Benutzer:JochenCH/Der rechtsrheinische Grenzverlauf um Basel
Der rechtsrheinische Grenzverlauf um Basel trennt heute die Hoheitsgebiete der Schweiz (mit dem Kanton Basel Stadt) und der Bundesrepublik Deutschland. Dieser Grenzabschnitt gehört zu den ältesten in Europa[1], davon zeugen über 200 Grenzsteine aus fünf Jahrhunderten. Der Grenzverlauf ist dabei so verwinkelt wie kaum eine andere Grenzabschnitt in Europa. Trotzdem ist der Grenzverlauf über die letzten Jahrhunderten ohne grosse Änderungen.
Grenzverlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Grenzverlauf erstreckt sich heute von Baseler Rheinhafen in Klein-Hünigen (CH) bei Weil am Rhein - Friedlingen (DE) bis trifft beim Grenzacher Horn wieder auf den Rhein. Der Verlauf windet sich dabei von Tal zu Berg an Weil am Rhein (DE) vorbei an Riehen (CH), Lörrach Stetten (DE), Bettingen (CH) bis Grenzach-Wyhlen (DE) auf ca. 22 km, um eine Strecke von Luftlinie lediglich 4,5 km zu überbrücken.
Schweiz | Grenzstein
Nr |
Deutschland | |||
---|---|---|---|---|---|
Basel | 1
19 |
1
40a |
Weil am Rhein | ||
Riehen | 20
- 85 | ||||
40a
64 |
Lörrach Stetten | ||||
64 | Inzlingen | ||||
Bettingen | 85
- 141 |
100 | |||
100
107 |
Grenzach Wyhlen | ||||
107 | Grenzach Wyhlen | ||||
Riehen | 141a | 151 | |||
151 |
Markante Grenzabschnitte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eiserne Hand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Eiserne Hand ist ein abschnitt ist ein 1,7km langer nur maximal 300 meter breiter Landabschnitt der in das Deutsche Staatsgebiet reinragt. Bei der Eisernen Hand läuft die Bann der Gemeinde Riehen (CH) Lörrach-Stetten (D) und Inzlingen (D) zusammen.
Im Schlipf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dort wo Riehen, Weil am Rhein und Lörrach Stetten aufeinandertreffen, macht die Grenzverlauf mit dem "Schlipf" eine grossen Schlenker und der untere Teil des Tüllinger Berg mit samt den Weinreben gehört zu Riehen und damit zur Schweiz. Auf eine sehr alte Grenzlinie deutet dort die Strecke zwischen den Grenzsteinen Nr. 38 und Nr. 39, entlang dem Rohrbächlein, hin. Der sogenannte Sonnenstein (Grenstein Nr. 38) ist mit seinen alten Wappen und Inschriften bereits 1491 belegt. Talseitig ist auf dem Stein das Wappen des Bischofs von Basel (Reihen gehörte 1491 noch nicht zur Stadt/Stand Basel) und bergseitig das des Markgrafen von Baden zu sehen. Basel war damals noch deutsche Reichsstadt. Neben dem Bischof von Basel und der Gemeinde Riehen waren an diesem begehrten Rebland auch St. Blasien, das Kloster Wettingen, die Johanniterkonturei Rheinfelden, neben einigen weniger begüterten Grundbesitzern beteiligt.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Grenzsteine zu setzen mit dem Ziel staatsrechtlicher Funktionen, begann man etwa um die Zeit von 1300. Als „Kreuzsteine“ bekannt, dienten sie zunächst der Abgrenzung jenes Bereiches um Basel, in dem Reisende und Marktbesucher mit dem sicheren Schutz des Bischofs rechnen durften. Sie bezeichneten aber umgekehrt auch die Stelle, bis zu der sich die aus der Stadt Verbannten eben diesem Bannkreis nähern durften.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde die hoheitsrechtliche Festlegung mehr und mehr von der besitz- und steuerrechtlichen dominiert.
