Benutzer:Kujaw

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Meridiane (chinesisch 經絡 / 经络, Pinyin jīngluò; jap. 經絡 keiraku) sind in der chinesischen Medizin "Kanäle"[1], in denen Ying Qi[2] zirkuliert. Gesund ist man, wenn dieses Qi ausreichend und frei fließt.[3] Wenn z.B. zu wenig Qi fließt, kann schädliches Qi (Xie Qi) in den Kanal eindringen und das zugehörige Zàngfǔ ("Organ") schädigen.[4] Dämonologische Ideen spiegeln sich noch in diesen chinesischen Begriffen wider.[5]

Zuerst klar beschrieben wurden die Jīngluò etwa im 1. oder 2. Jahrhundert v.Chr.[6] im Huang-ti nei-ching ("Des Gelben Kaisers innerer Klassiker"),[7] der meist einfach nur Neijing genannt wird. Die Meridiane bilden in der Akupunktur eine wichtige logische Komponente zur Bestimmung der Xué (穴 = "Akupunkturpunkt", wörtlich "Loch").[8]

Etymologisch steckt in jīng Kette (der vertikale Faden beim Weben) und in luò Schuss (der horizontale Faden beim Weben).[9] In Anlehnung an die Meridiane der Erde wurde Jīngluò in Frankreich mit Meridian übersetzt.[10]

Verschiedene Meridiansysteme

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Es gibt eine Reihe verschiedener Meridiansysteme, von denen allerdings nur die ersten beiden (Jing Mai und Qi jing mai) in der modernen Praxis verbreitet sind: [11]

  • Jing Mai (Hauptmeridiane)
  • Qi jing mai (Außerordentliche Gefäße)
  • Jing jin (Leitbahnsehnen)
  • Luo Mai (Verbindungskanäle)
  • Jing bie (Sondermeridiane)
  • Jing shui (Wasserbahnen)

[12][13]

Die klassischen Akupunkturpunkte befinden sich alle auf den 14 Kanälen (Shi Si Jing), die aus den 12 Hauptmeridianen (Jing Mai) zusammen mit Ren Mai und Du Mai bestehen. Die anderen Meridiane kreuzen diese 14 Kanäle an bestimmten Akupunkturpunkten.[14]

Hauptmeridiane (Jing Mai)

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Wenn man von Meridianen ohne weiteren Zusatz spricht, meint man üblicherweise die 12 Hauptmeridiane (Jing mai), die nach den Zàngfǔ ("Organen") benannt sind. Die Hauptmeridiane haben jeweils auch eine Fließrichtung:

  • Yin-Meridiane verlaufen von den Zehen zum Stamm und vom Stamm zu den Fingern.
  • Yang-Meridiane verlaufen von den Fingern zum Gesicht und vom Gesicht zu den Zehen.

Die Hauptmeridiane bilden einen Kreislauf, der im Laufe eines Tages komplett durchlaufen wird, so daß jeder Meridian jeweils zu seiner Uhrzeit für zwei Stunden ein Maximum erreicht.[15]

Wǔxíng Zàngfǔ(Abk.) Uhrzeit Jīngluò (Meridian) Taìjí Emotion Sinnesorgan Gewebe
Metall(金) Lunge(Lu) 3-5 Thai Yin Yīn Trauer Nase Haut
Metall(金) Dickdarm(Di) 5-7 Yang Ming Yáng Trauer Nase Haut
Erde(土) Magen(Ma) 7-9 Yang Ming Yáng Sorge Lippen Bindegewebe
Erde(土) Milz(Mi) 9-11 Thai Yin Yīn Sorge Lippen Bindegewebe
Feuer(火) Herz(He) 11-13 Shao Yin Yīn Freude Zunge Blut
Feuer(火) Dünndarm(Dü) 13-15 Tai Yang Yáng Freude Zunge Blut
Wasser(水) Blase(Bl) 15-17 Tai Yang Yáng Angst Ohr Knochen
Wasser(水) Niere(Ni) 17-19 Shao Yin Yīn Angst Ohr Knochen
Feuer(火) Perikard(Pe) 19-21 Jue Yin Yīn Freude Zunge Blut
Feuer(火) 3facher Erwärmer(3E) 21-23 Shao Yang Yáng Freude Zunge Blut
Holz(木) Gallenblase(Gb) 23-1 Shao Yang Yáng Wut Auge Muskel
Holz(木) Leber(Le) 1-3 Jue Yin Yīn Wut Auge Muskel

