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Katathym Imaginative Psychotraumatherapie (KIPT)

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Seit 2002 wird Katathym Imaginative Psychotraumatherapie (KIPT) [katathym= griechisch-neulateinisch= gemäß der Gefühle] vor allem zur Behandlung chronischer und komplexer Traumatisierung unter besonderer Berücksichtigung von Beziehungstraumatisierung in der Kindheit in Darmstadt curricular gelehrt. Damit rückt die Beziehungsstörung der Patientin zu sich selbst und zu anderen Menschen, ausgelöst durch traumatisierende zwischenmenschliche Erfahrungen ins Zentrum der Behandlung.

Das psychotherapeutisches Vorgehen der KIPT basiert auf den evidenzbasierten theoretischen und praktischen Erkenntnissen der Katathym Imaginativen Psychotherapie (KIP)– anerkannt im Rahmen der Richtlinienpsychotherapie als Methode der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie – der Tiefenpsychologie, den neueren Strömungen der Psychoanalyse, der Säuglings- (Fonagy 2003,[1] Stern 1992)[2] [3] und Bindungsforschung, der Selbstpsychologie (Kohut 1976),[4] der allgemeinen und speziellen Psychotraumatologie, der Neurobiologie >ref<(Cozolino 2007)[5].</ref> KIPT zielt, wie in den modernen Traumatherapien üblich, auf eine Abfolge von Stabilisierung, Traumabearbeitung und Integration des Traumas in die Persönlichkeit <ref>(Janet 1925)[6]>/ref< Behandelt werden neben akuttraumatisierten Patienten, vor allem solche mit chronischer und komplexer Traumatisierung, an erster Stelle beziehungstraumatisierte Patienten. 2006 wurde die KIPT von Steiner & Krippner >ref< (vgl. Steiner&Krippner 2006)[7]>/ref< ==Einzelnachweise==>references/<als psychodynamische, auf Imaginationen beruhende Methode der Traumabehandlung erstmals in einem Lehrbuch beschrieben und fortlaufend dazu veröffentlicht>ref<(u. a. Steiner, 2008; 2013; 2016)>/ref<[8][9][10].

In der Weiterbildung in KIPT werden praktisch traumatherapeutische Kompetenzen und eine Vielzahl theoretischer Grundkenntnisse vermittelt, z.B. Grundlagen der allgemeinen Psychotraumatologie und der Katathym Imaginativen Psychotraumatherapie, Basiswissen über die Psychodynamik traumatischer Erfahrungen und ihre Verarbeitung, verschiede Konzept zum »psychischen Trauma«, das „Verlaufsmodell psychischer Traumatisierung“ >ref<( Fischer & Riedesser 1998)[11])>/ref<, Wurmsers Konzept psychischer Traumatisierung>ref< (vgl. Wurmser 1999[12])>/ref>, sowie die Bedeutung neurobiologischer Grundlagen der Traumatisierung (vgl. Cozolino 2007). Außerdem werden traumaspezifische Diagnostik und Testverfahren vermittelt.

Zusammenfassend lassen sich die Therapieschritte, die im Rahmen ambulanter Katathym Imaginativer Psychotraumatherapie (KIPT) Anwendung finden können und in der Weiterbildung theoretisch und praktisch vermittelt werden, zusammenfassend wie folgt beschreiben:

