Benutzer:Inanara/Max Bischof
Max Georg Bischof wurde am 26. Mai 1898 in Wien als Sohn von Albin Bischof, Markör (Aufseher), zugezogen aus St. Donat in Kärnten und Maria, Barbara, Katharina, geb. Boroviak, zugezogen aus dem ehem. Maria Theresiopel/ Szabadka in Ungarn, heute Subotica in Serbien, in Wien geboren. 1923 heiratete er Emma Sonnenschein, eine Kollegin aus der Länderbank. Drei Kinder wurde dem Ehepaar geboren: Hans Georg, Hedwig verehelichte Demmer und Gertrud verehelichte Heuberger. [Heuberger]. Kommerzialrat Dkfm. Max Bischof, Direktor i. R. der Österreichischen Länderbank, starb 1980 im 88. Lebensjahr in Wien. Die Todesanzeige listete alle Orden und Ehrenzeichen auf, die der Mann im Laufe seines Lebens erhalten hatte. Mehrere Funktionen des deutschen Ordensritters wurden rühmend erwähnt. Er schütze seine jüdische Frau und die Kinder im Wien Hietzing über die Kriegszeit. Ebenso bewarte er das polnische Bankwesen vor dem gänzlichen Ausplündern durch die Nazis.
Jugend und Schulausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sein Vater starb sehr früh, mit 39 Jahren, am 15. Dezember 1903. Sein Onkel väterlicher Seite, Leopold Bischof, wurde zum Vormund bestimmt. Die Mutter war so arm, dass, Max Georg vorübergehend in ein Waisenhaus gebracht wurde. Erst einige Zeit nach ihrer Wiederverheiratung kam er mit dem Stiefbruder zusammen zurück nach Hause. Nach der Volks- und Bürgerschule in Klosterneuburg und Gloggnitz kam er 1913 ins Lehrerseminar nach Wr. Neustadt. Am 11. Mai 1916 wurde er zu dem 1. Kaiserschützen-Regiment eingezogen, am 26. November 1918 rüstete er als Leutnant der Reserve ab. Die Matura schloß er am Staatlichen Pädagogium in Wien 3 mit Auszeichnung ab. Er studierte vier Semestern, 1918-1920 an der Exportakademie, Vorläufer der Hochschule für Welthandel, heute Wirtschaftsuniversität.
Beruflicher Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 17. Mai 1920 trat er in die Zentraleuropäische Länderbank Wien ein. Er blieb bei dieser Bank, resp. bei den Nachfolgeinstituten, bis zu seiner Pensionierung als Volldirektor nach 43 Dienstjahren im Jahre 1963. Ab Oktober 1939, bis zum Kriegsende war er freigestellt, bezog aber auch während dieser Zeit einen Grundgehalt von der Bank.
Er wurde 1924 mit der Leitung des Kontrollbüros der Länderbank betraut wurde und ihn die Geschäftsleitung von 1929 bis 1935 zur Allgemeinen Creditbank A.G. (Powszechny Bank Kredytowy), Warschau, einer Tochterbank, berufen. Seine Aufgabe war die betriebliche Reorganisation des Institutes, sowie dessen Filialen in Krakau, Lemberg, Bielitz. Von 1935 bis 1939 war Max Bischof in verschiedenen Bereichen der Bank in Wien, wie in der Devisenabteilung, in Zweigstellen, im Akquisitionsdienst tätig, daneben war er von 1936-1938 Bilanzprüfer der Allgemeinen Creditbank in Warschau.
