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Das Verschwinden der Kindheit
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Sprache | Englisch |
Verlag | Fischer Taschenbuch Verlag |
Das Essay Das Verschwinden der Kindheit (The Disappearance of Childhood) ist das bekannteste Werk von Neil Postman.
In diesem Buch befasste sich Postman mit den Auswirkungen der elektronischen Medien, insbesondere des Fernsehens, auf die Kindheit, die er im Schwinden begriffen sieht. Die Kindheit ist dabei ein Phänomen, das erst mit dem Ende des Mittelalters auftritt, denn zuvor lagen Erwachsenenwelt und Welt des Kindes noch eng beieinander. Erwachsene und Kinder unterschieden sich nicht wesentlich voneinander.[1] Mit der Erfindung des Buchdrucks verändert sich dieses Verhältnis der Generationen zueinander.[2] Die Erwachsenen haben nunmehr einen exklusiven Zugang zu einer Welt des Wissens, die dem Kind verborgen bleibt, solange es die Technik des Lesens noch nicht beherrscht. Es entsteht so ein Raum – die Kindheit – ohne Zugang zu den Geheimnissen des Lebens der Erwachsenen. Allerdings löst das Fernsehen diese Grenze wieder auf,[3] indem es das Wissen der Erwachsenen wieder allen zugänglich macht. In den Unterhaltungsshows bleibt kein Thema ausgespart, Inzest, Homosexualität und andere Themen werden für alle – auch für Kinder – aufbereitet und für den Konsum oder zu Unterhaltungszwecken zur Verfügung gestellt.
Um seine These zu belegen, zieht Postman zahlreiche Indizien heran. Er geht auf die Kriminalstatistiken ein und stellt fest, dass die Zahl der von Kindern verübten schweren Delikte zwischen 1950 und 1979 um 11.000 Prozent wuchs.[4] Als einen Beleg für seine These erkennt er auch die frühere geschlechtliche Reife von Mädchen. Um 1900 trat die erste Menstruation durchschnittlich um das 14. Lebensjahr auf, während das Durchschnittsalter 1979 bei 12 Jahren lag. Hier spricht Postman von einem physiologischen Hinweis für die Abschaffung der Kindheit.[5]
Grundgedanken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hauptthese von "Das Verschwinden der Kindheit" ist, dass sich Kinder und Erwachsene in ihren Verhaltensweisen angleichen, also Kindheit als eigenständige Lebensphase nicht mehr wahrnehmbar ist. Das Werk hat daher zwei Teile:
Im ersten Teil, Kapitel 1-4 wird dargestellt,
- dass die Kindheit keine biologische Kategorie sondern ein gesellschaftliches Kunstprodukt ist
- wie die Entwicklung der Kindheit mit der Entwicklung des Buchdrucks und der allgemeinen Alphabetisierung (soziale Literarität) einhergeht.
Im zweiten Teil, Kapitel 5-9 beschreibt der Autor seine Beobachtungen bezüglich des Verschwinden der Kindheit und zeigt deren Ursachen auf.
Teil 1
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kapitel 1: Als es keine Kinder gab
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die griechische Antike kennt die Kindheit nicht. Die Wörter für "Kind" und "Jungendlicher" sind mehrdeutig und scheinen fast jedermann zwischen dem Säuglings- und dem Greisenalter zu umfassen. Es gibt keine Statue eines Kindes. Kindestötung ist nicht sanktioniert. (S.15f) Die Römer kennen teilweise eine Kindheit. "Ohne Schamgefühl kann es Kindheit nicht geben" (S.19)
Kapitel 2: Die Druckerpresse und der neue Erwachsene
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mitte des 15. Jhds wurde die Druckerpresse erfunden. Damit konnten technisch Schriftwerke breiteren Massen als bisher zugänglich gemacht werden. Dies bedeutet auch, dass die Lesefähigkeit eine neue Bedeutung erfährt. Die Erwachsenenwelt unterscheidet sich von der Kinderwelt durch die Lesefähigkeit der Erwachsenen. Darüber hinaus kann Wissen sehr viel leichter als bisher verbreitet werden, was wie die Lesefähigkeit selber dazu führt, dass sich die Welt in jene die bereits gelernt haben (nämlich die Erwachsenen) und jene die es noch nicht getan haben (die Kinder) unterscheidet.
Kapitel 3: Die Wiege der Kindheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Diese Kapitel beschreibt die Kindheit im 16. und 17. Jhd. Es wird die Entwicklung der Schule beschrieben.
Kapitel 4: Der Weg der Kindheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieses Kapitel beschreibt die Kindheit vom 18. Jhd und 19. Jhd.
