Benutzer:Ingo.dierck
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Benutzer nach Sprache |
Deutschfranzose, studierter Historiker und Indogermanist. Sprachpedant. Weiteres Konto, mit dem ich Bilder usw. hochlade: Ginko Cidre.
Ich bin immer wieder hin- und hergerissen zwischen zwei Haltungen:
Einerseits stimmt es schon, daß es leichter ist, in Artikeln anderer Autoren kleinere Korrekturen vorzunehmen, anstatt sich selbst mit einem eigenen Artikel in ungleich größere Arbeit zu stürzen. Sicher nervt es auch manchen, daß irgendein Dahergelaufener den mit Herzblut verfaßten Text auf schnöde Rechtschreibfehler durchsieht. Das hat was mit Stolz zu tun.
Andererseits gehören Inhalt und Form untrennbar zusammen. Und die erste und fürnehmste Eigenschaft, die bei einem Lexikon anzustreben ist, das ist nun mal die Richtigkeit. Texte, die auch formal sorgfältig gemacht sind, genießen beim Leser einfach eine höhere Achtung.
Da aber niemand alles gleichmäßig gut beherrscht, ist es doch gut, daß der eine schreibt und andere sich der ganz und gar uneitlen Tätigkeit hingeben und im täglichen Kleinkampf unauffällige Verbesserungen anbringen, gerade weil sie einen gut gemachten Artikel anerkennen und aufwerten wollen. Daher verstehe ich die zeitweise sehr stark geübte Hetze gegen die Oberlehrer nur zum Teil. Manche Texte sind sprachlich oder orthographisch einfach unelegant oder unrichtig.
Beliebte Fehler:
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Denn weil der Nebensatz ein Nebensatz ist …
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ich bin erbost, weil, das ist kein Nebensatz. Weil das aber ein Nebensatz sein muß, gehört nach einem mit weil eingeleiteten Satz das finite Verb ans Ende. Denn so ist es richtig. Merke also:
- Mit weil eingeleitete Sätze sind Nebensätze. Immer.
- Will man einen Hauptsatz mit kausalem Sinn einleiten, so verwende man denn. Auch bei vorangestellten Kausalsätzen klingt es schöner, wenn diese als Hauptsätze mit 'denn' ausgeführt werden. Denn mein Stilgefühl sagt mir, daß dies einfach eleganter klingt.
Doch Obacht! Es gibt einen leichten Unterschied in der Bedeutung von denn und weil, so meine ich: Während weil ganz klar die Ursache einer Handlung oder Erscheinung angibt, steht bei denn fast eher der erklärende, erläuternde Sinn im Vordergrund.
Was der eine nicht kann, lernt der andere nimmermehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Man liest immer häufiger: *der ein oder andere (gesprochen: „der Einoderandere“. Brrrrr! Igittigittogottogott! Nicht richtig. Bezeichnet werden ja ganz wörtlich zwei Personen, nämlich die eine oder die andere aus einer größeren Menge. Wie so oft, hilft auch hier wieder die Ergänzungsprobe: Der eine von euch oder der andere hat das wohl noch zu lernen. Kürzer formuliert: Der eine oder andere von euch hat das wohl noch zu lernen.
Die falsche Kasuskongruenz bei Appositionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- *die Leiche Blüchers, dem bekannten preußischen Feldherrn – richtig: des bekannten preußischen Feldherrn
- *am Freitag, den dreizehnten April – richtig: dem dreizehnten April – aber: Freitag, den dreizehnten April, reise ich ab.
Kommafehler in Aufzählungen, besonders mit Appositionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das ist etwas knifflig, weil die Kommata hier den Sinn eines Satzes verändern können.
- Der Minister Otto Müller, die Staatssekretäre Georg Schmidt und Renate Meyer und der Hausmeister Dieter Krause sind angekommen.
Hier kann nicht gesagt werden, ob es weitere und, wenn ja, wie viele Minister es gibt.
- Der Minister, Otto Müller, die Staatssekretäre, Georg Schmidt und Renate Meyer, und der Hausmeister, Dieter Krause, sind angekommen.