Politisch gehörte Max Bischof zum konservativen Lager. Wie aus dem Gauakt Nr. 53173 hervorgeht, war Max Bischof aktives Mitglied der Volksfront, damit Anhänger von Kanzlers Engelbert Dollfuß und Gegner des nationalsozialistischen Regimes, außerdem aktiver Katholik, Mitglied des Volksbundes der Katholiken Österreichs. Max Georg Bischof beschreibt in seiner Biographie wie „... reichsdeutsche Kollegen (...) illegale Parteigenossen (...) ans Ruder kamen“. Die Anfrage eines ehemaligen Kollegen, Othmar Weiss von Ulog , mit ihm nach Polen zu gehen, war ein willkommener Anlaß Wien zu verlassen. Othmar Weiss von Ulog war von Bürgermeister Winkler, dem Leiter der Treuhandstelle Ost in Berlin, für eine Funktion zum Aufbau der Bankenorganisation im Generalgouvernement angeworben worden. Dr. Pilder, Vorstand bei der Dresdner Bank, die nunmehrige Besitzerin der Länderbank, forderte ihn an und so wurde er freigestellt, blieb aber Mitarbeiter der Länderbank und nicht Angestellter der Regierung des Generalgouvernements – wie er immer wieder feststellte. Durch das Ende der Militärverwaltung und die Gründung der Zivilverwaltung, war der Auftrag hinfällig. Beide wurden vom neu installierten Generalgouverneur Frank zur Mitarbeit eingeladen, Bischof erklärte sich bereit, Weiss-Ulog ging nach Berlin zurück. Kurz vorher hatte Bischof Dr. Karl Laschtowiczka getroffen. Laschtowiczka, ein Wiener, war bei der Warschauer Diskontbank mit ähnlichen Aufträgen, wie Bischof bei der Allgemeinen Creditbank, betraut gewesen, daher waren sie seit langem bekannt. Laschtowiczka suchte einen Ersatzmann für seine bisherige Tätigkeit als Koordinator der polnischen Banken, da er von einem Dr. Drexel, Reichskommissar für Warschau, als Finanzreferent für die Stadt angeworben worden war.
Zeit in Polen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit dieser neuen Funktion und unterstand er dem Leiter der Abteilung Wirtschaft des Distriktamtes Warschau. Regierungsrat Dr. von Coelln, erreichte wegen der neuen Dienstverpflichtung die weitere Freistellung von der Länderbank. Als nach einem Jahr eine Bankenaufsicht unter der Leitung von Reichsbankdirektor Dr. Dr. Paersch, Stellvertreter Dr. Laschtowiczka, im Generalgouvernement installiert wurde, rückte Bischof zum „Beauftragten der Bankenaufsichtsstelle für das Generalgouvernement für die Aufsicht der öffentlichen und privaten Banken im Generalgouvernement“ auf und schied damit aus dem Amtsbereich des Distriktes Warschau aus.
Von 1940 bis 1945 war er Leiter der Bankenaufsicht in Warschau für die öffentlichen und privaten Banken im Generalgouvernment. Ab 1942 Aufsichtskommissar der Städtischen Hypothekar-Kreditinstitute (Städtische Kreditvereine), am 10. November 1944 wurde er noch Aufsichtsperson für den Boden-Kreditverein Warschau. In seinem Brief vom 18. März 1946 weist er mit Nachdruck auf den Umstand hin, dass sein Erfolg vor allem darauf zurückzuführen war, daß es ihm gelungen war, das Bankeninspektorat der ehemaligen polnischen Bankenaufsicht in die neue Organisation zu integrieren. Seine Tätigkeit – so berichtet er – als Leiter der Transferstelle, von Mai 1941 bis Juli 1942, weiters bis Herbst 1943, wo die Transferstelle durch Übergabe der allermeisten Agenden praktisch liquidiert wurde, lief durch die Abwicklung diverser finanzieller Transaktionen erst 1944 endgültig aus. Im Weiteren berichtet Bischof, wie er Mitte des Jahres 1944 den Rückzug erlebte. Es begann mit den rumänischen und italienischen Hilfstruppen, Kosaken, die auf der Seite der Deutschen kämpften. Grund genug mit seinem Bankkollegen Dr. Denk die Flucht nach Westen zu organisieren. Der Vorwand war, „Werte“ aus den Banken zu evakuieren. Gerade als gemeldet wurde, daß die Russen schon bei Lublin standen, gelang es zwei PKWs zu organisieren und am 29. Juli offiziell mit Bewilligung vom Vicegouverneur Hummel Warschau Richtung Westen zu verlassen. Leider beendeten die Russen ihren Vormarsch an der Weichsel und so wurden die beiden zurückberufen.
