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Die Wohnungsbaugenossenschaft Gotha e. G. (wbg) mit Sitz in Gotha ist Eigentümerin von 2.323 Wohnungen und hat ca. 2.700 Genossenschaftsmitglieder.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gründung bis Erster Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 5. Februar 1895 gründete der Generaldirektor der Gothaer Lebensversicherungsbank Arwed Emminghaus den Gothaer Verein zu Wohnungshülfe. Ziel war die Verbesserung der Wohnverhältnisse der ärmeren Klassen. Dazu wurden Häuser sowohl gemietet oder angekauft als auch neugebaut. Die Mitgliedschaft begann mit dem Erwerb eines Vereins-Anteilscheins über 200 bzw. 500 Mark. Bereits zwei Monate nach seiner Gründung umfasste der Verein 80 Mitglieder, unter anderem aus Beamtenschaft und Mittelstand sowie Firmen. Am 27.4.1895 bekam der Verein vom Herzoglich Sächsischen Staatsministerium die Rechte einer juristischen Person verliehen. Die ersten Häuser des Vereins wurden bereits im März 1897 in der Oststraße bezogen. Bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs konnten insgesamt elf Häuser fertig gestellt werden.
Erster bis Zweiter Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund der Auswirkungen des Ersten Weltkrieges und der anschließenden Inflation musste der Verein bis auf vier Häuser alle verkaufen. Ab 1930 begann der Aufschwung und es konnten wiederum Neubauten geplant und errichtet werden. Am 1. Juli 1936 erkannte der Thüringische Wirtschaftsminister den Verein als „gemeinnütziges Wohnungsunternehmen im Sinne der Verordnung“ mit Wirkung vom 13. April 1931 an.
Im Jahr 1938 beantragte der Verein eine Namensänderung, die stilistisch angepasst und fehlerfrei wiederholbar sein sollte. Nach langen Verhandlungen mit dem Verband mitteldeutscher Wohnungsunternehmen und der Anerkennungsbehörde stand letztendlich am 2. Juni 1939 die neue Satzung fest. Der Name änderte sich damit offiziell in Gothaer Wohnungshilfeverein. Dieser übernahm 1941 die Kleinsiedlungsgesellschaft Gotha mbH. Während des Zweiten Weltkriegs wurde ein sich in der Lothringer Straße 4 befindliches Haus des Vereins bei einem Bombenangriff am 6. Februar 1945 zerstört. Alle anderen Häuser blieben unbeschadet.
Zeit der Deutschen Demokratischen Republik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Kriegsende unterzog sich der Verein weiteren Veränderungen: 1948 verschmolz er mit der zwei Jahre zuvor gegründeten Wiederaufbau-Genossenschaft Gotha. Somit änderte sich wiederum der offizielle Name: Die Genossenschaft hieß nun Wohnungshilfe- und Wiederaufbau-Genossenschaft Gotha e.G.m.b.H.
Aufgrund der Verordnung vom 14. März 1957 erfolgte eine erneute Umbildung der Genossenschaft, die sich seit 1958 Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft „Zukunft“ nannte. Während der DDR-Zeit entstanden daneben vier Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften, die sich am 1. Juli 1977 zur AWG „Fortschritt“ verbanden. Dieser schloss sich 1986 die Gemeinnützige Wohnungsbaugenossenschaft „Zukunft“ an.
Kennzeichnend für die Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften waren die sogenannten AWG-Arbeitseinsätze: Hier beteiligten sich die Genossenschaftsmitglieder aktiv am Bau ihrer zukünftigen Wohnungen. Im Jahr 1990 war die AWG Eigentümerin von ca. 5.000 Wohnungen, die sich auf das gesamte Stadtgebiet verteilten.
Nach der Wende
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Wiedervereinigung änderte sich das Statut der Genossenschaft, die seit dem 26. März 1992 unter dem heutigen Namen Wohnungsbaugenossenschaft Gotha e. G. mit der Registernummer 194 im Genossenschaftsregister eingetragen und somit uneingeschränkt rechtsfähig ist. Kurz darauf wurden die Grundstücke von der Stadt Gotha an die Genossenschaft übertragen, sodass sie durch die im Grundbuch hergestellte Einheit von Grund und Boden sowie Aufbauten kreditwürdig wurde. Die Existenz der Genossenschaft war durch die Last der laut Einigungsvertrag auferlegten Altschulden und den enormen Bevölkerungsrückgang in den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts bedroht. Mithilfe der Novellierung des Altschuldenhilfegesetzes erhielt die wbg bis 2010 eine Entlastung von ca. 3,5 Mio. € für den Abriss und Rückbau von 744 Wohnungen. Im Rahmen der Privatisierungspflicht des ersten Altschuldenhilfegesetzes wurden rund 1370 Wohnungen in Privateigentum überführt und eine Genossenschaft mit 640 Wohnungen ausgegründet.
Die Neunzigerjahre waren geprägt von umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten. Ab Januar 2000 betätigte sich die Genossenschaft als Hausverwaltung für Dritte. So wurden zu Beginn 222 Wohneinheiten in Ohrdruf und Eisenach fremdverwaltet, später kamen weitere hinzu. Im Jahr 2001 war die Existenz der Genossenschaft aufgrund des hohen Leerstands gefährdet. Dieser ging auf die drastisch zurückgegangene Einwohnerzahl Gothas zurück. Die Genossenschaft wirkte dieser Entwicklung mit einer Reduzierung des Wohnbestands entgegen. Im Januar 2016 wurde mit dem Bauprojekt im Brühl der erste Neubau der wbg nach der Wende realisiert. Aktuell gehören der wbg 2.323 Wohnungen in Gotha.