Hier verdeutlichen die Kommata, daß es genau einen Minister, zwei Staatssekretäre und einen Hausmeister gibt. Wichtig: Auch vor dem die Aufzählung abschließenden und steht in diesem Falle ein Komma. Sonst würde nämlich nicht klar, ob Georg Schmidt und Renate Meyer überhaupt die beiden Staatssekretäre sind. Eine kleine Ambiguität bleibt übrigens: Es könnte sein, daß Otto Müller gar nicht der Minister ist …
Überhaupt werden Kommata unterschätzt. Sie gliedern den Satz, verdeutlichen den Sinn und nerven zwar den Schreiber manchmal ganz erheblich, helfen aber sehr dabei, die Gedanken des Lesers bei einem mehrdeutigen Satz gleich auf den richtigen Weg zu lenken. Das erleichtert die Lektüre und beschleunigt sie. Und schließlich ist es eine uralte Weisheit, daß Texte ungleich öfter gelesen als geschrieben werden. Meine Mutter brachte dazu immer einen alten Witz aus ihrer Schulzeit. Der verbiegt zwar die Getrennt- und Zusammenschreibung ganz schön und ist auch sonst schräg, macht aber den Sinnwandel sehr schön klar:
- Zehn Finger hab ich, an jeder Hand fünf, und zwanzig an Händen und Füßen.
oder:
- *Zehn Finger hab ich an jeder Hand, fünf und zwanzig an Händen und Füßen.
Namen und Bezeichnungen: Deklination derselben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- *Der Vorsitzende der Deutsche Volkspartei ist falsch. Der Name der Partei ist zu beugen: Der Vorsitzende der Deutschen Volkspartei. Ebenso biegsam hat 'der Leiter des Hauses der Geschichte' zu sein.
Auch hier sind schon die aberwitzigsten Holprigkeiten gesichtet worden. Doch weder das Markenrecht noch irgendwelche Vermutungen über Namen im Gegensatz zu normalen Substantiven ändern nichts daran, daß es sich immer noch um das Gleisnetz der Deutschen Bahn handelt, das Gebäude des Deutschen Museums in München oder den Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Namen werden dekliniert, soweit es grammatisch möglich ist.
Meine Position bezüglich des Gebrauchs deutscher und fremdsprachiger Ortsnamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ganz einfach: Man benutze immer die Form der Sprache, die man gerade spricht. Es geht mir um Sprachlogik, Konsequenz und Klangschönheit, nicht um politische Signale. Wenn es deutsche Namenformen gibt: Man gebrauche sie! Es wirkt auf mich äußerst manieriert, wenn unter erheblicher Anstrengung in einen deutschen Satz ein halbrichtig hingewürgter Ortsname auf Französisch, Polnisch oder sonst eineR Fremdsprache eingebastelt wird. Die wenigsten Leute können Świnoujście wirklich gut aussprechen – von Łódź schweige ich taktvoll. Und vielfach sind die amtlichen Schreibweisen und Ausspracheregeln fremder Orte hierzulande auch gar nicht allgemein bekannt: Wie heißen eigentlich Kairo und Algier auf Arabisch? Oder wie heißt Bombay jetzt gerade mal wieder amtlich? Denn bei konsequenter Anwendung des Prinzips „amtliche Schreibung“ wäre es dringend angezeigt, sich diese Namen zumindest in lateinischer Umschrift zu merken.
Mustergültig: der Artikel Stettin. Ganz fehlgehend war zeitweise der Artikel Mainz, wo ein paar Autoren sich die Mühe machten, sehr genau für die Jahre, als Mainz ein Teil Frankreichs war, nur Mayence zu schreiben. Damit waren sie weit verbohrter als sogar die damalige französische Verwaltung. Die publizierte nämlich alle Verordnungen und sonstigen öffentlichen Aushänge zweisprachig, und in der deutschen Fassung blieb auch damals schon Mainz Mainz. Wie auch sonst? Nach jahrelanger und teilweise unsäglicher Diskussion ist nun eine gute Lösung gefunden worden. Was für ein Glück, daß der französische Name von Landau genauso geschrieben wird wie der deutsche (wenn auch anders ausgesprochen): Diese Stadt war tatsächlich jahrhundertelang französisch. Oder was mache ich mit dem Namen des Dorfes Hunspach im Unterelsaß? Den können vor allem die Innerfranzosen gar nicht so recht über die Lippen bringen, während er auf Deutsch nur so flutscht. Soll man sich da in einem deutschsprachigen Text selbst malträtieren? Ich sage nein.
Fortsetzung folgt.