Benutzer:Oliver.E.Ku/Fachinformationsdienst Asien

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Der Fachinformationsdienst (FID) Asien, der aus dem Sondersammelgebiet (SSG) 6.25 hervorgegangen ist, wird seit 2016 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Förderprogramms "Fachinformationsdienste für die Wissenschaft" und durch die Staatsbibliothek zu Berlin finanziert. Er hat hat das Ziel, einen am wissenschaftlichen Spitzenbedarf ausgerichteten Informationsservice für die deutschen asienbezogenen Wissenschaften (mit Fokus auf Japan, chinesischsprachige Regionen, Korea, Zentralasien und Südostasien) aufzubauen und diesen verlässlich zu betreiben. Der FID Asien betreibt zudem das Fachportal CrossAsia.

Der FID Asien setzt eine lange Tradition der Informationsressourcenbeschaffung über die Regionen Asiens der Staatsbibliothek zu Berlin fort.

Die Anfänge der FID Asien reichen bis in die Gründungszeit der "Churfürstlichen Bibliothek zu Cölln an der Spree" in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zurück, als im Auftrag des "Großen Kurfürsten" Friedrich Wilhelm erste Ankäufe chinesischer Bücher getätigt wurden.[1] Der erste Katalog zu chinesischen Schriften in der damals königlichen Bibliothek entstand durch Christian Mentzel. In den Jahren 1682/83 zählte man 276 chinesische Bände in der Bibliothek. Weitere Erwerbungen in diesem Bereich wurden erst nach 1810 getätigt. Nachdem die Verwaltung der ostasiatischen Drucke und Handschriften im 19. Jahrhundert der Handschriftenabteilung und seit 1919 der Orientalischen Abteilung unterstand, kam es am 1. Juli 1922 zur Gründung einer eigenen Ostasiatischen Abteilung. Bis zum Jahr 1943 zählte der Bestand ca. 68.000 Hefte bzw. Bände chinesischer Drucke und ca. 1.700 Hefte Handschriften sowie ca. 5.000 Bände japanischer Werke. Nennenswerte Sammlungen koreanischer Drucke oder Handschriften existierten zu dieser Zeit noch nicht.

Im zweiten Weltkrieg erlitt die Sammlung schwere Verluste. Nur etwa 24.000 der insgesamt ca. 70.000 ausgelagerten Bände und Hefte kehrten in die Orientalische Abteilung (ab 1969 Asien-Afrika-Abteilung) der Deutschen Staatsbibliothek in Berlin (Ost) zurück. Ein kleinerer Teil gelangte nach Marburg, der später in die Ostasienabteilung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin (West) zurückkehrte. Die übrigen Objekte gelten zum Großteil als verloren. Ca. 20.000 Bände und Hefte der Vorkriegssammlung befinden sich heute in der Biblioteka Jagiellonska in Krakau, Polen. Durch das 2013 gestartete "Berlin-Kraków Project" kann ein Großteil der Ostasienbestände der Biblioteka Jagiellonska heute digital genutzt und recherchiert werden.[2] Weitere Teile der Sammlung befinden sich in anderen osteuropäischen Bibliothekssammlungen.

Die Abteilungen, die jeweils in Ost- und West-Berlin für die asiatischen Bestände zuständig waren, entwickelten sich bis 1991 unabhängig voneinander. Während sich die Asien-Afrika-Abteilung an der Staatsbibliothek in Ost-Berlin vorrangig auf dem Wege des Tausches der Sammlung moderner Literatur sowie aktueller Informationsmittel aus Ostasien und dann der Erschließung derselben widmete, ermöglichte die Unterstützung der DFG der Ostasienabteilung in West-Berlin seit 1951 den Aufbau der von ihrem Bestand her umfangreichsten Ostasiensammlung Europas. Der institutionellen Vereinigung beider Bibliotheken im Jahre 1992 schloss sich unmittelbar die räumliche Vereinigung der ostasiatischen Sammlung der Asien-Afrika-Abteilung mit der Ostasienabteilung im Haus Potsdamer Straße an. Die asiatischsprachigen Bestände der Ostasienabteilung sind wesentlich durch das Erwerbungsprofil des Sondersammelgebiets Ost- und Südostasien (SSG 6.25) geprägt, welches von 1951 bis 2015 von der DFG finanziell gefördert wurde.[3]

Untern dem Namen CrossAsia wird seit 2006 das Online-Portal der Ostasienabteilung betrieben und bietet Zugriff auf elektronische Datenbanken und digitale Ressourcen mit wissenschaftlichen Informationen aus dem Bereich der Asienwissenschaften.[4]

2016 richtete die Ostasienabteilung als Nachfolger des SGG 6.25 den FID Asien ein, der durch das DFG-Programm "Fachinformationsdienste für die Wissenschaft" und die Staatsbibliothek zu Berlin finanziert wird. Die regionalen und sprachlichen Schwerpunkte liegen auf Japan, chinesischsprachige Regionen, Korea, Zentralasien und Südostasien.

