Benutzer:GerhardSchuhmacher/Liste
== Liste der Zeugenaussagen zur Flutung des Nord-Süd-Tunnels 1945 == Aufgeführt sind in der Literatur und in Archiv-Akten aufgeführte Aussagen von Zeitzeugen, die direkt oder mittelbar Aussagen zu dem Gesamtvorgang zu Protokoll gegeben haben. === Lit. Flutung 1992 (Karen Meyer) === Die Autorin hat mit 24 Zeugen und Zeuginnen, die sich über Aufrufe in Berliner Tageszeitungen bei den Redaktionen gemeldet hatten, Gespräche geführt und kurze Zusammenfassungen ihrer Aussagen notiert. In ihrem Buch hat sie 23 der Kurzprotokolle veröffentlicht, eines fehlt. In einer Akte mit Materialien zur Herstellung des Buches befinden sich alle 24 Protokolle, die 23 veröffentlichten Darstellungen stimmen mit den archivierten überein. Das fehlende Protokoll ist hier so wie in der Akte vorliegend ergänzt: * '''Zeugin Frau Re.''' „hat die letzten 14 Tage im Bunker am Anhalter Bahnhof (in dem sich fast ausschließlich Frauen und Kinder befanden) verbracht. Sie war damals 35 Jahre alt. Sie erzählt, daß sie am Morgen der letzten Nacht, die sie dort waren, durch Gebrüll geweckt wurden. [...] über Lautsprecher ertönte die Anweisung, den Bunker zu räumen. [...] Auf dem Weg zum Tunnel war zunächst alles trocken. Auf der Höhe von Unter den Linden konnten sie einen Bombentrichter sehen, dort war auch Wasser im Schacht. Die begleitenden Soldaten befahlen, da durchzugehen und verhinderten, daß jemand den Schacht verließ, wegen des Wassers seien sie dann teilweise auf den Stromabnehmern balanciert. Dann seien sie auf eine Panzersperre gestoßen. In der Invalidenstraße bei der ‚Maikäferkaserne‘ haben sie den Tunnel verlassen. [Ab Bahnhof Friedrichstraße handelte es sich um den U-Bahnschacht, in den der Treck umgeleitet wurde] Dann sei sie zum Stettiner Bahnhof gegangen, wo ganz viele Menschen lagerten. Dort schlief sie noch eine Nacht. Am kommenden Morgen wurden sie von Soldaten aufgefordert herauszukommen, der Krieg sei vorbei. Frau Re. erinnert sich daran, daß Menschen, die erst nach ihnen den Tunnel durchquert hätten und mit denen sie am Stettiner Bahnhof gesprochen hätte, von einer großen Detonation erzählten.“<ref group="Anm">Zur ''Zeugin Frau Re.'' (KM, 53): Die Beschreibung weckt den Eindruck, dass sich die Zeugin weit vorne am Anfang des Trecks befand. Benannt wird ein externer Wassereinbruch vor dem Bahnhof Unter den Linden. Die Erzählung ist lückenhaft – Bahnhof Friedrichstraße fehlt. Das anfliessende Wasser, von dem W. Süßmilch berichtet, hat sie vermutlich nicht erlebt. Man bedenke, dass der Treck aus 10.000 Menschen bestand, die ersten (vor Bahnhof Friedrichstraße) nicht mehr berührte und die letzten erfasste. W. Süßmilch berichtet, dass im Stettiner S-Bahnhof Nachzügler eintrafen, die berichteten, „sie hätten stellenweise schwimmen müssen“ (230).</ref> * Die ''Zeugin Frau Bo.'', Jahrgang 1911, befand sich „die letzten Kriegstage [...] im Keller vom Postamt (am Anhalter Bahnhof) [..] Sie erinnert sich daran, am 2. Mai den Keller verlassen zu haben, weil Wasser hineingelaufen ist.