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Knorke No. 50 – Schwartzkopffkiez
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]präsentiert von Aalfons
- Termin: Sonntag 10. April 2016, 13 Uhr
- Dauer: zwei Stunden
- Treffpunkt: U-Bahnhof_Schwartzkopffstraße, Nordausgang
- Route: einmal um den Block Wöhlertstraße, Pflugstraße, Schwartzkopffstraße, Chausseestraße, mit kurzen Abstechern
Der Rundgang geht über weniger als zwei Kilometer, sollte aber nicht unterschätzt werden. Wir befassen uns einerseits mit den bedeutenden und unbedeutenden Bauwerken entlang der Strecke, vom Stadion der Weltjugend bis zum ersten Wohnhaus, das Daniel Libeskind in Europa baut. Andererseits mit den existierenden oder nicht mehr existierenden Verkehrsanlagen ebenda, vom U-Bahnhof selbst über den Stettiner Tunnel bis zum traurigen Rest der Heringsdorfer Straße. Dritterseits mit allerlei historischen Ereignissen in diesem direkt an der Mauer gelegen gewesenen Kiez. Und vierterseits findet das literarische und künstlerische Geschehen Berücksichtigung. An den passenden Orten kommen kurze Texte von Kulturschaffenden mit örtlichem Bezug zur Verlesung. Dazu gehören der berühmte Herr Fontane und der unbekannte Herr Döring, der Kriegshetzer Paulukat und der Antifaschist Weiss, das Arschloch (wird erklärt) Przybyszewski und der sehnsüchtige Herr Leip. An Frauen kommen die Ärztin Jenny de la Torre Castro, die arme Marta Foerder (wird erklärt), die straßennamengebenden Damen Caroline Michaelis und Ida von Arnim und natürlich die berühmte Lili Marleen zur Geltung. Der Rundgang klingt unterhalb der verwitterten Reklame für Pöschke-Likör am Südeingang des U-Bahnhofs mit dem gemeinsamen Verzehr eines Fläschchens Wurzelpeter aus (wird erklärt).
- Kosten: Verzehrkosten nach eigenem Geschmack. Kann aber sein, dass auf der Strecke nix offen hat. Die Gegend ist immer noch abgelegen.
- Wetter: wird durch kräftiges Daumendrücken sichergestellt.
- Der Kiezspaziergang findet auf fast jeden Fall statt. Es wird vielleicht noch Gäste oder Gästinnen geben.
Teilnehmende
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- --Aalfons (Diskussion) 01:31, 25. Feb. 2016 (CET)
- fest geplant --poupou review? 22:45, 27. Feb. 2016 (CET)
- wir werden es wieder versuchen -- Michael (Diskussion) 15:20, 6. Mär. 2016 (CET)
- --Fridolin Freudenfett (Diskussion) 16:03, 5. Apr. 2016 (CEST)
- BotBln
Gäste
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gäste dürfen mitgebracht werden, wenn die Person, die den Gast anmeldet, per Signatur erklärt, dass der, den sie mitbringt, prinzipiell in der Lage wäre, zwei lesenswerte Artikel oder alternativ einen exzellenten Artikel zum Thema Berlin zu produzieren, wenn er nur wollte, und wenn der Gast versichert, dass er knapp und präzise formulieren würde, wenn er zwei lesenswerte Artikel oder alternativ einen exzellenten Artikel zum Thema Berlin schriebe, statt elende Bandwurmsätze zu formulieren.