Durch die mehr als 300-jährige Sammlungsgeschichte verwaltet und erweitert der FID Asien heute eine der größten Sammlungen asiatischer Originalschriften aus und über vornehmlich Ostasien Europas.

Der FID Asien ist zuständig für die Erwerbung, Erschließung und Nutzbarmachung von Literatur in den Sprachen Ost-, Südost- und Zentralasiens. Für Ost- und Zentralasien beinhaltet dies Chinesisch, Japanisch, Koreanisch, Mongolisch, Tibetisch und Minderheitensprachen Chinas, für Südostasien die Sprachen der Länder Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Timor-Leste und Vietnam. Darüber hinaus wird Literatur in westlichen Sprachen über den ost-, südost- und zentralasiatischen Raum erworben.[1]

Neben gedruckten Quellen stellt der FID Asien über das Portal CrossAsia auch zahlreiche digitale Informationsquellen und Datenbanken bereit. Mehr als 230 digitale Datenbanken können heute über CrossAsia genutzt werden.

Die Ostasienabteilung hat in diesem Zusammenhang die Aufgabe der überregionalen wissenschaftlichen Literaturversorgung. Insbesondere als Leitstelle für den Blauen Leihverkehr (BL) ermöglicht die Ostasienabteilung den direkten Fernleihverkehr für Literatur in den Sprachen der Region zwischen der Ostasienabteilung und den jeweils angeschlossenen Fachinstituten der Universitäten und anderen Einrichtungen.[5]

Der FID Asien arbeitet kontinuierlich an der Vernetzung mit anderen FID. Die wichtigste Kooperationsgruppe darunter ist das "FID-Netzwerk Asien". Hier arbeiten mehrere regionale Fachinformationsdienste zusammen, um für die asien- und orientwissenschaftliche Forschung Informations- und Quellenmaterial mit hohem fachlichen Spezialisierungsgrad bereitzustellen. Dabei koordinieren die einzelnen FID ihre Erwerbungsaktivitäten, um eine optimale regionale Abdeckung sicherzustellen und auch dem transregionalen Charakter vieler Forschungsfragen Rechnung zu tragen. Wünsche und Nachfragen zu asienspezifischen Materialien aus den Geistes-, Sozial-, Religions- und Literaturwissenschaften, die den engeren regionalen Rahmen eines einzelnen FID überschreiten, werden somit im Netzwerk kooperativ bedient.

Darüber hinaus entwickelt das Netzwerk in enger Absprache  Servicedienstleistungen, die für asienwissenschaftliche Fragestellungen typische Spezifika adressieren, so z.B. die Standardisierung von Metadaten in Original- und Umschriften, die Verbesserung von OCR- und Transkriptionssoftware für nichtlateinische Schriften, die Besonderheiten beim Forschungsdaten-Management von asienrelevanten Materialien und weitere mehr. Dem Netzwerk gehören die folgenden FID an:

Kategorie:Asien

  1. Klaproth, Julius: Verzeichniss der chinesischen und mandshuischen Bücher und Handschriften der Königlichen Bibliothek zu Berlin. In: Digitalisierte Sammlungen der Staatsbibliothek zu Berlin. In der Königlichen Druckerei, Paris, 1822, abgerufen am 19. September 2022 (deutsch).
  2. Berlin-Kraków Project: The Virtual Reconstruction of the Old East Asia Collection of the Prussian State Library. Abgerufen am 19. September 2022 (amerikanisches Englisch).
  3. DFG: Richtlinien zur überregionalen Literaturversorgung der Sondersammelgebiete und Virtuellen Fachbibliotheken. In: DFG. DFG, 1. März 2013, S. 36, abgerufen am 19. September 2022.
  4. Redaktion H-Soz-Kult: Forum: Interview zum FID CrossAsia-Asien mit Nicola Spakowski (Univ. Freiburg) und Matthias Kaun (Staatsbibliothek zu Berlin) | H-Soz-Kult. Kommunikation und Fachinformation für die Geschichtswissenschaften | Geschichte im Netz | History in the web. 19. September 2022, abgerufen am 19. September 2022.
  5. CrossAsia | Blauer Leihverkehr. Abgerufen am 19. September 2022.
  6. Kooperationspartner. Abgerufen am 19. September 2022 (de-DE-formal).