Organisation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Organe der Genossenschaft umfassen den Vorstand, den Aufsichtsrat und die Vertreterversammlung. Letztere besteht aus mindestens 50 Vertretern, die von den Genossenschaftsmitgliedern gewählt werden und selbst Mitglied der Genossenschaft sein müssen. Die Vertreterversammlung wählt den Aufsichtsrat, der mindestens drei Personen umfasst, für die Dauer von vier Jahren. Aktuell sind es fünf Aufsichtsräte, der jetzige Vorsitzende ist Dr. Udo Bender.
Der Aufsichtsrat bestellt wiederum für vier Jahre den Vorstand, der sich aus minimal zwei und maximal drei Mitgliedern zusammensetzt. Aktuell wird die wbg durch den kaufmännischen Vorstand Steffen Priebe und den technischen Vorstand Heike Backhaus vertreten.
Die Wohnungsbaugenossenschaft Gotha e. G. beschäftigt insgesamt 21 Mitarbeiter und bildet aus zum/zur Immobilienkaufmann/Immobilienkauffrau. Die Geschäftsstelle der wbg befindet sich in der Breiten Gasse 11 in Gotha.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die wbg erhielt für die Modernisierungsmaßnahme in der Fritzelsgasse 8-26 den Deutschen Bauherrenpreis – Modernisierung 2009/2010 . Die Auszeichnung würdigt die Neugestaltung des Wohnquartiers in der westlichen Innenstadt, welche die Wohnungen attraktiver, größer und barrierefrei werden ließ.
Service und Freizeitangebote
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das sichere und spekulationsfreie Wohnen zu fairen Entgelten ist ein Schwerpunkt in der Ausrichtung der wbg. Zudem bietet die wbg ihren Mitgliedern Serviceleistungen, wie beispielsweise Beratungsdienste, umfangreiche soziale Hilfe sowie technischer Service. Der Seniorenbeirat kümmert sich zudem speziell um die Bedürfnisse der älteren Mitglieder.
Angebote zur Freizeitgestaltung, sowohl für Familien mit Kindern als auch für Senioren, fördern das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Genossenschaft.
Für alle Mitglieder erscheint in einer Auflage von 2500 Heften das Magazin „Mitglieder aktiv“. Drei Ausgaben pro Jahr informieren über das genossenschaftliche Leben, Baufortschritt von wbg-Objekten sowie für Mieter wichtige Änderungen. Weiterhin erhalten alle Mitglieder einmal im Jahr den geprüften Geschäftsbericht und können sich somit einen Überblick über das wirtschaftliche Ergebnis und die Lage ihrer Genossenschaft machen.
Wichtige Bauprojekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neubau Brühl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der „Neubau Brühl“ ist das erste Neubauprojekt der wbg seit der Wende 1989. Es erhielt seinen Namen durch den historischen, 1482 erstmals erwähnten Straßenzug, in dem sich das Wohngebäude befindet. Gebaut wurde es in einer Gemeinschaftsarbeit von wbg, Baugesellschaft Gotha (BGG), Denkmalschutz und Stadtverwaltung.
An der Stelle, an der nun das neue Gebäude steht, befand sich bis 2014 eine denkmalgeschützte Häuserreihe mit den Adressen Brühl 9–15. Die einzelnen Gebäude blickten auf eine lange Historie zurück. Durch Leerstand und unterlassene Sicherungsmaßnahmen seit 1999 hatte die Bausubstanz jedoch so großen Schaden durch Mauerschwamm erlitten, dass ein Abriss als unumgänglich erachtet wurde. Bei einer Holzuntersuchung durch Experten konnten die ältesten Balken auf 1525 datiert werden. Damit handelte es sich bei dem abgebrochenen Haus 9/11 um das älteste bekannte Fachwerkgebäude Gothas. Das dendrochronologisch auf die 1620er Jahre datierte Nachbarhaus Brühl 13-15 ist ebenfalls zugunsten des Neubauprojekts abgerissen worden.
Baubeginn für das Projekt war nach langer Planungsphase am 21. Mai 2014, begangen mit einem feierlichen Spatenstich. Weitere Meilensteine stellten das Richtfest am 26. März 2015 sowie die Eröffnung am 13. Januar 2016 dar. Die Bauzeit betrug somit 21 Monate. Insgesamt wurden 29 Wohnungen und eine Gewerbeeinheit geschaffen, die alle barrierefrei angelegt sind.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Festzeitschrift 110 Jahre Wohnungsbaugenossenschaft Gotha e. G., Gotha 2005
- Geschäftsberichte
- Wbg-Magazin „Mitglieder aktiv“
- „Fachwerkhaus mit Jugendstilanbau“ (Gothaer Tagespost/TLZ 30. November 2013)
- „Ältestes bekanntes Fachwerkhaus Gothas muss weichen“ (Gothaer Allgemeine 03. Juni 2014)