Familie in Wien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einige Male drohte seiner Familie in Wien die Deportation, dank seiner beruflichen Position fälschte er die Papiere seiner als Frau. Am knappesten dem Tod vorbei ging die Familie nach einer Anzeige der Nachbaren. Diese zeigten die Familie als "Juden" an, um sich das Haus anzueignen. Laut Erzählung von seiner Tochter Hedi rief diese in der Nacht ihren Vater an, und Max sendete die passenden Unterlagen per Telegramm nach Wien. Gerade rechtzeitig, denn in dieser Nacht wurde ihnen Strom und Telefon abgedreht, die Vorboten der Deportation. Sowohl Max als auch Emma redeten wenig über diese Zeit, auch den Kindern steckte die Angst bis heute in den Knochen.
Zum zweiten Mal im Krieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 3. August 1944 zu Beginn des Warschauer Aufstandes, wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, erlitt aber schon am 10. August durch eine Granate eine Reihe von Verwundungen im Kampfabschnitt Palais Brühl und kam in das Reserve Lazarett Wilhelmstal bei Eisenach, ein ehemaliges Jagdschloss von Hermann Göring. Am 11. September wurde er anläßlich eines Besuchs seiner Frau gegen Revers zur häuslichen Pflege nach Wien entlassen. Nun schildert er den mehrfachen Wechsel der Aufenthaltsorte, teilweise bedingt durch seine Verpflichtungen in der Bankenaufsicht, teilweise auf der Flucht vor dem Krieg und vor nationalsozialistischen Organisationen. Nachdem er nach seiner Genesung im Dezember 1944 wieder in Krakau war, um aus den zerstörten Bankgebäuden Unterlagen und Wertpapier zu bergen, verbrachte er Weihnachten zu Hause.
Im Jänner, wieder in Krakau, wurde er am 18. Jänner von Dr. Fritz Paersch gerufen, der ihm den Rat gab, schnellstens zu „verschwinden“ um nicht zum Volkssturm eingezogen zu werden, da der Russe bei Lublin durchgebrochen sei und nur mehr 30km vor Krakau stehen. Teils mit der Bahn, teils zu Fuß gelangte er wieder nach Wien. Dort meldete er sich sich am 20. oder 21. Jänner 1945 wieder bei der Länderbank. Er traf glücklicherweise nur ein Vorstandsmitglied, Dr. Hitschfeld an - das einzige Vorstandsmitglied ohne Parteizugehörigkeit. Er warnte Max Georg Bischof, da ihm eine Reihe von Anzeigen über seine Unzuverläßigkeit von der der Gauleitung zugekommen seien. Tatsächlich erhielt er kurz darauf ein Vorladung „in die Mollardgasse 6“, zur Dienststelle der „Organisation Todt“ . Da ihm bewußt war, daß er möglicherweise als „Front-Sklavenarbeiter“ enden würde, fertigte er sich selber, mit einem „Amtsstempel“ und Formularen – beides hatte er sich vorsorglich in Polen beschafft – Reisepapiere mit Zielorten, wie Prag, Dresden, Berlin, Weimar, Wien Bielitz und Krakau, an.
Die erste Station war Dresden, er kam mitten ins Flüchtlingschaos, es war tiefster Winter, er schildert in seiner Autobiographie die katastrophalen Zustände. Dann gibt es eine Lücke in der Biographie, möglicherweise versuchte er Richtung Krakau durchzukommen. Jedenfalls befindet er sich am 7. Februar wieder vor Dresden, diesmal wieder mit Dr. Denk und Dr. Heese, einem anderen Bankmann. Dr. Paersch hatte zu einer Konferenz am 13. Februar nach Dresden gerufen, es ging um die Liquidation der Bankagenden im Generalgouvernement.
