Benutzer:Matthias v.d. Elbe/Alfa Romeo GTV (Tipo 916)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Alfa Romeo
Bild
Bild
Alfa Romeo Spider (916) Phase 3
Spider
GTV
Produktionszeitraum: 1994–2005
Klasse: Sportwagen
Karosserieversionen: Cabriolet
Coupé
Motoren: Ottomotoren:
2,0 bis 3,2 Liter
(106–176PS)
Länge: 4285 mm
Breite: 1780 mm
Höhe: 1315 mm
Radstand: 2540 mm
Leergewicht: 1460–1545 kg
Vorgängermodell auf Alfetta-Basis: GTV

Alfa Romeo 916 ist die werksinterne Bezeichnung für eine Sportwagenreihe des italienischen Automobilherstellers Alfa Romeo, die von 1994 bis 2004 in offenen und geschlossenen Versionen gebaut wurde. Das Cabriolet wurde als Alfa Romeo Spider vermarktet, das Coupé als Alfa Romeo GTV. Der 916 basierte auf der werksintern Tipo Due genannten Plattform des Fiat-Konzerns. Alle Varianten zusammengenommen, entstanden zunächst bei Alfa Romeo und später bei Pininfarina etwa 80.000 Fahrzeuge der 916-Baureihe, ungefähr 38.000 davon als Spider.

Entstehungsgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Modellpalette des seinerzeit noch zum Staatskonzern IRI gehörenden Mailänder Herstellers Alfa Romeo galt in den 1980er-Jahren als veraltet. Die Stufenhecklimousinen 75 und 90 waren stilistisch überarbeitete Varianten ihrer Vorgänger Giulietta bzw. Alfetta und nutzten technische Elemente, die auf die 1960er-Jahre zurückgingen. Das keilförmige Coupé GTV war 1986 nach zwölfjähriger Produktion ohne unmittelbaren Nachfolger eingestellt worden. Das einzige offene Modell war in dieser Zeit der Spider, der 1966 eingeführt worden war und seit 1983 in der dritten, Aerodinamica genannten Version produziert wurde.

Nachdem Fiat im Herbst 1986 Alfa Romeo übernommen hatte, bemühte sich Vittorio Ghidella, der Chef von Fiats Autosparte, darum, die Marke mit neuen Modellen attraktiver zu machen. Gleichzeitig forcierte er die Einbindung Alfa Romeos in die Plattformstrategie des Fiat-Konzerns.[1] Im Frühjahr 1987 fiel die Entscheidung für die Entwicklung eines ganz neuen Spider und eines mit ihm verwandten Sportcoupés, die der auf Fiats Tipo-Due-Plattform basieren sollten. Fiat beauftragte die Turiner Studios Bertone und Pininfarina mit der Erarbeitung von Designentwürfen. Die Entscheidung fiel frühzeitig zugunsten Pininfarinas. Im September 1987 waren die grundlegenden Entwürfe fertiggestellt, im Juli 1988 – wenige Monate vor seinem Ausscheiden aus dem Konzern – genehmigte Ghidella auf der Basis eines Tonmodells im Maßstab 1:1 das Design. Die Entwicklung des Tipo 916 zog sich noch mehrere Jahre hin. Um die Zeit bis zur Serienreife der neuen Baureihe zu überbrücken, überarbeitete Alfa Romeo den klassischen Spider (Tipo 115) Ende 1989 ein weiteres – drittes – Mal. Ein Jahr später zeigte Alfa Romeo auf dem Genfer Automobilsalon die vom für das Centro Stile Alfa Romeo unter Walter de Silva gestaltete Designstudie Proteo, die einige Elemente des Tipo 916, darunter das Scheinwerferarrangement und die Einbindung des Alfa-Wappens an der Wagenfront, vorwegnahm. Entgegen der Darstellung in manchen Veröffentlichungen, war der Tipo 916 keine Weiterentwicklung des Proteo; vielmehr diente der Proteo dazu, die Alfa-Kundschaft auf das kommende, zu dieser Zeit bereits festgelegte Spider-Design vorzubereiten.

Modellbeschreibung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Karosserien der offenen und geschlossenen Tipo-916-Versionen stimmen mit Ausnahme der Dach- und Heckpartien weitgehend überein. Sie haben keine Bezüge zum Spider und zum Alfetta GTV der vorangegangenen Baureihen. Der Entwurf der 916-Reihe ist eine Arbeit von Enrico Fumia, der ab 1989 Pininfarinas Abteilung für Design und Entwicklung leitete und 1982 unter Leonardo Fioravanti bereits den Alfa Romeo 164 gestaltet hatte. 1988 übernahm das Centro Stile Alfa Romeo den Pininfarina-Entwurf. Alfas eigene Designer entwickelten ihn unter der Leitung von Walter de Silva zur Serienversion weiter.

