Benutzer:Herr Andrax/Zeichenwirrwarr in der Wikipedia
Zeichen und Konflikte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Wikipedia herrscht ein Zeichenwirrwarr. Das zeigt sich deutlich an der unterschiedlichen Vermittlung.
Unter Zeichen verstehe ich grob alle Äußerungen, die in einem Zusammenhang produziert werden, der die Arbeitsbedingungen in der Wikipedia betreffen.
Konflikte spielen dabei eine doppelte Rolle. Konflikte sind einerseits in der Wikipedia die zentrale Motivation für die Bildung von Zeichen. So sind alle Regeln aus Konfliktsituationen heraus entstanden oder sie sind erfunden worden, um potentielle Konflikte zu bewältigen/ zu regeln. Andererseits befindet sich die Wikipedia im ständigen Prozess Konflikte durch Regeln zu interpretieren. Das Zeichenwirrwarr hat also schon auf der Konfliktebene mindestens zwei völlig unterschiedliche Ursprünge.
In allen Fällen zeigt sich das Zeichenwirrwarr oder die Zeichenkrise der Wikipedia daran, dass die Deutung der Zeichen immer umkämpft sind. So stellen sich fortlaufend immer wieder folgende Fragen, die ständig heftig umkämpft sind:
- Worauf kann sich eine Zeichen beziehen, zum Beispiel eine Regel oder genauer ein bestimmter Begriff innerhalb des Regeltextes?
- Für welche Situation gelten bestimmte Zeichen, Regeln und wann und wo gelten sie nicht?
- Stimmt die Beziehung zwischen der Regel und der Situation überhaupt und wann werden Situationen trotz Beziehung zu bestimmten Regeln überhaupt richtig bezeichnet?
- Kann die Situation oder auch das Zeichen so verstanden werden, wie A. sie versteht und wenn B. sie nicht versteht, wie versteht C. das Zeichen? Lässt sich die Situation nicht auch ganz anders bezeichnen, also im Gegensatz zu den Bezeichnungen durch A., B. oder C.?
Entstehung von Regeln und Zeichen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hauptmerkmal der Zeichen in der Wikipedia ist also generell, dass sie äußerst vage sind. Das zeigt sich zunächst schon in der Entstehung der Zeichen. Von der "Natur" der Sache her, der Entstehung von Regeln und der unterschiedlichen Entstehungsbeteiligung derer, die versucht haben, Regeln eine Eindeutigkeit zu geben, lässt sich Folgendes über die Zeichen sagen:
1. Zeichen / Regeln sind die ständig umkämpfte Ergebnisse der Manifestierung von Erfahrungen durch Diskussion und entsprechen einem gehörigen Maß an Willkür innerhalb des Projektes.
2. Zeichen / Regeln sind nicht unerheblich das Ergebnis von Transformationen und Übernahmen von Zeichen, die außerhalb des Projekts gestellt wurden (bemüht werden hier so unterschiedliche Quellen, wie die Erfinder des Projekts, das Internet, allgemeinere Normierungen einer bestimmten Gesellschaft, wie zum Beispiel die Menschenrechte und zunehmend das Strafrecht einer bestimmten Rebublik),
3. Zeichen / Regeln sind die aktuellen Ergebnisse von Einzelnen, die diese für sich selbst oder je nach Machtposition für andere oder gar alle Beteiligten gesetzt haben.
4. Zeichen / Regeln sind Ausdruck dessen, für das eine Aufmerksamkeit existiert oder nicht exsistiert. (Der auch im nachhinein politisch begründete Löschantrag gegen den Diderot-Club etwa steht sowohl für die politische Intension, Kritiker mundtot zu machen, als auch für die Instrumentalisierung von Regeln für sachfremde Zwecke, die die Regeln als solche entfremden. Mit der privatistischen Begründung seiner Aktion durch A.R., der den Antrag auf Löschung stellte, werden Regeln, die der Allgemeinheit eine Bedeutung vermitteln wollten, zu einer Kampfzone politischer und privater Interessen zunächst eines einzelnen und durch die Legitimationsversuche sogenannter "Kameraden ohnegleichen", die sich nicht mehr auf gültige Zeichen berufen oder diese in ihrer Gültigkeit unterlaufen, in dem sie ihre Gesinnung Ausdruck verleihen, zu sachfremden Mitteln einer Kameradschaft und ihrer Interessen).
