Benutzer:GerhardSchuhmacher/NT
> bestehend aktuell: == Allgemeine Quellenlage == Zu dem über die Jahrhunderte überlieferten Bestand der Schriften des [[Neues Testament|Neuen Testaments]], des sogenannten „Kanon“, wurden „in den vergangenen 125 Jahren […] eine Reihe von frühchristlichen Schriften aus der ältesten Zeit wiederentdeckt, und zwar ausnahmslos solche aus dem östlichen Teil des [[Imperium Romanum|Römischen Reiches]].“ === Gemeinsamer Fundus statt verschiedene Bewertung === Im Werk ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften'' der Autoren [[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]] und [[Christiane Nord]] werden diese beiden Gruppen nicht getrennt, sondern gemeinsam angeführt, indem sämtliche Texte in der Reihenfolge ihrer chronologischen Entstehung aufgelistet sind. Die Übersetzer und Herausgeber sehen in dieser Form eine Veröffentlichung aller „frühchristlichen Schriften, die nach Gattung, Inhalt und Anspruch für eine Aufnahme in kanonische, d.h., für eine kirchlich maßgebliche verbindliche Sammlung der Texte der frühesten Christenheit in Frage gekommen wären bzw. tatsächlich in den Kanon aufgenommen wurden.“ Die Autoren schließen die Zeitpanne „etwa zum Jahre 200 n. Chr. […] als um diese Zeit und vermutlich in der römischen Gemeinde der christliche Kanon zusammengestellt wurde“.<ref group="Anm">Bis zum [[Konzil von Trient]] (zwischen 1545 und 1563) gab es noch mehrfach Wechsel im Bestand des Kanon.</ref> Die Qualität der Auswahl von Schriften in den Kanon wird nicht bestritten, doch sei damit „nichts, aber auch gar nichts über den Wert oder Unwert aller übrigen Zeugnisse gesagt.“ Unabhängig von einer Suche nach Wahrheitsgehalt zeige die Sammlung, dass schon „am Anfang [..] nicht ein einheitliches Glaubensbekenntnis (steht), sondern sehr früh eine Vielzahl theologischer Ansätze […], die ein lebendiges Zeugnis für eine sehr ausgeprägte [[Hermeneutik|hermeneutische]] Kompetenz der frühchristlichen Theologen (sind).“<ref>Angaben und Zitate im Kapitel in: [[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]]/[[Christiane Nord]]: ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften.'' Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1999, S. 12 bis 17.</ref> Nach dieser Auffassung können auch zu einer Darstellung und Bewertung der Person und Rolle Maria Magdalenas heute die sie betreffenden Texte als gleichwertig angesehen werden, da eine unterschiedliche Bedeutung der Schriften allenfalls in den Vorstellungen von Auswählenden ab 200 n. Chr. existierten. === Darstellung Maria Magdalenas in den Schriften === In ihrem Sammelwerk gehen Berger/Nord nicht auf inhaltliche Unterschiede in den beiden Textgruppen ein. Es lassen sich jedoch am Beispiel Maria Magdalenas und generell in der Bewertung von Frauen in der Zusammenstellung des Kanon und in den erst seit dem 19. Jahrhundert entdeckten Überlieferungen unterschiedliche Tendenzen erkennen. Im Kanon ist Maria Magdalena erst in der Passionsgeschichte profilierter dargestellt, in den neu erschlossenen Quellen steht sie häufig mit selbstverständlichem Gestus in ihrer Beziehung zu Jesus und den Jüngern und Jüngerinnen. ................................................................................................................................................... ;Maria Magdalena und die Jünger Die Beziehung Marias mit Jesus und die damit verbundene Interaktion mit den Jüngern wird in den neu aufgefundenen Schriften der vergangenen 