Stilistische Vorlage: Audi Quattro Quartz (1981)

Viele Beobachter sehen in der Karosserie des Tipo 916 eine Weiterentwicklung von Pininfarinas Show Car Audi Quattro Quartz aus dem Jahr 1981,[2] das Fumias erster kompletter Entwurf für Pininfarina gewesen war. Die 916-Reihe übernahm unter anderem die zurückversetzten Rundscheinwerfer vom Quattro Quartz, daneben hat sie wie der Quattro Quartz die Wagenflanken hineinreichende Motorhaube und die breite Sicke, die die Motorhaube von den Stoßfängern trennt. Schließlich war auch das waagerechte, über die gesamte Wagenbreite reichende hintere Leuchtenband, das seit dem 164 von 1987 ein Kernelement des Alfa-Romeo-Designs war, schon beim Quattro Quartz gezeigt worden.[Anm. 1] Fumia selbst relativierte allerdings rückblickend die Nähe zum Quattro Quartz. In einem Interview aus dem Jahr 2012 beschränkte er die Ähnlichkeiten des Alfa Romeo und des Quattro Quartz auf die Scheinwerfer; im Übrigen seien beide „völlig eigenständige Autos“.[3]

Gemeinsame Merkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Keilförmiges Profil
mit Abrisskante am Heck: GTV
Durchgehendes Leuchtenband am Heck: Typisches Alfa-Design der 1990er-Jahre

Die Karosserie des GTV und des Spider der Baureihe 916 wird üblicherweise als keilförmig beschrieben.[4] Dieser Eindruck entsteht vor allem durch eine Sicke an den Wagenflanken, die am vorderen Radkasten beginnt und von dort bis zum Abschluss des Dachs stark ansteigt. Die Gürtellinie folgt dem Verlauf der Sicke.

Der GTV und der Spider haben die gleiche Motorhaube, die gleichen vorderen Kotflügel und Türen. In beiden Karosserieversionen sind die Seitenfenster der Türen rahmenlos.[5] Die große einteilige Motorhaube ist aus Kunststoff gefertigt und unter der Windschutzscheibe aufgehängt. Sie lässt auf jeder Seite zwei kreisförmige Öffnungen für die Scheinwerfer. In der Mitte ist Alfa Romeos Scudetto positioniert, das unten in den Stoßfänger hineinragt. In den Stoßfängern befinden sich bei den den Baureihen 1 und 2 auf beiden Seiten des Scudetto schmale waagerechte Lufteinlässe; für die dritte Baureihe sind die Einlässe in den unteren Bereich des Stoßfängers verlegt.

Hinten haben beide Versionen ein kurzes Stufenheck. Am Heckabschluss befindet sich ein bei beiden Karosserieversionen identisches schmales Leuchtband, das die Blinker, die Bremslichter, die Schlusslichter, die Rückfahrscheinwerfer und die Nebelschlussleuchten beinhaltet. Das Kofferraumschloss ist unter dem runden Alfa-Romeo-Wappen versteckt, das zur Seite gedreht werden kann.

Besonderheiten des GTV

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der GTV der Baureihe 916 ist als zweisitziges Coupé mit zwei Notsitzen konzipiert. Die Dachlinie läuft stark geneigt in der Form eines Semi-Fließhecks bis zum kurzen Kofferraumdeckel. Zwischen der B- und der C-Säule befinden sich dreieckförmige Seitenfenster, die nicht zu öffnen sind. Ihre untere Begrenzung setzt die ansteigende Gürtellinie fort. Beim GTV ist eine kleine Abrisskante in den Kofferaumdeckel integriert, sodass der Abschluss des GTV teilweise als Kamm-Heck beschrieben wird.

Besonderheiten des Spider

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Spider hat keine hinteren Seitenfenster. An die rahmenlosen Türfenster schließt unmittelbar das faltbare Verdeck an. Ab Werk ist es von Hand zu betätigen, wobei auf eine leichte Handhabung des Mechanismus Wert gelegt wurde. Gegen Aufpreis war ein elektrisch betriebenes Verdeck erhältlich, das nur im Stand und bei angezogener Handbremse funktioniert. In zusammengeklapptem Zustand ruht das Verdeck unter einer in Wagenfarbe lackierten Kunststoffabdeckung. Im Gegensatz zum GTV ist der Kofferraumdeckel abgerundet und ohne Spoiler. Für den Spider war ein Kunststoffhardtop erhältlich, das die Form des Stoffverdecks aufgreift.[6]

Sicherheitsmerkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tipo-Due-Plattform wurde für den GTV und den Spider mit dem Ziel überarbeitet, die Steifigkeit und Sicherheit zu erhöhen. Der Tipo 916 wurde mit dem Ziel konstruiert, die US-amerikanischen Crashtests zu bestehen. Die seitlichen Schweller zwischen den Radkästen sind verstärkt und höher als bei den anderen Tipo-Due-Ablegern. In die Türen sind bei den bis 1998 produzierten Fahrzeugen zwei Streben als Aufprallschutz integriert; die jüngeren Modelle haben eine integrierte Strebe. Auf Fahrerseite gehörte ein Airbag von Beginn an zur Serienausstattung. Ein Beifahrerairbag war anfänglich noch eine aufpreispflichtige Zusatzausstattung; ab ... wurde auch er serienmäßig geliefert.

