Benutzer:LorenzEglh/Allegorien der Künste und Wissenschaften (Neue Residenz Bamberg)
Die Allegorien der Künste und Wissenschaften wurden in den Jahren 1777 bis 1779 von Marquard Treu und seinem Sohn Nicolaus Treu Öl auf Leinwand ausgeführt. Bei den Gemälden handelt es sich um sieben Supraporten, die in der Staatsgalerie zur Barockmalerei in der Neuen Residenz in Bamberg zu finden sind.
Die Supraporten befinden sich an ihrem ursprünglichen Aufstellungsort. Insgesamt sind in der Barockgalerie der Neuen Residenz 16 Supraporten der Malerfamilie Treu zu finden, „die als geschlossener Bestand die Malerei des ausklingenden Rokoko in Mainfranken repräsentieren.“ (Sebastian Karnatz: Neue Residenz Bamberg, 2022)
Gemälde im Überblick
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Foto | Darstellung | Künstler | Datierung | Attribute |
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Alchemie | Marquard Treu | 1777 | Destillierkolben, Mörser und Pistell | |
Astronomie | Marquard Treu | 1777 | Himmelsglobus, Fernrohr | |
Botanik | Marquard Treu | 1777/79 | Pflanzen | |
Geographie | Marquard Treu | 1777/79 | Erdglobus, Landkarten | |
Musik | Nicolaus Treu | 1777/79? | Flötist, Notenpult, Notenblatt "Canto" | |
Philosophie | Marquard Treu | 1779 | Begegnung zwischen Diogenes und Alexander dem Großen | |
Theologie | Marquard Treu | 1777/79 | Kruzifix, Rosenkranz |
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Meist sind in den Supraporten Gelehrte um einen Tisch angeordnet und anhand ihrer aufgeschlagenen Bücher und Gerätschaften kann die Darstellung entziffert werden. Nur bei den Allegorien der Philosophie und der Musik handelt es sich um keine Gelehrtendarstellung. In jedem Gemälde sind immer vier oder fünf ältere Personen zu finden. Auffallend sind die markanten männlich und bärtigen Köpfe der Gelehrten. [1] Bei der Botanik sind in der Gelehrtenrunde auch zwei Damen beteiligt. Im Hintergrund der Gruppen sind Bücherregale zu erkennen.
Bei der Theologie sind auf dem Buch des rechten Gelehrten wahrscheinlich hebräische Schriftzeichen zu erkennen. Davon kann ausgegangen werden, denn der Maler Marquard Treu war ursprünglich ein Jude und konvertierte zum katholischen Glauben[2].
Die Supraporten sind größtenteils über der Enfilade in der Galerie angeordnet. Das Gemälde mit der Allegorie der Botanik fällt aus der Reihe und befindet sich über einer Tür, die zum Gang hinausführt.
Alle Gemälde weisen Maße von ungefähr ---X--- cm auf und sind im Querformat in die Wände eingelassen. Es handelt sich um rechteckig, geschwungene Formen. Die Rocaillerahmen sind annähernd symmetrisch gestaltet.
Gelehrtendarstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Objektgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim wurden 1773 die Kavalierszimmer der Neuen Residenz, wo sich heute die Barockgalerie befindet, umgestaltet. Die Pläne für den Umbau lieferte der Würzburger Hofarchitekt Johann Michael Fischer. Der Bamberger Hofmaler Marquard Treu wurde beauftragt, Supraporten für diese Räumlichkeiten anzufertigen. Marquard Treu und sein Sohn Nicolaus malten Supraporten mit Darstellungen von Künsten und Wissenschaften. Marquard hat seine Gemälde mit "M.T.P." und den Jahreszahlen 1777 oder 1779 signiert. Christoph Treu, ebenfalls ein Sohn von Marquard, führte weitere Supraporten mit Fluss-, Küsten- und Seenlandschaften, sowie den Blick durch die Schneise zwischen Bamberg und Schloss Seehof aus. Die geschnitzten Rahmen der Supraporten in Formen des Rokoko werden dem Hofbildhauer Franz Martin Mutschele zugeschrieben.[3] Die Supraporten befinden sich seit den 1770er Jahren an ihren ursprünglichen Orten in der Barockgalerie, und daher Teil der Originalausstattung. Die Neue Residenz Bamberg gehört zur Bayerischen Schlösserverwaltung, und somit sind auch die Supraporten in deren Besitz.
