Benutzer:Ossborn/MINERVA – Zeitschrift für Notwehr und Philosophie
MINERVA
| |
---|---|
Fachgebiet | Literatur und Philosophie |
Sprache | Deutsch |
Verlag | Minerva |
Hauptsitz | Berlin |
Erstausgabe | 1987 |
Einstellung | 1991 |
Verkaufte Auflage | 1000 Exemplare |
Chefredakteur | Paul M. Waschkau |
Herausgeber | Redaktion |
Weblink | archipel23.de/MINERVA/minerva.htm |
ISSN (Print) | 0938-6890 |
MINERVA – Zeitschrift für Notwehr und Philosophie war eine deutschsprachige Alternativzeitschrift für Literatur, Essayistik und Philosophie. Sie erschien von 1987 bis 1991 vorwiegend in West-Berlin.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Minerva war zunächst eine „Institutspostille“ am philosophischen Seminar der FU Berlin. Im Zuge eines Redaktionswechsels und Umbenennung in Zeitschrift für Notwehr und Philosophie erschien sie von 1987 bis zu ihrer Einstellung 1991 als eigenständiges Theorie- und Literaturmagazin. Mit einer Auflage zwischen 500 und 1500 Exemplaren war die Minerva – nach eigenen Angaben – nicht nur flächendeckend im West-Berliner Buchhandel, sondern auch an speziellen Kulturorten und in Kinos erhältlich; zudem in westdeutschen Unistädten wie Hamburg, Hannover, Oldenburg und München.
Redaktion und Autoren
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben dem Autor und Dramatiker Paul M. Waschkau, der als „Chefredakteur“ fungierte, bestand die Redaktion aus einer wechselnden Besetzung. Dazu zählten temporär Andreas Dury, Konradin Leiner alias QRT, Wolfram Hasch, Ela Adelberger und Gregor Mirwa. Autoren waren u. a. Olaf Arndt, Enno P. Gramberg, Jörg Fauser, Pierangelo Maset, Olga Martynova, Jürgen Ploog, Norbert Tefelski, Agnes Vennen, Katrin de Vries, Johanna Walser, F. Wulf und viele andere.
Inhalt und Wirkung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Minerva publizierte Texte aus Literatur, Essayistik und Philosophie – vorwiegend jüngerer Autoren. Sie war damit ein wichtiges Forum für Nachwuchsautoren. Schwerpunkte waren Lyrik, Prosa, Drama, Essay, Literaturkritik, Theaterkritik, RAF, Postmoderne und experimentelle Philosophie. Daneben sorgten große Interviews mit zeitgenössischen Denkern wie Paul Virilio, Víctor Farías[1], Ulrich Sonnemann, Jean-François Lyotard, Dietmar Kamper[2] für mediale wie öffentliche Aufmerksamkeit, die Auflagenstärke und Verbreitung der Zeitschrift garantierten.
Kollaborationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Autoren präsentierten die Minerva zudem in Lesungen, in Nachtflug-Sendungen bei Radio 100 Berlin[3] und kooperierten mit Performancegruppen wie „Schafott Drammat“ und dem RA.M.M./ZATA-Theater.[4] Im Zuge eines durch den Berliner Kultursenat geförderten Literaturaustausches mit der Leningrader Gruppe „Kamera Chraneninja“ um Oleg Jurjew und Olga Martynova reisten im September 1990 zunächst vier Minerva-Autoren zu Lesungen nach Leningrad. Die Gegeneinladung nach Berlin erfolgte im November 1990. Die genannten Autoren leben seither in Deutschland.[5]
Presseschau und Reaktionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ausgaben der Minerva wurden in Zeitschriftenschauen der taz als auch im Berliner zitty-magazin regelmäßig kommentiert. Insbesondere die Ausgaben mit mehrseitigen Interviews mit philosophischen Köpfen der Zeit sorgten für Aufmerksamkeit. In seiner 2wöchentlichen zitty-Kolummne „postscriptum“ wies Bruno Preisendörfer (Kürzel pB) stets auf aktuelle Ausgaben hin und reflektierte kritisch die exzentrischen Ansätze der „Minerva“. Anläßlich eines „Habermus-Comics“ und der polemischen Flugschrift „Zombies-Peinsäcke-Todgeburten“[6] über den Literaturbetrieb beliebäugelte pB die Minerven als „Wortwerfer, Satzwürger, und Hirnbohrer“, die auch auf seinen „Kopf zu scheißen versuchten“. Der damalige Leiter des Berliner Literaturhauses Herbert Wiesner äußerte sich zu den herpes-Vorwürfen in einer 3seitigen Stellungnahme und bat um Abdruck, was die „Minerven“ jedoch aus Platzmangel verweigerten. In der Flugschrift 2 („Sieben Gründe die Minerva einzustellen“) zitierten sie dann auschließlich aus dem „Leserbrief“ des Literaturhausleiters.
