Benutzer:Nephiliskos/Werkstatt
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hintergründe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Unter König Den, dem fünften Herrscher der 1. Dynastie, erlangte die Ägyptische Honigbiene (Apis mellifera lamarckii) eine so hohe Bedeutung, dass sie zum Wappentier in der königlichen Heraldik erhoben wurde. Ihre Gestalt fand Eingang in die Hieroglyphenschrift und wurde in die Gardiner-Zeichenliste unter der Codierung L2 aufgenommen.[1][2] Während die symbolische wie amtliche Bezeichnung für „König“ schon unter Den die Hieroglyphe einer Binse über einem Brotlaib umfasste und Nesut gelesen wurde, so fügte Den diesem Wappen die Darstellung der Ägyptischen Honigbiene über einem Brotlaib hinzu und machte daraus das Große Wappen „König von Ober- und Unterägypten“ (Nesut-Bitj).[1]
Ausgerechnet die Honigbiene als Wappentier für ein solches Herrschersiegel zu wählen, hatte gemäß den Ägyptologen Toby Wilkinson[1] und Jochem Kahl[3] überzeugende Gründe: Die Honigbiene lieferte wertvollen Honig, der als Nahrungsmittel, Medizin, Tausch- und Handelsware sowie als Zahlungsmittel und Opfergabe Verwendung fand. Sie lieferte auch begehrtes Bienenwachs, das für die Kosmetik-, Perücken-, Kerzen- und Salbenherstellung wichtig war.[1][3] Ein weiterer Grund ist das Sammel- und Lagerverhalten von Honigbienen, das letztlich zur regen Vorratshaltung und zur Wachs- und Honigproduktion führt. Auch der Mensch neigt dazu, Lager und Vorräte anzulegen und davon zu zehren. Doch der überzeugendste Grund dürfte das ausgeprägte Sozialverhalten der Honigbiene sein: Diese Insekten sind staatenbildend, mit einer strikten Hierarchie und Sozialstruktur. Dies könnte die Alten Ägypter dazu inspiriert haben, einen Bienenstaat mit einem Menschenstaat zu vergleichen, mit dem Pharao als „Bienenkönig“ an der Spitze. Hinzu kommt die Wehrhaftigkeit der Biene, die ihren Giftstachel einsetzt, wenn sie und/oder ihr Volk bedroht werden. Auch ein Pharao musste sein Volk jederzeit verteidigen können.[3]
Das Bienenwappen hatte aber auch eine hohe, verwaltungstechnische Bedeutung: Der Träger des Bitj-Wappens besaß königliche Autorität und Verfügungsgewalt. So war zum Beispiel ein Träger des Titels „Siegler des Bitj-Königs“ als Einziger befugt, königliche Güter und Besitztümer entgegenzunehmen, zu zählen und versiegeln zu lassen.[3]
Anfänge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Anfänge der Imkerei im Alten Ägypten sind nicht mit Sicherheit bestimmbar. Aus den Regierungszeiten der Königin Meritneith und dem König Den (beide 1. Dynastie) stammen Elfenbeinetiketten und Gefäßritzungen, auf denen erstmalig der Titel „Siegler des Bitj-Königs“ erscheint.[1][3] Die frühesten gesicherten Belege für eine staatlich kontrollierte und beruflich ausgeübte Imkerei und Bienenzucht stammen aus der frühen 6. Dynastie. Im Sonnenheiligtum des Königs Niuserre finden sich die bislang ältesten Darstellung künstlich angelegter und akribisch genau kontrollierter Bienenstöcke. Die überraschend umfangreichen und bereits kanonisierten Darstellungen lassen vermuten, dass zumindest die Bienenhaltung und Honigernte schon viel früher bekannt und verbreitet gewesen sein müssen.[4][3] Hierzu verweisen Toby Wilkinson und Jochem Kahl wiederum auf die sehr frühe Einführung und Verwendung des Bitj-Wappens, was die vorgenannte Annahme untermauert. Zumindest Bienenhonig als Handelsware und Nahrungsmittel lassen sich für die frühe 1. Dynastie nachweisen, der Beginn der Eigenproduktion dürfte in der frühen Mitte des Alten Reiches zu suchen sein.[1][3]
Bedeutung und Verwendung von Honig