125 Jahre immer wieder und ohne besondere Betonung thematisiert – so als ob sie selbstverständlich gewesen wäre. Neben dem ''Philippusevangelium'', das sie als „Gefährtin Jesu“ benennt, beschreibt das ''Thomasevangelium'' diese ‚Zweierbeziehung‘ als getrennt von dem Verhältnis zu den Jüngern, doch weist es auch nochmals mit Schärfe auf die Gegnerschaft des Simon Petrus zu Maria. > Phil.Ev. === Thomasevangelium === Im [[Thomasevangelium]] wird in ''Vers 21'' überliefert: „Maria Magdalena fragte Jesus: Womit kann man deine Jünger vergleichen?“ Unabhängig von der Antwort, die Jesus darauf gibt, zeigt Marias Formulierung „deine Jünger“, dass sie sich nicht diesen zugehörig, sondern nur in Beziehung zu Jesus sieht.<ref>Berger/Nord: ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften'', 1999, S. 650.</ref> In ''Vers 114'' äußert sich Simon Petrus in Bezug auf ein nicht näher definiertes Ziel; er „sagte zu den andern: ‚Maria soll nicht mit uns mitgehen. Denn die Frauen sind nicht würdig, das Leben zu haben‘. Jesus entgegnete: ‚Ich werde sie zu mir in den Bereich Gottes ziehen, dann ist sie nicht mehr weiblich, sondern genauso ein lebendiger männlicher Geist wie ihr. Ich sage euch aber: Eine Frau, die sich den Männern gleichmacht, kann eintreten in die Herrschaft Gottes.‘“ Berger/Nord erläutern diese heute unverständliche Darlegung in ihrer ''Anmerkung 104'': „Es geht um eine metaphorische Bedeutung von ‚Mann‘ bzw. ‚männlich‘, und zwar im Sinne von ‚unvergänglich, nicht mehr dem Tode unterworfen.‘ In einem zweiten Schritt kann man dann fragen, wie es zu dieser Metaphorik kam. Das Wort ‚Frau‘ bzw. ‚weiblich‘ steht für ‚sterblich‘ oder ‚vergänglich‘, weil Frauen gebären und weil alles Geborene stirbt. Im Sinne der [damals] strikten Zweiteilung der Welten und Zeiten, bleibt „Mann“ dann für das ewige Leben. In Bezug auf Sexualität sind alle dualistischen Texte im übrigen für eine Überwindung der Zweiteilung.“ Auch: „Im Himmel gibt es nicht Geschlecht, Geburt und Tod.“ (zu Anm. 103): In den Bereich Gottes „ziehen“ vergleichen Berger/Nord in ''Anmerkung 103'' mit ''Joh. 12,32'': „Jesus sagte: […] Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle nachziehen.“<ref>Berger/Nord: ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften'', 1999, S. 668 f.</ref> __________________________________________________________________________________________________________________________________________________ == Entwurf: Quellen im Neuen Testament (Kanon) == == Allgemeine Quellenlage == Nach Jesu Weggang entstanden bis um das Jahr 200 n. Chr. zahlreiche Schriften und Texte zur Lebensgeschichte und der Nachfolge: „Um diese Zeit und vermutlich in der römischen Gemeinde (wurde) der christliche Kanon zusammengestellt, […] eine Auswahl aus einem größeren Vorrat von Schriften, die damals in Rom bekannt waren.“ Heute sind durch die damalige Auswahl der römischen Gemeinde in den Kanon die nicht in ihn aufgenommenen, ebenfalls bis 200 entstandenen Texte, die zum großen Teil erst „in den vergangenen 125 Jahren“ entdeckt wurden, streng getrennt. Diese Trennung bewirkte verschiedene Vorstellungen, etwa, dass die kanonischen Texte die ‚wahren‘ und die nicht im Kanon befindlichen Schriften eher unzuverlässig seien oder, dass erstere ‚älteren‘ und die zweiten ‚jüngeren‘ Ursprungs wären. In ihrem Standartwerk zur Sammlung sämtlicher bis zur Herausgabe 1999 verfügbarer und übersetzter Schriften bis 200 n. Chr., heben die Autoren Berger/Nord diese Trennung auf, indem sie sämtliche Texte in der Reihenfolge ihrer chronologischen Entstehung auflisten. Dabei wird deutlich, dass im Kanon „im Prinzip das Älteste und Vertrauenswürdigste ausgewählt“, doch „ist mit der Existenz des christlichen Kanon<ref group="Anm">Bis zum [[Konzil von Trient]] (zwischen 1545 und 1563) gab es auch mehrfach Wechsel im Bestand.