Das Zeichenwirrwarr in der Wikipedia erklärt sich also besonders dadurch, dass die Zeichen in der Wikipedia von ihrer Entstehung, von ihrer vermeintlichen Notwendigkeiten und der politischen Konstellationen her umkämpfte Zeichen sind und – ohne das hier auch noch allzu sehr auszuführen - sehr umkämpft vermittelt werden, sofern sie sich überhaupt vermitteln lassen. Denn die Zeichen in der Wikipedia sind vor allem eins, sie sind vor diesen Hintergründen äußerst vage.
Gewollt vage Zeichen / Rückwirkung durch die Anwendung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kann der Eindruck gewonnen werden, dass diese Vagheit der Zeichen in der Wikipedia gewollt ist? Ja. Obwohl es dazu natürlich keine gemeinsame Willensbekundung gibt, bietet sich eine solcher Eindruck in fast allen offizösen Zeichen – auch von der Sprache, in der die Regeln verfasst sind – an. Selbst aus unterschiedlichen Perspektiven bietet sich ein solcher Erklärungsversuch an. So wurden nach meinem Eindruck alle Regeln als Prognose auf die Zukunft verfasst. In der Erwartung von Konflikten, die sich bereits aus der Erfahrung andeuteten, wird versucht eine Regel zu setzten, die erwartbare Konflikte regeln sollen. Da sowohl die gemachten Erfahrungen widersprüchlich sind und gerade deshalb die Regel in der Regel vor ihrer Aufzeichnung einer Diskussion bedurfte (und eigentlich auch der Text der Aufzeichnung und sein Duktus selbst), trifft die Regel in dem Fall ihrer Anwendung oder Nicht-Anwendung auf eine Situation, die erst einmal als Regelfall gedeutet werden können muss. Häufig wird dann eine Situation als ein Fall für eine bestimmte Regel gedeutet, obwohl die Situation völlig neu, anders oder für den Diskussionsprozess der Regel untypisch und unspezifisch ist. Um die Anwendung einer Regel nicht scheitern zu lassen, war es also im Interesse der Erfinder einer Regel, diese Regel sehr vage zu halten. Umgekehrt werden Regeln als sehr zwingend und eindeutig vorgestellt und interpretiert, erfahren aber durch ihre Anwendung eine Erschütterung, Verwässerung, werden missbraucht bzw. entfremdet. Mehr als die Formulierung und der mehr oder weniger gute oder schlechte Diskussionsverlauf für die Niederschrift einer Regel, ist die Regel selbst durch ihre Anwendung in ihrer Deutlichkeit bedroht. Das ließe sich hier endlos ausführen.
Eklektizismus, Opportunismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Zeichen und darunter besonders die Regeln und selbst die Sprache der Regeln, all diese sind oft nicht einmal vordergründig eindeutig, sondern bestehen wie die Regeln vielfach aus einem Bündel von bezeichneten Dingen, die dann noch jeweils ihrer mehrdeutigen Botschaften besitzen. Die Regeln sind nicht nur Meisterwerke des Eklektizismus, sondern fordern zu einer opportunistischen "Take the best" heraus. Auch so fördern die Regeln schon zur Willkür auf.
Regeln töten die Kommunikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Regeln töten die Kommunikation über ihren Gegenstand, die Konflikte. Die Regeln der Wikipedia sind mehrdeutige Vehikel für Botschaften ohne Kommunikation, die jedoch Kommunikation und Eindeutigkeit und Verlässlichkeit vorspielen. In dieser Kombination signalisieren sie Verlässlichkeit, bedeuten aber eine völlige Unzuverlässigkeit und erweisen sich für diejenigen, die diesen Regeln vertrauen als reine Schreckensinstrumente. Der eine sucht hier Schutz, der ihn nicht geboten wird und auf den er sich zumindest nie sicher verlassen kann. Der andere bedient sich der Regeln, um sich der Kommunikation und der Austragung des Konfliktes zu entziehen.
Was lockt, was verspricht, was droht ...
