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Cut Nyak Dhien (auch niederländisiert Tjoet Nja' Dhien; * 1848 in Lampadang, Sultanat von Aceh; † 6. November 1908 in Soemedang, Niederländisch-Indien)[1][2] war eine Anführerin der achinesischen Guerillakräfte während des Aceh-Kriegs. Nach dem Tod ihres ersten Ehemannes Teuku Ibrahim Lamnga im Jahre 1878 führte sie 25 Jahre lang Guerillakämpfe gegen die niederländischen Kolonialstreitkräfte an. 1964 wurde ihr von der indonesischen Regierung posthum der Titel Nationalheldin Indonesiens verliehen.[3]
Frühes Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Cut Nyak Dhien wurde 1848 in Lampadang im heutigen Regierungsbezirk Aceh Besar, an der Nordspitze der Insel Sumatra, in eine muslimische Adelsfamilie geboren. Ihr Vater, Teuku Nanta Setia, ein hochrangiger Militäroffizier des Sultanats, war als Nachfahre einer Botschafterin des benachbarten Pagaruyung-Königreichs ein Mitglied der herrschenden aristokratischen Klasse und als Ulèëbalang Feudalherr des vierten Mukim (Bezirk), ihre Mutter stammte ebenfalls aus einer aristokratischen Familie.[2] Cut Nyak Dhien wurde in Religion und Haushalt ausgebildet. Dhien war für ihre Schönheit bekannt, und viele Männer machten ihr einen Heiratsantrag, bis ihre Eltern sie im Alter von zwölf Jahren mit Teuku Cek Ibrahim Lamnga, ebenfalls Sohn einer Adelsfamilie, verheirateten.
Aceh-Krieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 26. März 1873 erklärten die Niederländer dem Aceh-Sultanat den Krieg und begannen damit den Aceh-Krieg. Während des ersten Teils dieses Krieges, der Ersten Aceh-Expedition, wurde Aceh von Panglima Polem und Sultan Alauddin Mahmud Syah II. angeführt. Die niederländische Armee entsandte 3.000 Soldaten unter der Führung von Johan Harmen Rudolf Köhler, um den Palast des Sultans einzunehmen. Der Sultan erhielt jedoch militärische Hilfe aus Italien und dem Vereinigten Königreich, und die Armee von Aceh wurde rasch modernisiert und von 10.000 auf 100.000 Soldaten vergrößert. Die niederländischen Truppen wurden erfolgreich zurückgedrängt, und Köhler starb im Kampf.
Im November 1873 eroberten die Niederländer während der Zweiten Aceh-Expedition erfolgreich den vierten Mukim, gefolgt vom Sultanspalast im Jahr 1874. 1875 wurden Cut Nyak Dhien und ihr Säugling zusammen mit anderen Müttern an einen sichereren Ort evakuiert, während ihr Mann Ibrahim Lamnga für die Rückeroberung des vierten Mukim kämpfte.
Teuku Ibrahim Lamnga starb am 29. Juni 1878 im Kampf in Gle Tarum. Als Cut Nyak Dhien dies erfuhr, schwor sie Rache an den Niederländern.
Einige Zeit nach dem Tod ihres Mannes machte ihr Teuku Umar, einen Heiratsantrag. Nachdem sie ihn zunächst ablehnt hatte, nahm sie seinen Antrag doch an, als Umar ihr erlaubte, zu kämpfen. Sie heirateten 1880. Teuku Umar und Cut Nyak Dhien hatten eine gemeinsame Tochter namens Cut Gambang. Dhien war fest entschlossen, weiterzukämpfen und nahm ihre Tochter mit sich.
Der Krieg ging weiter, und die Achinesen erklärten den Niederländern einen „heiligen Krieg“, indem sie einen Guerillakrieg führten und mit Fallen und Hinterhalten angriffen. Teuku Umar, der unterversorgt war, ergab sich am 30. September 1893 zusammen mit 250 seiner Männer den niederländischen Truppen. Die niederländische Armee nahm ihn auf, ernannte ihn zum Kommandeur und gab ihm den Titel Teuku Umar Johan Pahlawan. Insgeheim plante Teuku Umar jedoch, die Niederländer zu verraten. Zwei Jahre später sollte Teuku Umar Aceh angreifen, zog aber stattdessen mit seinen Truppen, schwerem Gerät, Waffen und Munition ab, um den Achinesen damit zu helfen. Dies wird in der niederländischen Geschichtsschreibung als „Het verraad van Teukoe Oemar“ (der Verrat von Teuku Umar) bezeichnet.
