Während der Kampfhandlungen kümmerte sich niemand um die Abriegelung des Wassereinbruchs. Es floß bis zum Bahnhof Friedrichstraße und gelangte von hier über den sogenannten „Rennsteig“ in die U-Bahn, die auch voll Wasser lief und viele Todesopfer forderte.“<ref>Berliner Zeitung: ''Von der U-Bahn.'', 18. Juni 1945.</ref> Die bis heute gängige Darstellung, in der U-Bahn hätte es keine Opfer gegeben, kann aufgrund früher Berichte nicht als gesichert gelten. * '''W. Weise''' schrieb, dass sie mit Mutter und Bruder am Nachmittag [des 2. Mai] durch die Friedrichstraße zog: „Wir mussten über Berge von Trümmern klettern und konnten nun auch das Wasser sehen, das inzwischen die U-Bahn-Schächte gefüllt hatte. Am Halleschen Tor beispielsweise konnte man noch Jahre später deutlich sehen, dass das Wasser bis kurz unter die Decke gestanden hatte.“ (WS, 244). * „'''Frau M.''' hat als 15-jährige das Kriegsende im Luftschutzkeller des ‚Schweizer Haus‘ in der Friedrichstraße/Ecke Krausestraße erlebt. Am 2. oder 3. Mai hat sie den Keller verlassen und dann gesehen, dass die U-Bahn überflutet gewesen ist und daß Leichen im Wasser schwammen. (KM, 55). == Opfer der Flutung == '''4. Opferzahlen''' Die widersprüchlichen Angaben in der Literatur sind dem Umstand verschuldet, dass beim späteren Auspumpen und nach der Trockenlegung des Nord-Süd-Tunnels im Frühjahr 1946 noch ca. 100 Leichen gefunden worden waren. Seitdem kursiert die Zahl (bei Karen Meyer mit Spielraum auf 200) als reale Opferangabe. Dabei wird nur nicht beachtet, dass Ertrunkene im Wasser nach oben treiben und darüber gibt es zahlreiche, in der Literatur jedoch letztlich unbeachtet gebliebene Zeugenaussageprotokolle.<ref>Karen Meyer, 1992, hat insgesamt 24 Aussagen gesammelt, doch da eine einheitliche Darstellung wie die von Waltraut Süßmilch, 2004 fehlte, sind die Zeugen unzureichend interpretiert. Zudem hat sie nur 23 Protokolle veröffentlicht, das ‚überzählige‘ ist noch im FHXB einzusehen.</ref> Eine Ausnahme bildet die offiziell titulierte Berlingeschichte<ref>AdresseZitat</ref>, die zwar das Datum ebenfalls falsch wiedergibt, doch sich in der Opferzahl weit von der Literatur entfernt: hier ist von 1.000 Ertrunkenen die Sprache, darunter vielen verwundeten Soldaten.<ref group="Anm">Es ist nicht Aufgabe dieses Beitrags, die Toten zu ehren, doch sollte hier nicht verschwiegen werden, dass die 14jährige Waltraut Weise in der Nacht vom 1. Mai auf den 2. Mai 1945 mit ihrer Mutter und dem Bruder ein menschliches „Inferno“ miterlebte. (siehe: Literaturliste).</ref> Es ist zweifellos richtig, dass die Leichen Ertrunkener bereits unmittelbar nach der rasch erfolgten Füllung des Tunnels (das Überfliessen ins U-Bahnnetz bedingte es) in den (Treppen-)Zugänge angeschwemmt wurden. == Bergung der Opfer == ==== Anhalter Bahnhof, Hafenplatz ==== * '''Zeugin Frau H.''': „Die Leute aus der Gegend mußten nach dem Krieg helfen, die Leichen aus dem Tunnel am Anhalter Bahnhof zu begraben. Die Männer hätten so um den 20. Mai am Hafenplatz, Nähe Pumpwerk und Feuerwache, Gräber geschaufelt, die Frauen hätten karrenweise die Leichen herangefahren. Die Russen hätten die Leichen mit Chlorkalk überschüttet. Es seien etwa 100 Tote gewesen.