Benutzer:Mombacher/Hinterhausen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hinterhausen
Koordinaten: 50° 13′ N, 6° 37′ OKoordinaten: 50° 12′ 44″ N, 6° 36′ 33″ O
Höhe: 461 m ü. NHN
Einwohner: 80[1]
Eingemeindung: 7. Juni 1969
Postleitzahl: 54568
Vorwahl: 06591
Hinterhausen (Rheinland-Pfalz)
Hinterhausen (Rheinland-Pfalz)
Lage von Hinterhausen in Rheinland-Pfalz
St. Lambert von Südosten (2020)
St. Lambert von Südosten (2020)

Hinterhausen ist ein Stadtteil und Ortsbezirk der Stadt Gerolstein in der gleichnamigen Verbandsgemeinde im Landkreis Vulkaneifel von Rheinland-Pfalz.

Der Ort Hinterhausen liegt am Rande von Vulkanbergen, fünf Kilometer von der Stadt entfernt. Südwestlich von dort gesehen, am Gebirgskamm, vor dem Wald in der Ferne. Die Waldbäume schließen die Sicht nach Westen ab. Durch die Höhenlage ist im Frühjahr nicht so viel Feuchtigkeit vorhanden und so bleibt die Obstbaumblüte oft von kalten Frühjahrsfrösten verschont. Der höchstgelegene Stadtteil Gerolsteins liegt zwischen Dreisbach und Huntsbach, den Nebentälern der Kyll. Es ist von Wiesen und Feldern umgeben. Durch diese mäandern die Gewässer von Lombach und Lehmbach bis zum Dreisbach hin.[2]

In der Gemarkungsgrenze Lissingen, nordöstlich von Hinterhausen, liegen Mauerreste einer großen römischen Villa. Ländliche Bauweise: Gelegentlich einer Untersuchung durch das Trierer Provinzialmuseum wurden Teile der Badeanlage gefunden.[3] Die in der Küche der Oberburg eingemauerten römischen Ziegel sind im Hof der Oberburg im Jahre 1913 gefunden worden. Im Haus Nr. 20 in Lissingen ist außen ein 1,50 m hoher Pinienzapfen eingemauert und unter Putz verdeckt, der von der Bekrönung eines römischen Grabmals stammt. Wie Sarresdorf ist Lissingen aus einer römischen Siedlung entstanden: beide liegen auf dem rechten Ufer der Kyll. Auch hier tritt die Abtei Prüm den Besitz an. Zuerst gehörte das Gut zum Prümer Hof Büdesheim und wurde dann eine selbstständige Prümer Zennerei.[2]

Einst eine Ansiedlung aus vier, später aus fünf Wohnhäusern mit Ökonomiegebäuden und einer Gebetsstätte. Der Grundherr hatte in Lissingen seinen Besitz. Es bestand Anlass, dort im 11. Jahrhundert eine Burg zu bauen. Nach Osten war kein Ödland frei. Die Bevölkerung nahm zu und es fehlte Land. So blieb nur die Rodung nach Westen. Dadurch entstand eine kleinen Ansiedlung, der Ort Hinterhausen. Die Endung Hausen stammt aus der fränkischen Zeit. Nach Aussagen der Vorfahren waren es für die Burgbesitzer und die Talbewohner aus Lissingen – da hinten die Häuser – Hinterhausen? Es war der Hauptort einer der sechs Zennereien (Centnerei, von centum Hundert). Der Ort scheint aber erst nach dem 13. Jahrhundert an Prüm gekommen zu sein, weil er im – registro bonorum Prümimsium – von 1222 nicht erwähnt wird. Während der Französischen Verwaltung gehörte Hinterhausen zur Mairie Büdesheim im Kanton Prüm. 1775 erfolgte eine Bannbeschreibung für Lissingen und Hinterhausen.

