Benutzer:Rolf Schi/Hausmüll-Recycling
Beginn des Hausmüllrecycling in einer Konsumgesellschaft
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Oberland Glas AG (heute Saint Gobain S.A.) in Bad Wurzach hatte etwa 1972 begonnen, in Stahlmulden gesammeltes Altglas aus Haushalten wieder zu verwenden, da das im Allgäu gelegene Unternehmen hohe Kosten für die Glasrohstoffe aus dem Raum Frechen / Köln aufbringen musste. Hierzu gründete sie die Süddeutsche Altglas Recycling (SAR). Das Hauptmotiv war der rohstoffferne Standort der Oberland-Glas.
Eine Gruppe früh umweltbewusster Bürger mit dem Namen „Arbeitskreis für Umweltschutz“ in und um Konstanz hatte in dieser Zeit in St. Gallen/ Schweiz die Getrenntsammlung von Papier in Säcken aus Haushalten kennen gelernt. Sie drängte den damaligen Innenminister Maihofer (FDP), der am Bodensee seinen Wahlkreis hatte, der Sache nachzugehen.
Dornier- System GmbH, Friedrichshafen, bot folglich Innenminister Maihofer an, in Konstanz einen systematischen Feldversuch zur Getrenntsammlung von Glas und Papier aus Hausmüll zu starten, um die Mitarbeitsbereitschaft der Bevölkerung in einer Konsumgesellschaft zu testen. Die Sammlungen für eine Fraktion aus Glas und Papier begann im März 1975.
Sieben Versuchsgebiete (A bis E) in verschiedenen Siedlungsgebieten mit unterschiedlicher Baustruktur (Altstadt, Reihenhäuser, Einzelhäuser, Hochhäuser) und sozialem Umfeld (Gebiete mit überwiegend Arbeiterbevölkerung, Beamte / Angestellte, Selbständige) erhielten verschiedene Systeme zur Erfassung von Glas, Papier und Restmüll. Die Wertstoffaufkommen der Gebiete sollten durch Paarvergleiche auf mögliche Unterschiede bei Mitarbeit der Bevölkerung, der Mengen und des Wertstoffrücklaufs untersucht werden. Die Frage der Motivierbarkeit der Bevölkerung in einer Konsumgesellschaft war völlig offen und auch, welche Kosten für die Stoffrückgewinnung durch Getrenntsammlung entstehen. Der Rohstoff Altglas konnte schon seinen Abnehmer in der Glashütte in Bad Wurzach finden und das Altpapier verarbeitete eine kleine Papiermühle der Fa. Fischer in Furt bei Ravensburg.
Das während des Versuches gegründete UBA unter Prof. Werner Schenkel kämpfte auf Grundlage der erfolgreichen Versuche anschließend gegen Widerstände der Deponie- und Müllverbrennungsanlagenbetreiber für dieses rohstofferhaltende Verfahren. Etwa 10 Jahre später wurde es deutschlandweit eingeführt nachdem auch Versuche in den Niederlanden die positiven Versuchsergebnisse bestätigt hatten.
Ein kurzer Einblick in das Versuchsergebnis: Das Aufkommen an Wertstoffen ist abhängig von der Bequemlichkeit der Erfassungssysteme. Das von Dornier-System GmbH in die Diskussion gebrachte Mehrkammer-Müllsystem (MKMS, später Mekam), bei dem zwei Müllfraktionen getrennt aus einem Müllbehälter mit Trennwand gleichzeitig in ein Müllfahrzeug mit Trennwand geleert werden, brachte in einem nachfolgenden Versuch deutlich noch höhere Rücklaufquoten und geringere Sammelkosten.
Es zeigte sich, dass nur die systemlose Sammlung von Papier wirtschaftlich arbeitete. Sie ist aber für Müllwerker nicht zumutbar.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rolf Schiller: Getrennte Hausmüllsammlung. Untersuchung über die Trennung und Verwertung von Papier und Glas aus Hausmüll, dargestellt am Beispiel der Stadt Konstanz. Dornier System GmbH Friedrichshafen, Abschlußbericht Februar 1977 für das UBA.
- Helmut Rauschenberger: MKMS Mehr Kammer Müll System zur getrennten Erfassung der Wertstoffe aus dem Hausmüll Phase I: Experimentalprogramm in der Stadt Konstanz. Dornier System GmbH Mai 1980 für das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT)
- J. van Tubergen et al.: Beperking en hergebuik van afval van partikuliere huishoudingen. SVA punlikatie 47 Rapport 3550. Amersfoort /NL Dez. 1980
- Rolf Schiller: Kabale um Hausmüll oder warum vor Ihrem Haus viele bunte Mülleimer stehen. Verrai Verlag Stuttgart, ISBN 978-3-946834-38-0.