</ref> nichts, aber auch gar nichts über den Wert oder Unwert aller übrigen Zeugnisse gesagt.“ Unabhängig von einer Suche nach Wahrheitsgehalt zeige die erweiterte bzw. gegenwärtig vervollständigte Sammlung, dass schon „am Anfang [..] nicht ein einheitliches Glaubensbekenntnis, sondern sehr früh eine Vielzahl theologischer Ansätze“ stand.<ref>Angaben und Zitate im Kapitel in: [[Klaus Berger (Theologe)|Klaus Berger]]/[[Christiane Nord]]: ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften.'' Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1999, S. 12 bis 17.</ref> Nach dieser Auffassung können auch zu einer Darstellung und Bewertung der Person und Rolle Maria Magdalenas die sie betreffenden Texte als gleichwertig angesehen werden, da eine unterschiedliche Bedeutung der Schriften allenfalls in den Vorstellungen von Auswählenden vor allem ab 200 n. Chr. existierten. ___________________________________________________________________________________________________________________________________________________ == Darstellung in den nicht-kanonischen Schriften == === Thomasevangelium === Im [[Thomasevangelium]] (Vers 114) wird überliefert, dass Simon Petrus „Mariham“ (Maria Magdalena) aus der Mitte der Jünger fortschicken wollte, denn „Frauen sind des Lebens nicht würdig“. Jesus soll daraufhin geantwortet haben: „Seht, ich werde sie männlich machen, so dass sie ein lebendiger Geist wird, wie auch ihr Männer! Denn jede Frau, wenn sie sich männlich macht, geht ins Himmelreich ein.“ (Logion 114) === Gnosis === In der [[Gnosis]] wird überliefert, dass Maria Magdalena die Gefährtin Jesu gewesen sei. Das gnostische [[Evangelium der Maria]], das auf die zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts datiert wird, ist möglicherweise nach ihr benannt. === Pistis Sophia === [[Datei:Maria Magdalena in St. Mauritius Kärlich (um 1730 - Sp).JPG|mini|hochkant|Statue in der Pfarrkirche [[St. Mauritius (Mülheim-Kärlich)]] um 1730]] In der [[koptisch]]-gnostischen [[Pistis Sophia]] hat Maria Magdalena einen überragenden Part als Auslegerin von Texten und als Fragestellerin inne: Von 48 Auslegungen entfallen auf sie 22, von 57 Fragen 43. Der Zweitplatzierte, Johannes, hat neun Gesprächsanteile (zwei Auslegungen und sieben Fragen). Hierzu muss betont werden, dass die Gesprächsanteile in dieser Schrift mit dem Grad der Geisterfülltheit in Verbindung stehen – umso bemerkenswerter die Dominanz dieser Frau in einer [[Androzentrismus|androzentrisch]] geprägten Gesellschaft. Besonders in drei Kapiteln sagt der Erlöser bedeutende Dinge über sie:<ref>Alle Zählungen und Zitate in diesem Abschnitt erfolgten nach folgender Übersetzung der Pistis Sophia: * [Valentinus]: ''Das Evangelium der Pistis Sophia'', Bad Teinach-Zavelstein 1987, ISBN 3-925072-03-9.</ref> * „Du bist begnadet vor allen Frauen auf Erden, weil du die höchste Fülle und höchste Vollendung sein wirst“. (Kap. 19) * „Du bist begnadet in Fülle, du bist die allselige Vollheit, die von allen Geschlechtern selig gepriesen wird“. (Kap. 34) * „Doch Maria Magdalena und Johannes, der Jungfräuliche, werden alle meine Jünger und alle Menschen, die die Mysterien vom Unaussprechlichen empfangen, überragen. Und sie werden zu meiner Rechten und zu meiner Linken sein. Und ich bin sie und sie sind ich.