“<ref group="Anm">(KM, 49) Hier – wie auch bei anderer Einzelbeobachtungen – ist nicht gemeint, dass nur an diesem Tag und damit am Hafenplatz nur 100 Tote begraben worden wären, sondern dass diese Umstände den Tag der Beobachtung der Zeugin betreffen. Der Vorgang erfolgte täglich, offensichtlich mindestens bis ‚um den 20. Mai‘ 1945.</ref> * Dies und der Ort wird auch von '''Anthony Beevor''' angeführt: „Viele Berliner sind überzeugt, die neuen sowjetischen Behörden hätten die Toten zu dem kleinen Kanalhafen beim Anhalter Bahnhof<ref group="Anm">Der ‚Kanalhafen beim Anhalter Bahnhof‘ war eine Ausbuchtung, die bis xy bestand und nach dem Krieg als Trümmersammel-, Sortierung- und Verteilung(Verschiffung)splatz fungierte. Heute befindet sich dort der Mendelssohn-Bartholdy-Platz. Über eine spätere Exhumierung und Verbringen auf Friedhöfe ist derzeit nichts bekannt.</ref> bringen und dort unter Trümmern begraben lassen.“<ref>Anthony Beevor: ''Berlin 1945. Das Ende.'', Goldmann Verlag, Berlin 2005, S. 404. Originalausgaben: Random House GmbH, London 2002 und Bertelsmann, München 2002. Beevor hat viele Menschen aus der Bevölkerung befragt, Unterlagen sind derzeit nicht zugänglich.</ref> „'''Zeugin Frau Kl.''' war seit April 45 im Reichsbahnbunker am Landwehrkanal (am Zentralamt). Erst am 6. Mai habe sie den Bunker verlassen können. Die Bunkerinsassen wären dann zu kommandiert worden, die vielen Leichen am Anhalter Bahnhof ‚aufzuräumen‘.“ (KM, 55). ==== Unter den Linden ==== „''' Zeugin Frau Kr.''' hat nach dem Krieg das Wasser in den Bahnhöfen (Unter den Linden) stehen sehen. Ihrer Erinnerung zur Folge war seinerzeit von 56 Toten die Rede. Sie glaubt, daß keine Sprengung, sondern ein sowjetisches Artillerie-Geschoß die Tunneldecke zerstört habe. Das sei seinerzeit auch die vorherrschende Auffassung in der Bevölkerung gewesen, daß die Flutung auf die Russen zurückfiele.“<ref group="Anm">(KM, 55) Das Protokoll lässt nicht erkennen, ob sich die Zahlenangabe auf den Bahnhof Unter den Linden bzw. auf einen bestimmten Zeitraum bezieht.</ref> ==== Oranienburger Straße ==== * „'''Erlebnisbericht einer Frau''', die sich in der unterirdischen S-Bahnstation Oranienburger Straße aufhielt: [...] Als dann die Oranienburger Straße von Kämpfen frei war, sahen wir dort, daß das Furchtbare doch noch geschehen war (nämlich vom Landwehrkanal her). Wir fanden die S-Bahnstation bis oben hin an die Straßendecke mit Wasser vollgefüllt. Koffer, Kisten und Leichen schwammen hier hoch. Die Leichen wurden ständig von den Menschen geborgen und auf den Friedhof in der Hamburger Straße in Massengräber gebracht ...“ (Folge 4 in ‚Heim und Welt‘, 16. März 1952). * '''Zeuge L.''', damals 14 Jahre alt: „Im August 1945 habe er [...] zugeschaut, wie an der Oranienburger Straße Leichen aus dem Tunnel-Schacht gezogen worden sind. Er hat etwa 40 Leichen gesehen und ist dann wegen des bestialischen Gestanks weggegangen.