Stabilisierung und Basismotiv

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Über den gesamten psychotherapeutischen Prozess wird grundsätzlich in der Imagination ressourcenorientiert gearbeitet mit Motiven zur narzisstischen Restitution. Damit wird versucht dem durch Traumatisierung erschütterten Selbstwertgefühl zu einem ausgeglicheneren Niveau zu verhelfen und narzisstischen Homöostase zurück zu gewinnen. Auf diesem Hintergrund hat das Anbieten von imaginativen Kompensationsmöglichkeiten zur Ich-Stabilisierung einen besonderen Stellenwert (vgl. Steiner & Krippner 2006). So wird z.B. in der diagnostischen Phase, also zu Beginn der Psychotherapie, zur Stabilisierung ein Blumenmotiv angeboten ("Blume, die alles hat, was sie zum guten Gedeihen braucht") um den Patienten, erleben zu lassen, wohin sich sein Selbst unter förderlichen Bedingungen entwickeln könnte. Das Motiv des sicheren Ortes und von bergenden Räumen, (in der KIP seit 1989 erfolgreich in der Behandlung auch von Borderline – Patienten eingesetzt >ref (vgl. Jollet, Krippner, Krägeloh 1997))[13]>/ref<, wird initial bald möglichst imaginativ als Basismotiv („ In einer Landschaft die gefällt, gibt es einen sicheren, geschützten Ort, an dem die Erwachsene von heute anwesend ist“) etabliert. Dieses Basismotiv wird den Patienten in der gesamten Imaginationsarbeit begleiten, einschließlich „hilfreicher Begleiter“, die in der Imagination mit unterschiedlichen Qualitäten generiert werden. Sie sollen u.a. Kraft, Wehrhaftigkeit, Übersicht und Weisheit verkörpern. Sie repräsentieren innerpsychisch aufeinander bezogene „ideale Selbst -, Objekt- und Interaktionsrepräsentanzen“ >ref<(vgl. Stern 1991)[14])>/ref<, die wiederum eine narzisstischen Restitution bewirken. Daneben helfen sie neue symbolisch-reparative Bindungserfahrungen aufzubauen und einen z.B. unsicheren Bindungsmodus allmählich in einen sicheren zu verwandeln.

Im Sinne der Ressourcenorientierung werden zur Stabilisierung weitere Motive zur Imagination angeboten mit der Betonung auf eine wunschgemäße Gestaltung. Denn mit der Verwendung stabilisierender Motive können sich die imaginativen Fähigkeiten weiter entfalten, sich die Möglichkeiten zur Symbolisierung, der Verlebendigung, sowie neue Selbsthilfekräfte entwickeln.

Zum Schutz vor intrusiven Phänomenen und zum Unterbrechen von Selbstverletzung wird dem Patienten in der Imagination das Tresor-Motiv in abgewandelter Form zur „Tresorübung“ >ref< von Reddemann & Sachsse (1997)[15] >/ref< angeboten, sowie weitere imaginative Möglichkeiten um Affekte zu modulieren und sich vor Affektüberflutung zu schützen.

Die KIPT differenziert das Konzept des „inneren Kindes“ in drei Hinsichten:

  • als „ideale“ Selbstrepräsentanz - das „innere unverletzte Kind“ bzw. Kind, dass der Patient gerne gewesen wäre“, das neben oder anstelle anderer Idealvorstellungen auftreten kann,
  • als mehr „empirische“ Selbstrepräsentanz – das „innere Kind“ mehr allgemein und
  • das „verletzte innere Kind“ mit seinen historischen Beziehungen und Phantasien darüber.

Es wird versucht diese deutlich voneinander zu trennenden Zustände mittels Imagination nacheinander Gestalt annehmen zu lassen .

Zunächst wird das Motiv des inneren unverletzten Kindes eingeführt, um dem Patienten eine ideale innere Selbstrepräsentanz erlebbar zu machen. So kann er erfahren, in der Lage zu sein etwas Positives selbst zu generieren. Indem das „innere unverletzte Kind“ und die „hilfreichen Gestalten“ zusammen mit der Imago des Patienten von sich selbst in der Imagination interagieren, werden neue Möglichkeitsräume für gelungenere Interaktionen und sie begleitender angenehmer Affekte gebahnt und positive innere Subjekt-Objekt-Interaktionen der empathischen Bezogenheit aufgebaut. Klinisch zeigt sich, dass dieses Moment der empathischen Bezogenheit den Patienten ermutigt, sich in einer späteren Phase auch dem traumatisierten, verletzten Kind zu stellen.

Zur Vorbereitung der Auseinandersetzung mit dem traumatischen Geschehen wird in der Folge dem Patienten eine Begegnung - zunächst mehr allgemein - mit einem „Kind, das Sie einmal waren“ angeboten. Dadurch wird zunächst noch die Begegnung mit dem „verletzten Kind“ in der Schwebe gehalten. Dabei kann bereits ein liebevoller, fürsorglicherund tröstenden Umgang mit ihm erfahrbar werden (vgl. Steiner& Krippner 2006, Steiner 2008).