Dresden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Doch dazu kam es nicht mehr. Während Bischof mit einigen hohen Parteifunktionären, wie Staatssekretär Bühler im Rathauskeller beim Abendessen war, wurden sie von der Polizei dringend gebeten, die Luftschutzräume ihres Hotels aufzusuchen, da Vorwarnung auf Luftangriffe gegeben worden war. Kaum im Keller angelangt, fielen Brandbomben auf das Hotel, das in Kürze in Flammen stand. Bischof und seine beiden Begleiter konnten gerade noch entkommen, fast das gesamte Gepäck verbrannte und damit ein großer Teil der Unterlagen. Von einem kleinen Ort Richtung Meissen, in Niederwarta, konnten sie die verheerende Bombardierung von Dresden miterleben, der Himmel war tagelang von den Flammen der brennenden Stadt blutrot gefärbt. Da noch ein Auto vorhanden war und mit Amtsstempel und gehorteten Formularen entsprechende Marschbefehle erstellt werden konnten, wurde beschlossen nach Prag zu fahren. Entgegen allen Befürchtungen gelang dies ohne Probleme. Dort blieben die drei Männer völlig unbelästigt bis Ostern, Bischof machte im März sogar eine Kurzvisite nach Wien. Am Gründonnerstag wieder am Wege nach Wien, um dort nur einen Besuch abzustatten, erfuhr Bischof über das Radio, daß die Russen schon vor Baden stünden, damit war für ihn die Gefahr vorbei, er blieb in Wien.
Nach dem Krieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab Mai 1945 war er wieder bei der Länderbank in Wien. Vorerst als Abteilungsdirektor mit Gesamtprokura tätig. 1949 wurde er zum Volldirektor ernannt. 1946 inskribierte er wieder an der nunmehrigen Hochschule für Welthandel und absolvierte diese nach Erlassung eines Semesters mit Auszeichnung. Vor der Ernennung zum Abteilungsdirektor, im Frühjahr 1946, hat Max Bischof offenbar Probleme wegen seiner Tätigkeit im Generalgouvernement. In einem Brief, datiert mit 18. März 1946, schreibt er an Sektionschef Dr. Assen Graf Hartenau einen mehrseitigen Brief. Er bezieht sich auf eine Information von Dr. Franz Landertshammer, damals Generaldirektors der Länderbank, dass sich vielleicht aus der Tätigkeit in Polen während des Krieges Komplikationen ergeben könnten“. Bischof führt zahlreiche Referenzen, wie den Nationalrat Prinke, den Staatssekretär im Innenministerium, [Ferdinand Graf], an. Er weist auf seine für die Banken polenfreundliche Politik hin, die ein Eindringen von reichsdeutschen Banken in seinen Wirkungsbereich verhinderte, die Leitung der Banken größtenteils dem angestammten Führungspersonal überließ und durch hohe Barliquidationsvorgaben ein Abfließen des Kapitals gegen Reichsschuldtitel unterband. Dies alles konnte er unter der Leitung des Reichsbankdirektors, Dr. Paersch, der niemals Mitglied der NSDAP war, und dessen Stellvertreter Dr. Laschtowiczka, der ein Wiener Bankkollege von ihm war und 15 Jahre lang bis zum Kriegsaus-bruch als Direktor der Warschauer Diskontbank tätig war, durchsetzen. Bischof beschreibt auch seine Tätigkeit als Leiter der Transferstelle, wobei er insbesonders auf den Aufschwung des jüdischen Wirtschaftslebens und der da-mit verbundenen Aufstockung der Versorgung der Bevölkerung hinweist. (Auf Seite 72 der Autobiographie findet sich übrigens der einzige bisher von mir gefundene direkte Hinweis von Max Bischof auf seine Haltung zur jüdischen Bevölkerung während seiner Tätigkeit als Leiter der Transferstelle: „Die ca. 50 000 Werkstättenarbeiter erhielten verbesserte Lebensmittelzuteilungen und ich hoffte dadurch, einen wesentlichen Teil der Bevölkerung des jüdischen Wohnbezirkes gut über die Kriegsverhältnisse bringen zu können.“ (Allerdings diktierte er diesen Text erst am 1. 6. 1986.)