“ (Allmählicher Überlauf über einen Gang von der S-Bahnstation aus?). (KM, 48). * Die '''Zeugin Frau Bu.''', damals 24 Jahre alt, „berichtete, daß sie [..] in einen ‚Hängebunker‘ der in den S-Bahn-Schacht hineinragte, gegangen sei. Der Bunker habe sich etwa in der Mitte der Saarlandstraße [heute: Stresemannstraße] befunden, etwas näher an Anhalter Bahnhof als am Potsdamer Platz. [...] Am 2. Mai vormittags seien Russen in den Bunker gekommen und hätten zur Räumung des Bunkers aufgefordert.“ (KM, 49). * „'''Frau Br.''' war im Tunnel am Anhalter Bahnhof, dort wo ein totes Gleis ist<ref group="Anm">Gemeint ist hier „der begonnene Stollen für die geplante Linie zum Görlitzer Bahnhof. Es gibt ihn immer noch, abzweigend am Nordende des Bahnhofs.“ (Schreiben Dr. E. Münzel v. 13. November 1996 an die Autorin Karen Meyer, FHXB, Akte zum Buch).</ref>, drunter hat sich ein Werkstattraum von Siemens befunden, in dem sie mit Mann, Kind und Leuten von der Güterabfertigung war.“ Nach etwa 10 Tagen kamen Russen und forderten sie zum Herauskommen auf. „Bald darauf sei Wasser gekommen, das schnell hüfthoch anstieg. [...] Als sie den Tunnel verlassen hatten, war der Krieg zuende.“ (KM, 48 f.) * Die Situation kennzeichnet auch der '''Zeuge Herr K.''', der mit der Befragerin K. Meyer wegen Widersprüchlichkeiten zweimal im Gespräch war. Der Blick auf die Aussagen lässt den Schluss zu, dass er – da er das Flutungsgeschehen unbedingt auf den 2. Mai datieren wollte – vor allem deshalb mit seiner Erlebnischronik mehrfach in Verwirrung geriet. Da er jedoch „Reichsbahner im S-Bahn-Schacht [..., der] kurz vor dem 20. April 1945 einen provisorisch eingerichteten Arbeitsplatz im S-Bahntunnel Anhalter Bahnhof bezogen hatte“, war, müssen auch seine Aussagen auf Substanz geprüft werden: Er wäre „schon vor Kriegsende mit den Kollegen Richtung Norden durch den Schacht gegangen.“ Am Potsdamer Platz „wäre auch noch der Gefechtsstand einer Panzerdivision gewesen. [...] Später sei man zur Friedrichstraße gelaufen und dort zur Oberfläche gelangt.“ Von dort habe er den unmittelbaren Schauplatz des Gemetzels an der Weidendammer Brücke [Ausbruchsversuch in der Nacht vom 1. Mai auf den 2. Mai] gesehen. „Den vielen sowjetischen Soldaten hätten sie sich als Eisenbahner ausweisen und den Weg fortsetzen können.“ (KM, 51 f.). * Die '''Zeugin Frau J.''' (KM, 51), damals 26 Jahre alt, gab zu Protokoll, sie habe sich in einem S-Bahnzug zwischen Anhalter Bahnhof und Potsdamer Platz befunden: „Am 30. April seien an ihnen die Frauen und Kinder aus dem geräumten Bunker am Anhalter Bahnhof vorbeigelaufen. [...] Am 1. Mai habe sie gehört, daß Hitler tot sei. In der darauf folgenden Nacht seien sie durch den Tunnel nach Norden gelaufen. Am Bahnhof Unter den Linden habe knöcheltiefes Wasser gestanden, es sei sehr glitschig gewesen. Am Bahnhof Friedrichstraße habe sie erfahren, daß man nicht mehr weiter gehen könnte. Am Bahnhof und im Schacht waren noch ganz viele Menschen, Zivilisten, aber auch Volkssturm. Im Laufe des [nächsten] Vormittags bis etwa gegen Mittag hätten sie den Bahnhof verlassen können. Bis zur Mittagszeit habe es auch noch Beschuß gegeben, dann sei die Kapitulation da gewesen.