Phase der imaginativen Auseinandersetzung mit dem traumatischen Geschehen

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Sie beinhaltet:

  • Die Begegnung mit dem verletzten Kind
  • Die imaginativer Auseinandersetzung mit traumatischen Szenen in Verbindung zu intrusivem Material
  • Täterkonfrontation
  • Auseinandersetzung mit traumatogenen Introjekten
  • und mit traumatogenen Affekten

Grundsätzlich geht es in dieser Phase um eine Grenzziehung zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen den Möglichkeiten der erwachsenen Person heute und dem Kind und seinen Möglichkeiten in der Vergangenheit, um eine Distanzierung von traumatischem Geschehen und um eine aktive Problemlösung heute. Immer wird die imaginative Traumaarbeit nur mit Zustimmung des Patienten begonnen und dann, wenn sein Ich stabil genug ist, und die therapeutische Beziehung zu einem verlässlichen Halt geworden ist (vgl. Reddemann & Sachsse, 1996.) Dadurch kann die Gefahr der Affektüberflutung, die eine Regression in das erneute Durchleiden traumatischer Erfahrungen stets beinhaltet, reduziert werden, ebenso wie eine Resomatisierung, Deverbalisierung,Entdifferenzierung und Sexualisierung >ref< (vgl. Krystal 1997, Wurmser 1987)>/ref<, die dieser Prozess nach sich zöge.

Aufsuchen und das Bergen des „verletzten inneren Kindes“

Die vorsichtig einsetzende Bezugnahme auf das „verletzte innere Kind“ ermöglicht, die historischen Erfahrungen und Erlebnisse und die Phantasien über die Traumatisierung imaginativ in kleinen Schritten in Szene zu setzen und so einer möglichen Affektüberflutung entgegen zu wirken. Auf der Grundlage der therapeutischen Ich-Spaltung zwischen beobachtendem, reflektierendem erwachsenem Ich und erlebendem inneren Kind („unverletztes inneres Kind“ und „verletztes inneres Kind“), so die Modellvorstellung, kann das erwachsene Ich des Patienten die Führung übernehmen undzusammen mit den verfügbaren hilfreichen Gestalten in der traumatischen Szene nach neuen Lösungsmöglichkeiten suchen. Mit Hilfe des induzierten Tagtraumas kannn der Patienten die Realität des verletzten inneren Kindes in einem „Als -Ob-Modus“ erleben und die imaginierte Szene aktiv kontrollieren, gestalten und nach Belieben modifizieren. Dadurch können die Affekte anders als in realen Situationen erlebt werden, probeweise oder abgeschwächt >ref>(vgl. Dornes 2004, S. 186; Fonagy 2004)>/ref>. Auf diese Weise gelingt es dem Patienten aus der im Gedächtnis gespeicherten Szene des hilflosen Subjekts in der psychotherapeutisch begleiteten imaginativen Reinszenierung zum aktiv Handelnden zu werden und den Verlauf der Als-ob-Episode zu kontrollieren >ref>(vgl. Fonagy et al. 2004, S. 300)>/ref<. Eine solche qualitativ transformierte Reinszenierung im sicheren „Als -Ob-Modus“ einer fiktiven repräsentationalen Welt ermöglicht eine emotional korrigierende Erfahrung, da sie positive Affekte der Urheberschaft erzeugt. Diese positiven Affekte und Vorstellungen wirken der negativen Erinnerung, wie sie mit dem Originalvorgang assoziiert ist, entgegen >ref< (vgl. Fonagy et al., 2004, S. 300/301). So kann im „Als-Ob der Imagination“ das innere Drama umgestaltet und neue Wege aus alten Inszenierungen gefunden werden.

