Benutzer:Goesseln/Alfred Trenker

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Alfred Trenker (* 2. Juli 1905 in Zattig, Gemeinde Großherrlitz, Österreich-Ungarn, heute: Velké Heraltice; † unbekannt) war ein österreichischer Polizist und in der Zeit des Nationalsozialismus Gestapo-Chef von Budapest.[1]

Trenker war seit 1928 im Polizeidienst in Wien. Am 1. April 1931 trat er in die reichsdeutsche NSDAP ein, 1934 in die SS.[2] Nach dem „Anschluss Österreichs“ im März 1938 wurde er in die Gestapo übernommen. Er war Mitarbeiter des Wiener Gestapo-Chefs Kriminaldirektor Franz Josef Huber, als dieser am 11. November 1938 die Ermittlungen im Münchener Bürgerbräukellerattentat übernahm.[3]

Trenker wurde in Salzburg, Klagenfurt und nach der Besetzung Polens im März 1940 in Posen eingesetzt. In Posen wurde er als stellvertretender Leiter der Stapostelle Posen Mitwisser der von Herbert Lange durchgeführten Gaswagenaktion.[4]. In München war er am 28. Januar 1942 mit Franz Marmon an den ersten polizeilichen Aktionen und Vernehmungen gegen die Widerstandsgruppe Weiße Rose um die Geschwister Scholl beteiligt.[5] Die Deportation der Münchener Juden in das Ghetto Theresienstadt wurde von Trenker organisiert.[6][7]

Im März 1944 bei der Besetzung Ungarns durch die Wehrmacht war er als Oberregierungsrat und Obersturmführer die rechte Hand von Hans-Ulrich Geschke und wurde SIPO-Chef in Budapest. Unter seiner Polizeiführung wurden (potentiell) Oppositionelle in Ungarn verfolgt und festgenommen,[8], und 200 jüdische Geiseln unter den Budapester Geschäftsleuten genommen und nach Mauthausen deportiert. Die Juden, die mit dem Schiff oder der Eisenbahn aus Budapest zu fliehen versuchten, wurden von seinen Polizeieinheiten terrorisiert.[9] Die Budapester Juden wurden in einer von Hermann Krumey und Dieter Wisliceny verkündeten Neun-Punkte-Liste explizit Trenkers Polizeigewalt unterstellt.[10]

Bei Kriegsende kam Trenker in US-amerikanische Haft im Internierungslager Glasenbach, wo Siegel und er als Gestapo-Juristen eine Verteidigungsstrategie für die angeklagten Gestapo-Angehörigen formulierten, auf die später unisono von allen Spitzenfunktionären der Gestapo in ihren Verhandlungen zurückgegriffen wurde. Trenker und Viktor Siegel bezeichneten die Gestapo als "öffentlich rechtlich anerkannte Polizeidienststelle" (6), deren Beamte aus der österreichischen Polizei und Gendarmerie zur Gestapo "übergeleitet" worden waren, "wie z. B. Bahn- oder Postbeamte ..." In einem ausführlichen Sonderkapitel wurde die Verantwortung für die Deportation der jüdischen Bevölkerung Wiens pauschal der "Zentralstelle für jüdische Auswanderung" zugeschoben, die direkt ihre Befehle aus Berlin erhalten hätte[11]Gegen Trenker wurde 1948 von der Staatsanwaltschaft München ermittelt[12]

Nach dem Krieg arbeitete Trenker als Immobilienmakler in München.[13] Von der Staatsanwaltschaft Hannover wurde er 1961/1962 als Zeuge vernommen.[14] Die 1969 erneut von ungarischen Holocaustüberlebenden in Kanada erhobenen Forderungen, gegen Trenker eine Anklage wegen der Mitwirkung am Holocaust der ungarischen Juden zu erheben[15], verliefen ergebnislos.

Über das Ableben Trenkers ist nichts bekannt.

  • Franz Weisz: Die geheime Staatspolizei Staatspolizeileitstelle Wien: 1938-1945 ; Organisation, Arbeitsweise und personale Belange, Universität Wien, 1991

Dr Othmar Trenker http://books.google.de/books?hl=de&id=w-4EAQAAIAAJ&q=Trenker#search_anchor

http://www.doew.at/frames.php?/gestapo-opfer/3/3_2.html Othmar Trenker (eigentlich Trnka, Namensänderung aus Karrieregründen), geboren 1905 in Wien, ab 1924 im Wiener Polizeidienst, daneben Jusstudium, im April 1938 Übernahme in den Dienst der Gestapo-Leitstelle Wien, 1944 Leiter der Abteilung II/IV. Obwohl nachweislich persönlich an Folterungen beteiligt, wurde er 1948 nur zu 30 Monaten, 1949 nach Protesten zu fünf Jahren Haft verurteilt, 1950 "auf Probe" entlassen

http://www.nachkriegsjustiz.at/prozesse/projekte/diskussion_45-49.php

  • Randolph L. Braham: The politics of genocide. The Holocaust in Hungary, Columbia University Press, New York 1981, ISBN 0-231-05208-1.
  • Thomas Mang: „Gestapo-Leitstelle Wien – Mein Name ist Huber“. Wer trug die lokale Verantwortung für den Mord an den Juden Wiens? Wien 2003, ISBN 3-8258-7259-9
  • Franz Weisz: Die geheime Staatspolizei, Staatspolizeileitstelle Wien 1938 bis 1945. Organisation, Arbeitsweise und personale Belange, Wien 1991 [2]
  • Sönke Zankel: Mit Flugblättern gegen Hitler  : der Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell. Böhlau, Köln, 2008 ISBN 978-3-412-20038-1
  • Patrick Montague, Christopher R. Browning: Chelmo and the Holocaust : A History of Hitler's First Death Camp. Univ of North Carolina Press, New York 2012 Auszüge bei google books

Einzelnachweise

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  1. Randolph L. Braham: The politics of genocide, S. 398, n. 24
  2. Sönke Zankel: Mit Flugblättern gegen Hitler, S. 419f
  3. Georg-Elser-Arbeitskreises Heidenheim Das Geständnis von Georg Elser, Georg-Elser-Arbeitskreis, aufgerufen am 7. August 2012
  4. Patrick Montague, Christopher R. Browning: Chelmo and the Holocaust : A History of Hitler's First Death Camp. Univ of North Carolina Press, New York 2012, S. 17 Auszüge bei google books
  5. White Rose History, Volume II (Academic Version): Journey to Freedom (May 1 ... von Ruth Hanna Sachs [1]
  6. transportDetails bei Yad Vashem 2012
  7. Sönke Zankel: Mit Flugblättern gegen Hitler  : der Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell, Köln : Böhlau , 2008 ISBN 978-3-412-20038-1, S. 419f
  8. Randolph L. Braham: The politics of genocide, S. 480f
  9. Randolph L. Braham: The politics of genocide, S. 394
  10. Randolph L. Braham: The politics of genocide, S. 421, S. 470 n. 7
  11. Thomas Mang: Gestapo-Leitstelle Wien - Mein Name ist Huber , Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands. Mitteilungen 164, Dezember 2003
  12. Sönke Zankel: Mit Flugblättern gegen Hitler  : der Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell, Köln : Böhlau , 2008 ISBN 978-3-412-20038-1, S. 420, n. 20. Staatsarchiv München, Spka K 1838 (Alfred Trenker)
  13. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 630
  14. Aussage A.Trenkers vom 17.5.1962; StA Hannover bei nizkor
  15. Randolph L. Braham: The politics of genocide, S. 398

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