“<ref group="Anm">(KM, 55). Die ‚vielen Menschen im Schacht‘ werden sich im U-Bahnschacht befunden haben. Die Befragerin K. Meyer hatte hier nicht ‚nachgehakt‘. Die Zeugin hat zu Beginn der Protokollierung eine offensichtlich falsche Datumsangabe gemacht – „Am 30. April seien an ihnen die Frauen und Kinder aus dem geräumten Bunker am Anhalter Bahnhof vorbeigelaufen.“ Wenn in ihren Angaben eine ‚Verschiebung‘ um einen Tag angenommen wird, lassen sich die Aussagen verifizieren.</ref> Merkwürdig ist die Darstellung eines Zeugen, der eine völlig andere ‚Geschichte‘ beschreibt, für die sich in anderen Quellen und der Literatur keine Anhaltspunkte finden lassen: (ungekürzt): * „''' Zeuge Herr A.''' war damals 16 Jahre alt, aktiver Offiziersbewerber und diente als MG-Schütze in einer Kompanie, die aus Polizei, Arbeitsdienst und fronterfahrenen Soldaten bestand. Er erzählte, daß er sich Ende April 1945 im Anhalter Bahnhof aufhielt und durch einen Hüftschuß leicht verwundet war. In der nacht vom 1. zum 2. Mai kam ein Rückmarschbefehl zum Durchbruch nach Oranienburg zur Vereinigung mit der Armee Wenck. Der Abmarsch durch den Tunnel in Richtung Norden erfolgte sehr geordnet. vorweg gingen die Militärs, in der Mitte die Zivilisten und am Ende die Verwundeten. Einige Wagen mit Verletzten haben sie die Gleise entlang geschoben. Bis auf eine kleine Wassereinbruchstelle in der Mitte des Weges war der Tunnel trocken. Unter den Linden trafen Leute von der Reichskanzlei zu dem Troß und brachten die bis dahin bestehende Ordnung völlig durcheinander. Unterwegs wurde ihnen durch die Noteinstiege von oben durch Angehörige des NKFD (Nationalkomittee Freies Deutschland) immer wieder zugerufen, daß sie aufgeben sollten, da Berlin kapituliert habe. Im Tunnel hätten bisweilen ein paar Tote gelegen. Am Bahnhof Friedrichstraße verließen sie den Schacht. Weiter ging es nicht, da die Schotten der Spreeunterfahrung geschlossen waren. Friedrichstraße stiegen sie nach oben, wo sie von sowjetischen Soldaten gefangen genommen und sehr anständig behandelt wurden. Das war am Nachmittag des 2. Mai. Vor allem an der Weidendammer Brücke, wo sich eine Panzersperre befand, bot sich ihnen ein entsetzliches Bild von Erschossenen und Verbluteten, die dort lagen. A. zweifelt gänzlich an der Sprengung der Tunneldecke. Er begründete den Wassereinfluss mit kleineren Schadensstellen, durch die der Schacht sehr allmählich vollgelaufen sein könnte. Er konnte sich keinen militärischen Sinn einer Sprengung durch deutsche Kräfte vorstellen.“ (KM, 47 f.). * „'''Zeuge Herr J.''' (KM, 52) war seinerzeit 15 Jahre alt und beim Volkssturm. Er hat die letzten Kriegstage in der ‚Zitadelle‘ verbracht [der innerste Verteidigungsbereich um Führerbunker und Reichstag im Spreebogen], unter anderem im [[Hotel Adlon]] gehaust. In der Nacht vom 1. zum 2. Mai hat seine Einheit Befehl gehabt, sich unterirdisch im U-Bahn-Schacht gegen Norden durchzuschlagen, um sich mit der Armee Wenck vor Oranienburg zu vereinen. Am Morgen des 2. Mai habe eine so enorme Druckwelle den Tunnel erschüttert, daß die Menschen gedacht hätten, er stürze über ihnen ein. Am Nordbahnhof (Stadion der Weltjugend) [Stettiner Bahnhof] habe er den Tunnel verlassen und sei von den Sowjets gefangen genommen worden. Das sei am Morgen des 2. Mai um 9.30 Uhr gewesen.