Das imaginative Geschehen geht auch hier stets vom Basismotiv aus. Wenn klar ist, um welche traumatische Szene es sich handelt, wird diese in Begleitung ausgesuchter hilfreicher Begleiter, ev. auch der Kinder („unverletztes inneres Kind“ /„Kind, das Sie einmal waren“) vom sicheren, geschützten Ort aus aufgesucht. Wenn die traumatische Szene verdrängt ist, aber im Raum steht, geben wir dem Patienten vor, sich auf die Suche nach dem verletzten Kind zu machen. Auch hier beginnt die Imagination -nach Einverständnis des Patienten - mit dem Basismotive. In beiden Fällen wird der Patient in einer dosierten Annäherung an die traumatische Szene unterstützt, sowie in der Dosierung der Geschwindigkeit mit der das gesuchte Kind gefunden wird. Der Patient kann den Ablauf der Imagination jeder Zeit unterbrechen und an seinen sicheren, geschützten Ort zurückkehren. Im Als-Ob der Traumaszene wird der Patient angeleitet, als Erwachsener zusammen mit seinen hilfreichen Begleitern alles so einzurichten, dass es gelingt das verletzte Kind zu retten (ev. sind zunächst Notfallmaßnahmen angezeigt) und es schließlich an den sicheren, geschützten Ort zu bringen, an dem all das in der Vorstellung verwirklicht werden kann, was nun für das verletzte Kind nötig ist. In der Regel wird in mehreren Therapiesitzungen viel Zeit darauf verwendet das „verletzte Kind“ zu versorgen (menschliche Wärme, liebevolle Zuwendung, Zuspruch, Trost, Wundversorgung, Fürsorge). Oft braucht es längere Zeit bis der Erwachsene/Patient das „verletze Kind“ annehmen kann, was der weiteren therapeutisch- dialogischen und imaginativen Bearbeitung bedarf.

Nach jeder imaginativen Auseinandersetzung mit traumatischem Geschehen ist es therapeutisch wichtig, den Patienten verstärkt zu stabilisieren. Dazu können alle Motive zur narzisstischen Restitution verwendet werden.

Täterkonfrontation und die Arbeit am traumatogenen Introjekt

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Unter Täterkonfrontation wird in der KIPT die gezielte Konfrontation des erwachsenen Patienten mit den Tätern, wenn diese feststehen, bzw. klar identifiziert sind, verstanden; es um eine eindeutige Abgrenzung geht, und um die Minderung ihrer Macht, zunächst in der Vorstellung und in der Folge auch in der Realität. Handelt es sich um Verwandte des Patienten, sollte betont werden, dass es um die Auseinandersetzung mit dem Täteranteil oder der Täterseite geht. Häufig tauchen Täter auch im Nachttraum auf, real oder in symbolisierter Form (zum Beispiel als schwarzer Mann, Hexe, oder ähnliches). Ausführlich wird mit dem Patienten besprochen, dass es darum geht sich heute aktiv gegen das zur Wehr zu setzen, was schädigend wirkte und immernoch wirkt. Das Aufbauen von Grenzen gegenüber dem Täter, sein Wegschicken und Entfernen ist ein wichtiger Bestandteil der Traumabearbeitung. Ausgehend vom Basismotiv wird erneut eine bekannte Szene aufgesucht und dort der Täter unschädlich gemacht, in der Form, wie der Patient sich imaginierend einzurichten wünscht. Ein Waldrandmotiv als möglichem Manifestationsort wird immer dann gewählt, wenn Traumatisches verdrängt wurde (vgl. Steiner & Krippner 2006). Hier wird der Patient aufgefordert irgendeine Gestalt am Waldrand erscheinen zu lassen, sie genau zu beschreiben, ihre Augen hartnäckig zu fixieren und mit ihrem Blick zu bannen, bis die Gestalt ihre Macht verliert, deutlich kleiner wird, weggeschickt oder sonst wie unschädlich gemacht wird (vgl. Leuner 1985). Danach ist eine erneute Stabilisierungsphase indiziert.