“<ref group="Anm>(KM, 55) Auch hier ist davon auszugehen, dass dies Geschehen – noch im August – nicht nur an diesem Tage stattfand.</ref> ==== Landwehrkanal ==== Es handelt sich hier um die Zeugenaussage, die von Karen Meyer in: ''Die Flutung'' ausgelassen wurde: * „'''Zeugin Frau Ri.''' wohnte am Tempelhofer Ufer. Von dort aus sah sie Leichen im Landwehrkanal schwimmen, es seien mindestens 1000 insgesamt gewesen. Die Strömung habe sie vom Gleisdreieck weggetrieben. Von der S-Bahn-Sprengung hat sie nichts mitbekommen, sie sei erst am 8. Mai aus dem Luftschutzkeller gekommen. An der Sprengungstelle habe sich ein Wasserzog der Art gebildet, daß die Leichen aus dem Tunnel in den Landwehrkanal gezogen worden wären.“ (''Zeugin Frau Ri.'', Protokoll in der Akte zur Buchveröffentlichng ''Die Flutung'', FHXB). Es ist unzulässig – wie es die Autorin Karen Meyer – tat, die Angaben von Zeugen zu einer beobachteten Anzahl von Toten einfach zusammenzuzählen, als hätten die Zeugen jeweils eine ‚Gesamtbilanz’ zum jeweils beobachteten Ort gezogen und nicht einen Zeitausschnitt (so lange sie eben vor Ort waren) wiedergegeben. Und ihre schlichte Addition gibt die Autorin dann als Gesamtzahl der Opfer aus. So addierte sie neben den 92 im Februar 1946 nach der Trockenlegung gefundenen Toten noch ca. 100 für die Zeit unmittelbar nach der Flutung dazu und schrieb in ihrem Fazit von insgesamt ... xy. === Erste Zeitphase nach der Flutung === Die zum größten Teil mit Sicherheit undokumentierten, in den Zugängen angetriebenen Leichen wurden ‚weggeschafft’ und vergraben und dies möglicherweise bis zu fünf Wochen lang: * „11. Juni 1945: Es ist heiß in Berlin. Mit jedem Tag wird es heißer. Junihitze glüht über der Stadt, brütet auf ihren zahlreichen, frisch aufgeworfenen Gräbern. Unter der dünnen Staubdecke rühren sich die Toten. Wie eine Giftwolke hängt der Geruch ihres Sterbens in der Luft. Vom Landwehrkanal steigt ein so unerträglicher Dunst, daß jeder, der vorübergeht, sein Taschentuch gegen die Nase drückt.”<ref>Ruth Andreas-Friedrich: ''Schauplatz Berlin. Ein Tagebuch aufgezeichnet 1938–1945'', Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1964, S. 202.</ref> Ein Fazit zog auch eine gewöhnlich gut informierte Behörde: * '''Schreiben des Polizeipräsidenten''', 6. September 1945. An: ''Zentralverwaltung für Verkehrswesen.'' Betreff: „wg. Angehörigen der franz./belg./holl./lux. Nation“: „Bekanntlich sind während der Kampftage in den Eisenbahnunterführungen zwischen Anhalter und Potsdamer Bahnhof Tausende von Einwohnern Gross-Berlins umgekommen, unter denen sich auch in erheblichem Masse Angehörige der oben erwähnten Nationen befinden.“<ref group="Anm">Der Verfasser des Schreibens formuliert zwar keine exakte Ortsbeschreibung – womöglich sieht er ihn im Zusammenhang von Eisenbahn –, doch ist dadurch die Beschreibung zu den Opfern nicht widerlegt.</ref> (Mit einer Anweisung an das „Comite Francais de Repatriment [...] zu Bergung, Identifizierung und Überführung auf den Hasenheiden-Berg-Friedhof in Döberitz.