[16]

Die Hauptmeridiane sind paarig jeweils auf der rechten und linken Körperseite vorhanden und durchqueren auf der Körperoberfläche nie die Medianebene,[17][18] wobei im Falle des Dickdarmmeridians auch manchmal eine andere Ansicht vertreten wird.[19]

Außerordentliche Gefäße (Qi jing mai)

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Die acht Außerordentlichen Gefäße werden oft als "Ozeane" bezeichnet, die sich ähnlich wie ein Potential verhalten.[20] Die Qi jing mai eignen sich besonders für die Behandlung von strukturellen Problemen (Fehlhaltung, Verspannung etc.).[21]

Nur die zwei der acht Außerordentlichen Gefäße, das Konzeptionsgefäß (Ren mai) und das Lenkergefäß (Du mai), die in der Medianebene des Körpers verlaufen, verfügen über eigene Akupunkturpunkte.[22]

Kardinalpunkt Jīngluò (Meridian) Abk. Meridian (deutsch) Beziehung Körperebene
Mi4 Chong Mai Durchdringendes Gefäß Vater Medianebene und Frontalebene
Pe6 Yin Wei Mai Yin-Bindegefäß Mutter Frontalebene
Dü3 Du Mai Du/LG Lenkergefäß Ehemann Medianebene
Bl62 Yang Qiao Mai Yang-Fersengefäß Ehefrau Frontalebene
Gb41 Dai Mai Gürtelgefäß männlich Transversalebene
3E5 Yang Wei Mai Yang-Bindegefäß weiblich Medianebene
Lu7 Ren Mai Ren/KG Konzeptionsgefäß Meister Medianebene
Ni6 Yin Qiao Mai Yin-Fersengefäß Gast Frontalebene

[23]

Für die Außerordentlichen Gefäße (Qi jing mai) findet sich in praktisch jedem Anatomiebuch ein Äquivalent unter der Überschrift Körperebene.[24]

Leitbahnsehnen (Jing jin)

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Die Leitbahnsehnen werden schon im Neijing (Ling Shu, Kapitel 13) beschrieben. Ihr Verlauf ähnelt dem der Hauptmeridiane, d.h. sie verlaufen ebenfalls bilateral, jeweils sechs an den Armen und sechs an den Beinen. Anders als bei den Hauptmeridianen sind die Jing jin aber unabhängig voneinander und haben auch keine Verbindung zu den inneren Organen. Bestimmte Muskeln korrespondieren mit bestimmten Leitbahnensehnen, d.h. bei einem Problem in einer bestimmten Leitbahn entwickeln die zugehörigen Muskeln funktionelle Tonusänderungen. Als Behandlung kommt bei den Leitbahnsehnen die Technik der "heißen" Nadel Fa Zhen zur Anwendung. [25]

Verbindungskanäle (Luo Mai)

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Die Luo Mai sind 15 horizontale Verbindungsbahnen, die Verknüpfungen im Organ-Leitbahnsystem herstellen.[26]

Sondermeridiane (Jing bie)

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Die Jing bie sind 12 divergierende Leitbahnen, die sich verzweigen und zu den Leitbahnen zurückkehren.[27] Die Sondermeridiane fördern die Beziehung zwischen Peripherie und Organen, zwischen Extremitäten und Herz sowie zwischen Yin-Meridianen und Kopf.[28]

Meridian-Therapien

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Die Störungen des Qi-Flusses in den Leitbahnen kann man z.B. durch Stimulation der Akupunkturpunkte beeinflussen. Es gibt verschiedene Therapiemöglichkeiten, Meridiane zu behandeln:

Meridiane spielen auch in der Kinesiologie eine wichtige Rolle.