Nach der Agrarreform 1810 war die große Wende für die bäuerlichen Betriebe. Mit der Realerbteilung kam die Besitzzersplitterung. Die Ländereien wurden in vielen Erbgängen an die Kinder oder Erben aufgeteilt. So finden wir besonders in der Dorfnähe viele Zwergparzellen. Manche Besitzverlagerung fand durch Heirat oder – wie auch immer – nach dem Bedarf der Erbteilnehmer statt. Für manche unternehmungsfähige, junge Menschen entstand durch die Realerbteilung eine neue Existenzgrundlage. Sie waren an einen arbeitsreichen Tagesablauf mit aufwendiger Feldarbeit, verantwortungsvollen Umgang mit Tieren und an ein bäuerliches Leben gewöhnt. 1852 waren im Ort 9 Wohnhäuser und 70 Einwohner. 1945 befanden sich im Dorfe 14 Wohnhäuser, davon 13 haupterwerbslandwirtschaftliche Betriebe mit insgesamt 335 Hektar Land. Seit dem letzten Krieg hat sich eine große Wandlung eingestellt. Viele Landbesitzer bewirtschaften ihr Erbteil nicht mehr. Sie haben andere Berufe gewählt. Immer mehr bäuerliche Betriebe geben auf. Strukturwandel, so nennt man das. Andere sehen noch in ihrem Landbesitz eine stille Reserve und sie verpachten ihre Bodenflächen. Im Jahr 2002 befinden sich noch 304 Hektar Land auf Hinterhausener Bann.

Bis 1910 befanden sich noch in oder bei jedem Haus ein Brunnen oder (Petz) für die tägliche Wasserversorgung. Diese wurden durch den Bau einer Wasserleitung überflüssig. Sie wurden fast alle zugeschüttet und versiegelt. Drei Quellen wurden im Hinterhausener Wald erfasst und durch Rohre in einen Wasserbehälter geleitet. Von dort konnte das frische und klare Quellwasser durch Regulierung in die Wohnhäuser weitergeleitet werden. Der Überlauf von den Wasserquellen und vom Wasserbehälter wurde in einen vorhandenen Bach zusammengeleitet. Der Bachlauf wurde jedes Jahr im Frondienst von den Dorfbewohnern sauber gehalten. Im Ort lief das fließende Gewässer durch drei große Wassertröge. Diese wurden zur Viehtränke genutzt. Unterhalb des Dorfes wurde das Wasser, soweit es sich machen ließ, über kleine Kuppen und Hügel umgeleitet. So wurden auf einfache Weise die Wiesen bewässert. 1969 wurde eine neue Wasserleitung gebaut, die an den vorhandenen Hochbehälter der Eifelkaserne angeschlossen ist. Hier lagert ein sehr großer Wasservorrat.

Ab 1904 kam jeden Morgen ein Postzusteller in das Dorf. Wie in allen Kleingemeinden richtete man eine Posthilfsstelle ein, die in der Annahmebefugnis beschränkt war. Damit wurde der Ort auch an das Telefonnetz angeschlossen. Die Anrufe wurden in der Hilfsstelle entgegengenommen, ebenso von dort ausgeführt. Heute im Zeitalter der privaten Telefonanschlüsse und Handys ist so etwas nicht mehr vorstellbar.

In den Jahren 1921–22 wurde im damaligen Kreis Daun eine Stromversorgung aufgebaut, Elektrizität kam ins Dorf. Der Stromangebot war knapp. Die ersten Jahre durften nur 15 Watt Glühbirnen benutzt werden. Jedem Haushalt wurden nur 10 Brennstellen zugebilligt. Erst ab 1925 werden für die deutsche Landwirtschaft Elektromotoren ausgewiesen, sie waren zum Dreschen und Holzschneiden eine enorme Arbeitserleichterung. Die industrielle Massenproduktion des Radioapparates (Volksempfänger) ermöglichte vor dem Krieg schon vielen Familien in den kleinsten Dörfern die wichtigsten Nachrichten sowie Unterhaltungssendungen zu hören.