Für unseren Grenzbereich um Basel trifft dies für das 15. und 16. Jahrhundert zu. Seitdem hat sich der Grenzverlauf zu Basel. bzw. zur Schweiz auch kaum mehr verändert. Dieser ältesten Steinsetzung verdanken wir auch gleichzeitig die Anfänge der Kartographie um Basel, denn die ersten Karten waren hauptsächlich urkundliche Belege für Grenzsteinsetzungen.[3]
Übersicht der Landeshoheiten dies und jenseits der Grenze von 1500 bis heute
vor 1500 | 1500 | 1600 | 1700 | 1800 | 1900 | ||||
Schweiz | Heiliges Römisches Reich | 1501 Eintritt Basel als 11. Ort in den Schweizer Bund | |||||||
Deutschland | Markgrafschaft Baden
im Heiligen Römischen Reich |
ab 1771 Markgrafschaft Baden | Ab 1918 Republik Baden | ab 1949 Bundesrepublik Deutschland | |||||
ab 1535 Markgrafschaft Baden-Durlach | ab 1803 Kurfürstentum Baden | ab 1952 Bundesland Baden-Württemberg | |||||||
ab 1806 Großherzogtum Baden |
Übersicht auf Gemeindeebene dies und jenseits der Grenze von 1500 bis heute
vor 1500 | 1500 | 1600 | 1700 | 1800 | 1900 | ||||
Kl Hünigen | 1640 Stadt Basel kauft kl. Hünigen vom Markgrafern von Baden | ||||||||
Basel | bis1522 Fürstbistum Basel | Kanton Basel bis 1833 | |||||||
ab 1522 Stand (Kanton) Basel | ab 1833 Konaton Basel Stadt bis heute | ||||||||
Riehen | 1522 Stadt Basel kauft bischofliche Riehen | ab 1833 Gemeinde im Kanotn Basel Stadt | |||||||
Bettingen | 1513-1522 Stadt Basel kauft bischofliches Bettingen | ab 1833 Gemeinde im Kanotn Basel Stadt | |||||||
Weil | Markgraf von Hochberg-Sausenberg erwirbt Weil | 1929 Weil am Rhein erhält Stadtrechte | |||||||
1751 das selbständige Friedlingen kommt an Weil | |||||||||
Stetten | 1315 Markgrafen von Hachberg-Sausenberg
(Herren von Rötteln sterben aus) |
1806 Stetten kommt zu Baden | |||||||
1495 -1727 Meieramt geht an Familie der Freiherren von Schönau | |||||||||
Inzlingen | 1394-1806 Lehnschaft an die Freiherren Reich von Reichenstein | 1806 Inzlingen kommt zu Großherzogtum Baden | |||||||
1625 Inzlinger Reichenstein werden Ritter Habsburg-Österreichichen Breisgau | |||||||||
Wylen | Kameralherrschaft Rheinfelden, Vorderösterreich, Habsburg | 1806 Wyhlen kommt zu Großherzogtum Baden | |||||||
Grenzach | 1491-1735 Ritter von Bärenfels | 1741 Markgraf von Baden Durlach kauft Land südich der Strasse in Grenzach vom Habsburg Österreich |
Grenzsteinkennzeichnung im laufe der Zeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Geschichte entlang der Grenze ist noch heute an den Grenzsteinen bildlich zu lesen. Markierungen ob als Buchstaben oder heraldisch als Wappen lassen auf die Geschichte der Nachbarschaft, der Herrscher ob örtliche Herren -die im Wasserschloss zu Inzlinge oder Grenzach fast fürstlich residierten- oder Landes und Weltkriege.
Bezeichnung | Kenn-
zeichen |
Wappen | Epoche | Grenzstein Nr. |
---|---|---|---|---|
Baden | B |
|
vor 1806 | |
Grosherzogtum Baden | GB | 1806-1918 | 84;85;86 | |
Kameralherrschaft Rheinfelden | - |
|
bis 1806 | nur bei Wyhlen
101-105 |
Republik Baden | RB | nur "RB" keine Wappen | 1918-1936 tlw 1949 | 83; |
Deutschland | D | nur "D" keine Wappen | 1936-heute | 53, |
Bezeichnung | Kenn-
zeichen |
Wappen | Epoche | Grenzstein Nr. |
---|---|---|---|---|
Fürstbistum Basel | B |
|
bis 1522 | 34;38;61 |
Stadt Basel | B | Baselstab |
bis 1501 | 2;7;12;14
(von 1488) |
Stand Basel | B | bis 1833 | viele Steine
entlang der Grenze | |
Kanton Basel Stadt | B | ab 1833 |
Wappen des niederen Adels
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Reich von Reichenstein
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ritter Reich von Reichenstein residierten von 1394-1806 unter anderem im Inzlinger Wasserschloss. So kommt es dass viele Grenzsteine in und um Inzlingen, auf dem Weg hoch zu Chrischona und um die Eiserne Hand mit dem Wappen der Reich von Reichensteins verziert sind. Auch im heutigen Wappen der Gemeinde Inzlingen ist die sog. Saufeder in schwarz auf Gelben Hintergrund.
