Benutzer:Matthias v.d. Elbe/Bundespräsident auf dem Nürburgring

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gustav Heinemann, Bundespräsident mit Porsche 917
Der Nürburgring (1973)

Der Besuch des Bundespräsidenten auf dem Nürburgring war ein Medienereignis aus dem Frühjahr 1973. Am 23. April 1973 besuchte der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann den in der Eifel gelegenen Nürburgring und ließ sich von einem professionellen Rennfahrer in einem Rennwagen von Porsche einmal um den Kurs fahren. Der Besuch und die Fahrt wurden von Medienvertretern begleitet und in der Presse aufgearbeitet.

Die Beteiligten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Porsche 917 10TC, mit dem Heinemann die Runde drehte (hier bei den Hockenheim Historic 2021)

Ablauf der Rennrunde

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei einem offiziellen Besuch[1] am 3. April 1973 in der Eifel[2] erfüllte sich Bundespräsident Gustav Heinemann einen früher geäußerten privaten Geburtstagswunsch, und zwar eine Runde als „Copilot“ im schnellsten deutschen Rennwagen und mit einem deutschen Fahrer auf dem Nürburgring.[3] Willi Kauhsen, damals Werks- und Testfahrer bei Porsche, ließ den Wunsch Wirklichkeit werden. Er erklärte sich bereit, den Bundespräsidenten in seinem Porsche 917/10 TC über die Nordschleife mitzunehmen.

Das allgemein in dieser Region wechselhafte Wetter bot an diesem Tag winterliche Bedingungen, was zu starken Bedenken sowohl der Sicherheitsleute als auch der Ehefrau des Bundespräsidenten, Hilda Heinemann, führte. Sie erkundigte sich bei Kauhsen über die Verfügbarkeit von Winter- oder gar Spikereifen.[Zeit 1] Kauhsen versicherte ihr (nicht ganz wahrheitsgetreu, da es für derartige Rennwagen keine solche Bereifung gibt), dass Winterreifen aufgezogen wurden und somit alles sicher sei; tatsächlich waren es „nur“ Regenreifen.[4]

Ungefähr eine halbe Stunde vor Heinemanns Fahrtantritt startete eine Gruppe von Polizeibeamten in einem Opel Blitz, um die Strecke auf Befahrbarkeit und Sicherheit bezüglich Terroristen zu kontrollieren.[Zeit 2] Etwa 20 Minuten später nahm der Präsident in seinem schwarzen Anzug mit Wintermantel und nur durch Kauhsens Ersatzhelm geschützt[Zeit 3] auf dem Beifahrersitz Platz, und die Runde begann. Da der Beifahrersitz in dem Porsche 917 nicht für den Personentransport gedacht und nur wegen des Reglements montiert ist, hat er keinen Sicherheitsgurt,[Zeit 4] zudem ist er höher als der Fahrersitz eingebaut, sodass Heinemann eine sehr ungünstige Sitzposition hatte und „voll im Wind“ saß.[Zeit 5]

Der Polizei-Mannschaftswagen, der die Strecke inspizieren sollte, hatte sich im Streckenabschnitt Brünnchen gedreht und kam dabei von der Strecke ab. Als der Porsche die Unfallstelle in zügiger Fahrt erreichte, liefen die Polizisten über die Strecke und sammelten gerade ihre Maschinenpistolen ein.[Zeit 6] Kauhsen konnte gerade noch rechtzeitig bremsen, der Wagen drehte sich ebenfalls, zeigte aber anschließend wieder in Fahrtrichtung, fuhr weiter und der prominente Fahrgast schien die brenzlige Situation überhaupt nicht als solche erkannt zu haben. Heinemann, der selbst keinen Führerschein besaß,[2] genoss die restliche Fahrt und wünschte eine zweite Runde, die aber nicht genehmigt wurde.[5][6] Nach Angaben des Fahrers als Zeitzeugen fuhren Kauhsen und Heinemann im Abschnitt „Döttinger Höhe“ eine Geschwindigkeit von ca. 250 km/h (Zitat: „dritter Gang Vollgas“).[Zeit 7]

  • Der Modellhersteller Minichamps würdigte das Ereignis später mit einem Sondermodell in zwei Maßstäben.[7][8]
  • Magische Momente. In: Rudolf Augstein (Hrsg.): Der Spiegel. Ausgaben 1–9. Spiegel-Verlag, Hamburg 2017, ISSN 0038-7452, S. 151.
  • Thomas Flemming: Gustav W. Heinemann. Ein deutscher Citoyen. Biographie. Klartext, Essen 2014, ISBN 978-3-8375-0950-2.
  • A. Siltz: Nürburgring – Chance für die Hocheifel. In: Der Arbeitgeber. Band 36. J.P. Bachem, Köln 1984, ISSN 0402-7787, S. 505–506.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. hac (Spiegel): „Kurz vor der Ohnmacht“. In: Der Spiegel. Spiegel, 1973, abgerufen am 12. Mai 2023.
  2. a b Harald Hübel: „Nach Meterzahl der Höhepunkt" Der Bundespräsident besuchte Adenau und den Nürburgring. In: Kreis-Ahrweiler.de. Abgerufen am 14. Mai 2023.
  3. Alte Schule (PodCast) / Willi Kauhsen: mit dem Bundespräsidenten und 1.100 PS auf der schneebedeckten Nordschleife / Auf YouTube / Bei: 1:11 Min.
  4. 16 Höhepunkte aus der Historie des Nürburgrings. In: Motor Klassik von Juni 2017
  5. Vor 50 Jahren: Eine präsidiale Ring-Runde. In: speedweek.com. Abgerufen am 12. Mai 2023.
  6. Trips-Stiftung hatte eingeladen: Den Bundespräsidenten im Porsche chauffiert. 14. März 2023, abgerufen am 12. Mai 2023.
  7. MINICHAMPS 155736592 Masstab: 1/18 | PORSCHE 917/10 TEAM BOSCH N 2 FAREWELL IN THE SNOW NURBURGRING 1973 W.KAUHSEN – HEINEMANN YELLOW. Abgerufen am 14. Mai 2023.
  8. Porsche 917/10 1973 Nürburgring Willi KAUHSEN / Dr. Gustav HEINEMANN – ABSCHIED IM SCHNEE 1:43, Modelltoys-Austria. Abgerufen am 14. Mai 2023.

Nachweisergänzung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karsten Arndt: Willi Kauhsen: mit dem Bundespräsidenten und 1.100 PS auf der schneebedeckten Nordschleife auf YouTube, 20. März 2020, abgerufen am 15. Mai 2023., Sammelwerk Reihe: Alte Schule Podcast.

  1. Im Video, Zeit: 2:38 Min.
  2. Im Video, Zeit: 3:49 Min.
  3. Im Video, Zeit: 3:23 Min.
  4. Im Video, Zeit: 6:30 Min.
  5. Im Video, Zeit: 7:46 Min.
  6. Im Video, Zeit: 5:17 Min.
  7. Im Video, Zeit: 7:17 Min.

{{SORTIERUNG:Bundesprasident auf dem Nurburgring}} [[Kategorie:Gustav Heinemann]] [[Kategorie:Nürburgring]] [[Kategorie:Ereignis 1973]] [[Kategorie:Anekdote]] [[Kategorie:Porsche]]