Im Jahre 1944 kam es durch die stärker werdenden Luftangriffe auf Überlandleitungen und andere Stromversorgungseinrichtungen immer häufiger zu unplanmäßigen Stromunterbrechungen, dann in der Kriegssituation für längere Zeit zum totalen Stromausfall. Die längst vergessen geglaubten Lichtquellen wie Kerzen, Petroleum, Öl und Karbidlampen kamen wieder zu Ehren. Bereits 1950 waren die Vorschriften über die Beschränkung des Stromverbrauches aufgehoben. Die Kaufkraft steigt und viele Elektrogeräte erobern den Markt. Sobald die finanziellen Mittel es erlaubten und die Voraussetzungen wie Steckdosen und Kraftstromleitungen vorhanden waren, machte sich die verdienende Bevölkerungsschicht die neue Errungenschaft zum Nutzen. Durch die Höhenlage von 475 Meter konnte 1954 schon sehr früh das erste Fernsehen im Ort auf Empfang gehen.[2]

Am 7. Juni 1969 wurde die bis dahin eigenständige Ortsgemeinde Hinterhausen mit zu diesem Zeitpunkt 77 Einwohnern nach Gerolstein eingemeindet.[4]

Der Kanalanschluss erfolgte 1983 sowohl für den Ort, als auch den Ferienpark.[2]

Historische Namen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die dörflichen Hausnamen entstanden unter Bezugnahme auf frühere Bewohner, ihre Herkunft, ihren Beruf oder eine besondere Eigenart:[2]

Hausnamen bis 1955
Name Herkunft Datum
Wewisch Weber 1903
Prejel auf der Brühl 1867
Krämisch Krämer 1870
Bakes 1781
Hansen Ardennenhaus 1856
Hommels 1913
Eisens Eis 1891
Virbrungens Brauns vorne ca. 1900
Honebrungens Brauns hinten 1860
Scholzen Schulteßen 1858
Zeiyen ehemals Luzia Hermes Zey 1838
Landenberg von Landenberg 1876
Kirchen bei der Kirche 1828
Justen Ausspruch vom Erbauer: „es geht meinem Just nicht nach“ 1832

Wolfskaul ist eine Straße bezeichnet. Vor ein paar hundert Jahren sollen, nach Erzählungen vergangener Generationen, die Wölfe abends zum Fenster hereingeschaut haben. Zum Schutz für Mensch und Haustiere wurden die Hofgebäude in lockerer Gruppierung in Form einer Ringstraße gebaut.[2]

„Litt“ ist eine Flur, die schon im Lehnsverzeichnis der Abtei Prüm 964 erwähnt wurde. Das Land gehörte zum Hofe Büdesheim. Vermutlich kam es teilweise über die Zennerei an die Burg Lissingen. Im Register sind Zehntrechte erwähnt. Dass hier keine festen Grenzen bestanden haben, belegt ein Urbar des Klosters Prüm aus dem Jahre 893. 1936 wurde „Litt“ drainiertEntwässerung, das Wasser in Drainagerohren Richtung Huntsbach abgeleitet, Ginster und Hecken gerodet. So entstand weiteres Ackerland für Hinterhausen.[2]

Hinterhausen ist gemäß Hauptsatzung einer von neun Ortsbezirken der Stadt Gerolstein. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde. Der Ortsbezirk wird politisch von einem Ortsbeirat und einem Ortsvorsteher vertreten.[5]

Der Ortsbeirat besteht aus drei Mitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer Mehrheitswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsvorsteher als Vorsitzendem.[6]

Franz-Josef Schütz wurde 2014 Ortsvorsteher von Hinterhausen, nachdem er dieses Amt bereits von 1994 bis 2004 ausgeübt hatte.[7] Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 93,18 % in seinem Amt bestätigt.[8] Zwischenzeitlich war Stefan Dahm zehn Jahre lang Ortsvorsteher.[7]