Nicht-Teilnehmende
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bericht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Magnolien, Wurzelpeter und rempelnde Jogger
Streckenmäßig war es diesmal eher ein Mikro-KNORKE: ein Straßenblock (Wöhlertstraße, Pflugstraße, Schwartzkopffstraße, Chausseestraße) am Rande der historischen Mitte, einst dreiseitig von der Mauer und dem Wedding umgeben, noch früher die Grenze zwischen bürgerlich-militärischem Berlin auf der westlichen und proletarisch-linkem Berlin auf der östlichen Straßenseite der Chausseestraße. Sitz zahlreicher Fabriken im sogenannten Feuerland und des Garde-Füsilier-Regiments; heute ruhige Wohngegend, eigentlich zentral, doch auch so ein wenig städtebauliche Ödnis, geprägt vom Neubau der Zentrale des Bundesnachrichtendienstes, die mit "Klotz" noch sehr zurückhaltend beschrieben ist.
Acht Knorkistas und Gäste trafen sich am U-Bahnhof-Schwartzkopffstraße, ehemals der Geisterbahnhof Stadion der Weltjugend, einst der Bahnhof Walter-Ulbricht-Stadion, einst der Bahnhof Schwartzkopffstraße, um dann sofort in die Seitenstraßen zu verschwinden. Dort bereits die erste Entdeckung in der Wöhlertstraße: eine ungewöhnliche Baumbepflanzung unter anderem mit blühenden Magnolien und einer Haselnuss - diverse Knorkistas meinten, sie hätten tatsächlich noch nie Magnolien als Straßenrandbepflanzung gesehen. Der bestens vorbereitete und gut aufgelegte Aalfons begann in der Pflugstraße mit seinen literarischen Auszügen der zahlreichen jungen Literaten, die es um die Jahrhunderte in den Kiez verschlagen hatte. Ungewöhnlich wie die lebendig die verschlafen scheinende Gegend plötzlich wirkte. Selbst das von Jenny de la Torre Castro betriebene Gesundheitszentrum für Obdachlose sorgte durch seine Existenz nicht für mehr leben, sondern hing auch eher verschlafen in den Seilen.
Später folgten dann noch die Schilderungen zahlreicher Straßenschlachten, die sich hier abspielten. Während der Teil westlich der Chausseestraße schon lange Militär- und später Polizeigelände gewesen war - demnach in der Weimarer Republik solides Rückzugsgebiet nationaler bis SA-naher Menschen - lebten im Carree Wöhlert/PFlug/Schwartzkopffstraße vor allem die Arbeiter der nahegelegenen Maschinenfabriken. Da ging die Luzie ab. Immerhin davon bekamen wir auch live einen kleinen Eindruck durch den Jogger, der plötzlich wild durch die Führung pflügte, ältere Damen umrempelte und sich in bester Berliner Manier doch noch beschwerte. Was waren das für Zeiten als in Vor-Wende und Kurz-Nachwende-Zeiten fast ausschließlich Polizisten in dem Kiez wohnten und jede Form der Kriminalität oder Unruhe komplett unbekannt war.
Aber zurück zu den Literaten: Theodor Fontane statteten wir an seinem Grab noch einen kleinen Besuch ab und hörten die Lebensgeschichte von Peter Hille und einigen zurecht in Vergessenheit geratetenen anderen Literaten. Wir bewunderten neue Luxusbauten gegenüber dem BND und ließen uns von BotBln über den Unsinn aufklären, ausgewachsene Kiefern umpfanzen zu wollen. Unter der Pöschke-Werbung tranken wir Wurzelpeter und gedachten der Friedensfahrt-Teilnehmer, die hier das Friedensfahrt-Etappenende mit einem oder mehreren Likörchen am Werksausschank feierten. Schließlich fachsimpelten wir noch über Hausnummernklau, die Entstehung des Liedes Lili Marleen an genau dieser Straßenecke, verirrte Touristen an Straßenbahnendhaltestellen und die regionalen Bezeichungen von Spätis beziehungsweise Vergisslichkeitslädchen. Ein kleines Eckchen Berlin mit viel Geschichte und Power. Wie eigentlich immer ein sehr vergnügliches KNORKE - schreibt der Berichterstattende, auch nachdem die Wirkung des Wurzelpeters mittlerweile nachgelassen hat. -- southpark 10:43, 11. Apr. 2016 (CEST)