Benutzer:KnightMove/Tests
Kasparow geht wieder in Führung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]8. Partie, 15. August 1986
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8. Partie
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Die 8. Partie erschien den Analysten zunächst als die erste uninteressante Weißpartie von Kasparow. Das ging so weit, dass Kommentator Jan Timman mit den Zusehern die 7. Partie nachanalysierte. Die Kontrahenten lenkten in eine altbekannte Variante des Damengambits ein, in der Schwarz mit dem baldigen Vorstoß c7-c5 kurzzeitig einen isolierten Bauern auf d5 erhält, um durch dessen Vorstoß auszugleichen. Kasparow baute jedoch ohne ersichtlichen Fehler Karpows nach ebendiesem Vorstoß einen starken Königsangriff auf (← Diagramm 1). Karpow unternahm statt Verteidigungszügen einen Damenausfall und schlug den Bauern auf a2. Die anwesenden Meister hielten dies für fehlerhaft, doch er hatte die Situation gut erfasst: Der Angriff ließ sich nur mit einem Qualitätsopfer abwehren, wonach sich Karpow mit dem Bauern Remischancen sichern wollte.
Tatsächlich missfiel Kasparow dieses Angebot. Im Hinblick auf die Zeitnot Karpows – nur noch 14 Minuten für 19 Züge – verzichtete er auf den Qualitätsgewinn und erhielt die Spannung der Angriffsstellung aufrecht. Er handelte dabei ähnlich wie Karpow in der vorigen Partie: Statt einfachen Vorteil zu erzielen, baute er psychologisch auf die Zeitnot des Gegners und startete brettumspannende Verwicklungen, um den Gegner vor Herausforderungen (und damit Fehlermöglichkeiten) zu stellen. Karpow war damit in der vorherigen Partie gescheitert, doch Kasparow hatte Erfolg (Diagramm 2 →). Mit 22. Ld3-b5!? nahm er das Feld e8 unter Kontrolle und engte die schwarze Dame ein, wodurch in weiterer Folge (22. ... Se8-g7 23. Lh6xg7 Lf6xg7 24. Td1-d6 De6-b3) ihre Flucht auf den Damenflügel erzwungen wurde. Dies zu bewerten, kostete Karpow weitere 4 Minuten. In der hochkomplexen Stellung musste er einige Züge in Sekundenschnelle ausführen. Doch er hielt bis zum 28. Zug die Balance.
8. Partie
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Die Entscheidung fiel im 29. Zug (← Diagramm 3): Gut sieht 29. Sf5-h6+ Kg8-g7 30. Tf6-f4 aus, wonach Weiß 31. Dg5-f6# droht. Doch im Moment geht das nicht, denn Schwarz würde durch 31. ... f7-f6! 32. Tf4xf6? Td2xg2+! siegreich Material gewinnen. Daher spielte Kasparow – wie schon in der zweiten Partie – einen prophylaktischen Königszug: 29. Kg1-h1! – das nahm Schwarz die Parade, mit Schach auf g2 einzuschlagen. Nun scheint die Drohung real zu sein: 30. Sf5-h6+ Kg8-g7 31. Tf6-f4 f7-f6 32. Tf4xf6 Td2xg2 33. Sh6-f5+ Kg7-g8 34. Tf6xf8+ Kg8xf8 35. Dg5-e7+ nebst Matt. Aber tatsächlich könnte sich Schwarz einfach mit 32. ... Tf8xf6! 33. Dg5xf6+ Kg7xh6 wehren, und nach 34. Df6-f8+ Kh6-g5 (oder Kh6-h5) hat Weiß nur ein Dauerschach. Doch dies vermochte Karpow in Sekunden nicht zu erfassen und fürchtete das Springerschach: 29. ... Kg8-h8? – eine interessante Symmetrie der Königszüge bei umgekehrter Bewertung. Nun drang der Angriff auf der langen Diagonale durch: 30. Sf5-d4! Nach einem Abzug des Se5 gewinnt nun leicht Tf6xf7. Es folgte 30. ... Td2xd4 31. Dg5xe5 und Schwarz überschritt die Zeit, woraufhin Kasparow von den Zuschauern Stehapplaus erntete.
Hätte Karpow weiterspielen können, wäre bei beiderseits bestem Spiel 31. ... Td4-d2 32. De5-e7 Td2-d8 33. Tf6xf7 Tf8xf7 34. Tf1xf7 Kh8-g8(!) die Folge gewesen (Diagramm 4 →). Dann hat Weiß einen weiteren prophylaktischen Königszug zur Verfügung: 35. Kh1-h2!! – danach ist Schwarz gegen die Drohung e3-e4-e5 mit Abschirmung der schwarzen Dame und Mattangriff wehrlos, während er ohne den Königszug noch Db2-c1+ nebst Dc1-h6 gehabt hätte. Durch Zufall sollte es später im Match noch zu diesem Motiv kommen.