“).<ref>C Rep 309, 3885) Landesarchiv Berlin.</ref> === Beginn der ‚offiziellen Bergung‘ === Den Beginn der behördlicherseits begonnen Bergung der Opfer dokumentiert ein Schreiben der Deutschen Reichsbahn an das Bestattungsamt Kreuzberg. Der Vorstand des Reichsbahn-Neubauamtes 1/5 teilte am 3. August 1945 mit: „Die Vorarbeiten zum Absaugen der Wassermengen aus dem S-Bahn-Tunnelabschnitt Landwehrkanal-Friedrichstraße sind im Gange. In etwa 8-10 Tagen kann mit dem Beginn der Absaugung gerechnet werden.“<ref>Schreiben mit Absende-Adresse: Hallesches Ufer 72, Berlin SW 11: „Betr.:Leichenbeseitigung im Gebiet der S-Bahn. Bezug: Vorbesprechung Sachbearbeiter, RB-Ang. Sagert mit Sachbearbeiter , Bestattungsamt, Hrn. Walther am 18.7.1945.“ Dokument in Landesarchiv. Veröffentlichung in KM, 1992, Abbildung 13.</ref> Weiter wurde mitgeteilt, dass „alsdann fortschreitende Absenkung“ erfolgt, die Bergung im Umfeld des Askanischen Platzes beginnen und eine ungefähre „Feststellung der Anzahl [der Toten] nach Befahrung“ vorgenommen werden sollte. Die Reichsbahn wies darauf hin, dass sie „Lampen, Wasserfahrzeug (Prahm), Arbeitskräfte“ stellen würde und dass dies ein „freiwilliger Beitrag zur Bergung“ wäre. Man werde „Unterrichtung wenn Befahrung“ möglich sei, vornehmen. Anforderung von Särgen. === Bestattungsorte === * „Standortfriedhof Lilienthalstraße“: [„Einzel (E)- und Massengräber (M)“] Notiz: Best.amt Krzbg: 27.10.45 Anh. Bhf: 14 Tote (Beschr.). (Q.: C Rep 309, 3885). * Hafenplatz: Zeitzeugenaussagen zu den ersten Massen-Bergungen aus den S-Bahnhofs-Zugängen. (Zeugin: * Jüdischer Friedhof, Große Hamburger Straße: „Mitteilung des Bestattungsamtes Berlin-Mitte an die Hauptgartenverwallung der Stadt Berlin vom 3. September 1945: Betr.: Umbettung der aus der S-Bahn geborgenen Leichen. Die Bergung erfolgt durch die beim Bestattungsamt Mitte befindliche Einsatztruppe. Die Beisetzung erfolgt auf dem alten Jüdischen Friedhof, Große Hamburger Straße 25, in Massengräbern. (Landesarchiv, Rep. 110, Akte 169, Bl. 9). * Gottlieb-Dunkel-Straße (Neukölln): * Hasenheiden-Berg-Friedhof in Döberitz: (Ausländer, siehe Schreiben des Polizeipräsidenten v. 6. September 1945). * Städtischer Friedhof, Baumschulenweg, Treptow: „Anfang August konnte im Bereich der S-Bahn mit der Beseitigung der Leichen begonnen werden. [...] Ein Beerdigungsinstitut übernahm die Beisetzung der im Umfeld des Askanischen Platzes am S-Bahnhof ‚Anhalter Bahnhof‘ gefundenen Leichen auf dem städtischen Friedhof Baumschulenweg in Treptow.“<ref>Heinz Knobloch: ''Geisterbahnhöfe. Westlinien unter Ostberlin'', Ch. Links Verlag, Berlin 1992, S. 84. ISBN 3-86153-0341.