Benutzer:Inherent-language/Inhärente Sprache

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In Rahmen der Dissertation „Die Welt meiner Kinder“ (Koblitz 2017[1]) beabsichtigte sie, den Einfluss audiovisueller Medien auf die sprachliche Entwicklung kleiner Kinder darzustellen. Dieser stellte sich als signifikant heraus, er war ein wichtiger Teil des Spracherwerbs. Durch die Forschungserkenntnisse wurde sichtbar, dass sich die Kinder Englisch auf eine natürliche Art und Weise aneigneten, da die mittels audiovisueller Medien rezipierte Sprache für sie altersentsprechend als „real“ wahrgenommen wurde. Englisch wurde als eine „inhärente Sprache“ definiert, die zur Identitätsbildung der Kinder beitrug und zu einem selbstverständlichen Teil ihres „Sprachrepertoires“ (vgl. Busch 2012[2]) wurde, sodass sie dadurch effektiv kommunizieren konnten.

Durch den Versuch, das Englisch der Kinder unter einem bestimmten Konzept zu verorten bzw. dessen Rolle im Setting mit Berücksichtigung von dessen Erwerbsweise zu definieren, entstand die Notwendigkeit, den Begriff „Muttersprache“ zu überdenken. Wenn es um die Definition geht, gehen die Meinungen auseinander.


Die am häufigsten benutzen Begriffe sowohl in der Wissenschaft als auch umgangssprachlich für die „Hauptsprache(n)“ eines Individuums sind „Mutter-“ bzw. „Erstsprache“, dennoch werden diese Hauptsprachen in manchen Fällen weder von der Mutter noch zeitlich als Erstes erworben, wie es die Begriffe suggerieren würden, und wie in Corrazas[3] Studie (2016) auch dargelegt wurde.


In unserer Gesellschaft verfügen immer öfter Menschen über mehrere Sprachen, die die Qualität einer „Muttersprache“ haben, aber nicht von der Mutter erworben wurden, oder nicht die Definition einer solchen erfüllen. Wie könnten dann diese Sprachen heißen? Kann man seine „Muttersprache“ im Laufe des Lebens ändern? Wie gehen wir mit unserem Sprachrepertoire um? Um in dieser Auseinandersetzung Klarheit zu schaffen und diese an unsere moderne kosmopolitische Gesellschaft anzupassen, wurde der Begriff „Inhärente Sprache“ konzipiert.


Inhärente Sprache: Eine oder mehrere Sprachen, die einem Individuum als Teil seines Selbst kontextabhängig und je nach Gesprächspartner reflexartig als Erstes ins Bewusstsein kommt bzw. kommen.

„Inhärente Sprache“ stellt eine Sprache mit folgenden Charakteristiken dar:

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·     Das Individuum kann sich mit Gewandtheit ausdrücken, auch mit monolingualen SprecherInnen dieser Sprache kommunizieren.

·     Die Erwerbsweise ist nicht relevant, ebenso der Lebensabschnitt, in dem sie erfahren wurde.

·     SprecherInnen können in dieser Sprache denken, das heißt, sich ohne „Übersetzungen“ ausdrücken.

·     SprecherInnen haben ein „Sprachgefühl“ (Langlotz/Lehnert/Schul 2014[4]), das es ihnen erlaubt, sich „grammatikalisch richtig“ auszudrücken, sie können erkennen, ob ein Ausdruck Sinn macht oder nicht und wissen, was gemeint ist, auch bei zweideutigen Ausdrücken.

·     Sie können sich über alle Themen unterhalten, da, auch wenn es an Vokabular fehlen sollte, sie genügend Symbole besitzen, um zu erklären, was sie meinen.

·     SprecherInnen verbinden Verschiedenes mit dieser Sprache: Gutes, Schlechtes, Praktisches, interpersonale Beziehungen, Lebensabschnitte, Arbeits- oder akademische Werkzeuge u.a. Diese Emotionen, Gefühle und Assoziationen sind Teil des Lebens eines Individuums, definitiv oder temporär, wurden aber als Teil ihres Selbst aufgenommen und prägen es auf persönlicher wie edukativer Ebene.

·     Die inhärente Sprache stellt eine Art „gelerntes Erbe“ (vgl. Herczeg 2006[5]) dar, SprecherInnen fühlen sich in dieser Sprache „zu Hause“, es handelt sich um etwas, das sie besitzen und gleichzeitig Teil von Ihnen ist, das sie eben inhärent haben.

Einzelnachweise

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  1. Carola Koblitz: Die Welt meiner Kinder. wien 2017 (univie.ac.at [abgerufen am 17. Februar 2021] uniwien).
  2. B. Busch: The Linguistic Repertoire Revisited. In: Applied Linguistics. Band 33, Nr. 5, 1. Dezember 2012, ISSN 0142-6001, S. 503–523, doi:10.1093/applin/ams056 (oup.com [abgerufen am 17. Februar 2021]).
  3. Corraza, Jennifer: Der Begriff Muttersprache – Eine kritische Analyse anhand literarischer Sprachbiographien. Hrsg.: Unveröff. Masterarbeit, Universität Wien. Wien 2016.
  4. Langlotz, Miriam; Lehnert, Nils & Schul, Susanne: SprachGefühl. Interdisziplinäre Perspektiven auf einen nur scheinbar altbekannten Begriff. Hrsg.: Internationaler Verlag der Wissenschaften. 1. Auflage. Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2014, ISBN 978-3-631-64827-8.
  5. Herczeg, Petra: Sprache als Erbe : Aufwachsen in mehreren Sprachen. Hrsg.: Wieser Wissenschaft. Wieser Wissenschaft, Klagenfurt / Celovec : Wien 2006, ISBN 978-3-85129-610-5.

Kategorie:Sprache