Benutzer:Herr Andrax/Der Diderot für aufklärerisches Denken und Handeln in der Wikipedia 2007
Der Diderot für aufklärerisches Denken und Handeln in der Wikipedia 2007
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein paar Worte zur Verleihung. Es ist sicher auch ein Widerspruch, für aufklärerisches Denken und Handeln einen "Orden" zu vergeben. Nehmt es nicht zu wörtlich. Aber in Zeiten der Gummibärchen, die weit härter und gefährlicher als ihre als softer scheinenden äußeren Symbole sind, braucht es auch andere Zeichen. Gleichwohl sind "Orden" nicht auf der Höhe der aufgeklärten Zeit. Aber es gibt einen Aspekt, warum dieser Diderot-Orden für aufklärerisches Denken und Handeln in der Wikipedia niemanden erschrecken sollte: Weil ich ihn aus sehr subjektiven und persönlichen Gründen meiner Wertschätzung vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen mit eurer Mitarbeit vergeben habe. Trotzdem hoffe ich, dass es jetzt und nach den folgenden Worten nicht zu einer Rückgabewelle kommt ;-)
So sehr die Gründe für die Vergabe subjektive und persönliche Beobachtungen und Begegnungen mit euch und eurer Mitarbeit waren, so sehr sind diese Gründe auch von besonderer Bedeutung. Dass der aufklärerische Gedanke Diderots für den Gedanken an einem Enzyklopädie-Projekt steht, ist zwar nicht dem Artikel der Wikipedia "Enzyklopädie" (zumindest nicht vor kurzer Zeit) bekannt, sicherlich aber euch. Leider sind diese Grundvoraussetzungen einer Enzyklopädie nicht allen Wikifanten, also zum Beispiel denen, die es vorziehen sich und andere sowie das Projekt selbst und seine Problematiken zu verniedlichen, anzumerken und im Denken und Handeln dagegen seit ihr mir in verschiedener Weise aufgefallen. So war es fast grundsätzlich eure Arbeit und euer Verständnis an den von euch behandelten Themen, die mich aufmerksam gemacht haben, aber vor allem galt meiner Aufmerksamkeit eurem Umgang mit den Mitarbeitern am Projekt, den Konflikten und der Entwicklung des Projektes selbst. Ich spreche von Projekt, da aufklärerisches Denken und Handeln keine unveränderbaren gegebenen Verhältnisse voraussetzt und jeder Anspruch stets scheitern kann. In der ein oder anderen Weise bin ich euch begegnet, als Menschen, die es gewohnt sind, über ihren Horizont und über den Horizont der realexistierenden Wikipedia hinauszuschauen.
Es erstaunt sicher am wenigsten, dass mir an euch in den meisten Fällen die Gedanken und Aktivitäten aufgefallen sind, die sich gegen antiaufklärerisches Denken und Handeln in der Wikipedia richten. Das betrifft in seiner extremen Form, das Agieren rechter Kräfte in der Wikipedia, und das betrifft in seiner nicht ungefährlicheren Normalform, jeglichen unkritische Umgang mit diesem Projekt und seinen Strukturen. Ich denke, dass es gerade in Deutschland und in der de.Wikipedia fast unmöglich ist, Kritik als etwas Willkommens zu betrachten. Dagegen schätze ich bei vielen von euch die Skepsis gegenüber Schönrednern und ihrem destruktiven Potential. Vor allem aber sehe ich bei euch allen das Insistieren auf das Erstellen einer Enzyklopädie, die auch im Umgang miteinander ihren Namen verdient. Das ist die beste Vorrausetzung, damit dieses Projekt nicht weiter abgleitet zu einer Spielwiese für Egoisten und einem erschreckend Hass erfülltem Diskussionsforum aller Couleur.
Nun seit ihr aus meiner Sicht nicht die einzigen, die für ihr aufklärerisches Denken und Handeln in der Wikipedia aufgefallen sind. Es gibt einige, die ich gerne ausgezeichnet hätte, es mir aber aus verschiedenen Gründen nicht getraut habe. Es steckt auch ein gewisses Maß an Anmaßung dahinter, jemanden eine Auszeichnung zu verleihen, oder andere dabei zu "übersehen". Deshalb äußere ich an dieser Stelle meine Wertschätzung für alle, die sich – oft völlig lautlos und leise und vielfach gerade dabei unüberhörbar – im aufgeklärtem Geiste einer kolaborativen, offenen, freien und verantwortungsvollen Wikipedia verdient gemacht haben. Eine wirkliche Anmaßung wäre es, wenn ich eine solche Wertschätzung privatisieren würde. Und deshalb ist es natürlich allen selbstverantwortlich überlassen, ob sie ihre Wertschätzung anderen mitteilen. Ob Diderot-Orden oder Diderot-Preis oder ganz einfach - wo "Orden" und "Preis" antiaufklärerische Relikte sind – "Diderot", diese Wertschätzung kann natürlich von allen vergeben werden.