Ein Unschädlichmachen traumatogener Introjekte ist immer da notwendig, wo sich die traumatischen Subjekt-Objekt-Erfahrungen aus der Kindheit im Überich verewigt haben und von dort das Ich/Selbst des Patient angreifen (lebendig in der Identifikation mit dem Aggressor, in der Wendung der Aggression gegen die eigene Person, der Wendung von Passiv in Aktiv, im Rollentausch) >ref< (vgl. Wurmser 1987,1990, 1999). Kindheitstraumatisierte tendieren dazu, sich die Dehumanisierung und extreme Verleugnung ihrer Person immer wieder selbst zuzufügen. Deshalb ist es wichtig, diesen entwürdigenden Teufelskreis in der Traumatherapie zu durchbrechen. Dies geschieht u.a. dadurch, den Patienten für die Stimme seines traumatischen Introjekts zu sensibilisieren und damit für den (intrapsychischen) Konflikt, der in seinem Inneren tobt. Der intrapsychische Konflikt, der mit dem traumatischen Introjekt ausgetragen wird, wird in Metaphern, wie innerer Entwerter, Sadist, Erniedriger etc. verlebendigt und in einer imaginativen Auseinandersetzung symbolisiert >ref< (vgl. Steiner 2008, 2013)>/ref<. Imaginativ wird schließlich versucht - ausgehend vom Waldrandmotiv - das maligne Objekt allmählich aus dem psychischen Organismus zu verbannen und auszuscheiden. In diesem greifen wir verstärkt auf die Figur einer „weisen Gestalt“ zurück. Denn als positiver Ich -Ideal -Aspekt ist sie für uns eine Metapher für das Wissen um ethische und moralische Wertmaßstäbe, die Achtung der Würde des Einzelnen und seines Gegenübers beinhaltet und so eine menschenwürdige Orientierung bieten kann. Eine erneute Stabilisierungsphase ist auch dann wieder angezeigt.

Phase des Durcharbeitens, Trauerns und Abschiednehmens

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Auf der Seite der Patient*in ist der Prozess des Durcharbeitens vor allem verbunden mit partiellem Durchleben und Durchleiden und damit einhergehend Trauer und Betrauern. Denn nur so können unbewusste infantile Bedürftigkeiten und Fixierungen aufgehoben werden. Zusammen mit dem Patienten wird auch in der Imagination nach einem angemessenem Umgang mit dem Vergangenen in der Gegenwart und nach neuen Lösungsmöglichkeiten zunächst probeweise gesucht und schließlich zu einem Ausprobieren in der Realität angeregt. Die Arbeit mit dem inneren Kind bedeutet für den erwachsene Patienten auch, sich immer stärker dem wieder entdeckten Potential des inneren Kindes zuzuwenden und dieses Potential zu assimilieren und zu integrieren. Daraus resultiert, unter Aufgabe selbstzerstörerischer Mechanismen, mehr Respekt für das eigene Selbst, verstärkte Selbstwahrnehmung und -fürsorge. Auch hier sind uns vor allem die Interventionstechniken der KIP zur Altersregression wichtig, daneben arbeiten wir auch mit den bekannten Motiven und Techniken der KIP, die wir mit der spezifischen Vorgehensweise und den Motiven im Rahmen unseres Konzeptes ergänzen. Auch in dieser Phase achten wir weiterhin auf ausreichende Ich-Stabilität. Wir bieten jetzt verstärkt an, Affekte in symbolischer Form imaginativ zu gestalten. Wir bieten dazu das Motiv “Haus der Gefühle “ an (angelehnt an Reddemann 2002) und das Motiv „Dem Gefühl eine Gestalt geben“. In dem es gelingt, die Gefühle gestalthaft zu symbolisieren und zu verbalisieren, wird eine Kontrolle der Affekte jenseits von Affektüberflutung möglich und ein angemessenerer Umgang mit ihnen. Das Durcharbeiten der unterschiedlichen Affekte trägt mit dazu bei, dass es nach und nach gelingen kann, das was geschehen ist, als weitreichende Erfahrung in das eigene Leben zu integrieren und wieder spüren und lebendig werden zu dürfen. Wiederum schließt sich in der KIPT eine Stabilisierungsphase an.

