Benutzer:MYR67/Artikelwerkstatt Kriegsgefangenenlager Parchim

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Das Kriegsgefangenenlager Parchim wurde bald nach Beginn des Ersten Weltkriegs, im Oktober 1914, auf einem ehemaligen Kavallerie-Exerzierplatz am westlichen Stadtrand von Parchim in Mecklenburg-Vorpommern errichtet. Anfangs waren dort knapp 400 Gefangene in Zelten untergebracht. Im Frühjahr 1915 lebten bereits circa 8.000 alliierte Soldaten dort - Franzosen, Belgier, Russen, Serben und Engländer; außerdem auch belgische Zivilgefangene. Ihre Zahl stieg rasch an, solange die deutschen Truppen noch vorrückten. Das Lager bei Parchim war mit seiner Kapazität für bis zu 25.000 Gefangene eines der größten deutschen Kriegsgefangenenlager im Ersten Weltkrieg. Hier lebten bis zu 15.000 alliierte Soldaten in rund 250 Holzbaracken – während die Stadt Parchim damals nur etwa 9.000 Einwohner hatte. Während es im Kriegsgefangenenlager schon in den ersten Jahren elektrisches Licht gab, wurde Parchim erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, nämlich ab 1922, an das Stromnetz angeschlossen. Im Lager gab es nach den Nationalitäten der Gefangenen getrennte Küchen. In den Werkstätten führten Internierte gegen Entlohnung Handwerksarbeiten aus. Bestimmte Räume in den Holzbaracken wurden als Kirche bzw. Synagoge genutzt. Die gefangenen Soldaten konnten Sport treiben und Theaterstücke aufführen; es gab auch eine Musikkapelle und einen Chor. Die Gefangenen mussten Zwangsarbeit beim Holzeinschlag, in der Landwirtschaft und in den Gewerbebetrieben der Umgebung leisten. Ein Teil von ihnen wurde auf Arbeitslager in Schleswig-Holstein und im heutigen Dänemark verteilt, wo sie Torf stechen und andere schwere körperliche Arbeit verrichten mussten.

Viele Gefangene litten an körperlichen und seelischen Krankheiten oder an ihren im Kampf erlittenen Verletzungen. Insgesamt 1.400 Soldaten, die im Kriegsgefangenenlager Parchim starben, wurden auf dem Ende 1914 gegenüber dem Lager eingerichteten Friedhof am Dammer Weg beerdigt. Im Juni 1916 wurde auf diesem Friedhof ein von einem Gefangenenenkommittee entworfenenes und finanziertes Ehrenmal in Anwesenheit russischer, serbischer, französischer und belgischer Gefangener und deutscher Offiziere eingeweiht. Während die Westalliierten ihre Toten in den 1920er-Jahren exhumiert und in ihre Heimat überführt haben, liegen 735 russische, zaristische Soldaten noch heute dort.

Im September 1920, knapp zwei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, verließen die letzten Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs das Lager bei Parchim. Das Lager wurde jedoch nicht geschlossen; vielmehr wurden hier rund 10.000 Rotarmisten - manche mit ihren Familien - interniert, die im Polnisch-Sowjetischen Krieg in das damals deutsche Ostpreußen abgedrängt, dort von den Deutschen entwaffnet und als Gefangene nach Parchim gebracht worden waren. Die sowjetischen Gefangenen des Polnisch-Sowjetischen Krieges wurden deutlich schlechter behandelt als die Kriegsgefangenen des Ersten Weltkriegs; sie litten an Kälte und Hunger sowie an Krankheiten wie Typhus und Fleckfieber. Rund 1.200 sowjetische Lagerinsassen starben. In der Parchimer Bevölkerung bestand vor dem Hintergrund der Erfahrungen in der Novemberrevolution 1918/19 die Befürchtung, dass sich örtliche Kommunisten mit den Internierten zusammentun und die bürgerliche Ordnung gefährden könnten. Die überlebenden sowjetischen Lagerinsassen konnten – nach Abschluss entsprechender Abkommen mit der Sowjetunion – bis Juli 1921 in ihre Heimat zurückkehren. Im Herbst 1921 kaufte dann der Freistaat Mecklenburg-Schwerin die Holzbaracken des Gefangenenlagers auf, um ihr Material im Siedlungsbau weiterzuverwenden.

