Benutzer:Leo Allmann/Kennwortschatz/Gabe

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Bausteine

  • Möglichkeit "toxischer" Philosophie / Jeder philosophische Gedanke – von panta rhei bis E = mc² – lässt sich drehen und wenden, was wohl seit Menschengedenken auch reichlich geschieht. So kann er für dieses und jenes gut oder gesund sein und für dieses und jenes andere schlecht oder toxisch. (15.6.20)
  • Der begabte Mensch / Zu den Erbanlagen der Spezies Mensch gehören spezifische Begabungen. In der Philosophie hat es eine lange Tradition, dem Menschen vor allem Vernunftbegabtheit (Rationabilität) zuzuschreiben. Bewährt haben dürfte sich diese Hypothese nur sehr bedingt; denn die Unvernunft macht sich in der Menschheitsgeschichte bis heute und womöglich bis zuletzt überaus breit. Allerdings können nur Vernunftwesen unvernünftig sein, und wo sie unvernünftig sind, fehlt ihnen vielleicht bloß die hinlängliche Begabtenförderung. Dieser Vermutung entsprechend, ist bei Platon (im Dialog "Menon") von der "Lehrbarkeit der Tugend" – Tugend im Sinne praktischer Vernunft – die Rede. Vorausgesetzt wird dabei, dass das einen Menschen Lehrbare ihm nicht von anderen beigebracht zu werden braucht, sondern in ihm schon bereitliegt. Die Lehrtätigkeit bzw. Begabtenförderung besteht somit lediglich darin, seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen – wenn das überhaupt noch nötig ist und man es nicht mit einem 'hoch Begabten' zu tun hat, dem günstige Bedingungen bereits im Vorfeld jeglicher Schulpflicht den 'Draht zu seiner Seele' gelegt haben. Übrigens kann als Bedingung der Möglichkeit einer Schulpflicht die Maxime 'Vernunftbegabtheit verpflichtet' in Betracht gezogen werden, dem sich Jean-Paul Sartres durchaus sinnverwandte Formel "Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt" (aus dem Essay "Ist der Existentialismus ein Humanismus?") beigesellen lässt. Diskutabel sind – wie anfangs mit dem Stichwort "Erbanlagen" angedeutet – in diesem Zusammenhang schließlich Mutmaßungen der evolutionären Erkenntnistheorie (etwa Konrad Lorenz: "Die Rückseite des Spiegels") und Ethik (etwa die Textsammlung "Evolution und Ethik" bei Reclam), wonach sich metaphysische Begründungen des Menschseins naturgeschichtlich 'entzaubern' lassen, ohne dass dadurch 'Begabungen' wie Pflicht, Freiheit, Vernunft und Verantwortung wegerklärt werden. Nur gar zu hohe 'Weihen' dafür – wie zum Beispiel auch die Titulierung "Wunderkinder" – kann man sich aus dieser naturalistischen Sicht sparen; sie seien einem überholten Lernstadium von uns irdisch begrenzt 'Hochbegabten' geschuldet. / (5.6.20)

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