Zu einzelnen meiner subjektiven und persönlichen Gründe meiner Wertschätzung versuche ich hier noch weitere - hoffentlich passende - Wort zu finden.
Wie kein anderer in diesem Jahr, hat mich Günter Schuler/Roger Koslowski und sein Buch "Wikipedia inside" zu der Beachtung des Gedankens der Aufklärung in Sachen Enzyklopädie gebracht. Sich in der Wikipedia zurecht zu finden, war noch nie leicht und es ist nicht leichter geworden. In meiner Laufbahn hier bedurfte es viel Energie, sich überhaupt zu orientieren. Es gab viele Irrwege und Fallstricke, die mich immer wieder zu Pausen oder gar zum zeitweiligen Aufgeben veranlasst haben. Hätte ich mit dieser Lektüre meine Arbeit hier beginnen können, mir wären sicher viele Frustrationen, Illusionen und Fallstricke erspart geblieben. Nun fühlte ich mich ja schon als alter Hase, als ich mich auf Günter Schulers Auseinandersetzung eingelassen habe. Entsprechend erstaunt war ich, wie unbekannt mir viele Aspekte des Projektes waren und wie unreflektiert ich viele Strukturen in der realexistierenden Wikipedia akzeptiert hatte. (Meine besondere Zustimmung: [1])
Verblüfft hat mich Brummfuss' patente Erfindung des Tools Nazipedia: so einfach und kolabroativ gedacht kann die Sorge um bedrohte Artikel sein. Großen Respekt habe ich vor Brummfuss Konsequenzen, die er aus seinen Erfahrungen mit den Strukturen der Wikipedia gezogen hat. Seine Gedanken über totalitäre Strukturen in unserem Projekt zeigen mir deutlich, wie finster sich ein "freies" Enzyklopädie-Projekt in einer gewalttätigen Normalität einrichten kann. Viele Reaktionen auf seine Konsequenzen, zeigen mir, wie normal die Gedankenlosigkeit in diesem Projekt geworden ist und wie stark der Trend zu Normalität ist, die zur Gedankenlosigkeit zwingt.
Gegen antiaufklärerisches Verhalten aktiv zu sein, bedarf es auch einer großen Aufmerksamkeit gegen über Inhalten und Aktivitäten in diesem Projekt. Gegenüber Polit-Krawallen, Stör-Usern und Rechtsextremisten ist mir neben euch allen besonders KarlV aufgefallen. Gerade dort, wo sich diese POV-Ritter tarnen und auch mich nicht schlecht täuschten, da gab es kaum ein fachkundigeres und aufmerksames Auge, als von KarlV.
Wo mancher laut und wütend sich gegen den Absturz des Projektes wehrt, und hierzu zähle ich auch mich, auch wenn die Explosion oft erst vordem Bildschirm stattfindet und dort verpufft, dort fällt mir Anima mit ihrer besonnenen aber beharrlichen und unglaublich solidarischen und konsequenten Art auf, Inhalte und Projekte aufleben zu lassen. Das hat soviel Substanz, dass selbst der aufgeklärte Geist, der ihr aus allen Aktionen entspringt, schon kritisch durchdacht und an menschlichen Umgangsformen geprüft ist, bevor er hier zu wirken beginnt.
Das Wikipedia gerade bei gesellschaftsrelevanten Themen – in großen Teilen – kein Boulevardblatt geblieben ist, verdanken wir Autoren wie Ulitz. Nicht nur seine Arbeit an den Artikeln hat enzyklopädisch Hand und Fuß. Dort, wo in Konflikten kaum einer den Finger aus der eigenen Nase bekommt, liefert Ulitz stets konsequente Statements, die ein Projekt benötigt, um in dem Gerede zu einer gehaltvollen Argumentation zu finden, die die Spreu vom Weizen trennt. Das zeugt von einer Souveränität, die es ihm und auch anderen unnötig macht, sich in seiner eigene Überzeugungen zu verbiegen. Bis vor einer Weile schien ihm das mit einer solchen Leichtigkeit zu gelingen, dass ich mich nur wundern konnte – und oft auch abwartend zurück lehnte, weil man sich auf sein Engagement verlassen konnte. Und so ist es ein unglaublicher Skandal, dass eine Riege von Vertretern der – zumeist und letztlich ohnehin egoistischen – Sehnsucht nach einer heilen Wikipedia-Welt, das Projekt zusehends begraben. In der Art, wie sie einer Phalanx von destruktiven Hetzern gewähren lassen und deren Ziel, eben Ulitz, selbst zum Übel machen und ihm übel mitspielen, wird sicher nicht nur aus Unwissenheit, sondern aus falscher Bequemlichkeit und aus Angst vor Auseinandersetzungen um die eigene Verantwortlichkeit das Projekt vor die Wand gefahren. Auch dafür hat Ulitz nicht nur auf seiner Benutzerseite Worte gefunden und Konsequenzen gezogen. Wie sich Ulitz auch weiter entscheiden mag, auf ihn wird sich niemand mehr ausruhen können: Weder nachdenkliche Geister, noch vermeintliche Verantwortungsträger, die ihre Rolle verteidigen möchten und doch ihr eigenes Ende inszenieren.