Auf dem Gefangenenfriedhof am Dammer Weg wurden während des Zweiten Weltkrieges 465 Ostarbeiter sowie 50 Militärangehörige verschiedener Staaten beigesetzt.

Heute erinnert – außer einigen wenigen Exponaten im Museum der Stadt Parchim – nur noch das Ehrendenkmal auf dem Gefangenenfriedhof an das Kriegsgefangenenlager Parchim. Auf dem Lagergelände befand sich zwischenzeitlich der von dem chinesischen Investor Jonathan Pang gegründete Flughafen Schwerin-Parchim. Dessen Betriebsgenehmigung wurde am 12. April 2019 ausgesetzt; seit dem 1. Februar 2013 ist der Flughafen Schwerin-Parchim geschlossen.

  • Behrang Samsami, Die verborgene Stadt: Das Kriegsgefangenenlager bei Parchim. In: Norddeutscher Rundfunk (NDR), Nordmagazin, 08. Oktober 2014, 19:30 Uhr, (online)
  • Gefangenenfriedhof am Dammer Weg. In: parchim.de, (online)

NDR (Behrang Samsami): Das Kriegsgefangenenlager bei Parchim

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Die verborgene Stadt: Das Kriegsgefangenenlager bei Parchim Stand: 01.10.2024 00:00 Uhr

Bei Parchim befand sich im Ersten Weltkrieg eines der größten deutschen Kriegsgefangenenlager. Errichtet wurde es im Oktober 1914. Heute erinnert nur noch wenig an die bewegte Geschichte des Ortes.

von Behrang Samsami

„Wer sich abends dem Lager nähert, das auf drei Seiten vom mecklenburgischen Walde umgeben ist, wird von der Lichtflut der Bogenlampen, die weithin über die breiten Lagerstraßen leuchten, tatsächlich den Eindruck erhalten, als sei hier eine große Stadt aus dem Boden gestampft.“ Es muss für den Journalisten Albert Wacker ein eigenartiger Anblick sein, als er im Februar 1915 für einen geplanten Bericht ein westlich von Parchim gelegenes Kriegsgefangenenlager besucht. Das Lager wurde im Oktober 1914 auf dem ehemaligen Kavallerie-Exerzierplatz am westlichen Stadtrand errichtet. Zu Beginn sind dort knapp 400 Gefangene in Zelten untergebracht. Als Wacker im Lager ist, leben laut seinem im März 1915 im „Hamburger Fremdenblatt“ erschienenen Bericht bereits 8.000 alliierte Soldaten dort - Franzosen, Belgier, Russen sowie belgische Zivilgefangene.

Aus dem Boden gestampft

Ihre Zahl steigt rasch an, da die Deutschen in den ersten Monaten des Krieges bis zur Marne vorrücken und dabei zahlreiche feindliche Truppen gefangen nehmen und Zivilisten internieren. Die alliierten Gefangenen - unter ihnen auch Kolonialtruppen - werden ins Hinterland gebracht und auf verschiedene deutsche Lager verteilt. Die Unterkunft bei Parchim ist mit seiner Kapazität für bis zu 25.000 Gefangene eines der größten deutschen Lager im Ersten Weltkrieg. Zu Höchstzeiten leben hier bis 15.000 alliierte Soldaten in rund 250 Holzbaracken, während die Stadt Parchim nur 9.000 Einwohner hat.

Technisch ist das Lager auf der Höhe der Zeit: Es verfügt über elektrisches Licht, Parchim dagegen wird erst ab 1922 angeschlossen. Im Lager gibt es Küchen, in denen jede Nationalität ihre Speisen selbst zubereiten kann. Den Gefangenen stehen Werkstätten zur Verfügung, in denen sie Handwerksarbeiten verrichten und damit etwas verdienen können. Sie bekommen Räume, die sie als Kirche und Synagoge nutzen. Die gefangenen Soldaten treiben Sport und führen Theaterstücke auf. Sie gründen eine Musikkapelle und einen Chor. Von Letzterem entstehen Tonaufnahmen, die sich heute im Lautarchiv der Humboldt-Universität Berlin befinden.