“ (Kap. 96). Die Ehrenbezeichnungen Maria Magdalenas in der Pistis Sophia sind im Einzelnen: {| |Geist-Erfüllte || siebenmal (Kap. 87, 114, 116, 118, 120, 122, 130) |- |Begnadete || fünfmal (17, 34, 59, 73, 74) |- |Erbin des Lichtreichs || zweimal (61, 62) |- |Reine || zweimal (87, 130) |- |All-Begnadete || zweimal (114) |- |Allselige Vollheit || zweimal (96) |- |In Fülle Begnadete || einmal (34) |- |Vor allen Frauen Begnadete || einmal (19) |- |Höchste Fülle und höchste Vollendung || einmal (19) |- |Erleuchterin || einmal (25) |- |Lichtreine || einmal (116) |} === Manichäismus === Auch im [[Manichäismus]] erhielt Maria Magdalena eine herausragende Position gegenüber den anderen Jüngern. Sie wird als „Geist der Weisheit“ und sogar als „Netzewerferin“ bezeichnet, die die anderen Jünger, die sich verirrt hatten, wieder einfing.<ref>[[Peter Nagel (Religionshistoriker)|Peter Nagel]]: ''Codex apocryphus gnosticus Novi Testamenti. Band 1: Evangelien und Apostelgeschichten aus den Schriften von Nag Hammadi und verwandten Kodizes. Koptisch und deutsch.'' Tübingen 2014, S. 311–319.</ref> In einer Dichtung aus dem 3. Jahrhundert, die im manichäischen Psalmenbuch aus dem 4./5. Jahrhundert in koptischer Sprache überliefert ist, wird sie als die einzige Getreue Jesu geschildert. Maria begegnet darin Jesu in der Situation des Johannesevangeliums, die nach der dortigen Auferstehung spielt.<ref>[[Siegfried G. Richter]]. Untersuchungen zu Form und Inhalt einer Gruppe der Herakleides-Psalmen (PsB 187,1–36). In: G. Wießner, H.-J. Klimkeit (Hrsg.): ''Studia Manichaica. II. Internationaler Kongreß zum Manichäismus, 6.–10. August 1989, St. Augustin/Bonn'' (= ''Studies in Oriental Religions.'' Band 23). Wiesbaden 1992, S. 248–265.</ref> Die Jünger sind wieder Fischer geworden und Maria soll sie zurückbringen. Jesus, der Meister, rechnet mit deren Weigerung und rät Maria als letztes Mittel Simon Petrus an eine geheime Unterredung zu erinnern. Darin sagte er indirekt zu Petrus, dass er niemanden habe, dem er vertrauen könnte. Jesus:{{Zitat |Text= Sage ihm: Gedenke dessen, was ich zwischen mir<br /> und dir auf dem Ölberg gesagt habe:<br /> ‚Ich habe etwas, was zu sagen ist,<br /> aber niemanden, dem ich es sagen könnte.‘}} Maria:{{Zitat |Text= Rabbi, o mein Meister,<br /> ich werde deinem Gebot dienen<br /> in der Freude meines ganzen Herzens. Ich werde meinem Herzen keine Ruhe,<br /> meinen Augen keinen Schlaf<br /> und (auch) meinen Füßen keine Ruhe geben,<br /> bis ich die Schafe in den Pferch gebracht habe.}} Die manichäische Versammlung:{{Zitat |Text= Ruhm sei Mariammê,<br /> denn sie hat auf ihren Meister gehört. |ref=<ref>Übersetzung nach [[Siegfried G. Richter]]. Die Herakleides-Psalmen (Corpus Fontium Manichaeorum. Series Coptica 1. Liber Psalmorum pars 2 fasc. 2). Brepols: Turnhout 1998, 124 Seiten.</ref>}} Maria Magdalena, die auch in zentralasiatischer Tradition als Myrophore, also Salbenträgerin, bekannt ist, kann als Idealtyp einer manichäischen Electa betrachtet werden. Im manichäischen Psalmenbuch wird ihr sogar ein Psalm (Sar 24) zugeschrieben, in dem sie als „Hymnenliebhaberin“ bezeichnet wird und für verschiedene Gestalten der „Lichtwelt“ musiziert.<ref>Jessica Kristionat: ''Zwischen Selbstverständlichkeit und Schweigen. Die Rolle der Frau im frühen Manichäismus.'' Heidelberg 2013, S. 237–272.