Weiterer Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Er nennt die Namen einiger polnischer Bankleute, die er nach ihrer Verhaftung „... durch bei den Behörden eingeleiteten Interventionen zur Freiheit“ verholfen hatte. „ Einer Reihe von jüdischen Kollegen und Kolleginnen von der Allgemeinen Kreditbank A.G. Warschau konnte ich ihr Los vorübergehend dadurch erleichtern, dass ich ihre Anstellung bei der im jüdischen Wohnbezirk in Warschau errichteten Genossenschaftsbank vermittelte“. Sein abschließender Hinweis auf eine „... illegale Verbindungslinie zum Evidenzbüro der Warschauer Gestapo (...) über die dortige Büroangestellte, Frau Magda Marwede ...“, die ihm dies ermöglichte, kann, da nicht näher beschrieben, unterschiedlich ausgelegt werden. Die Unterlagen zeigen, daß er außer seinen Funktionen in der Bank, wie Leiter der „Auswärtigen Filialen“ von 1946-1954, Leiter des Kreditsekretäriats des Vorstandes von 1955-1963, in diversen Unternehmen als Aufsichtsrat tätig war: Vorsitzender d. Aufsichtsrates der Autofina Teilzahlungsbank Ges.m.b.H., Vorsitzender-Stellvertreter des Aufsichtsrates der Eisenstädter Bank A.G., Aufsichtsrat der Chemiefaser Lenzing, Steyrermühl Papierfabriks- und Verlags A.G., Eldra Elektrodraht-Erzeugung G.m.b.H., Vorstandsmitglied der Allgemeinen Hotel A.G. Wien (Errichtung des Vienna Intercontinental) und Geschäftsführer der Transmerx Import- und Export Ges.m.b.H. Wien. Darüber hinaus hatte er Funktionen in der Kammer der gewerblichen Wirtschaft, Wien, in der Bundeskammer, beim Wirtschaftsbund, bei der polnisch-österreichischen und bei der österreichisch-amerikanischen Gesellschaft, bei der Amerikanischen Handelskammer und anderen inne. Für seine verdienstvolle Tätigkeit – u.a. Großkredite für die österreichischen Textilindustrie aus London, Exportleistungen der „Austroplan“, Österreichische Planungsgesellschaft für Mexiko, Errichtung der Allgemeinen Hotel A.G. auf dem Areal des Wiener Eislaufvereins – erhielt er 1961 das Große Ehrenzeichen der Republik Österreich und 1971 den Berufstitel Kommerzialrat. Max Bischof verstarb am 27. November 1985 in Wien .
Schlusswort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sein Sohn Hans Georg stellte seinem Freund Georg Griensteidl die auf dem Dachboden gefundenen Unterlagen für seine Dissertation zur Verfügung. Diese wurde später gemeinsam mit Klaus Emmerich zu einem Buch umgeschrieben. Auf Grund der Sprachbarriere wurden leider die polnischen Archive in Warschau nur wenig verwendet. Vielleicht findet sich hier wer der mehr Unterlagen übersetzt. Einige Ergänzungen kommen aus den Erzählungen seiner Kinder und Enkelkinder.