“<ref group="Anm">(KM, 51) yx </ref> * '''Zeugin Frau W.''' (KM, 54) „war Schwesternhelferin. Ende April war sie im S-Bahn-Tunnel. Auf dem Weg vom Anhalter zum Stettiner Bahnhof (den sie nicht datieren kann), sah sie ein etwa 1,5 Meter großes Loch in der Tunneldecke, durch das Wasser einströmte. Als sie am Stettiner Bahnhof ankam, wurde sie von den Russen gefangen genommen. Später habe sie immer wieder gehört, daß der Tunnel absichtlich geflutet worden wäre.“ (Keine verifizierbaren Angaben). * '''Zeugin 'Frau Kr.''': „Das sei seinerzeit auch die herrschende Auffassung unter der Bevölkerung gewesen, daß die Flutung auf die Russen zurückfiele.“<ref>(KM, 55). Zu dieser Auffassung lassen sich jedoch keine Anhaltspunkte finden. </ref> * „'''Zeugin Frau T.''' war Reichsbahnangestellte am Schöneberger Ufer. Später ist sie Oberinspektorin bei der Reichsbahn geworden. Sie kann sich daran erinnern, daß bei Besprechungen in der Reichsbahndirektion immer die Rede von der ‚Öffnung der Ventile‘, nie aber von einer Sprengung gewesen sei.“ (KM, 55). * „'''Zeuge Herr R.''' ist im Herbst 1945 als Journalist mit dem Pontonboot durch den Tunnel gefahren. Er hat für Berliner Zeitung und Telegraph geschrieben. Er sagt, daß es keine Ertrunkenen gegeben habe, sondern man habe als Leichen lediglich solche geborgen, die schon vorher als Tote oder Verletzte im Tunnel gelegen hätten. Der Wassereinbruch sei so langsam erfolgt, daß die Menschen sich retten konnten. Im Tunnel habe es dumpf gerochen, aber keinesfalls gestunken.“ (KM, 55). * '''Zeuge L.''', damals 14 Jahre alt: „Im August 1945 habe er [...] zugeschaut, wie an der Oranienburger Straße Leichen aus dem Tunnel-Schacht gezogen worden sind. Er hat etwa 40 Leichen gesehen und ist dann wegen des bestialischen Gestanks weggegangen.“<ref group="Anm>(KM, 55) Auch hier ist davon auszugehen, dass dies Geschehen – noch im August – nicht nur an diesem Tage stattfand.</ref> * „'''Zeugin Frau Kl.''' war seit April 45 im Reichsbahnbunker am Landwehrkanal (am Zentralamt). Erst am 6. Mai habe sie den Bunker verlassen können. Die Bunkerinsassen wären dann zu kommandiert worden, die vielen Leichen am Anhalter Bahnhof ‚aufzuräumen‘.“ (KM, 55). * „''' Zeugin Frau Kr.''' hat nach dem Krieg das Wasser in den Bahnhöfen (Unter den Linden) stehen sehen. Ihrer Erinnerung zur Folge war seinerzeit von 56 Toten die Rede. Sie glaubt, daß keine Sprengung, sondern ein sowjetisches Artillerie-Geschoß die Tunneldecke zerstört habe. Das sei seinerzeit auch die vorherrschende Auffassung in der Bevölkerung gewesen, daß die Flutung auf die Russen zurückfiele.“<ref group="Anm">(KM, 55) Das Protokoll lässt nicht erkennen, ob sich die Zahlenangabe auf den Bahnhof Unter den Linden bzw. auf einen bestimmten Zeitraum bezieht.</ref> * '''Zeugin Frau H.''': „Die Leute aus der Gegend mußten nach dem Krieg helfen, die Leichen aus dem Tunnel am Anhalter Bahnhof zu begraben. Die Männer hätten so um den 20. Mai am Hafenplatz, Nähe Pumpwerk und Feuerwache, Gräber geschaufelt, die Frauen hätten karrenweise die Leichen herangefahren. Die Russen hätten die Leichen mit Chlorkalk überschüttet. Es seien etwa 100 Tote gewesen.