In der Abschlussphase der ambulanten Arbeit wird, sofern noch nicht geschehen, u.a. die imaginative Begegnung des erwachsenen Patienten mit seinen Eltern angeboten mit dem Ziel, dem Worte zu geben, was er ihnen hier und heute sagen möchte. Das kann auch in schriftlicher Form geschehen.Auf jeden Fall findet eine weitere ressourcen-orientierte Hinwendung zur eigenen schöpferischen Kraft statt und zu konkreter Lebensplanung, die auch imaginativ neu entworfen werden kann. Letztlich geht es darum, dem Patienten auch dazu zu verhelfen, seine Wünsche und Bedürfnisse besser identifizieren zu können und angemessene Mittel und Wege zu finden, sie zu befriedigen und mehr mit sich selbst identisch sein zu könnenn. Der Prozess des Abschiednehmens schließt selbstverständlich die Psychotherapie und den Psychotherapeuten/Psychoanalytiker in. Hier müssen iu.U. besonders Trennungstraumata bearbeitet werden.

Verschiedene Motive sind gut geeignet eine weitere ressourcen-orientierte Hinwendung zur eigenen schöpferischen Kraft und zu konkreter Lebensplanung zu fördern: das Motiv des Weges, hilfreiche Gestalten, die den Weg wissen, den zu gehen der Patient sucht, Motiv der Brücke und des Tores, Motive des Abschiednehmens.

Wirksamkeitsstudien

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Für die KIP, auf der die KIPT basiert, liegen verschiedene evidenzbasierte naturalistische Studien vor. U. a. eine naturalistische Studie zur Anwendung der Katathym Imaginativen Psychotherapie KIP in der ambulanten Psychotherapie als besondere Methode der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie von U. Sachsse, B. H. Imruck & Bahrke, U. (2016). Sie belegt die Wirksamkeit wie in einer Vorgängerstudie mit hohen Effektstärken, sowohl bei der generellen psychischen Belastung, der Reduzierung von Problemen der Patientinnen im Umgang mit anderen Menschen, als auch bei den zentralen Symptomen Depression, Angst und Somatisierungsstörung. „Die Effektstärken aller Besserungen in dieser Studie sind hoch und liegen im oberen Drittel dessen, was aktuell für Psychotherapie generell und für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie im Besonderen gefunden wird. Die Ergebnisse bleiben nach Therapieende stabil“ >ref> (Sachsse, Imruck & Bahrke, 2016, S. 87)

Für die KIPT liegt eine naturalistische schwedische Studie an sexuell und physisch traumatisierten Adoleszenten >ref< (vgl. Nilsson & Wadsby 2010) vor. Die Studie ergab, dass sich nach der Behandlung die Symptomatik - hoher Level an dissoziativen Symptomen, Angst, Depression, Wut, posttraumatischer Stress - sich statistisch signifikant reduzierte.

Cozolino, L (2006). Die Neurobiologie menschlicher Beziehungen. Kirchzarten bei Freiburg: VAK Verlag. Dt. 2007

Fonagy P.; Gergely G.; Jurist E. L.& Target, M. (2004) Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst. Stuttgart: Klett-Cotta.

Holderegger, H. (1993). Der Umgang mit dem Trauma. Stuttgart: Klett-Cotta.

Herman, J. L. (1998). Die Narben der Gewalt –traumatische Erfahrungen verstehen und überwinden. München: Kindler. Hübner, W. (2014). Die realen Anderen. Wenn Eltern nicht »gut genug« sind. Eine metapsychologische Skizze von Bekanntem. Psyche – Z Psychoa,.12, 1224-1248

Leuner, H. (1985). Lehrbuch der Katathym Imaginativen Psychotherapie. Bern u. a.: Huber.

Nilsson D & Wadsby M. (2010). Symboldrama, a psychotherapeutic method for adolescents with dissociative and PTSD symptoms: a pilot study. J Trauma Dissociation,11, 308-21.

Reddemann L. (2004). Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie PITT - Das Manual. Stuttgart: Pfeiffer bei Klett Cotta.

Sachsse, U. Imruck, B.H.& Bahrke U. (2016). Evaluation ambulanter Behandlungen mit Katathym Imaginativer Psychotherapie KIP. Eine naturalistische Studie. Ärztliche Psychotherapie, 11, 87–92.