Teuku Umar und Dhien leisteten den Niederländern mit ihrer neuen Ausrüstung so lange Widerstand, bis die Niederländer die Maréchaussée schickten. Die Achinesen konnten diesen Truppen nur schwer Widerstand leisten, und viele Menschen wurden getötet.
Der niederländische General Johannes Benedictus van Heutsz nutzte die Situation aus und schickte einen Spion nach Aceh. Teuku Umar wurde im Kampf getötet, als die Niederländer ihn in Meulaboh überraschend angriffen. Als Cut Gambang wegen seines Todes weinte, soll Cut Nyak Dhien sie geohrfeigt haben, woraufhin sie sie umarmt haben und gesagt haben soll: „Als Aceh-Frauen dürfen wir keine Tränen für diejenigen vergießen, die als Märtyrer gestorben sind.“
Nach dem Tod ihres Mannes setzte Cut Nyak Dhien den Widerstand gegen die Niederländer mit ihrer kleinen Armee bis zu deren Vernichtung im Jahr 1901 fort, als die Niederländer ihre Taktik an die Situation in Aceh anpassten. Außerdem litt Cut Nyak Dhien mit zunehmendem Alter an Kurzsichtigkeit und Arthritis. Die Zahl ihrer Truppen wurde immer kleiner, und sie litten unter dem Mangel an Nachschub.
Einer ihrer Männer, Pang Laot, verriet den Niederländern den Standort ihres Hauptquartiers in Beutong Le Sageu. Die Niederländer griffen an und überrumpelten Dhien und ihre Truppen. Trotz verzweifelter Gegenwehr wurde Dhien gefangen genommen, aber ihre Tochter Cut Gambang entkam und setzte den Widerstand fort.
Exil und Tod
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dhien wurde nach Banda Aceh gebracht und ihre Kurzsichtigkeit und Arthritis heilten langsam. Sie wurde ins Exil nach Sumedang, Westjava, geschickt, weil die Niederländer befürchteten, sie könnte den Widerstand der Aceh-Bevölkerung mobilisieren. Am 2. Mai 1964 wurde sie posthum von Präsident Sukarno zur Nationalheldin erklärt.
Nachleben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dhien hinterließ keine eigenen schriftlichen Aufzeichnungen, was ernsthafte Forschungen über sie erschwert. So bleibt noch zu klären, „wie Cut Nyak Dhien die islamischen Regeln für den Umgang zwischen nicht verwandten Männern und Frauen brechen konnte, um während der Aceh-Kriege an der Seite der Männer zu kämpfen“; ob ihr „elitärer Status“ ihr erlaubte, „die Beschränkungen zu durchbrechen, die das Leben der gewöhnlichen Frauen in Aceh kontrollierten“.[4]
Der von Eros Djarot geschriebene und inszenierte Film Tjoet Nja' Dhien wurde bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 1989 in der Selection de la Semaine de la Critique gezeigt und als Best International Film ausgezeichnet.
Namensgeberin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Langsa befinden sich mit dem Cut Nyak Dhien Langsa College of Health Sciences und der Cut Nyak Dhien University of Science zwei nach Dhien benannte Hochschulen.[5]
Der Cut Nyak Dhien Airport im Bezirk Nagan Raya, Aceh, ist nach ihr benannt.[6]
Die vormals unter dem Namen Lübz (221) im Dienst der Volksmarine stehende Korvette der Parchim-Klasse fährt seit 1994 als KRI Cut Nyak Dhien (375) der Indonesische Marine zur See.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Indonesisch
- Sukarno: Srikandi Tjut Njak Dhien, Pahlawan Nasional. Departemen Penerangan, Jakarta 1964.
- H. M. Zainuddin: Srikandi Atjeh. Pustaka, Medan 1966.