“<ref group="Anm">(KM, 49) Hier – wie auch bei anderer Einzelbeobachtungen – ist nicht gemeint, dass nur an diesem Tag und damit am Hafenplatz nur 100 Tote begraben worden wären, sondern dass diese Umstände den Tag der Beobachtung der Zeugin betreffen. Der Vorgang erfolgte täglich, offensichtlich mindestens bis ‚um den 20. Mai‘ 1945.</ref> * '''Zeugin Frau Re.''': „In der Invalidenstraße bei der ‚Maikäferkaserne‘ haben sie den Tunnel verlassen. [Ab Bahnhof Friedrichstraße handelte es sich um den U-Bahnschacht, in den der Treck umgeleitet wurde] Dann sei sie zum Stettiner Bahnhof gegangen, wo ganz viele Menschen lagerten. Dort schlief sie noch eine Nacht. '''Am kommenden Morgen wurden sie von Soldaten aufgefordert herauszukommen, der Krieg sei vorbei.'''“ (KM, 53). * '''Zeuge Herr M.:''' Die Autorin K. Meyer gibt zu Protokoll: „M. beschreibt seinen Marsch durch den Tunnel so, daß man annehmen muß, daß er Friedrichstraße in den U-Bahn-Tunnel ‚umgestiegen‘ ist. [...] Am Stettiner U-Bahnhof sei er hochgekommen, die Russen hätten dort auf alles geschossen, was sich bewegt hätte. Er sei unter Beschuß bis zum S-Bahnhof Stettiner Bhf gekommen und habe dort auf dem Bahnsteig noch eine Nacht verbracht. Dort sei kein Wasser gewesen. Am Morgen hätten die Russen gebrüllt, daß der Krieg aus sei und allmählich hätten sich die Leute nach oben getraut.“<ref group="Anm">Die Beschreibung bestätigt – trotz offenbarer Zweifel der Befragerin – den ‚grossen Bogen‘ der Darstellung von W. Süßmilch. (KM, 52).</ref> * „'''Frau M.''' hat als 15-jährige das Kriegsende im Luftschutzkeller des ‚Schweizer Haus‘ in der Friedrichstraße/Ecke Krausestraße erlebt. Am 2. oder 3. Mai hat sie den Keller verlassen und dann gesehen, dass die U-Bahn überflutet gewesen ist und daß Leichen im Wasser schwammen. (KM, 55). * „'''Zeuge Herr S.''' (KM, 54) war als 16jähriger Polizist im U-Bahn-Tunnel Nähe Oranienburger Straße in der Nacht vom 1. zum 2. Mai. Er erinnert sich, daß ihm gegen 2 oder 3 Uhr nachts SS-leute entgegengekommen wären, die gerufen hätten: Alles raus hier, wir haben gesprengt und das Wasser kommt gleich. Die Schienen im Tunnel seien außerdem von der SS vermint worden. S. ist überzeugt, daß die Spree-Unterfahrung gesprengt worden ist.“<Kommentar>. * „'''Zeuge Herr K.''' war damals 17 Jahre alt und Soldat bei der 9. Fallschirmjägerdivision, die zur der Zeit noch etwa 20 Leute umfaßte. Die Nacht vom 1. zum 2. Mai hat er im Tunnel im Bahnhof Friedrichstraße verbracht, der Tunnel sei noch in einwandfreiem Zustand gewesen. Er kann sich nicht erinnern, Zivilisten im U-Bahn-Tunnel zwischen Friedrichstraße und Hallesches Tor gesehen zu haben.“ (KM, 51 f.). Vermutlich befand sich der Zeuge auch im U-Bahntunnel. * Der '''Zeuge Herr Hi.''', damals Soldat, versuchte in der Nacht vom 1. Mai auf den 2. Mai „nachhause ab(zu)hauen“. Da er nicht durch die Max-Reinhardt-Straße durchkam, ist „er zurück zur S-Bahn gegangen, um von dort unterirdisch gen Norden zu gelangen. [Es dürfte sich um den Bahnhof Friedrichstraße gehandelt haben]. „Am frühen Morgen des 2. Mai, so zwischen 4-5 Uhr seien ihm auf dem Weg Leute entgegengekommen und hätten behauptet, daß überall Wasser im Tunnel wäre und es keinen Zweck habe, dahin zu gehen. Er habe die Spree dann mithilfe einer kleinen Fußgängerbrücke überquert.