</ref> Im Dezember 1945 wurden die nun immer noch aufgefundenen Leichen ordnungsgemäß registriert, „so eine Statistik, 83 Leichen reg., 30 beim Bestattungsamt Kreuzberg, 53 Mitte. Drei Tote wurden aus dem Landwehrkanal geborgen, 27 Station Anh., 17 Potsdam. Platz, 20 Bhf. Friedrichstraße, 16 im Stettin. Bhf.” (Knobloch, 84). === Kochstraße === * Waltraut Weise: „... wenige Tage nachdem wir dem Schacht entkommen waren, wurden wir zu einem U-Bahn-Eingang geschickt, wo bereits andere dabei waren, die Treppe von Schutt zu befreien. Ich glaube, es war die Kochstraße. [...] Andere waren damit beschäftigt, mithilfe einer langen Stange, die vorn einen gebogenen Haken hatte, Leichen aus dem Wasser zu fischen, das fast Straßenniveau erreicht hatte.“ (WS, 251). == Die Opferzahl in der Nachkriegsbetrachtung == Es erscheint bei Berücksichtung der überlieferten Fakten und auch der (physikalischen) Logik des Ablaufs unverständlich – auch wenn eine Vielzahl späterer Autoren die Angaben offensichtlich ungeprüft übernommen hat –, dass es möglich wurde, die Anzahl der ab fünf Monate später vom Absenken des Wasserstandes im September bis zur völligen Trockenlegung im Februar 1946 noch vorgefundenen Leichen zur Gesamtzahl der Opfer zu erklären. Es fällt heute schwer, dies nicht als Manipulation zu werten, die gleichzeitig auch mit einer ‚Verlegung‘ des Datums von Flutung (und damit auch des Trecks) vom 1. Mai 1945 auf den 2. Mai 1945 ‚Hand-in-Hand‘ ging. Festgestellt werden als ‚Promoter‘ der „Neuinterpretation“ kann der Bauabteilungsleiter der Reichsbahn, Rudolf Kerger, der speziell für die Presse organisierte Pontonbootsfahrten im September und Oktober 1945 durchführte und moderierte. Dessen Aussagen wurden dann in Zeitungen und auch im Rundfunk verbreitet. Unverständlich auch, dass die erste Bootsfahrt am anderen Ende des Tunnels, an der S-Bahnstation Stettiner Bahnhof angesetzt wurde und über diese nicht hinauskam – dort war das Wasser erst spät am 2. Mai und langsam eingetroffen, so dass es dort keine Opfer gab. Die Presse berichtete danach, es habe überhaupt keine Opfer gegeben und wenn, dann wären es bereits vor der Flutung im Tunnel abgelegte Tote gewesen. Vielleicht lässt sich dieses eigenartige journalistische Verhalten neben der offensichtlichen Überzeugungskraft Kergers damit erklären, dass die Reporter – soweit bekannt – erst längere Zeit nach Kriegsende nach Berlin gekommen waren (die Namen sind zumeist bekannt) und dass ein allgemeines, großes Bedürfnis nach positiven Nachrichten, nach Verdrängung des Negativen oder bei Möglichkeit einer Neigung zur Beschönigung bestand. Schwer erklärbar und nur mit mangelnder Recherche zu erklären ist, dass spätere Autoren – in der populären Literatur zuletzt Joachim Fest – ebenfalls dieser Fälschung verfielen: „Noch am 2. Mai sprengte eine dieser Einheiten den Tunnel unter dem Landwehrkanal, in dem sich ungezählte Verwundete und Schutz suchende Zivilisten geflüchtet hatten. Doch die große Katastrophe blieb aus, weil die Wassermassen sich rasch verliefen: Selbst die Natur sei des ewigen Mordens müde, sagten die Leute.