</ref> [[Datei:Giotto di Bondone - Scenes from the Life of Mary Magdalene - Mary Magdalene Speaking to the Angels - WGA09108.jpg|mini|Giotto: [[Levitation (Parapsychologie)|Levitation]] der Maria Magdalena. Fresko, um 1320, Assisi, Unterkirche]] ___________________________________________________________________________________________________________________________________________________ == 10 Gebote == Wie die Zehn Gebote besitzt auch das ''Vater unser'' eine Geschichte – eine (Vor-)Geschichte seiner Begründung und eine Wirkungsgeschichte: === Begründung === Die Begründung der [[Zehn_Gebote#Narrativer_Kontext|Zehn Gebote]] ist die Erzählung im jeweils [[2. Buch Mose|Zweiten Buch]] in Tora und Bibel, einen Darstellung, die nur annäherungsweise wissenschaftlich-historisch zu erfassen ist. Anders das ''Vater unser'', dessen Entstehung über Textstellen im Neues TestamentNeuen Testament und anderen [[Apokryphen|frühchristlichen Schriften]] nachvollzogen werden kann. Es wurde aus verschiedenen Ansätzen – insbesondere in den [[Apostelbriefe|Briefen der Apostel]] und von frühen Bischöfen – im Laufe der Zeit zu einem einheitlichen Text formiert. Eine Interpretation der neuerdings umstrittenen Version der Textzeile '''... und führe uns nicht in Versuchung''' ist aus dem [[Zweiter Brief des Polykarp an die Philipper|Zweiten Brief des Polykarp an die Philipper]] – von [[Klaus Berger|Berger]]/[[Christiane Nord|Nord]] „um 130 n. Chr.“ angesetzt – zu entnehmen: „Wir wollen zum Gebet einen klaren Kopf behalten, unbeirrbar fasten und Gott, der alles sieht, bitten, daß er uns nicht in Versuchung führt. Denn der Herr hat gesagt: ‚Der [[Heiliger Geist|Heilige Geist]] ist mutig, doch der sterbliche Mensch ist schwach.‘“ Diese von Polykarp zitierte Textstelle bezieht sich auf [[Markus Evangelist|Markus]] 14,38b (von Berger/Nord auf „vor dem Jahre 70“ gesetzt) im Zusammenhang mit dem in Gethsemane eingeschlafenen Petrus: „Bleibt wach und betet, damit euer Glaube die Belastungsprobe besteht. Der Heilige Geist macht mutig, aber als bloße Menschen sind wir feige.“<ref>Beide Textstellen in Klaus Berger/Christiane Nord: ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften.'' Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1999, S. 428 (Markus) und S. 921 (Polykarp).</ref> Bemerkenswert ist der Bezug auf Markus, der den Einfluss des Heiligen Geistes auf eine ‚Fehlhandlung‘ (das Einschlafen) nicht direkt als Versuchung benennt, aber dies von Polykarp so gewertet ist, während das ‚Führen in Versuchung‘ von Lukas 11 und Matthäus 6 (siehe oben) nicht näher bezeichnet wird. Der Heilige Geist ist [bzw.] macht mutig und --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- == Entscheidung der frühchristlichen Kirche == Die judenstämmigen frühen Christen trafen in ihrer [[Mission (Christentum)#Biblische Grundlagen|Heidenmission]] bei der Durchsetzung von Gebot und Verbot auf Grund anderer kultureller Traditionen der zu Missionierenden teils auf heftigen Widerstand. Dieser machte sich insbesondere in der Abwehr des Beschneidungsrituals fest. === Disput auf einem Apostelkonvent === Diese Entscheidung in der christlichen Gemeinde zum Umgang mit der Beschneidung im Bezug auf „Heidenchristen“ dokumentiert die [[Apostelgeschichte des Lukas|Apostelgeschichte]] im [[Neues Testament|Neuen Testament]] im Zusammenhang der ''Ersten Missionsreise des Paulus'' im Kapitel 15, ''Das Apostelkonzil beschließt über die Grundsätze der Heidenmission.'': „Eines Tages kamen Leute aus [[Judäa#Judäa in römischer Zeit|Judäa]] nach [[Antiochia am Orontes#Römer|Antiochien]] und behaupteten: ‚Wer nicht die Beschneidung nach mosaischem Gesetz vollzieht, kann nicht gerettet werden.