Steiner, B.(2008). Zum Umgang mit feindseligen Symbolgestalten. Österreichische Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie und allgemeine Psychotherapie (Hrsg.): Imagination 30, 54-73.

Wurmser L. (1987). Flucht vor dem Gewissen. Analyse von Über-Ich und Abwehr bei schweren Neurosen. Berlin: Springer.

Kategorie:Psychotherapeutische Methode

  1. Fonagy, Peter: Bindungstheorie und Psychonalyse. Stuttgart 2003, ISBN 3-608-95991-2, S. 260.
  2. Daniel Stern: Daniel Stern: Die Lebenserfahrung des Säuglings. In: Daniel Stern (Hrsg.): Einhundert Meisterwerke der Psychotherapie. Klett-Cotta, Stuttgart 1992.
  3. Daniel Stern: Die Lebenserfahrung des Säuglings. Klett, Stuttgart 1992.
  4. Kohut, Heinz: Narzissmus. Eine Theorie der psychoanalytischen Behandlung narzisstischer Persönlichkeitsstörungen. In: Narzissmus und narzisstische Persönlichkeitsstörungen. Suhrkamp Taschenbuch Verlag, Frankfurt/Main 1976, ISBN 3-518-27757-X, S. 385 (doi.org [abgerufen am 18. August 2019]).
  5. Louis Cozolino: Neurobiologie menschlicher Beziehungen. VAK, Hinterzarten bei Freiburg 2007, ISBN 978-3-86731-001-7, S. 510.
  6. Janet, Pierre: Psychological Healing. G.Allen, London 1925.
  7. Steiner, B. & Krippner, K.: Psychotraumatherapie. Tiefenpsychologisch-imaginative Behandlung von traumatisierten Patienten. Mit einem Geleitwort von Léon Wurmser. Schattauer, Stuttgart 2006, ISBN 3-7945-2465-9.
  8. Steiner, B.: Das "innere Kind" in der Psychotraumatherapie. In: Bürgi-Kraus, M,. Kottje-Birnbacher, L., Reichmann, I. & Wilke, E. (Hrsg.): Entwicklung in der Imagination - Imaginative Entwicklung. Pabst Science Publishers, Dustri 2008.
  9. Steiner B.: Symbolisierung des »inneren Richters. In: Steiner, B. & Bahrke, U. (Hrsg.): Der »innere Richter« im Einzelnen und in der Kultur. 1. Auflage. Psychosozial, Gießen 2013, S. 161–193.
  10. Steiner, B.: Was geschieht, wenn Eltern nicht „gut genug“ sind? In: Österreichische Gesellschaft für angewandte Tiefenpsychologie und allgemeine Psychotherapie (Hrsg.): Imagination. Nr. 3, 2016, S. 25–43.
  11. Fischer, G. & Riedesser, P.: Lehrbuch der Psychotraumatologie. 2. Auflage. Ernst Reinhardt Verlag, München 1999, ISBN 3-8252-8165-5, S. 383.
  12. Wurmser, L.: Magische Verwandlung und tragische Verwandlung - Die schwere Neurose: Symptom, Funktion, Persönlichkeit. 1. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1999, ISBN 3-525-45844-4, S. 417.
  13. Jollet. H., Krippner, K., & Krägeloh, Ch.: Der schutzgebende Raum in seiner Bedeutung für Patienten mit Objektbeziehungsstörungen in der Katathym-imaginativen Psychotherapie – ein praxisorientierter Beitrag. In: Kottje-Birnbacher, L., Sachsse, U. & Wilke, E. (Hrsg.): Imagination in der Psychotherapie. Huber u.a., Bern 1997, S. 216–222.
  14. Stern, D.: »Innere Repräsentanz« und Säuglingsforschung. Psyche, 45 (1991), 810-846). In: Psyche. Nr. 45, 1991, S. 810–846.
  15. Reddemann, L. & Sachsse, U.: Katathym Imaginative Psychotherapie in der Behandlung traumatisierter Patientinnen. In: Kottje-Birnbacher, L.; Sachsse, U.; & Wilke, E. (Hrsg.): Imagination in der Psychotherapie. Huber, Bern u.a. 1997.