“ (KM, 50 f.). * '''Zeuge Herr M.''', (KM, 52), Jahrgang 1916: „Am 1. Mai sei er zusammen mit anderen vom Bunker durch den S-Bahn-Schacht zum Stettiner Bahnhof gelaufen. [...] M. erzählte, daß er nach einiger Zeit auf dem Boden Wasser glitzern gesehen habe. Die Menschen im Tunnel hätten versucht, auf den Stromschienen zu laufen, jedoch sei das Wasser sehr schnell gestiegen. Frauen, Kinder und Alte, die hinter ihm liefen, hätten zu schreien angefangen und M. habe sich die Ohren zuhalten müssen – so entsetzlich sei das gewesen. Das Wasser sei so schnell gewesen, daß es sicher viele, die noch hinter ihm gelaufen sind, erwischt habe.“ * Der '''Zeuge Herr H.''' „berichtet, daß er am 27.4. erste russische Panzer am Halleschen Ufer gesehen hat.“ Im Anhalter Bahnhof „kam er zu einem Spähtrupp mit dem er im Tunnel gen Süden ging. Er mußte mit einem MG bewaffnet den Tunnelausgang (Tunnelmund) bewachen. Er hat nicht gesehen, daß Sowjets versucht hätten, in den Tunnel einzudringen.“<ref group="Anm">(''Zeuge Herr H.'', ''Flutung'', S. 49 f.) Die Befragerin K. Meyer hakte nicht nach, um welchen der beiden südlichen Tunnelausgänge es sich gehandelt hat.</ref> * '''Zeugin Frau N.''': „Am 1. Mai sei sie mit anderen Bunkerinsassen unterirdisch durch den Tunnel nach Norden gegangen, da das Gerücht existierte, daß im Norden in Kampfhandlungen schon eingestellt waren. Auf der Mitte des Weges mußten sie durch knöchelhohes Wasser laufen, das an manchen Stellen höher angestiegen war.“ (K. Meyer: ''Die Flutung'', S. 52 f. Dieses und alle weiteren Zeugenprotokolle im Band ''Die Flutung'' befinden sich auch in der Akte ''Gedenktafeln in Kreuzberg, Sozialraum II, Kbg SW'' im Friedrichshain-Kreuzberg-Museum, FHXB.). * Der '''Zeuge Herr H.''' musste „am 28.4. [...] zum Gefechtsstand am Potsdamer Platz. Dort waren S-Bahnzüge mit Zivilisten und Verwundeten. [...] Am 1.5. kamen der Troß Menschen aus dem geräumten Anhalter Bunker an seinem Standort im Potsdamer Platz vorbei.“ (K. Meyer: ''Die Flutung'', S. 49 f.). * '''Zeugin Frau Re.''' „hat die letzten 14 Tage im Bunker am Anhalter Bahnhof (in dem sich fast ausschließlich Frauen und Kinder befanden) verbracht. Sie war damals 35 Jahre alt. Sie erzählt, daß sie am Morgen der letzten Nacht, die sie dort waren, durch Gebrüll geweckt wurden. [...] Über Lautsprecher ertönte die Anweisung, den Bunker zu räumen.“ (Karen Meyer, ''Die Flutung'', S. 53 = KM, 53) * Der '''Zeuge Herr K.''' „erinnerte sich an hunderte, vielleicht tausende Menschen, die in den letzten Tagen im Tunnel gelebt hätten. Darunter wären Zivilisten ebenso wie Soldaten gewesen und auch Verletzte.“<ref>Karen Meyer: ''Die Flutung des Berliner S-Bahn-Tunnels.'' Hrsg.: Kunstamt Kreuzberg, GVE, Berlin 1992, S. 51 f. Protokoll auch in der Akte ''Gedenktafeln in Kreuzberg, Sozialraum II, Kbg SW''.