Allegorie der Philosophie von Marquard Treu, 1779
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei dieser Allegorie der Philosophie handelt es sich um keine Gelehrtendarstellung, wie bei den anderen Supraporten von Marquard Treu.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Insgesamt sind in diesem Gemälde fünf Personen zu sehen. Links im Vordergrund sitzt ein älterer, bärtiger Herr in einer Tonne. Dabei handelt es sich um Diogenes von Sinope. Er trägt einen grünen Umhang und darunter ein rötliches Untergewand. Vor ihm auf seinem Schoß liegt ein aufgeschlagenes Buch, worauf der Schriftzug "Was du mir nicht geben kannst, das sollst du mir nicht nehmen" zu erkennen ist. Auf einer weiteren Buchseite hat der Maler Marquard Treu seine Signatur eingefügt: "M.T.P. 1779". Mit der rechten Hand hält Diogenes sein Buch fest, die linke Hand wirkt abweisend. Ihm gegenüber steht ein weiterer bärtiger Mann, in einer Rüstung und einem Pelzmantel gekleidet: Alexander der Große. Zudem trägt er eine Krone. In seiner linken Hand hält er ein Speer, mit seiner rechten Hand hält er seinen Mantel. Alexander und Diogenes blicken sich gegenseitig an. Im Mittelgrund, zwischen Diogenes und Alexander, steht ein weiterer bärtiger Mann, gekleidet in Priestergewändern, und einem Lorbeerkranz um das Haupt. Er könnte ein Begleiter von Alexander sein, denn er zeigt mit seiner rechten Hand auf ihn. Hinter der Tonne mit Diogenes kommt ein glatzköpfiger Mann mit einem Zeigegestus zum Vorschein. Sein Blick ist zu Diogenes gerichtet. Hinter Alexander steht, in der rechten oberen Ecke, ein Soldat in Rüstung, der auf den Boden schaut.
Ikonografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hier ist die Begegnung zwischen dem Philosophen Diogenes von Sinope und Alexander dem Großen dargestellt. Alexander fragte Diogenes, welchen Wunsch er ihm erfüllen könnte. Diogenes gab ihm darauf die Antwort: "Geh mir ein wenig aus der Sonne!". Er hat sich selbst dazu entschieden in Askese zu leben, hauste in einer Tonne und las ein Buch. Der griechische Schriftsteller Putarch hat diese Begegnung überliefert. Der berühmte Satz "Geh mir aus der Sonne" ist tiefgründig und symbolisch. Er drückt Diogenes' Ablehnung von Macht, Reichtum und gesellschaftlichem Status aus. Auch vom mächtigsten Mann der Welt lässt sich Diogenes nicht beeinflussen.
Allegorie der Musik von Nicolaus Treu
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Darstellung der Musik von Nicolaus Treu setzt sich qualitativ und stilistisch von den Gemälden seines Vaters Marquard ab. Das Gemälde ist mit den Initialen von Nicolaus Treu bezeichnet, aber nicht datiert. Es wird angenommen, dass diese Allegorie im gleichen Zeitraum wie die anderen Supraporten, entstanden ist.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In diesem Gemälde sind vier männliche Personen dargestellt. Rechts sitzt ein schnauzbärtiger, offenbar andächtig lauschender Herr in mittleren Jahren, der seine rechte Hand auf die Schulter eines vor ihm stehenden Knaben legt. Der Knabe singt mit leicht geöffneten Mund, worauf ein Notenblatt mit der Beschriftung "Canto" (dt.: "Ich singe.") hinweist. Seine kleine Hand legt er zutraulich auf die linke Hand des älteren Herren. Auf der Stirn des Knaben sitzt eine Fliege, die sehr naturgetreu auf den Betrachter wirkt. Hinter dem Knaben blickt ein Mann, der Querflöte spielt, aus dem Bild. Hinter diesem, kaum sichtbar, ein weiterer Mann mit offenem Haar, der die Noten am Pult umblättert.[4]
Ähnlichkeit zu Michiel Sweerts: Bildnis eines sitzenden Herrn mit einem Knaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die Allegorie der Musik hat sich Nicolaus Treu vom "Bildnis eines sitzenden Herrn mit einem Knaben" des flämischen Malers Michiel Sweerts inspirieren lassen. Dieses Gemälde wird im Schloss Weissenstein in Pommersfelden aufbewahrt.[5]
Es sind deutliche Gemeinsamkeiten im Stil und der Anordnung der Personen zu finden. Bei beiden Gemälden sitzt ein älterer, lauschender Herr in der rechten Bildhälfte, und vor ihm steht ein Knabe. Der Knabe bezieht den Betrachter ins Bild mit ein. Auffallend ist jedoch, dass der Knabe in Sweerts Gemälde seine Hand nicht auf die seines Vaters legt. Bei der Allegorie der Musik von Treu kommt die Vertrautheit zwischen dem Knaben und seinem Vater somit besser zum Ausdruck.