‘ [[Paulus von Tarsus#Missionsreisen|Paulus]] und [[Barnabas (Apostel)|Barnabas]] widersprachen und gerieten in heftigen Streit mit ihnen. Da beschloß die Gemeinde, dass Paulus und Barnabas und noch einige andere aus dem Kreis diese Streitfrage duch die [[Apostel]] und Ältesten in [[Jerusalem#Zeit des zweiten Tempels|Jerusalem]] klären lassen sollten.“ „Dort angekommen, wurden sie von der Gemeinde, Aposteln und Ältesten formell empfangen. […] [[Pharisäer]], die Christen geworden waren“, wiesen auf die Notwendigkeit hin, „das Gesetz des Mose zu halten“, woraufhin eine Versammlung abgehalten wurde und „nach hitzigem Streit“ ergriff [[Petrus]] das Wort, wobei er sich auf seine Ersterwählung durch Gott berief, um den Heiden zu predigen: Durch Gottes unterschiedslose Vergabe des Heiligen Geistes an alle Menschen, seien „alle Unterschiede zwischen ihnen und uns verschwunden.“ Daraus leitete Petrus ab: „Warum fordert ihr also Gott heraus, indem ihr den [[Heidenchristen]] das Joch des Gesetzes auferlegen wollt, das weder unsere Väter noch wir tragen konnten.“ Nach dem anfolgenden Bericht von Paulus und Barnabas über die allgemeinen Erfolge ihrer Mission argumentierte „[[Jakobus (Bruder Jesu)|Jakobus, der Herrenbruder]]“, – in Bezug auf [[Amos#Aufbau des Buches|Amos]] 9,11 f. LXX – mit Gottes ‚Wiederaufrichung der verfallenen Hütte [[David|Davids‘]] und [Gottes Gebot:] Dann sollen die anderen anfangen, den Herrn zu suchen, alle Heidenvölker, über denen mein Name ausgerufen ist und die dadurch schon immer mir gehören.‘ Jakobus: „Daher bin ich dafür, dass wir denen aus den Heidenvölkern, die sich zu Gott bekehrt haben, keine unnötige Last auferlegen sollten.“ === Bekanntgabe der Entscheidung === Das „[[Apostelgeschichte des Lukas#Apostelkonzil in Jerusalem (Apg 15,1–35)|Apostelkonzil]]“ (Berger/Nord) beschloss, zusammen mit dem Brief „zwei Männer aus ihrer Mitte zu bestimmen, die mit Paulus und Barnabas nach Antiochien reisen sollten, und zwar [[Judas Barsabbas|Judas, genannt Bar Sabbas]], und [[Silas (Silvanus)|Silvas]], beide führende Persönlichkeiten der Gemeinde.“ Dadurch war die Legitimation der Überbringer gewährleistet. „Nachdem diese dann in Antiochien angekommen waren, übergaben sie den Brief der versammelten Gemeinde. Als der Brief vorgelesen wurde, freuten sich alle über die ermutigende Entscheidung.“<ref>[[Klaus Berger]]/[[Christiane Nord]]: ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften.'' Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1999, S. 538 ff.</ref> Berger/Nord, die eine Verfassung der Apostelgeschichte auf Ende der 60er Jahre n. Chr. datieren, weisen darauf hin, „daß das auf dem sogenannten Apostelkonvent (ca. 48 n. Chr.) erstellte ''Aposteldekret'' (Act 15,20) innerhalb dieses Buches öfter wiederholt wird [und …] es im Adressatenbereich um ein Zusammenleben von [[Judenchristen#Die Paulinische Mission|Judenchristen]] und Heidenchristen ging.“ Dabei wird die „Legitimität und Notwendigkeit einer beschneidungsfreien [[Mission (Christentum)#Biblische Grundlagen|Heidenmission]] begründet.“<ref>Berger/Nord: ''Das Neue Testament und frühchristliche Schriften.'' 1999, S. 506.</ref> == Einzelnachweise == <references />