Benutzer:Hilda Inderwildi/Garaison, ein Internierungslager in den Pyrenäen

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Lage und Geschichte

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Garaison (Monléon-Magnoac, Hautes-Pyrénées) liegt in den Pyrenäen, am Fuße des Berges Pic du Midi, fern von Verdun.

Das Marienheiligtum Notre-Dame de Garaison ist eine religöse Stätte von großer Bedeutung für die Christen der Diözese Tarbes und Lourdes. Die schulische Einrichtung Notre-Dame de Garaison entstand im Schatten der Stätte, an der im 16. Jahrhundert die Jungfrau Maria der Hirtin Anglèze de Sagazan erschienen sein soll: Die Schule wurde 1841 von Pater Peydessus gegründet.

Infolge des Gesetzes zur Gütertrennung von Kirche und Staat müssen die Priester 1905 die Klosterschule Notre-Dame de Garaison verlassen. 1914 wird dann in ihren Räumlichkeiten ein Internierungslager eingerichtet, in dem zahlreiche deutsch-österreichische und ottomanische Familien interniert werden, die sich zur Zeit der Kriegserklärung auf französischem Territorium befanden. 1923 kaufen ehemalige Schüler das Gebäude zurück: Die Geistlichen und die Schule ziehen wieder dort ein – und die Spuren des Lagers werden bestmöglich verwischt.

Als anlässlich der Gedenkfeiern zum Ersten Weltkrieg Projekte ausgeschrieben werden, beschließt jedoch ein Lehrerteam, mit den Schülern die Geschichte des Ortes zu erforschen, um historische Erinnerungen an Garaison wiederzubeleben und weiterzugeben. Daraus erwuchs 2014 eine Zusammenarbeit mit der Hochschule für audiovisuelle Medien der Universität Toulouse (ESAV); in diesem Rahmen drehte Xavier Delagnes den Dokumentarfilm Loin de Verdun. 2015-2016 wurde dann das Projekt „Patrimoines nomades/ Nomadenerbtümer“ (Kriegserbe im deutsch/österreichisch-französischen Bereich, Label Mission du Centenaire) der Forschungsgruppe CREG (Centre de Recherches et d’Études Germaniques) der Universität Toulouse-Jean Jaurès ins Leben gerufen.

Internierungslager

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Fernab der Front werden in Garaison neben wehrpflichtigen Männern ganze Familien, Frauen und Kinder gefangen gehalten. Viele von ihnen lebten seit mehreren Jahren in Frankreich oder wurden dort geboren. Für das Lager gab es verschiedene offizielle Bezeichnungen, unter anderem „Konzentrationslager“, „Landwirtschaftskolonie“ oder „Geisellager“.

In Garaison waren zahlreiche zivile Staatsangehörige derjenigen Großmächte interniert, die sich damals im Krieg gegen Frankreich befanden. Das Lager öffnet am 7. September 1914 seine Pforten und schließt 1919, einige Monate nach der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Versailles. Ziel war es, die wehrpflichtigen Männer davon abzuhalten, in ihr Vaterland zurückzukehren und dort die feindlichen Armeen zu stärken. Frauen, Kinder und Männer über 60 sowie kriegsuntaugliche oder invalide Männer wurden ab November 1914 über die Schweiz ausgewiesen. Die Lagerleitung schätzt die Anzahl der Gefangenen am 31. Juli 1918 auf 2130 Personen. Darunter befanden sich 1917 übrigens auch Albert Schweitzer und seine Gemahlin. Zwei der internierten Frauen, Gertrud Köbner und Helene Schaarschmidt, erzählen in ihren 1915 – gleich nach ihrer Rückkehr nach Deutschland – veröffentlichten Schriften von ihrer Zeit in Garaison. Talentierte Fotografen (Merzenich, Held, Thörmer...) hatten ihre Internierung in Bildern dokumentiert, zumindest anfänglich, als es ihnen noch erlaubt war.

https://blogs.univ-tlse2.fr/garaison/
http://www.garaison.com
https://blogs.univ-tlse2.fr/garaison/

  • Rémy Cazals (Hrsg.), Le dictionnaire et guide des témoins de la Grande Guerre sur le site du CRID 14-18 (Collectif de recherche international et de débat sur la guerre de 1914-1918) : http://www.crid1418.org/temoins/
  • José Cubéro, La Grande Guerre et l’arrière (1914-1919), Pau, éditions CAIRN, 2007, p. 227-250.
  • José Cubéro, Le camp de Garaison. Guerre et nationalités, 1914-1919, Pau, Cairn, 2017.
  • Jean-Claude Farcy, Les camps de concentration français de la première guerre mondiale, Paris, Anthropos historiques, 1995.
  • Gertrud Köbner, Schaarschmidt Helene, Récits de captivité. Garaison 1914, Inderwildi Hilda, Leclerc Hélène (Hrsg.), übersetzt von Lucile Dreidemy, Hélène Floréa, Hilda Inderwildi, Pauline Landois, Hélène Leclerc, Alfred Prédhumeau, Toulouse, Le Pérégrinateur Éditeur, 2016, 70 S.
  • Hilda Inderwildi, Leclerc Hélène, „Avant-propos“, in Gertrud Köbner und Helene Schaarschmidt, Récits de captivité. Garaison 1914, Toulouse, Le Pérégrinateur Éditeur, 2016, S. 7-12.
  • Inderwildi Hilda, Leclerc Hélène, „Patrimoines nomades (Nomadenerbtümer)“, in Mathilde Monge, Natalia Muchnik (Hrsg.), Fragments d’exil. Temporalités, appartenances, revue Diasporas, n° 31, 1/2018, S. 133-140.
  • Leclerc Hélène (Hrsg.), Le Sud-Ouest de la France et les Pyrénées dans la mémoire des pays de langue allemande au XXe siècle, Toulouse, Le Pérégrinateur Éditeur, 2018.
  • Pascale Leroy-Castillo, Guinle-Lorinet Sylvaine (Hrsg.), Être prisonnier civil au camp de Garaison (Hautes-Pyrénées), 1914-1919. Carnet de photographies, Pau, Cairn, 2018.
  • Jean-Claude Vimont, „La population du camp d’internement de Garaison (Hautes-Pyrénées)“, 1914-1919, in Corvisier André, Jacquart Jean (Hrsg.), Les malheurs de la guerre II. De la guerre réglée à la guerre totale, Paris, Éditions du CTHS, 1997, S. 93-108.
  • Vimont Jean-Claude, „Garaison, un camp de familles internées dans les Hautes-Pyrénées (1914-1919)“, Criminocorpus [On-line], Varia, 8. Juni 2012, URL : http://criminocorpus.revues.org/1876 ; DOI : 10.4000/criminocorpus.1876. [4.1.2019]