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Albert Klein (* 1880 in Sulzbach an der Murr, † 19.11.1958 in Stuttgart) war ein deutscher Industrieller, Ingenieur und Erfinder, der als Pionier der Lüftungs- und Klimatechnik in Deutschland gilt.[1]
Bild: Albert Klein Porträt
Ausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Besuch der Realschule in Stuttgart absolvierte Albert Klein eine Lehre als Geometer (Vermessungstechniker) und holte anschließend das Abitur nach. Von 1901 bis 1905 studierte er Bauingenieurwesen und Geodäsie an der Technischen Hochschule. Nach erfolgreichem Abschluss 1905 erhielt er eine Anstellung bei den Württembergischen Eisenbahnen in Tübingen. Parallel arbeitete er an einer Promotionsarbeit mit dem Thema „Anwendung der Ingenieurwissenschaften in der Astronomie“ und promovierte damit zum Dr.-Ingenieur.[1]
Berufliche Entwicklung und Erfindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1908 wanderte Albert Klein nach Amerika aus und nahm eine Stelle in einem Ingenieurbüro für Brückenbau in Kansas City an. Dort erhielt er die Aufgabe, einen Entwurf zu einem Wettbewerb für eine Stahlbeton-Brücke über den Colorado River in Austin auszuarbeiten. Sein Entwurf siegte und so baute er die erste Stahlbetonbrücke dieser Größe in den Vereinigten Staaten. 1912 übernahm er die Leitung über den Fabrikneubau der Firma Bosch Magneto in Springfield, Massachusetts. Robert Bosch war der Überzeugung, dass in gut belüfteten Räumen menschenwürdiger und auch besser gearbeitet würde als in stickigen und überhitzten Hallen. Er stellte deshalb seinem Bauleiter die Aufgabe, mit dem Neubau auch das Lüftungsproblem zu lösen. Auf der Suche nach Fachleuten für dieses Problem, kam Albert Klein mit einem Mann in Verbindung, der heute als „Vater der Klimatechnik" anerkannt ist: Dr. Willis Carrier, dem leitenden Ingenieur der Firma Buffalo FORGE für Lüftungsanlagen in Buffalo. Eine angesehene amerikanische Fachzeitschrift schrieb nach der Einweihung des neuen Werkes 1912: " ... es ist dies der erste Versuch, soweit wir wissen, große Maschinenwerkstatten zu kühlen, um gute Arbeitsbedingungen während des heißen Wetters zu schaffen." Die Ingenieure Klein und Carrier waren also die ersten Klimatechniker in den USA, die sich an die Klimatisierung großer Hallen im Geburtsland des air conditioning heranwagten, angeregt durch die soziale Einstellung des schwäbischen Unternehmers Bosch. Als Albert Klein dann während des ersten Weltkriegs interniert wurde entwickelte er ein Gerät, in dem die drei Wirkungskreise Heizung, Lüftung und Kühlung miteinander verbunden werden konnten – das war die grundlegende Erfindung des heutigen, in der ganzen Welt verwendeten Hochdrucksystems. Albert Klein wurde damit zum Erfinder der Induktionsklimatechnik: Geräte nach diesem Patent wurden später "High-Klein-Unit" (Geräte für den Einbau in Decken) und "Low-Klein-Unit" (Geräte für den Bodeneinbau) genannt. Um während der Internierungszeit finanziell unabhängig zu sein, verkaufte Albert Klein die Patentrechte an die Buffalo Forge, die diese später an die neu gegründete Carrier Engineering Corporation weitergab. Mit diesem Patent wurde Carrier nach dem ersten Weltkrieg zum weltweit führenden Unternehmen für die Klimatisierung von Großbauten.[1]
Bild: Das Original-Patent für eine Induktionsklimaanlage aus dem Jahr 1915 / 1919