Kriegsgefangene im Lager bei Parchim © Privatarchiv Gerhard Schmidt, Parchim Foto: Privatarchiv Gerhard Schmidt, Parchim 18 Bilder Im Kriegsgefangenenlager bei Parchim

Zwangsarbeit und Lagerkoller

Doch die Gefangenen müssen auch Zwangsarbeit beim Holzeinschlag, in der Landwirtschaft und in nahen Betrieben leisten. Ein Teil ist auch auf Arbeitslager in Schleswig-Holstein und dem heutigen Dänemark verteilt, wo sie Torf stechen und andere schwere Arbeit verrichten müssen. Das hat der Parchimer Lokalhistoriker und Buchautor Gerhard Schmidt („Die große Stadt neben der kleinen Stadt“) anhand von Gefangenen-Postkarten herausgefunden.

Ehrendenkmal bei Parchim © Behrang Samsami Foto: Behrang Samsami Das Ehrendenkmal auf dem Gefangenenfriedhof ist heute eines der letzten Relikte des Kriegsgefangenenlagers.

Viele Gefangene leiden an Heimweh, Depressionen und Krankheiten oder an ihren im Kampf erlittenen Verletzungen. Insgesamt 1.400 Soldaten sterben und werden auf dem Ende 1914 gegenüber vom Lager eingerichteten Friedhof beerdigt. Einige Gefangene bilden ein Komitee und sammeln Spenden für ein Ehrendenkmal für die Verstorbenen, das sie selbst entwerfen. Im Juni 1916 wird es in Anwesenheit russischer, serbischer, französischer und belgischer Gefangener und deutscher Offiziere eingeweiht. 735 russisch-zaristische Soldaten liegen heute noch dort. Die Westalliierten haben ihre Toten in den 1920er-Jahren exhumiert und in die Heimat überführt.

Der rote Bürgerschreck

Knapp zwei Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs verlassen im September 1920 die letzten Kriegsgefangenen das Lager bei Parchim. Anschließend werden hier rund 10.000 Rotarmisten - teilweise mit ihren Familien - interniert. Im Polnisch-Sowjetischen Krieg nach Ostpreußen abgedrängt, waren sie vorher von den Deutschen entwaffnet und ins Reich gebracht worden. Die Anwesenheit der Bolschewiki sorgt bei der bourgeoisen Bevölkerung von Parchim für Proteste. Kurze Zeit nach der Novemberrevolution 1918 fürchtet sie, dass sich die örtlichen Kommunisten mit den Internierten zusammentun und so die bürgerliche Ordnung gefährden könnten.

Da sich die Verhältnisse im Lager - im Vergleich zu den Kriegsjahren - deutlich verschlechtert haben, leiden die Rotarmisten und ihre Angehörigen an Kälte und Hunger. Es brechen Krankheiten wie Typhus und Fleckfieber aus. Insgesamt sterben in dieser Zeit rund 1.200 Menschen. Nach Abkommen mit Sowjetrussland können die Überlebenden aber bis Juli 1921 in ihre Heimat zurückkehren. Im Herbst 1921 kauft der Freistaat Mecklenburg-Schwerin die vorhandenen Holzbaracken, um sie als Material für Siedlungsbauten zu verwenden.

Einst Lager, dann Flughafen

Heute erinnert außer einigen wenigen Exponaten im Museum der Stadt nur noch das Ehrendenkmal auf dem Gefangenenfriedhof an diese kaum bekannte Episode der mecklenburgischen Geschichte.

Auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenen- und Interniertenlagers befindet sich inzwischen ein riesiges, nur wenig genutztes Areal - der Flughafen Schwerin-Parchim. Zwischenzeitlich versucht der chinesische Investor Jonathan Pang, ein internationales Luftdrehkreuz zu errichten. Doch das Vorhaben bleibt hinter den Erwartungen zurück. Am 12. April 2019 wird die Betriebsgenehmigung ausgesetzt. Seit dem 1. Februar 2013 ist der Flughafen offiziell geschlossen.