Treu hat dem Knaben zusätzlich ein spielerisches Detail eingefügt: die Fliege auf seiner Stirn. „Indem der Künstler auf den Impuls des Betrachters abhebt, das Insekt zu vertreiben und dadurch Malerei mit Realität zu verwechseln, verweist Treu subtil auf seine Meisterschaft in der Nachahmung der sichtbaren Wirklichkeit.“ (Andreas Plackinger: Staatsgalerie der Neuen Residenz Bamberg: Barockmalerei, 2017)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hülsen-Esch, Andrea von: Gelehrte im Bild. Repräsentation, Darstellung und Wahrnehmung einer sozialen Gruppe im Mittelalter, Göttingen 2006
- Andreas Plackinger, Martin Schawe (Hrsg.): Staatsgalerie der Neuen Residenz Bamberg: Barockmalerei. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-422-07417-0.
- Edgar Baumgartl, Gabriele Lauterbach, Kornelius Otto: Künstlerfamilie Treu. In: Maler in Franken: Leben und Werk von Künstlern aus fünf Jahrhunderten. Spätlese Verlag, Nürnberg 1993, ISBN 978-3-924461-12-6, S. 230–233.
- Regina Hanemann: Vom Galanteriewarenhändler zum Hofmaler: Künstlerkarrieren am Ende des Fürstbistums Bamberg. Prolegomena zu einer Geschichte der Malersippe Treu. In: Werner Taegert (Hrsg.): Hortulus floridus Bambergensis: Studien zur fränkischen Kunst- und Kulturgeschichte für Renate Baumgärtel-Fleischmann zum 4. Mai 2002. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2003, ISBN 3-935590-71-7, S. 329–344.
- Sebastian Karnatz: Neue Residenz Bamberg: amtlicher Führer. 1. Auflage der Neuausgabe. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München 2022, ISBN 978-3-941637-73-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Treu, Nicolaus (degruyter.com)
Treu, Marquard (degruyter.com)
https://residenz-bamberg.de/deutsch/appartements/st_galer.htm
Anmerkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieser Wikipedia-Artikel entsteht im Rahmen des Seminars Kunstgeschichte und Wikipedia unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Huth an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Andreas Plackinger, Martin Schawe (Hrsg.): Barockmalerei: Staatsgalerie in der Neuen Residenz Bamberg. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-422-07417-0.
- ↑ Partsch, Susanna: Treu, Marquard. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Degruyter, abgerufen am 16. Dezember 2024.
- ↑ Sebastian Karnatz: Neue Residenz Bamberg: amtlicher Führer. 1. Auflage der Neuausgabe. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München 2022, ISBN 978-3-941637-73-3.
- ↑ Werner Taegert: Hortulus Floridus Bambergensis: Studien zur fränkischen Kunst- und Kulturgeschichte für Renate Baumgärtel-Fleischmann zum 4. Mai 2002. M. Imhof, Petersberg 2003, ISBN 978-3-935590-71-6, S. 329–344.
- ↑ Werner Taegert: Hortulus floridus Bambergensis: Studien zur fränkischen Kunst- und Kulturgeschichte: Renate Baumgärtel-Fleischmann zum 4. Mai 2002. M. Imhof, Petersberg 2004, ISBN 978-3-935590-71-6, S. 329–344.