Obwohl die Hauptmeridiane schon sehr lange bekannt sind, kann deren Wesen noch immer nicht genau benannt werden.[29] Ein kleiner Prozentsatz aller Menschen kann bei Einstich einer Nadel in einen bestimmten Akupunkturpunkt den Verlauf des Meridians anhand der eigenen Empfindung beschreiben,[30] was den Meridian dann für diese Menschen offensichtlich macht. Die Frage nach der Wirklichkeit von Meridianen ist damit allerdings noch nicht beantwortet und wird es vielleicht auch nie sein.[31]

Einen starken Hinweis auf die Existenz von Meridianen lieferte ein mehrfach durchgeführtes Experiment, bei dem eine radioaktive Substanz unter die Haut gespritzt wurde und sich diese Substanz nicht entlang von Nerven, Venen oder Lymphgefäßen, sondern entlang eines Meridians ausbreitete.[32][33][34][35][36] Diese Experimente konnten auch später in China, Rumänien und Frankreich wiederholt werden.[37][38][39] Andere Untersuchungen zeigten jedoch, daß Venenstauungen den Abfluß der radioaktiven Marker behinderten und zeigen daher, daß sich die Marker nicht unabhängig vom Venenfluß bewegen.[40][41]

Einen weiteren Meridiannachweis liefert ein Experiment aus dem Bereich der Biophotonik[42], bei dem nach Moxibustion im 3-5 μm-Wellenlängenbereich Lichtkanäle am Körper erscheinen, die identisch mit den bekannten „Meridianen” der chinesischen Medizin sind.[43] Dieser Nachweis konnte auch schon mehrfach wiederholt werden.[44][45][46][47] Darauf aufbauend vermutet eine koreanische Untersuchung ein quantenoptisches Wesen der Meridiane.[48]