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Zeichenwirrwarr in der Wikipedia selbst spielt für die Vermittlung der Wikipedia als "freie Enzyklopädie", Wikipedia als offenes Projekt etc. eine wichtige Funktion. Dieser Diskurs kann sich nur legitimieren, wenn er vorgibt, dass die dazugehörigen Regeln eindeutig sind und allgemein verstanden werden - d.h. im Sinne Gesamtbeteiligten sind. Wir erinnern uns, dass die Entstehungsgrundlage der Regeln die Konflikte sind. Bei genauerem Hinschauen auf die Konflikte zeigt sich jedoch, jeder Konflikt formuliert auch einen Widerspruch zu dem herrschenden Diskurs eine "freien Enzyklopädie" mit ihrer vermeintlichen Offenheit und ihrer Gemeinschaftlichkeit. Dieser Diskurs gerät also dann in einer Legitimationskrise, wenn Konflikte offen oder gar öffentlich werden. Damit dies nicht geschieht, verhindert oder eingedämmt werden kann, werden Konflikte negiert. Dort, wo Konflikte nicht negiert werden können, müssen im Sinne des Diskurses Konflikte als beherrschbar vermittelt werden. Konflikte lassen sich im Sinne dieses Diskurses nur kontrollieren, in dem so getan wird, als würden diese Konflikte nach allgemein akzeptierten und verstandenen Regeln gelöst. Tatsächlich werden Konflikte nie durch Regeln gelöst, sondern immer nur entschieden. Wichtiger jedoch ist, dass die Regeln nur deshalb angewendet werden können, weil sie vage gehalten worden sind. Gleichzeitig ist nichts schlimmer für den Legitimationsdiskurs, als dass Regeln vage sind. Während die Wikipedia mit diesem offenen, demokratischen und freien Erscheinungsbild einer NGO Leser und Autoren anzieht, um perspektivisch überlebensfähig zu bleiben, sprechen diejenigen, die das Zeichenwirrwarr managen eine deutlich andere Sprache. Sie wehren sich gegen die Vorstellung von Offenheit und Demokratie, damit ihr das Handwerkszeug, das Zeichenwirrwarr, nicht entgleitet. Und tatsächlich sind die Beispiele, in denen Konflikte nicht angegangen werden, sondern von Interessen geleitet entschieden werden Legion. Die so herbeigeführten Situationen lassen sich mit allen Merkmalen dessen beschreiben, was wir als totalitär empfinden. Das lässt sich als eine doppelte Krise der Zeichen in der Wikipedia bezeichnen. Die Entscheidung eines Konflikte durch die Anwendung einer Regel auf eine – immer – neue Situation beinhaltet immer ein doppeltes Zeichen, das auf der einen Seite deutlich totalitäre Züge zeigt und auf der anderen Seite der Situation ein Label aufdrückt, das dem Bild einer offenen, freien und gemeinschaftlich-legitimierten Projekts darstellen soll. Über den eigentlichen Konflikten in der Wikipedia liegt also eine grundsätzlicher Konflikt, der das Projekt und all diejenigen, die sich ihrer sedimentierten Zeichen bemächtigen und sich ein Interpretationsgewalt über diese Zeichen anmaßen, in eine Legitimationskrise zwingt.
Verrohung der Kommunikation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine unmittelbare Folge der Zeichen- und Legitiamtionskrise der Wikipedia - besonders im Zusammenhang mit der Handhabung von Regeln – ist eine Verrohung der Kommunikation. So werden Regeln im Dilemma derer, die sich der Interpretation der Regeln bemächtigen, zu einer reinen Mittel-Zweck-Relation, das Verhalten erzwingen möchte unabhängig von allen anderen Fragen, die die Arbeitsgemeinschaft der Wikipedia als Ganzes und die Situation der Betroffenen im Besonderen betreffen. Jeder Konflikt ist als ein neuer Konflikt zu sehen, weil er eine aktuelle Situation mit ihren singulären und signifikanten Interessen und Gegebenheiten widerspiegeln muss. Erst wenn der Konflikt als solcher offen und natürlich fair ausgetragen wird, kann die Lösung eine sinnvoll konstruktive Wirkung auf die Arbeitsgemeinschaft als Ganzes und den Beteiligten in ihrer Situation haben. So schädigt jede Durchsetzung von Regeln und deren Anwendung auf konkrete Situationen diese Arbeitsgemeinschaft und die Beteiligten dort, wo Kommunikation unterbunden oder verweigert wird.
Welche Auswege gibt es aus der Krise?
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Konflikte müssen als Konflikte offen und frei ausgetragen werden. Eine Arbeitsgemeinschaft funktioniert nur, wenn alle Bedürfnisse und Interessen der hier freiwillig mitarbeitenden Autoren zu Sprache kommen können und frei ausgehandelt werden können. Die Anwendung einer Regel kann nur als Notmaßnahme begriffen werden und ist die aller letzte Instanz in einem Konflikt. Bevor eine Regel angewandt wird, muss als die Frage gestellt werden, ob es nicht andere Möglichkeiten gibt, die eine Kommunikation über den Konflikt ermöglichen. Die Anwendung einer Regel muss immer transparent vermittelt werden und schadet dem Projekt mehr, als es dem Projekt nutzt, wenn diese Regelanwendung nicht vermittelt und offen ausgetragen wird.