Kopierte Textquelle zum Löschen als Cross- check der Fakten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bischof, in Wiener Bankkreisen eine Kapazität, war von Generalgouverneur Frank angefordert worden. Am 31. Oktober 1939 erteilte ihm der „Beauftragte für den Vierjahresplan“, Generalfeldmarschall Göring, den Marschbefehl ins von den deutschen Truppen eroberte Polen. Er sollte eine neue Landesbank gründen und das polnische Bankwesen in Schwung bringen. Bischof gehorchte. Er wusste, dass er in keiner Weise auffallen durfte – denn in Hietzing ließ er den Nazis seine jüdische Frau und die Kinder aus Angst vor einer Deportation der Mutter quasi als Geiseln zurück. Nach einem halben Jahr war der Wiener bereits Aufsichtskommissar aller Banken im „Generalgouvernement“. Unversehens sah sich der NS-Gegner Bischof in einen Machtkampf verwickelt, den SS-Chef Himmler mit Hilfe seiner Vasallen Heydrich und Globocnik anzettelte. Der Jurist Hans Frank, der in Polen wie ein König regierte, war mit den Massen an deportierten Juden aus aller Herren Länder überfordert. Lange Zeit glaubte er sogar an das Märchen, die unglücklichen und halb verhungerten Elendsgestalten habe man ihm nur zum Transit geschickt – bis zur Ausreise nach Madagaskar. Die SS hingegen wusste genau, was sie wollte: die Vernichtung der Menschenmassen und die Ausbeutung der Arbeitsfähigen für einen Industriekonzern unter Leitung der SS. Dazu trieb man die Juden ins Warschauer Ghetto. Etwa 500.000 Menschen vegetierten hier hinter Stacheldraht und Betonmauern dahin. Sieben Familien in einem Zimmer: Die sanitären Zustände kann man sich heute nicht mehr ausmalen. Aber es bedarf eines Ökonomen, der die notdürftigste Versorgung „managt“ und eine kleine „Ghetto-Industrie“ aufbaut. Bischof kann es. Er ist Treuhandstelle für jeglichen Grundbesitz, er ist Chef des Zahlungsverkehrs, der Lagerverwaltung, der Bedarfsdeckung. Frank, der in der NS-Hierarchie geschwächt ist, gibt ihm freie Hand. Doch bald folgen auf den Judenmörder Frank noch viel grausamere Vorgesetzte: die Männer in der schwarzen Uniform der SS. Sie halten wenig von der – wenn auch jämmerlichen – Versorgung der Ghettobewohner, deren Zahl inzwischen auf 600.000 angeschwollen ist. Die industriell angelegte systematische Tötung der Juden hat begonnen. Doch im Ghetto von Warschau greifen die Todgeweihten zu den Waffen. Der Aufstand wird von SS-Truppen blutig niedergeschlagen. Als die Rote Armee dann im Jänner 1945 – nach dem zweiten Aufstand – Warschau einnimmt, findet sie tausende Leichen, kranke Überlebende, 350.000 Männeranzüge, 837.000 Frauenkleider.
Rechtzeitig abberufen Bischof hat dieses Ende nicht an Ort und Stelle miterlebt. Er ist schon zuvor abgezogen und zur kämpfenden Truppe einberufen worden. Nach einer schweren Schussverletzung bei Dresden ist für ihn der Zweite Weltkrieg vorüber. Auch die Familie überlebt. Eine unglaubliche Talfahrt über Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens nimmt ein gutes Ende. Der brave Bankbeamte Bischof meldet sich 1945 bei „seiner“ Länderbank zum Dienstantritt, 1949 wird er Direktor, inskribiert, wird Diplomkaufmann. Prominente Nachkriegsfunktionäre bescheinigen ihm, im Generalgouvernement menschlich korrekt vorgegangen zu sein; es setzt keinerlei peinliche Untersuchungen.
Max Bischof: Ein Wiener "managte" das Ghetto Sensationsfund: Auf einem Dachboden lag der Nachlass des Bankdirektors Max Bischof. Der Wiener war die rechte Hand des NS-Verbrechers Hans Frank in Polen. „Es war wie eine Wanderung durch Zeit und Raum“, schildert Klaus Emmerich dieses Puzzle aus hunderten Dokumenten. Mehr als das: „ein Besuch am Abgrund der Zivilisation“. ("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2010)
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Familienarchive Bischof
- Dissertation Georg Grinsteidel
- Der Mann mit dem Ghetto: Die ungewöhnliche Geschichte des Max Bischof Broschiert – 8. November 2010
von Klaus Emmerich (Autor), Georg Griensteidl (Autor)