Benutzer:Kulac/artikelmarathon
Masse mit Klasse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Wikipediaautor hat man es nicht einfach. Nicht selten ist man in den Weiten des eigenen Wissensgebietes auf sich allein gestellt und arbeitet mit unterschiedlich stark schwankender Motivation eigene Arbeitslisten ab. Welcher eingefleischte Artikelschreiber kennt dieses Problem nicht? Selbst in gut organisierten Redaktionen, wie beispielsweise den Biologen, denen ich mich zugehörig fühle, fragt man sich manchmal, ob denn der gerade selbst verfasste Artikel überhaupt von jemandem gelesen wird. Während die eigene Todo-Liste größer wird, stockt das Abarbeiten der schier unermesslichen Flut der „Rotlinks“. So ging es mir im Herbst 2006, als gleichzeitig auch wieder mal die Wogen bei den damals noch getrennt stattfindenden Exzellenz- und Lesenswertkandidaturen hochgingen. Lange habe ich darüber gegrübelt, wie man Autoren motivieren könnte, eine größere Anzahl an guten, aber im Vergleich zu den exzellenten oder lesenswerten Artikeln deutlich kürzeren Artikeln zu schreiben. Es sollte noch bis zum August 2007 dauern, bis aus der Idee von mittlerweile einer Hand voll Interessierter Ernst wurde.
Der Vorläufer des heutigen Artikelmarathons, der Stub-Bewerb, wurde zum ersten Mal ausgetragen. Fünf Autoren stellten sich dem Wettkampf, um in damals nur sechs Stunden eine größtmögliche Anzahl an belegten Artikel eines von einem Schiedsrichter vorgegebenen Themas („Rekorde: Riesen und Zwerge, Schnellste und Lahmste") zu verfassen. Immerhin 34 Artikel betrug der Zähler am Ende. Wenngleich es schwierig war, im Rahmen des Themas zu bleiben und dies letztendlich auch andere Teilnehmer von der Teilnahme abschreckte, war diese Spielprobe die Geburtsstunde eines der erfolgreichsten Wettbewerbe neben dem Schreibwettbewerb.
Schnell war klar, dass eine Themenvorgabe zu einschränkend war, auch das problematische Wort „Stub“ – die verfassten Artikel waren schließlich weit umfangreicher als dieses Wort dem Wikipedianer suggerieren würde – wurde ausgetauscht und das Projekt zum Artikelmarathon umbenannt. Bereits zu Weihnachten 2007 fand der erste dieser nunmehr mehr oder weniger regelmäßig stattfindenden Artikelmarathons als „Weihnachtsmarathon“ mit dem überarbeiteten Regelwerk, das bis heute im Wesentlichen unverändert geblieben ist, statt. Neun Teilnehmer schrieben in drei Tagen immerhin bereits 246 Artikel. War es in sechs Stunden vermeintlich hart, gerade noch 10 Artikel auf den Zähler zu bekommen, konnte Benutzer:Carstor dieses Mal schon mit 48 Artikeln glänzen, die den durchschnittlichen Artikeloutput pro Stunde abzüglich Abwesenheiten wegen Schlaf oder ähnlichem deutlich verbesserte.
Der Zenit – in jeder Hinsicht – sollte aber noch lange nicht erreicht sein. Mehr und mehr Autoren interessierten sich an diesem Projekt und versuchten sich in einer Teilnahme. Von Mal zu Mal steigerte sich ihre Zahl genauso wie die Zahl der gesamten Artikelanlagen und die Maximalzahl der von einem Autor verfassten Artikel. Die Bastion der „Biologen“, die bis zur vierten Runde immer den Sieger stellten, wurde schließlich beim Weihnachtsmarathon 2008 durch Benutzer:Geiserich77 und seine damals noch unglaublichen 115 wohl hauptsächlich Biografien umfassende Rekordleistung zu Fall gebracht. Zwar konterten die „Biologen“ bereits beim nächsten Bewerb im Mai 2009 mit der Rückeroberung der ersten beiden Plätze, ihre Führung war aber nur von kurzer Dauer. Schon beim nächsten Durchgang im Dezember 2009, der in erstmals zwei getrennt ausgewerteten Runden stattfand und sowohl in einem Rekordergebnis für einen Einzeldurchgang (1080 Artikel in drei Tagen) und Gesamtergebnis von 1744 Artikeln, als auch in einer bis heute unerreichten Teilnehmeranzahl von 62 Personen gründete, verloren die Biologen die Oberhand sowohl bei den Stockerlplätzen, aber auch in der ewigen Bestenliste. Aber diese Entwicklung ist mit Sicherheit kein Grund zur Trauer. Erfolgreich konnten Autoren anderer Themengebiete für das Projekt motiviert werden, das nunmehr bei Weitem keine Privatveranstaltung der Biologen mehr ist.
Die Bilanz kann sich sehen lassen: In den bisherigen acht Auflagen des Artikelmarathons wurden 7862 Artikel von 133 verschiedenen Benutzern erstellt. Nicht hinzugerechnet, die vielen extra stattfindenden Sonderbewerbe, wie der Olympia- oder Oscar-Marathon. Viele wichtige und große Lücken der Wikipedia konnten in gemeinsamer Zusammenarbeit geschlossen werden. Es ist mittlerweile gar nicht mehr so leicht, wettbewerbsgeeignete Themen zu finden, die ein schnelles und unkompliziertes Schreiben ermöglichen. Aber vielleicht ist diese Entwicklung ja gar nicht schlecht. Auch umfangreichere Artikel zu komplizierteren Themen werden beackert und sukzessive „gebläut“. Es kann damit dem Grundsatz, dass „gute“ Artikel erstellt werden, besser entsprochen werden. Bei all der Masse sollte schließlich die Klasse oberste Priorität haben.
So hart der Kampf um die Stockerlplätze mittlerweile geworden ist, es darf dabei nicht vergessen werden, dass es um die gemeinsame, spielerische Motivation zum Artikelschreiben geht. Bereits jeder einzelne Beitrag bringt die Wikipedia einen Schritt weiter und das wichtigste Motto ist von Anfang an das selbe geblieben: „Dabei sein ist alles!“ Es lebe der Dienst an der Verbesserung unserer Enzyklopädie!
Kurt Kulac aka Benutzer:kulac