Benutzer:PhiKUDM/Spielplatz
QWIEN – Entstehungsgeschichte
QWIEN ging aus dem Verein Ecce Homo hervor. Als Initiator galt der deutsche Dramaturg und Aktivist Jochen Herdieckerhoff, der im Jahre 1996 ein Festival organisierte. Er folgte dabei den in vielen anderen Ländern schon stattfindenden CSD „Christopher Street Day“ Paraden. Dieser erhielt durch provokante Plakatreihen und Auftritte gemeinsam mit anderen Künstlern Aufmerksamkeit. 2001 wurde das Projekt von Hannes Sulzenbacher, einem österreichischen Theaterwissenschaftler, Kurator, Ausstellungsmacher und Schriftsteller, übernommen. Zwischen 2002 und 2004 fand eine Veranstaltung mit dem Titel „Wien ist andersrum“, eine Replik auf den Spruch der Wien- Werbung „Wien ist anders“, statt. Einen umstrittenen Höhepunkt in der Geschichte des Festivals war sicherlich die Plakataktion gegen die FPÖ/ÖVP Regierung unter Wolfgang Schüssel und Jörg Haider im Jahre 2000. Mit Sprüchen wie „Jörg ist schwul“ oder „Wolfgang ist eine richtige Sau“ spaltete diese Aktion das Land. Aber ebenso wichtig war auch die Förderung heimischer Künstler. So hatten zum Beispiel „Villa Valium“ oder Chanteuse Lucy McEvil auf dem „Wien ist andersrum“ ihre ersten Erfolge.
Die „Europride“ im Jahre 2001 sollte das letzte „Wien ist andersrum“-Festival sein, an welchem Jochen Herdieckerhoff mitarbeitete. Er übergab die Leitung von Ecce Homo an Hannes Sulzenbacher, welcher schon seit 1998 das Festival mitorganisierte. In Zuge dessen wurde öffentlichkeitswirksam einen Monat lang ein Festzelt auf der Wiese des Votivparks aufgestellt und bespielt. Aufgrund massiver Verschuldungen aus den Vorjahren fand im Jahr 2003 kein Festival statt. Die Schulden beliefen sich auf rund 90. 000 Euro und wurden von der Stadt Wien übernommen, allerdings wurde dafür von der Wiener Regierung das Subventionsbudget des Jahres 2003 verwendet. Die „Grünen andersrum“ kritisierten den Entscheid der Regierung scharf als „kulturpolitischen Humbug“ und betonten die Wichtigkeit von Kontinuität, und Weiterentwicklung. Der Vorsitzende Hannes Sulzenbacher nahm teilweise die Schuld für die Verschuldung auf sich und seinen Vorgänger. Allerdings sah er auch Franz Morak, den damaligen Kunststaatssekretär in der Verantwortung, welcher seit dem Jahre 2000 die Bundessubvention von 25. 400 Euro gestrichen hatte. Im Jahre 2004 fand „Wien ist andersrum“ wieder statt.
Im Jahre 1998 veröffentlichten Andreas Brunner, ein österreichischer Historiker, Ausstellungskurator und Wiener Stadtführer, und Hannes Sulzenbacher einen Wien-Reiseführer mit dem Titel „Schwules Wien. Reiseführer durch die Donaumetropole“. Neben Spaziergängen durch die Stadt und einem umfangreichen Serviceteil versuchten die beiden Herausgeber auf über 100 Seiten erstmals die Geschichte Homosexueller vom Mittelalter bis in die Gegenwart zu dokumentieren. Da nur wenig universitäre Forschung zu diesem Thema vorhanden war und es bis zu diesem Zeitpunkt kaum Institute gab, die Materialien zur homosexuellen Geschichte sammelten, war die Recherche sehr aufwendig. Im Zuge dieses Projektes entstand daher die Idee einer Sammelstelle für alle Materialien, die sich mit homosexueller Geschichte befassen. Vorbilder dafür waren unteranderem das Stichwort-Frauen und Lesbenarchiv in Wien, das Schwule Museum in Berlin und das IHLIA (früher HomoDoc) in Amsterdam.
Ecce Homo veranstaltete im Jahre 2005 die Ausstellung „geheimsache:leben. Schwule und Lesben im Wien des 20. Jahrhunderts“ mit über 700 Objekten. Im Zuge der Vienna Pride 2007 organisierte Ecce Homo die Ausstellung „Paul Pichier – Das Negativwerk“ im Nestroyhof in Zusammenarbeit mit fotoK-Fotokolleg. Paul Pichiers Fotografien, die auf über 750 Glasplattennegativen im Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek erhalten sind, zeigen Genreszenen, Naturfotografie und Knabenakte und wurden als Diaprojektionen präsentiert.[1]
Im Herbst 2007 wurde Ecce Homo in QWIEN – Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte umbenannt und wurde von Andreas Brunner neu entworfen, strukturiert und ausgerichtet. Das Zentrum QWIEN sollte sowohl Kulturveranstalter als auch Archiv und historische Forschungsstelle sein.
- ↑ Das erahnte Gesamtwerk. In: derStandard.at. 21. Mai 2007, abgerufen am 30. Mai 2019.