Die Kultursendung „kunstrausch“ bei Radio 100 berichtete ähnlich mokiert[7] über die „Minerva- Hörspielkomposition“ „Die Enge der Zeit ist die Wurzel des Bösen“[8].
Das Leningrader Abendblatt vom 28. September 1990 ging ausführlich auf den Literaturaustausch mit der Autorengruppe „Kamera Chraneninja“ ein. Der Artikel „MINERVA hier – MINERVA dort“ stellte den philosophisch/literarischen Ansatz der Zeitschrift vor, reflektierte die expressive musikalische Vortragsart des Dichters Enno P. Gramberg wie das im „Da/Net-Theater“ zweisprachig vorgestellte Drama „Radial Elektra 2“ von Paul M. Waschkau. Zudem beschrieb der Artikel das für russische Kulturschaffende interessante Konzept der Existenzmöglichkeit einer freien Alternativzeitschrift unter kapitalistischen Bedingungen.
Im Stadtmagazin tip Berlin lotete Norbert Tefelski angesichts des ankündigten Endes in seiner Interviewserie „Auf ein Wort“ mit dem Chefredakteur Paul M. Waschkau die Lage der „Eulen der Minerva“ und ihrer zukünftigen Flugrichtung aus.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Verfügbarkeiten der Minerva in öffentlichen Bibliotheken
- MINERVA – Zeitschrift für Notwehr und Philosophie 1987–1991; Archiv
- Bin auf Montage. Zur Anarchie der Wörter, Paul M. Waschkaus Rede über Minerva im Gogol-Institut Leningrad am 25. September 1990; veröffentlicht in Minerva; Heft S16, 1991.
- MINERVA auf invasor.org
- Martin Pesch: Zeitschriften. In: taz.de. 24. Mai 1991, abgerufen am 6. September 2024.
Pressesplitter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- zitty-magazin Berlin über Minerva in: zitty 17/1988 > bzgl. Interviews mit W. Lefevre (Hegel-Gesellschaft) & Victor Farias explosionsartig berühmtes Buch „Heidegger et le Nazisme“
- zitty 02/1989 > MINERVA 10 – 1988 über philosophische „Pornographie und Metapher“ sowie das große Interview mit Paul Virilio „Zur Permanenz des Ausnahmezustandes“
- zitty 23/1990 > über das Interview mit Ulrich Sonnemann und die polemische herpesFLUGSCHRIFT „Zombies-Peinsäcke-Tod.Geburten“ in Minerva 15
- zitty 22/1991 > Über „die Wortwerfer, Satzwürger, Hirnbohrer“ der Zeitschrift Minerva; Schafott Drammat & die Kooperation mit dem R.A.M.M./ZATA_Theater
- zitty_Radio Berlin am 20. Januar 1990 im Interview „Zähne klappern“ mit Agnes Vennen & Paul M. Waschkau angesichts der Minerva_Literaturperformance „HARTE ZIELE WEICHE ZIELE“ im R.A.M.M./ZATA_theater
- Leningrader Abendblatt v. 28. September 1990 „MINERVA hier – MINERVA dort“ anläßlich des Minerva-Besuches in Leningrad; in einer Übersetzung von Andrea Zink.
- Radio 100 am 26. November 1990 anläßlich des Literaturaustausches der Minerva mit den Leningrader Autoren in einer 1stündigen Sondersendung im Gespräch mit Andreas Dury (Minerva) sowie Oleg Jurjew & Olga Martynova (Kamera Chraneninja) unter dem Titel „Leningrader Elegien“ in Berlin.
- tip (Zeitschrift) - Stadtmagazin Berlin (10; 1991): AUF EIN WORT; Norbert Tefelski im Gespräch mit Paul M. Waschkau über die Lage der „Eulen der Minerva“.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ „Philosoph als Führer; taz vom 6. August 1988.
- ↑ Walter Albert: Atlantis GESUCHT. In: taz.de. 23. Juni 1989, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ MINERVA MedienMutationen im radiophonen Sektor Berlin 1989. In: archipel23.de. Abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ Claudia Wahjudi: Schlachten auf dem Schafott. In: taz.de. 2. Februar 1990, abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ MINERVA LITboys met Kamera Chraneninja in 1990 in Leningrad & Berlin. In: archipel23.de. Abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ [1] Zombies-Peinsäcke-Todgeburten; herpes über den offiziellen Literaturbetrieb Berlins in Literarische Flugschrift.1 und Minerva 15 - 1990
- ↑ [2] „Kunstrausch“ antwortet!
- ↑ [3] Minerva-Hörspielkomposition mit Interview-Cuts; Textfetzen & Wortmuskeln aus MINERVA 10, S, 798/799 u.a.; Regie & Dramaturgie: Paul M. Waschkau # URsendung am 10.5.1989 im „Nachtflug“ von RADIO 100 Berlin
Kategorie:Philosophiezeitschrift (Deutschland)
Kategorie:Literaturzeitschrift (Deutschland)
Kategorie:Ersterscheinung 1987
Kategorie:Erscheinen eingestellt 1991