Teil 2 Das Verschwinden der Kindheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kapitel 5: Der Anfang vom Ende
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieses Kapitel beschreibt die Kindheit von etwa 1850 bis 1950. Mit der Erfindung des Funks wird eine neue, dem Buchdruck vergleichbare Technik der Übertragung von Nachrichten entwickelt. Wie der Buchdruck führt sie zu einer gesellschaftlichen Veränderung die bis 1982, dem Veröffentlichungsjahr des Buches noch andauert.
Kapitel 6: Das Medium der totalen Enthüllung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In diesem Kapitel wird nun das Fernsehen als Höhepunkt der funkbasierten Kommunikationstechniken analysiert. Durch das Fernsehen werden zum einen Dinge die tabu sind enttabuisiert und gleichzeitig Kindern zugänglich gemacht.
Kapitel 7: Der Kind-Erwachsene
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da das insbesondere das Fernsehen es nicht mehr erforderlich macht, zwischen der Wahrnehmungsfähigkeit von Erwachsenen und Kindern zu unterscheiden verschmelzen diese beide Lebensalter zu einem.
Kapitel 8: Das Verschwindende Kind
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Hinweis auf das Verschwinden der Kindheit nennt Angleichung von Kindern und Erwachsenen in Geschmack und Stil, Alkoholismus, Drogenkonsum, sexuelle Aktivitäten und Kriminalität (S.137). Weiterhin seien in Film und Fernsehen keine Kinder sondern kleine Erwachsene zu sehen (S.139). Ebenso verhalten sich Erwachsene im Film eher kindlich, nehmen ihre Arbeit nicht ernst, kümmern sich nicht um ihre Kinder und Politik, repräsentieren keine Tradition, sind ohne Vorausblick, haben keine Pläne führen keine ausgedehnten Gespräche miteinander und bringen unter gar keinen Umständen etwas zur Sprache, das einem Achtjährigen nicht vertraut wäre. Weitere Ähnlichkeit sind Quizsendungen, in denen sich Erwachsene letztlich wie Schulkinder verhalten (S.144f)
Kapitel 9: Sechs Fragen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wurde die Kindheit entdeckt oder erfunden?
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Postman besitzt die Kindheit eine biologische Grundlage. Diese wird nur sichtbar, wenn es eine Umwelt gibt, die diese Entwicklung auslöst und fördert. Ob dies der Fall ist, hängt davon ab, ob die Kultur von einem Medium dominiert wird, dass die Absonderung von Kindern verlangt, um unnatürliche, spezialisierte und hochkomplexe Fertigkeiten zu lernen.
Kündigt sich im Verfall der Kindheit ein allgemeiner Verfall der amerikanischen Kultur an?
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Inwiefern tragen die "moralische Mehrheit" und andere Fundamentalisten-Gruppen zur Bewahrung der Kindheit bei?
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sie kann den Prozess verzögern aber nicht aufhalten.
Gibt es Kommunikationstechniken, die das gesellschaftliche Bedürfnis nach Kindheit zu stützen vermögen?
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gibt es soziale Institutionen, die stark genug und engagiert genug sind, um sich dem Niedergang der Kindheit zu widersetzen?
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Postman gibt es zwei Institutionen, die Familie und die Schule. Die Wirksamkeit der Familie betrachtet er skeptisch, da er den Blick beider Eltern auf die Welt außerhalb als ... sieht, die Kindheit der eigenen Kinder eher schneller zu einem Ende zu bringen. Ebenso bezweifelt er die Fähigkeit der Schulen sich allein gegen den Trend zu stellen.
Ist der einzelne gegenüber der sich abzeichnenden Entwicklung ohnmächtig?
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Klare Antwort: "Nein"
- ↑ Vgl. Neil Postman: Das Verschwinden der Kindheit. Kapitel 1: Als es keine Kinder gab,.Fischer Verlag, 14. Aufl. 2003, ISBN 3-596-23855-2, S. 13 ff., 28 f.
- ↑ Vgl. Neil Postman: Das Verschwinden der Kindheit. Kapitel 2: Die Druckerpresse und der neue Erwachsene. Fischer Verlag, 14. Aufl. 2003, ISBN 3-596-23855-2, S. 31 ff.
- ↑ Vgl. Neil Postman: Das Verschwinden der Kindheit. Kapitel 6: Das Medium der totalen Enthüllung. Fischer Verlag, 14. Aufl. 2003, ISBN 3-596-23855-2, S. 97–114
- ↑ Vgl. Neil Postman: Das Verschwinden der Kindheit. Kapitel 8: Das verschwindende Kind. Fischer Verlag, 14. Aufl. 2003, ISBN 3-596-23855-2, S. 151–152
- ↑ Vgl. Neil Postman. Das Verschwinden der Kindheit. Kapitel 8: Das verschwindende Kind. Fischer Verlag, 14. Aufl. 2003, ISBN 3-596-23855-2, S. 138