“ (Joachim Fest: Der Untergang. Berlin, 2002, S. 176.). Entsprechend der Thematisierung nur des Trecks als ein zwar in weitere Ereignisse eingebundener, doch selbstständig zu untersuchender Vorgang, wird hier neben der Dokumentation des tatsächlichen Datums nur die Genese der Darstellung der Opferzahlen behandelt. === Bootsbefahrungen === Eine erste Befahrung mit Ponton-Booten fand am xy September, die zweite am xy Oktober 1945 statt. ==== Erste Pontonfahrt ==== * Der Berliner: (B) "Ponton", (dB,13.9.45): "Sprengung" ohne weitere Angaben (keine "SS") / "Dienstag" / Oberbauleiter Kerger / Schutzsuchenden & Verwundeten vor Einbruch des Wassers draussen / "jetzt aufgefundene Tote" / Stelle der Tunnelbreite: Barrikade / wieder Sperre / kajo (sachlich ok) * Bericht von Kajo Reutlinger im Buch „und dennoch leben wir“, 1997 ==== Zweite Pontonfahrt ==== Die zweite Fahrt, die im Oktober an der Schadensstelle selbst angesetzt wurde, führte bereits zu einem eher realistischen Eindruck, doch galt nun als gesetzt, dass die gesamte Opferzahl zumindest in der Größenordnung mit den nun und bis zur vollständigen Trockenlegung aufgefundenen Leichen übereinstimmen würde. * Die Freie Gewerkschaft: (A) "Die Katastrophe", (FG, 9.10.45(?)): "kürzlich Sonderbesichtigung der Schadensstelle für den Rundfunk" / bisher 56 Leichen geborgen / erneut 6 Leichen gesichtet / Näherung an Potsdamer Platz Wasser zu hoch, Rückfahrt / Eingang zum Tunnel beim Bhf Unter den Linden, Kollege Kotzur sichert Unterstützung durch die Gewerkschaften zu. * „'''Zeuge Herr R.''' ist im Herbst 1945 als Journalist mit dem Pontonboot durch den Tunnel gefahren. Er hat für Berliner Zeitung und Telegraph geschrieben. Er sagt, daß es keine Ertrunkenen gegeben habe, sondern man habe als Leichen lediglich solche geborgen, die schon vorher als Tote oder Verletzte im Tunnel gelegen hätten. Der Wassereinbruch sei so langsam erfolgt, daß die Menschen sich retten konnten. Im Tunnel habe es dumpf gerochen, aber keinesfalls gestunken.“ (KM, 55). Mit Rudolf Kerger beanspruchte die Reichsbahn nicht nur die Deutungshoheit über das Ereignis, sondern setzte diese auch durch. * „'''Zeuge Herr S.''' (KM, 54) war als 16jähriger Polizist im U-Bahn-Tunnel Nähe Oranienburger Straße in der Nacht vom 1. zum 2. Mai. Er erinnert sich, daß ihm gegen 2 oder 3 Uhr nachts SS-Leute entgegengekommen wären, die gerufen hätten: Alles raus hier, wir haben gesprengt und das Wasser kommt gleich. Die Schienen im Tunnel seien außerdem von der SS vermint worden. S. ist überzeugt, daß die Spree-Unterfahrung gesprengt worden ist.“ Die Zeugenaussage steht im Einklang mit der Annahme, dass das Wasser nach Mitternacht im Bahnhof Friedrichstraße in die U-Bahn übergelaufen ist. Dass SS-Leute dort gerufen hätten: „Wir haben gesprengt“ besitzt keine hohe Beweiskraft. * „'''Zeuge Herr K.''' war damals 17 Jahre alt und Soldat bei der 9. Fallschirmjägerdivision, die zur der Zeit noch etwa 20 Leute umfaßte. Die Nacht vom 1. zum 2. Mai hat er im Tunnel im Bahnhof Friedrichstraße verbracht, der Tunnel sei noch in einwandfreiem Zustand gewesen. Er kann sich nicht erinnern, Zivilisten im U-Bahn-Tunnel zwischen Friedrichstraße und Hallesches Tor gesehen zu haben.“ (KM, 51 f.). Vermutlich befand sich der Zeuge auch im U-Bahntunnel. == Anmerkungen == <references group="Anm" /> == Einzelnachweise == <references />