Der GTV und der Spider der 916-Reihe verwenden die Bodengruppe Tipo Due. Sie haben den gleichen Radstand wie die ebenfalls auf dieser Plattform aufbauenden Kompaktlimousinen Fiat Tipo, Lancia Delta und Alfa Romeo 145 und ihre Stufenheckableger. Die vordere Radaufhängung übernahmen der GTV und der Spider vom Alfa Romeo 155. Vorn kommen MacPherson-Federbeine mit Schraubenfedern und einem Querlenker zum Einsatz.

Modell Zylinder Hubraum Leistung Drehmoment Bauzeit
1.8 TS 4 1747 cm³ 106 kW (144 PS) bei 6500/min 169 Nm bei 3500/min 05.1998–09.2000
2.0 TS 16V 4 1970 cm³ 110 kW (150 PS) bei 6300/min 181 Nm bei 3800/min 09.1994–05.1998
10.2000–12.2004
2.0 TS 16V 4 1970 cm³ 114 kW (155 PS) bei 6400/min 187 Nm bei 3500/min 05.1998–09.2000
2.0 JTS 4 1970 cm³ 122 kW (166 PS) bei 6400/min 206 Nm bei 3250/min 04.2003–10.2005
2.0 V6 TB * 6 1996 cm³ 148 kW (202 PS) bei 6000/min 271 Nm bei 2400/min 05.1995–09.2001
3.0 V6 12V 6 2959 cm³ 141 kW (192 PS) bei 5600/min 260 Nm bei 4400/min 05.1995–09.2000
3.0 V6 24V 6 2959 cm³ 160 kW (218 PS) bei 6300/min 265 Nm bei 5000/min 10.2000–04.2003
3.2 V6 24V 6 3179 cm³ 176 kW (240 PS) bei 6200/min 289 Nm bei 4800/min 04.2003–10.2005

*nicht auf dem deutschen Markt.

Die einzelnen Baureihen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Alfa Romeo GTV V6 Lusso Phase 1
Alfa Romeo GTV Phase 2
Alfa Romeo Spider 2.0 JTS Phase 3

Produktionsorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1994 bis Ende 2000 wurden die offene und die geschlossene Version des Tipo 916 in Alfa Romeos Stammwerk in Arese hergestellt. Danach verlagerte Fiat die Produktion zu Pininfarina, in dessen Werk in San Giorgio Canavese bei Turin die Autos bis zur Einstellung der Baureihe Ende 2004 zusammengebaut wurden. Die bei dort herstellten Fahrzeuge haben neben einem Pininfarina-Schriftzug auch ein entsprechendes Wappen auf den hinteren Kotflügeln.

Produktionsumfang

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die am häufigsten produzierte Variante des GTV: 2.0 Twin Spark
Motorisierung 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Summe
2.0 Twin Spark 37 4400 6383 3907 2909 2182 1212 1972 598 222 23822
2.0 V6 Turbo 4 718 3431 1071 522 47 121 5914
3.0 12V und 24V 212 1188 1809 1170 770 930 207 71 6357
1.8 Twin Spark 1162 1157 454 2773
3.2 24V 5 370 137 512
2.0 JTS 1 812 368 1181
Summe 41 5118 10026 6166 6402 4556 2557 2902 811 1475 505 40559
  • R.M. Clarke: Alfa Romeo Spider & GTV Performance Portfolio 1995-2005, Brooklands Books Ltd., 2006, ISBN 978-1855207042
  • Robert Foskett: Alfa Romeo 916 GTV and Spider: The Complete Story, Crowood Press, ISBN 9781847975331
Commons: Alfa Romeo Type 916 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Das Leuchtband geht auf ein Jaguar-Showcar von 1977 zurück, das Leonardo Fioravanti für Pininfarina entworfen hatte. Beim Quartz ist dieses Merkmal im Vergleich zum Jaguar vereinfacht.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Helmut Luckner, Eckhard Eybl: „Auf hochklassige Autos spezialisieren“, Interview mit Vittorio Ghidella in: Auto Motor und Sport, Heft 15/1988 (15. Juli 1988), S. 34 ff.
  2. Beschreibung des Designs des Tipo 916 auf ww.bozhdynsky.com (abgerufen am 29. Oktober 2021).
  3. Zitate aus einem Interview mit Enrico Fumia von 2012 auf Internetseite www.bozdynsky.com (abgerufen am 22. September 2020).
  4. Alf Cremers: Spider-Spirit. Fahrbericht Alfa Romeo Spider 2.0 und 2.0 T-Spark in: Motor Klassik, Heft 1/2018, S. 62.
  5. Robert Foskett: Alfa Romeo 916 GTV and Spider: The Complete Story, Crowood Press, ISBN 9781847975331, S. 71.
  6. Abbildung eines Alfa Romeo 916 Spider mit Hardtop (abgerufen am 11. November 2021).