Unternehmensgründung und Pionierarbeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1920 kehrte Klein nach Deutschland zurück. Er übernahm die Rolle des Vermittlers zwischen dem inzwischen selbstständig in den USA und Großbritannien arbeitenden Carrier und der Kompressor-Produktion bei Jäger in Leipzig. Er überwachte die Produktion und führte die notwendigen Abnahmen für Carrier durch. 1924 gründete er zusammen mit der Carrier Corporation in Stuttgart das Ingenieurbüro "Carrier Lufttechnische Gesellschaft Dr.-Ing. Albert Klein", um die inzwischen auf dem amerikanischen Markt erfolgreiche Klimatechnik auch im kontinentaleuropäischen Markt einzuführen. Diese Gesellschaft erhielt von Carrier das Recht, alle Carrier Produkte in Lizenz herzustellen und in Deutschland und großen Teilen Europas, inklusive der Sowjetunion, exklusive zu vertreiben. Die ersten Aufträge waren Trockenkammern für die Automobilindustrie und die Porzellanherstellung, sowie Befeuchtungseinrichtungen für die Schuhoberlederproduktion. Klimaanlagen für die Tabakindustrie und die Textilindustrie folgten. Fast jeder Auftrag war Neuland, denn Vorbilder gab es nicht. So leistete die LTG Dr. Kleins in den verschiedensten Anwendungsgebieten jeweils Pionierarbeit: Die ersten Tabak- und Textilklimaanlagen, das erste klimatisierte Bürogebäude, das erste klimatisierte Krankenhaus. Im Dritten Reich hatte der Firmenchef abgelehnt, in die lukrative Rüstungsproduktion einzusteigen und konnte, um überhaupt Rohstoffe beziehen zu dürfen und um während des Krieges zu verhindern, dass seine Mitarbeiter an die Front eingezogen wurden, auf die Produktion von Trocknungsanlagen für Konservendosen und von Nebelgeräten ausweichen.
Soziales Engagement
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1931/32, als die Arbeitslosenzahlen und die Firmenpleiten weltweit in katastrophale Höhen stiegen, machte auch Kleins LTG Verluste. Die Mitgesellschafter Carrier USA und Carrier London forderten von Dr. Klein eine rigorosere Geschäftsführung, d. h. die Entlassung der Hälfte seiner Belegschaft. Albert Klein war damit nicht einverstanden. Er steckte sein Privatvermögen in die Firma und rettete sie dadurch vor einem möglichen Konkurs. Die von ihm initiierten sozialen Leistungen in dieser Zeit wie Betriebsrente, Unterstützungskasse für Notfälle, Wohnungsbau für die Mitarbeiter und das "Kartoffelgeld" für den Wintervorrat waren Leistungen, die seinen Ruf als "Vater des Unternehmens" zusätzlich begründeten.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1940 erhielt er in Anerkennung seiner Leistung als Pionier der Klimatechnik das Rietschel-Diplom.
- 1955 wurde er zum Ehrensenator der Technischen Universität Stuttgart ernannt.
- 1985 wurde die Dr. Albert Klein Stiftung zur Erinnerung an den Firmengründer mit dem Zweck der Förderung der Raumlufttechnik gegründet. die bis heute die Forschung auf dem Gebiet der Klimatechnik unterstützt.[2]
Quellen: LTG Archiv, Trauerrede von Walter Keser, Informationen von Christoph A. Hoesch und Ergänzungen von Günther Keller, Historische Kälte- und Klimatechnik e. V. (HKK)
Einzelreferenzen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Adalbert Stenzel: Biografie Dr. Albert Klein, Pionier der Klimatechnik. In: Historikertagung 2014 in Berlin. Historische Kälte- und Klimatechnik e.V., Januar 2014, abgerufen am 16. Dezember 2019.
- ↑ Dr. Albert Klein-Stiftung lobt wieder Forschungspreis für Masterarbeit aus. 10. Oktober 2016, abgerufen am 16. Dezember 2019 (de-kk).