Verwandte Themen

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Einzelnachweise

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  1. Birch, Felt: Understanding Acupuncture. 1999. Seite 94
  2. Birch, Felt: Understanding Acupuncture. 1999. Seite 100 und 111
  3. Birch, Felt: Understanding Acupuncture. 1999. Seite 100
  4. Wiseman, Feng: A practical dictionary of Chinese medicine. 1998. Seite 180f
  5. Birch, Felt: Understanding Acupuncture. 1999. Seite 94
  6. Paul U. Unschuld: Nan-Ching, The Classic of Difficult Issues. 1986. Seite 13
  7. Paul U. Unschuld: Nan-Ching, The Classic of Difficult Issues. 1986. Seite 3
  8. Birch, Felt: Understanding Acupuncture. 1999. Seite 111
  9. Matsumoto, Birch: Hara diagnosis. 1988. Seite 141
  10. Soulie de Morant: Chinese acupuncture. 1994. Seite 24
  11. Birch, Felt: Understanding Acupuncture. 1999. Seite 111
  12. Ellis, Wiseman, Boss: Fundamentals of Chinese medicine. 1991. Seite 32
  13. Manaka, Itaya, Birch: Manakas Quantensprung. 2004. Seite L und Tabelle 4.1
  14. Manaka, Itaya, Birch: Manakas Quantensprung. 2004. Seite 63
  15. Manaka, Itaya, Birch: Manakas Quantensprung. 2004. Seite 84
  16. Neijing Suwen, Kapitel 4, ca. 1. bis 2. Jahrhundert v.Chr.
  17. Birch, Felt: Understanding Acupuncture. 1999. Seite 113ff
  18. Stux, Stiller, Pomeranz: Akupunktur, Lehrbuch und Atlas. 1999. Seite 98ff
  19. Jürgen Bschaden: Shen-Akupunkturatlas. 2001. Seite 90
  20. Matsumoto, Birch: Extraordinary Vessels. 1986. Seite 26
  21. Matsumoto, Birch: Extraordinary Vessels. 1986. Seite 13
  22. Stux, Stiller, Pomeranz: Akupunktur, Lehrbuch und Atlas. 1999. Seite 212ff
  23. Matsumoto, Birch: Extraordinary Vessels. 1986. Seite 7
  24. Manaka, Itaya, Birch: Manakas Quantensprung. 2004. Abbildung 31
  25. Manaka, Itaya, Birch: Manakas Quantensprung. 2004. Seite 95 bis 101
  26. Manaka, Itaya, Birch: Manakas Quantensprung. 2004. Seite 63
  27. Manaka, Itaya, Birch: Manakas Quantensprung. 2004. Seite 63
  28. Stux, Stiller, Pomeranz: Akupunktur, Lehrbuch und Atlas. 1999. Seite 81f
  29. Manaka, Itaya, Birch: Manakas Quantensprung. 2004. Seite 75
  30. Manaka, Itaya, Birch: Manakas Quantensprung. 2004. Seite 67
  31. Manaka, Itaya, Birch: Manakas Quantensprung. 2004. Seite 69
  32. de Vernejoul P, Darras JC, Beguin C, Cazalaa JB, Daury G, de Vernejoul J.: Isotopic approach to the visualization of acupuncture meridians. Agressologie. 1984 Nov;25(10):1107-11. PMID 6097132
  33. de Vernejoul P, Albarède P, Darras JC.: Study of acupuncture meridians using radioactive tracers. Bull Acad Natl Med. 1985 Oct;169(7):1071-5. PMID 3008958
  34. Tiberiu R, Gheorghe G: Do Meridians of Acupuncture Exist ? A Radioactive Tracer Study of the Bladder Meridian. Am J Acup. Vol. 9, 3:251-256. 1981
  35. Francisco M. Kovacs, Victor Gotzens, Alicia García, Félix García, Nicole Mufraggi, David Prandi, Jorge Setoain, and Fidel San Román: Experimental Study on Radioactive Pathways of Hypodermically Injected Technetium-99m. J Nucl Med 33: 403-407. 1992
  36. Darras JC, Vernejoue P. Albarede P: Nuclear Medicine and Acupuncture: A Study on the Migration of Radioactive Tracers after Injection at Acupoints. Am J Acup. Vol. 20. 3:245-256. 1992
  37. Birch, Felt: Understanding Acupuncture. 1999. S. 173
  38. Gao H, Meng J, Wen S, Chang B, Li R, Tian J, Xu F, Zhang S.: Approach to the characteristics of the movement of qixue in meridians by means of radionuclide imaging. Zhen Ci Yan Jiu. 1990;15(4):315-8. PMID 2177384
  39. Chen MF, Wu CC, Jong SB, Lin CC.: Differences in acupuncture point SP-10 and non-acupuncture point following subcutaneous injection of Tc-99m pertechnetate. Am J Chin Med. 1993;21(3-4):221-9. PMID 8135165
  40. Lazorthes Y, Esquerré JP, Simon J, Guiraud G, Guiraud R.: Acupuncture meridians and radiotracers, Pain. 1990 Jan;40(1):109-12. PMID 2339006
  41. Simon J, Acupuncture meridians demythified. Contribution of radiotracer methodology, Presse Med. 1988 Jul 2;17(26):1341-4
  42. N.B. Allgemein bildet die Untersuchung schwacher, von Lebewesen oder biologischem Material ausgesandter elektromagnetischer Strahlung einen Teilbereich der Biophotonik. Dieser Begriff beschreibt im heutigen Sprachgebrauch ganz allgemein die Verbindung von "Biologie" und "Photonik", also unter anderem alle Arten von medizinischen Untersuchungs- und Heilungsmethoden und Bildgebungsverfahren auf optischer Basis. (aus WP "Biophotonen")
  43. Klaus-Peter Schlebusch, Walburg Maric-Oehler, Fritz-Albert Popp: Biophotonik beweist erstmals Meridianstruktur (Leitbahnen-Struktur der Akupunktur) auf der Körperoberfläche. EHK 2004; 53: 619-622, DOI: 10.1055/s-2004-834417. http://med.biophotonik.de/meridians.pdf
  44. Taylor & Francis group: New Confirmation of Serious Biophoton Research and Biophotonics in Electromagnetic Biology and Medicine 24 (2005). Seite 1ff
  45. XU, Jin-sen, HU, Xian-long, WANG,Peiging, YE-Li, and YANG,Jie: Comparison of the thermal conductivity of the related tissues along the meridian and non-meridian. Chinese Acupuncture and Moxibustion 25 (2005), Nr. 7, S. 477-482.
  46. Lee BC, Park ES, Baik KY, Johng HM, Nam TJ, Lee JW, Sung BK, Choi CH, Yi SH, Park DH, Yoon YS, Soh KS, Bonghan Ducts (Acupuncture Meridians) as Optical Wave Guide for Biophoton, Abstracts, International Conference on Biophotons and Biophotonics (ICBB), Beijing, China, Oct. 12-16, 2003
  47. Chunho Choi, Kwang-Sup Soh, Sang Min Lee, Gilwon Yoon, Study of Propagation of Light along an Acupuncture Meridian, J. Opt. Soc. Kor., 7(4), 2003. S. 244-247
  48. Kwang-Sup Soh, Bonghan Duct and Acupuncture Meridian as Optical Channel of Biophoton, J. Kor. Phys. Soc., 45(5), 2004. S. 1196-1198. http://icpr.snu.ac.kr/resource/wop.pdf/J01/2004/045/R05/J012004045R051196.pdf