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nahrungs- und Süßungsmittel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Da sowohl Naturzucker (zum Beispiel Rohrzucker) als auch Industriezucker im Alten Ägypten unbekannt waren, galt Honig als das Haupt-Süßungsittel schlechthin. Im Privatgrab TT100 des hohen Beamten Rechmire (18. Dynastie; Neues Reich) nahe Theben findet sich eine Wandszene, in der Rechmire von seinen Untergebenen große Mengen an Honig präsentiert werden. In einer Folgeszene wird dieser Honig laut Darstellungen und Beischriften der häuslichen Bäckerei übergeben, um daraus süßes Brot und Kuchen zu backen.[5]
Import- und Exportware
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Medizin und Therapeutika
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl den alten Ägyptern die Existenz und medizinische Bedeutung von Bakterien und Viren unbekannt war, erkannten sie offenbar schon früh die entwässernde und desinfizierende Wirkung von Honig. Diese wird auch heute durch medizinische Studien bestätigt.[6] Für die Ärzte des Alten Ägyptens war Honig deshalb von hoher Wichtigkeit, er wurde von Patienten auch als Zahlungsmittel für die medizinische Behandlung benutzt. Im Medizinischen Papyrus Edwin Smith enthalten 30 der rund 48 beschriebenen Heilpraktiken zur Wundbehandlung Anweisungen darüber, wie Honig aufzutragen sei, besonders bei offenen und nässenden Wunden. So heißt es beispielsweise in Kolumne I, Zeile 12-18, dass eine klaffende Kopfwunde vom ersten Tag an mit rohem Fleisch abzudecken und mit in Honig getränkten, sauberen Leinenverbänden zu umwickeln sei. In Kolumne V, Zeile 5-9 werden Schnittwunden im Gesicht und an den Augenbrauen beschrieben, die ebenfalls mit Honig (und anderen Heilsalben) bestrichen werden sollen. Andere Kolumnen beschreiben Brand- und Hautverletzungen (zum Beispiel Sonnenbrand und Schrammen), die gleichsam mit Honig behandelt werden sollen.[6]
Kosmetika
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Opfergaben und Weihegeschenke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Krüge und Vasen mit Honig als Inhalt galten als beliebte Weihe- und Ehrungsgeschenke. Ton- und Keramikkrüge aus Malkatta bei Theben stammen ursprünglich aus dem Privatgrab des „Hohepriesters von Heliopolis“, Amenemhat. Zahlreiche Tintenaufschriften beschreiben „Roten Bienenhonig“ (Dunkler Honig) als Inhalt und verraten zudem, dass die Krüge als Geschenk für die Familie von König Amenhotep III. vorgesehen waren.[6]
Bedeutung und Verwendung von Bienenwachs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Medizin
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kosmetika
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Werkstoffe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- James P. Allen: The Art of Medicine in Ancient Egypt. Metropolitan Museum of Art, New York 2005, ISBN 1-588-39170-1.
- Jochem Kahl: Nsw und Bit. In: Eva-Maria Engel, Vera Müller and others: Zeichen aus dem Sand: Streiflichter aus Ägyptens Geschichte zu Ehren von Günter Dreyer (= Menes, Bd. 5). Harrassowitz, Wiesbaden 2008, ISBN 3-447-05816-1.
- Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Routledge, London/New York 1999, ISBN 0-415-18633-1.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. S. 201, 206-207.
- ↑ Gene Kritsky: The Quest for the Perfect Hive: A History of Innovation in Bee Culture. University Press, Oxford (UK) 2010, ISBN 0-199-79895-8, p.13
- ↑ a b c d e f g Jochem Kahl: Nsw und Bit. S. 307 - 327ff.
- ↑ Ethel Eva Crane: The World History of Beekeeping and Honey Hunting. Routledge, London 2013, ISBN 1-136-74670-6, S. 153.
- ↑ Sigrid Hodel-Hoenes: Life and Death in Ancient Egypt: Scenes from Private Tombs in New Kingdom Thebes. Cornell University Press, 2000, ISBN 0-801-43506-4, S. 153.
- ↑ a b c James P. Allen: The Art of Medicine in Ancient Egypt. S. 14, 42, 73.