Mautpreller erscheint mir als jemanden, der – wie ihr alle, aber jeder in seiner originären Form - aus dem wahren Wikipediaholz geschnitzt zu sein scheint. Gemeint ist damit nicht irgendeine Essenz, die viele mit ihrem Pöstchen und Funktiönchen und zumeist unausgegorenen Maßregelungen vor sich herzutragen scheinen oder gar meinen, sie zu besitzen. Mautpreller verkörpert dabei auch nicht irgendeine Rolle, die er oder andere denken, dass er sie spielen müsste. Bei Mautpreller meine ich einfach in den Auseinandersetzungen, die er führt, zu spüren, dass er die wesentlichen Grundideen des Projektes für sich konsequent aufgenommen hat und sie mit einer Ersthaftigkeit und Konsequenz umsetzt, an der auch die reflektierteste Kritik sich messen lassen muss. Auseinandersetzungen, die er eingeht, entgeht niemand mit dem Gefühl, oberflächlich sein zu können. Dort, wo er vor einer Wand läuft, hat immer die Wand verloren. Dabei sind diese Niederlagen, Niederlagen des Projektes, nicht aber die von Mautpreller. Mautpreller mauert nicht.
Lieber ot, lieber Benutzer:jergen, lieber Krakatau, lieber Bhuck, lieber A.M., lieber HansCastorp, lieber Hermes31, lieber Struve, lieber WTT, lieber Wutzofant, lieber M.sack, lieber Eintragung ins Nichts, lieber Sargoth, lieber Schwarze Feder sowie für die vielen hier nicht genannten - für euch gilt es noch besondere Worte zu finden, doch mir fehlen momentan die Worte oder auch der richtige Ton, um sie so öffentlich kundzutun. Euch gilt meine Bewunderung für oft sehr spezielle Begebenheiten, bei denen ich euch begegnen und erleben konnte.
Euch allen meinen herzlichen Dank für dieses Wikipedia-Jahr mit euch und einen guten Start ins Neue! -- andrax 15:26, 30. Dez. 2007 (CET)
- Euch allen auch ein schönes Neues Jahr. Aber übertreibt es nicht mit dem Kampf gegen Nazis, Rassismus, und andere Diskriminierungen. Jeder übertriebene Kampf wirkt unglaubwürdig, und bewirkt nur das Gegenteil. Und es macht auch keinen Sinn, jede Gemeinheit aus der Geschichte miteinander gleichzusetzen. Ein Rassist des 17. Jahrhunderts hat mit Hitler fast nichts zu tun. Simplifizierende geschichtliche Gleichsetzung bringt niemand etwas. Und die Bemühung, jeden Quatsch zum neuen Nationalsozialismus hochzustilisieren, bringt auch nichts. Wir müssen wissen, wo die wirklichen neuen Nazi-Verbrecher sitzen bzw. sitzen werden. Man muss die Gedanken und ihre Wirkungen beobachten. Wenn es jemals zu einem neuen Faschismus kommt, dann wird der aus einer ganz anderen Ecke kommen, mit der keiner rechnete. Da sind solche Kämpfe um die Nazi-Armbinde als Wikipedia-Artikel absoluter Käse. Der nächste Führer wird viel modernere Symbole haben. Er wird auch eleganter und eloquenter als Hitler sein. Und niemand braucht eine Erklärung: -> Es ist das "schwarze Herz der Welt" das Joseph Conrad sehr gut in seinen Romanen beschrieben hat. Und man kann das böse Herz nicht durch das Verbot von Nazi-Symbolen beseitigen. Das "kranke, böse Herz der Welt" kann nur durch Gott oder eine große, gemeinsame Anstrengung aller Menschen jemals geheilt werden. Lieber Herr Andrax: Du fühlst dich der Aufklärung verplichtet. Finde ich auch sehr, sehr gut. Aber die Menschen wollen keine Aufklärung. Niemand will Platon, Newton, Gallileo, Kant, oder die moderne Physik. Logisches Denken ist anstrengend und unbequem. Die Menschen wollen Wagner, Steiner, Nietzsche, Hitler, Außerirdische, und die restliche Freakshow haben. Das ist eine einfache und traurige und lustige Show. Ich persönlich finde es nicht schön. Wenn der Mensch nicht auf dem Weg seines Verstandes weitergeht, ist er für immer verloren. Gruß Boris Fernbacher 19:58, 30. Dez. 2007 (CET)