Norddeutscher Rundfunk (NDR), Nordmagazin, 08. Oktober 2014, 19:30 Uhr, https://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Die-verborgene-Stadt-Das-Kriegsgefangenenlager-bei-Parchim,kriegsgefangenenlager102.html

Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern

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1914 entsteht am Stadtrand von Parchim auf dem ehemaligen Kavallerie­exerzierplatz eines der größten Kriegs­gefangenen­lager Deutschlands mit einer Kapazität von bis zu 25.000 Gefangenen. Zeitweise werden 15.000 Kriegs­gefangene aus Russland, Frankreich, Belgien, Serbien und England interniert. Insgesamt 1.402 von ihnen sterben hier. 1921 wird das Lager aufgelöst. Text: W. Ka.

https://www.landesmuseum-mv.de/exponate/bemalte-zeltplane-aus-dem-kriegsgefangenenlager-parchim/

parchim.de, Gefangenenfriedhof am Dammer Weg

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Gefangenenfriedhof am Dammer Weg

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 entstand in Parchim eines der größten Kriegsgefangenenlager Norddeutschlands. Zeitweise waren hier bis zu 15.000 Gefangene untergebracht. Bereits im Herbst 1914 war auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Friedhof für die verstorbenen Gefangenen angelegt worden, aber das Gelände musste bis 1919 erweitert werden. Bis zum Ende der Belegung 1921 hatte der Friedhof eine Flächenausdehnung von 11.000 m² erreicht. Insgesamt wurden hier 1.402 Soldaten in Einzelgräbern beigesetzt.: vor allem Russen und Serben, aber auch Franzosen, Engländer und Belgier. Ab 1923 begannen die westeuropäischen Staaten, ihre Kriegstoten in die Heimatländer zu überführen. Auf dem Gefangenenfriedhof verblieben 1.164 Gräber. 1916 wurde auf Initiative der französischen Kriegsgefangenen und mit Geldspenden der Lagerinsassen ein Denkmal aufgestellt und dem Andenken ihrer verstorbenen Kameraden gewidmet. Weitere Beerdigungen fanden während des zweiten Weltkrieges (1939-1945) auf dem Friedhof statt. 465 Ostarbeiter und Ostarbeiterinnen sowie 50 Militärangehörige verschiedener Nationen wurden hier beigesetzt. Erst 1962, nach zunehmend drohender Verwahrlosung, erfolgte die Umgestaltung des Friedhofes zu einem Ehrenhain.

parchim.de, Gefangenenfriedhof am Dammer Weg, https://www.parchim.de/de/buergerservice-1/buergerservice/gesellschaft-soziales-und-integration/sterben/kriegsgraeberstaetten/

Kriegsgefangenenlager Parchim (WWI) https://term.museum-digital.de/md-de/place/38490

Anmerkung „Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde am Stadtrand von Parchim auf dem ehemaligen Kavallerieexerzierplatz eines der größten Kriegsgefangenenlager Deutschlands mit einer Kapazität von bis zu 25.000 Gefangenen eingerichtet. Unter trostlosen Bedingungen waren hier zeitweise 15.000 Kriegsgefangene aus Russland, Frankreich, Belgien, Serbien und England untergebracht. Insgesamt 1402 von ihnen starben hier. Auf Initiative und mit Spenden der Lagerinsassen wurde auf dem Lagerfriedhof am Dammer Weg ein Denkmal errichtet und am 4. Juni 1916 geweiht.[6] Die Pflege und Erhaltung der Anlage obliegt seit 1922 der Stadt Parchim.“ - https://de.wikipedia.org/wiki/Parchim , 12.11.2020

https://term.museum-digital.de/md-de/place/38490?lang=de

Stadtmuseum Berlin, Foto: „Marschierende Gefangene bei Parchim (Mecklenburg) 1915“

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Marschierende Gefangene bei Parchim (Mecklenburg) 1915. Missmann, Max (1874-1945) | Fotograf Kriegsgefangene Engländer, Russen u. Franzosen aus dem Lager Parchim passieren die Langestraße in Parchim. Die Gruppe befindet sich gerade vor dem Geburtshaus des Generals-Feldmarschalls Graf Bernhard von Moltke.

https://sammlung-online.stadtmuseum.de/Details/Index/519544