Benutzer:Matthias v.d. Elbe/Forti FG03
Forti FG03 | |||||||||
Konstrukteur: | Forti Corse | ||||||||
Designer: | George Ryton | ||||||||
Vorgänger: | Forti FG01B | ||||||||
Technische Spezifikationen | |||||||||
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Chassis: | Kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff | ||||||||
Motor: | Cosworth ECA V8 3,0 Liter | ||||||||
Radstand: | 2981 mm | ||||||||
Reifen: | Goodyear | ||||||||
Statistik | |||||||||
Fahrer: | Andrea Montermini Luca Badoer | ||||||||
Erster Start: | Großer Preis von Monaco 1996 | ||||||||
Letzter Start: | Großer Preis von Großbritannien 1996 | ||||||||
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WM-Punkte: | — | ||||||||
Podestplätze: | — | ||||||||
Führungsrunden: | — |
Der Forti FG03 ist ein Formel-1-Rennwagen des ehemaligen italienischen Motorsportteams Forti Corse, der zu einzelnen Rennen der Weltmeisterschaft 1996 eingesetzt wurde. Das Auto war bei seinem Debüt unausgereift und konnte wegen finanzieller Schwierigkeiten des Teams nicht kontinuierlich weiterentwickelt werden. Forti Corse stellte den Rennbetrieb zur Mitte der Saison nach finanziellen und juristischen Turbulenzen ein. Bis dahin hatte der FG03 an sechs Rennen teilgenommen, aber keine Weltmeisterschaftspunkte erzielt.
Entstehungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der von Guido Forti gegründete, in Alessandria ansässige Rennstall Forti Corse war seit 1970 in kleineren Rennklassen aktiv, bevor er ab 1985 zu einer festen Größe in der Europäischen Formel-3000-Meisterschaft wurde. Ab 1992 beschäftigte sich Guido Forti mit dem Aufstieg in die Formel 1, unter anderem mit der pressewirksamen, aber letztlich nicht realisierten Idee eines exklusiven Damenteams um Giovanna Amati. Erst 1995 aber wurde der Sprung gewagt. Wesentlicher Auslöser war der brasilianische Rennfahrer Pedro Paulo Diniz, dessen Vater in seinem Heimatland eine Supermarktkette besaß und in der Lage war, den Renneinsatz des Sohnes zu finanzieren.
Fortis erstes Formel-1-Auto, der FG01, war eine veraltete, schwere Konstruktion, die im Kern auf einen Ende 1991 für Brabham erstellten und 1992 für Fondmetal überarbeiteten Entwurf von Serio Rinland zurückging. Ende 1994 hatte Rinland diese Entwürfe im Auftrag Fortis weiterentwickelt, sodass daraus der Forti FG01 wurde.[1] Forti hatte sich 1995 damit begnügt, hatte sich in der ersten Saison mit dem Ziel begnügt, regelmäßig die Rennen zu beenden, ohne auf Rundenzeiten zu achten. Damit schloss Forti seine Debütsaison als schwächstes Team ab, woraufhin Diniz und seine Geldgeberzur erfolgreicheren Équipe Ligier abwanderten. Das begrenzte Fortis wirtschaftlichen Spielraum für 1996 erheblich.[2]
Die schwache Finanzlage des Teams wirkte sich auf den neuen, Forti FG03 genannten Rennwagen für die Saison 1996 aus: Die Konstrukteure konnten hier vielfach nur einfache Lösungen verwirklichen; aus dem gleichen Grund verzögerte sich die Fertigstellung bis zu den frühen europäischen Rennen, sodass Forti die Saison mit dem Übergangsmodell FG01B beginnen musste. Zum Großen Preis von Spanien schien sich die Situation zu bessern: Forti präsentierte einen neuer Sponsor. Das Unternehmen Shannon Racing, das zu dieser Zeit mehrere Teams in vier nationalen Formel-3-Meisterschaften und einen Formel-3000-Rennstall unterstützte, wurde neuer Teilhaber und wollte 20 Millionen Dollar jährlich investieren. Doch daraus wurde nichts. Shannon gehörte, wie sich schrittweise herausstellte, zu FinFirst, einem verwobenen Unternehmen mit Sitzen in Mailand und Irland und einem kriminellen Hintermann, das Teil eines europaweit operierendenden Netzwerks aus dem Bereich des Kapitalanlagebetrugs war; wahrscheinlich hatte FinFirst auch Kontakte zur Organisierten Kriminalität.[3] Shannon zahlte den geschuldeten Betrag nicht oder nicht in voller Höhe. Im Juli 1996 ging Forti daraufhin das Geld aus, sodass das Team den Rennbetrieb einstellen musste. Es folgte ein langer Rechtsstreit zwischen Forti und Shannon, der aber nicht zu einer Wiederbelebung des Teams führte.
Modellbeschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Chassis
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Forti FG03 wurde von Chris Radage konstruiert. Das Auto „folgt im Allgemeinen den Linien des FG01“, hat aber ein deutlich niedrigeres Gewicht als der Vorgänger. Änderungen betrafen vor allem die Anpassung an einen neuen Motor und die Einbettung des Cockpitschutzes, die „weniger plump“ ausfiel als beim FG01B.[4] Die Fahrzeugnase ist höher und schmaler als beim FG01. Das Monocoque aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff wurde von Belco Avia hergestellt, einem kleinen italienischen Spezialbetrieb, der vor allem Komponenten für Formel-3-Autos baute.[5]
Antriebstechnik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Gegensatz zum Vorjahr, als Forti Cosworths Kundenmotor der Baureihe ED eingesetzt hatte, kam 1996 der Cosworth ECA zum Einsatz, der in der Werbung als Ford Zetec-R bezeichnet wurde. Der ECA war eine modernere Konstruktion als der alte, auf das Jahr 1989 zurückgehende ED. Er basierte auf dem 1994 neu eingeführten Cosworth EC, mit dem Michael Schumacher 1994 im Benetton B194 die Fahrerweltmeisterschaft gewonnen hatte und der 1995 in einer hubraumreduzierten Version als ECA exklusiv bei Sauber zum Einsatz gekommen war. Forti versprach sich von dem Wechsel auf den teureren ECA eine Leistungssteigerung und sah darin eine Möglichkeit, sich von Minardi, Cosworths zweitem Kundenteam, das weiterhin den alten ED an den Start brachte, abzuheben.[6]
Der Cosworth ECA war ähnlich schwer wie die aktuellen Zehnzylindermotoren von Renault (132 kg) und Mugen (135 kg), während die V10-Blöcke von Ilmor (120 kg) und Yamaha (117 kg) wie auch der Zwölfzylinder von Ferrari (118 kg) deutlich leichter waren.[7] Die Maximaldrehzahl des ECA lag bei 15.300 Umdrehungen pro Minute im Qualifikationsmodus, während der Renault-Motor bereits über 16.000 und der Ferrari-Motor sogar über 17.000 Umdrehungen pro Minute schaffte. Die Höchstleistung des Cosworth-Achtzylinders wurde auf 625 bis 640 PS geschätzt. Renault und Ferrari lagen bereits bei über 700 PS, zur Saisonmitte sogar bei 750 PS.[7] Andererseits war Minardis Cosworth ED3 nur etwa 10 PS schwächer als Fortis ECA.
Lackierung und Sponsoren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Forti FG03 waren bei ihrem ersten Auftreten wie die Vorgängermodelle gelb lackiert. Sie trugen zahlreiche Aufkleber zumeist kleinerer Sponsoren.
Beim Großen Preis von Spanien erschien der FG03 dann in den Farben des kommenden Hauptsponsors Shannon Racing: Die Fortis waren wie die Rennwagen, die Shannon in kleineren Motorsportklassen finanzierte, grün-weiß lackiert. So waren sie als Mitglied der Shannon-Familie zu erkennen. Neue Sponsoren waren Shannon sowie dessen Mutterunternehmen FinFirst. Diese Gestaltung behielten die Wagen bis zum Zusammenbruch Fortis bei.
Renneinsätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fahrer des Forti-Teams waren in der Saison 1996 Andrea Montermini und Luca Badoer. Wie alle Fahrer, mussten sie, um sich für die Rennteilnahme zu qualifizieren, im Zeittraining eine Rundenzeit erreichen, die, bezogen auf die Bestzeit des Polesitters, innerhalb einer Spanne von 107 Prozent lag (sogenannte 107-Prozent-Regel). Dieses Erfordernis war zum Saisonbeginn neu eingeführt worden, um besonders langsame Autos von der Rennteilnahme auszuschließen. Die Einführung war laut Bernie Ecclestone ausdrücklich mit Blick auf die schwachen Leistungen Fortis in der Vorsaison erfolgt.
Der Forti FG03 debütierte Anfang Mai 1996 beim Großen Preis von San Marino in Imola. Hier war nur ein Exemplar einsatzbereit, das an Badoer ging; Montermini fuhr noch einmal den alten FG01B. Während Montermini die Qualifikation verpasste, qualifizierte Badoer den FG03 für den letzten Startplatz. Das neue Auto war dabei etwa 0,7 Sekunden schneller als das alte. Badoer beendete das Rennen als Zehnter mit vier Runden Rückstand auf den Sieger; es war die einzige Zielankunft für Forti in diesem Jahr. Beim anschließenden Rennen in Monaco konnten beide Fahrer den FG03 nutzen. Badoer und Montermini qualifizierten sich für die letzte Startreihe. Weil Montermini im verregneten Aufwärmtraining am Sonntag sein neues Auto bei einem Unfall in der Hafenschikane beschädigte und Forti weder Ersatzteile noch ein Ersatzfahrzeug vor Ort hatte, konnte er am Rennen nicht teilnehmen. Badoer fiel in dem Rennen, bei dem nur vier Fahrzeuge ins Ziel kamen, nach 60 Runden aus.
Ergebnisse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9
- Alan Henry: Auto Course 1995/96, Hazleton Publishing Ltd, ISBN 1-874557-36-5.
- David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2 (englisch)
- Pierre Ménard: La Grande Encyclopédie de la Formule 1, 2. Auflage, St. Sulpice, 2000, ISBN 2-940125-45-7 (französisch)
- John Nicholson, Maurice Hamilton: Inside Formula One 1996. The Grand Prix Teams. Macmillan Publishers, London 1997
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
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Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Geschichte des Teams auf der Internetseite www.f1rejects.com ( vom 10. Oktober 2007 im Internet Archive) (abgerufen am 29. Oktober 2024).
- ↑ Pierre Ménard: La Grande Encyclopédie de la Formule 1. 2. Auflage. St. Sulpice 2000, ISBN 2-940125-45-7, S. 606.
- ↑ Presseankündigung zur Fernsehdokumentation Das Phantom der Mafia: Deutschlands erfolgreichster Betrüger vom 26. April 2000 (abgerufen am 30. Oktober 2024).
- ↑ David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2 S. 103.
- ↑ Eintrag zu Belco Avia auf f3history.co.uk (abgerufen am 1. November 2024).
- ↑ Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports. Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9, S. 495.
- ↑ a b Willy Knupp (Hrsg.): Grand Prix 95 - live miterlebt, Zeitgeist Verlag 1995, 1995, ISBN 3-926224-91-6, S. 88–91.