</ref> === 24. Aussage === * „'''Zeugin Frau Ri.''' wohnte am Tempelhofer Ufer. Von dort aus sah sie Leichen im Landwehrkanal schwimmen, es seien mindestens 1000 insgesamt gewesen. Die Strömung habe sie vom Gleisdreieck weggetrieben. Von der S-Bahn-Sprengung hat sie nichts mitbekommen, sie sei erst am 8. Mai aus dem Luftschutzkeller gekommen. An der Sprengungstelle habe sich ein Wassersog der Art gebildet, daß die Leichen aus dem Tunnel in den Landwehrkanal gezogen worden wären.“ (''Zeugin Frau Ri.'', Protokoll in der Akte zur Buchveröffentlichng ''Die Flutung'', FHXB). == Ruth Andreas Friedrich == * „11. Juni 1945: Es ist heiß in Berlin. Mit jedem Tag wird es heißer. Junihitze glüht über der Stadt, brütet auf ihren zahlreichen, frisch aufgeworfenen Gräbern. Unter der dünnen Staubdecke rühren sich die Toten. Wie eine Giftwolke hängt der Geruch ihres Sterbens in der Luft. Vom Landwehrkanal steigt ein so unerträglicher Dunst, daß jeder, der vorübergeht, sein Taschentuch gegen die Nase drückt.”<ref>Ruth Andreas-Friedrich: ''Schauplatz Berlin. Ein Tagebuch aufgezeichnet 1938–1945'', Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1964, S. 202.</ref> == Erlebnisberichte Heim & Welt == * „'''Erlebnisbericht einer Frau''', die sich in der unterirdischen S-Bahnstation Oranienburger Straße aufhielt: [...] Als dann die Oranienburger Straße von Kämpfen frei war, sahen wir dort, daß das Furchtbare doch noch geschehen war (nämlich vom Landwehrkanal her). Wir fanden die S-Bahnstation bis oben hin an die Straßendecke mit Wasser vollgefüllt. Koffer, Kisten und Leichen schwammen hier hoch. Die Leichen wurden ständig von den Menschen geborgen und auf den Friedhof in der Hamburger Straße in Massengräber gebracht ...“ (Folge 4 in ‚Heim und Welt‘, 16. März 1952). Reichsbahner: * Die Strömung habe dann jedoch rasch zugenommen und „es ist mir unmöglich über die Geleise noch zu den Waggons zu kommen [...] das Schreien, Schelten, Anspornen und Hilferufen im Schacht hat sich furchtbar verstärkt. [...] Die eisige Flut schwillt schnell. So schleppen wir uns nach oben, wo nun den [geretteten] Verwundeten weiter geholfen werden muss.“ (Folge 5 in ‚Heim und Welt‘, 23. März 1952). * Zum 21. April 1945: Mit seinem Vorgesetzten, einem Reichsbahnoberrat sei besprochen worden, daß „der Oberstabsarzt von der Kampfkommandantur Berlin [...] mit dem Führerhauptquartier gesprochen und die Genehmigung für uns erwirkt (hat), daß wir zum Rangieren für die Verwundetenzüge, wenn notwendig, ab und zu kurz wieder den Strom einschalten dürfen. [...] Die Verwundeten kommen in S-Bahnzüge, die zwischen dem Linden-Bahnhof und Potsdamer Platz stehen sollen.“ (Folge 1 in ‚Heim und Welt‘, 24. Februar 1952). * Zum 29. April 1945: „Mich interessieren die Verwundetenzüge kurz vorm Lindenbahnhof. Wir rattern also los mit unserer Draisine, nach einigen Minuten taucht Licht vor uns auf: die Verwundetenzüge mit irgendwelchen Laternen. [...] Sechs Rote-Kreuz-Schwestern versorgen die annähernd 1600 Verwundeten. Ein junger Unterarzt ist verantwortlich für Pflege und Betreuung.“ (Folge 2 in ‚Heim und Welt‘, 2. März 1952). == Anmerkungen == <references group="Anm" /> == Einzelnachweise == <references />