St. Lambert, Innenraum
St. Lambert, Antependium von 1748

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz (Stand: 2020) werden folgende Kulturdenkmäler genannt:[9]

  • Denkmalzone alter Ortskern mit Kapelle und Hofanlagen an der ringförmiger Straße (19. Jahrhundert)
  • Katholische Filialkirche St. Lambert, zweiachsiger Saalbau (1867), Hinterhausener Straße 14
  • Hofanlage, Wohnhaus (bezeichnet 1864), Hinterhausener Straße 8

Am 12. Januar 1953 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet. 15 junge Männer erklärten ihren Eintritt. 1959 beschloss die Gemeindevertretung, einen gemeinsamen Bau für Gefrieranlage und Feuerwehrhaus zu erstellen.[10]

Im Flur Hillenseifen und der Hufdell – Ferienpark Hinterhausen. Im Jahre 1979 wurde der Waldferienpark Hinterhausen offiziell seiner Bestimmung übergeben.[11]

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaftsgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1567 wird in der Gemeinde Hinterhausen Erz gefördert. Auch noch nach 1840–1870, nach dem Untergang der Eifler Eisenindustrie. In der Gemarkung auf dem Lahr sind heute noch Mulden in der Wiesenlandschaft, die vom Abbau der Eisenerzsteine stammen. Ebenso findet sich eine Steinbruchgrube in der Gemarkung Pärdsheck. Die obersten Schichten wurden, laut mündlicher Aussage, zur Gewinnung von Eisenerz gebraucht, die tiefer liegenden Steine als Bausteine benutzt.[2]

Von der Bundesstraße 410 Gerolstein–Prüm zweigt kurz hinter Lissingen die Kreisstraße 31 Richtung Kopp ab. Die Straße führt durch das Dorf. In zwei Kilometer Entfernung überquert sie, noch auf Hinterhausener Bann, die Kreisstraße Birresborn–Büdesheim (K 77). In der Nähe dieser Kreuzung grenzt das Flurstück „Litt“ an den Eifelkreis Bitburg-Prüm.[2]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Hinterhausen. Stadt Gerolstein, abgerufen am 2. Januar 2021.
  2. a b c d e f g h i Hinterhausener Chronik. Stadt Gerolstein, abgerufen am 3. Januar 2021.
  3. Trierer Jahrbuch VII, V III
  4. Amtliches Gemeindeverzeichnis 2006 (= Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz [Hrsg.]: Statistische Bände. Band 393). Bad Ems März 2006, S. 177 (PDF; 2,6 MB).  Info: Es liegt ein aktuelles Verzeichnis (2016) vor, das aber im Abschnitt „Gebietsänderungen – Territoriale Verwaltungsreform“ keine Einwohnerzahlen angibt.
  5. Hauptsatzung der Stadt Gerolstein vom 11. März 2020. § 2 Ortsbezirke. Stadt Gerolstein, abgerufen am 3. Januar 2021.
  6. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Ortsbeiratswahl 2019 Hinterhausen. Abgerufen am 2. Januar 2021.
  7. a b Kurzinformationen zu Hinterhausen. Stadt Gerolstein, abgerufen am 3. Januar 2021.
  8. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Gerolstein, Verbandsgemeinde, zwölfte Ergebniszeile. Abgerufen am 3. Januar 2021.
  9. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreis Vulkaneifel. (Memento vom 4. November 2020 im Internet Archive) Mainz 2020, S. 20 (PDF; 4,6 MB).
  10. Freiwillige Feuerwehr. Stadt Gerolstein, abgerufen am 3. Januar 2021.
  11. www.parkgerolstein.de

[[Kategorie:Ort im Landkreis Vulkaneifel]] [[Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Vulkaneifel)]] [[Kategorie:Ersterwähnung xxxx]] [[Kategorie:Gemeindeauflösung 1969]] [[Kategorie:Geographie (Gerolstein)]]