- Yusda, H. Nyak und Bachtiar Aly: Pahlawan Nasional Tjoet Nyak Dhien. Pimpinan Pusat Taman Iskandar Muda, Jakarta 1989 (zu Dt.: Nationalheldin Tjoet Nyak Dhien).
Englisch
- Anthony Reid: An Indonesian Frontier: Acehnese & Other Histories of Sumatra. Singapore University Press, Singapur 2005, ISBN 9971-69-298-8, S. 336, 352.
- Paul Bijl: Colonial memory and forgetting in the Netherlands and Indonesia. In: Journal of Genocide Research. Band 14, Nr. 3/4, November 2012, S. 441–461, doi:10.1080/14623528.2012.719375.
- Susanne Schröter: Gender and Islam in Southeast Asia. Brill, Leiden 2013, S. 10, doi:10.1163/9789004242920_003.
- Dina Afrianty: Local Women’s NGOs and the Reform of Islamic Law in Aceh: The Case of MISPI. In: R. Michael Feener, David Kloos und Annemarie Samuels (Hrsg.): Islam and the Limits of the State. Brill, Leiden 2016, S. 129, doi:10.1163/9789004304864_006 (englisch).
- William R. Polk: Crusade and Jihad (= The Henry L. Stimson Lectures Series). Yale University Press, 2018, 14. The Aceh War and Dutch Imperialism, S. 151, doi:10.12987/9780300231908-017.
- Jean Gelman Taylor: Appropriating Kartini: Colonial, National and Transnational Memories of an Indonesian Icon. ISEAS Publishing, Singapur 2020, S. 8–9, 187, doi:10.1355/9789814843928-010.
Niederländisch
- Anton Stolwijk: Atjeh. Het verhaal van de bloedigste strijd uit de Nederlandse koloniale geschiedenis. Hrsg.: Bert Bakke. 2016, ISBN 978-90-351-4376-0.
Deutsch
- Johanna Pink: Dekolonisation. In: Ronald G. Asch, Achim Aurnhammer, Georg Feitscher und Anna Schreurs-Morét (Hrsg.): Compendium heroicum. Freiburg 26. April 2018, doi:10.6094/heroicum/dekolonisation (publiziert vom Sonderforschungsbereich 948 „Helden – Heroisierungen – Heroismen“ der Universität Freiburg).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Cut Nyak Dien (1850-1908), Pahlawan Kemerdekaan Nasional | Ensiklopedi Tokoh Indonesia. Archiviert vom am 21. November 2006; abgerufen am 14. Juli 2023 (indonesisch).
- ↑ a b Julie Mellors: Cut Nyak Dhien. In: Encyclopedia of World Biography Online. Band 38. Gale, 2018, S. 70–71.
- ↑ Benny Ohorella, Zaynab El-Fatah: بسم الله الرحمن الرحيم – Tjoet Njak Dien. In: Victory News Magazine. Archiviert vom am 6. April 2022; abgerufen am 14. Juli 2023 (englisch).
- ↑ Jean Gelman Taylor: Afterword. In: Paul Bijl und Grace V.S. Chin (Hrsg.): Appropriating Kartini: Colonial, National and Transnational Memories of an Indonesian Icon. ISEAS Publishing, 2020, ISBN 978-981-4843-92-8, S. 187.
- ↑ International Association of Universities: International Handbook of Universities 2019. 29. Auflage. Palgrave Macmillan, Cham 2019, ISBN 978-3-319-76970-7, Indonesia, S. 2839–2840.
- ↑ Gender, Islam, Nationalism and the State in Aceh @ books.google.com
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
[[Kategorie:Guerilla (Person)]]
[[Kategorie:Person (Aceh)]]
[[Kategorie:Aceh-Krieg]]
[[Kategorie:Geboren 1848]]
[[Kategorie:Gestorben 1908]]
[[Kategorie:Frau]]
Personendaten | |
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NAME | Nyak Dhien, Cut |
ALTERNATIVNAMEN | Nja' Dhien, Tjoet (niederländisiert) |
KURZBESCHREIBUNG | achinesische Unabhängigkeitskämpferin |
GEBURTSDATUM | 1848 |
GEBURTSORT | Lampadang, Sultanat von Aceh |
STERBEDATUM | 6. November 1908 |
STERBEORT | Soemedang, Westjava |