Herren von Schönau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Herren von Schönau hatten von 1495 -1727 das Meieramt in Stetten inne. Demzufolge sind einige Grenzsteine bei Stetten und auf der Nordseite der Eisernen Hand mit dem Wappen der Herren von Schönau verziert. Auch im Gemeindewappen von Stetten findet man die drei Ringe wieder. Entlang der Grenze findet sich das Wappen der Herren von Schönau auf folgenden Steinen: 47 (von 1600), 51 (von 1759), 52 (von 1700), 59 (von 1600) und 61 (von 1491).
Herren von Bärenfels
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Herren von Bärenfels residierten von 1491 bis 1735 im Weiherschloss von Grenzach. Die Bärenfels haben in Grenzach Spuren hinterlassen: vom heutigen Gemeinde-Wappen bis hin zu einem Wappen im Sakramentshaus (aus dem Jahr 1494) in der ev. Kirche St. Leodegar. Trotzdem findet sich entlang der Grenze kein alter Grenzstein mehr der das Wappen der Bärenfels trägt. Die 2002 neu gesetzten Grenzsteine 124 und 124 beim "Neufeld" zeigen als Erinnerung an der Bärenfels auf Deutscher Seite das Wappen des alten Adelsgeschlechts. Diese Steine wurden von der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel unter Leitung von Frau Owsky Kobalt entworfen.[4]
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Grenzsteine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Grenzverlauf ist mit heute mit 218 Grenzsteine markiert. Die Anzahl Grenzsteine hat im Laufe der Zeit stetig zugenommen, um Streitigkeiten über den Grenzverlauf zu schlichten bzw. zu klären. Anhand der Nummerierung ist klar, dass die ursprünglich 151 Grenzsteine um 67 Zusatzsteine (xxx a) ergänz wurden. Früher zählte man weniger Grenzsteine: statt der heute 218 waren es z.B. 1870 nur 170 und 1620 82 Steine. [5]
Die meisten Grenzsteine sind durch Jahreszahlen, Landeswappen und Ordnungsnummern gekennzeichnet.
Liste der Grenzsteine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die nachfolgende Liste fundiert auf dem einer Veröffentlichung von 1964[6] und wurde mit heutigem Wissen und Fotos ergänzt.
- ↑ Markus Moehring & Kathryn Babeck: Demokratiebewegung im Grenzgebiet. In: Thomas Lindemann, Susanne Asche, Ernst Otte Bräunche (Hrsg.): Die Straße der Demokratie. Info Verlag, Karlsruhe 2007, ISBN 978-3-88190-483-4, S. 172.
- ↑ Herr Oliver Uthe Sachgebietsleitung Kultur & Archiv, Kreisarchiv: Kleindenkmale im Landkreis Lörrach. In: GIS Geoportal des Landkreis Lörrach - Projekt Kleindenkmale im Landkreis Lörrach. Landkreis Lörrach, Februar 2013, abgerufen am 28. Mai 2024.
- ↑ G. Moehring: Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur (35.1973, Heft 1/2.1973). In: Alte Grenzsteine in der Markgräfschaft. Digitalisiert mit Mitteln des Geschichtsvereins Markgräflerland e.V. und des Landkreises Lörrach ("Fonds Schlossgut Istein" zur Kulturförderung)., 1973, archiviert vom ; abgerufen am 24. Mai 2024.
- ↑ Renate Reimann: Grenzsteine im Wald von Grenzach-Wyhlen. In: Verein für Heimatgeschichte Grenzach-Wyhlen e.V. (Hrsg.): Unterwegs im Wald von Grenzach-Wyhlen. 1. Auflage. Greiner, Bernhard A, 2005, ISBN 978-3-86705-778-3, S. 78.
- ↑ Michael Raith: Gemeindekunde Riehen. Hrsg.: Gemeindeverwaltung Riehen. Gemeinde Riehen, Riehen 1988 (riehen.ch).
- ↑ Dr. phil. August Heitz: Grenzen und Grenzzeichen der Kantone Baselstadt und Baselland. Hrsg.: Kommission zur Erhaltung von Altertümern des Kantons Baselland. Kantonale Drucksachen- und Materialzentrale, Liestal 1964, S. 209 ff.